MiR: Mefistofele (Spielz. 10/11)

Immer mal wieder für ein Spektakel gut - deshalb hier der Film über die 5.ten Gelsenkirchener Spektakelfeiern.
Andere Themen rund ums MIR haben hier auch Platz

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Josel
Beiträge: 3778
Registriert: 08.01.2007, 15:47
Wohnort: Ex-Hugingthorpe

MiR: Mefistofele (Spielz. 10/11)

Beitrag von Josel »

Ui, die WAZ hatte jüngst bei Mefistofele aber alles andere als einen schönen Premieren-Abend:

http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... rwestenRSS

"Hängebrüste" werden dort beklagt und dass die Inszenierung "zwischen Provokations-Klischee, Einfallslosigkeit und mangelndem Niveau" schwankte.

Naja, zumindest Letzteres gibt mir vielleicht die Gelegenheit, als Süd-Gelsenkirchener und bekennender Ückendorfer mal wieder das MiR zu besuchen, ohne da gleich negativ aufzufallen. :-)

Karten sind geordert. Ich werde gelegentlich berichten.

Hat's von Euch schon jemand gesehen?

J.
Zuletzt geändert von Josel am 28.09.2010, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.

axel O
Abgemeldet

Beitrag von axel O »

Seien wir ehrlich: ein paar Buh-Rufer haben wir in fast jeder Inszenierung. Das gehört halt dazu. Es gibt halt immer noch Leute, die können den Othello nur in Puderhosen ertragen.
Kommt er im Kampfanzug (was ja passt), so gits kräftig Buh - zumindest am Schluss, wenn der Regisseur auf die Bühne kommt. Und wenn dann auch noch ein Rollstuhl umgeschmissen wird.....

Ich hatte gerade mit einem GG-Mitglied getextet. Die Mefistofele-Premiere wurde hochgelobt.
Ich hatte bis jetzt nur die Möglichkeit, einer kleinen Probe beizuwohnen, war aber recht angetan.
Mein abschliessendes Urteil bilde ich mir, wenn ich die Oper ganz gesehen habe.

Bild

Benutzeravatar
rabe489
† 22.11.2011
Beiträge: 6706
Registriert: 21.01.2007, 10:42
Kontaktdaten:

Beitrag von rabe489 »

Wenn ich lese,
Gott ... ist ein lakonischer, E-Gitarre spielender, von zwei geflügelten Erzengeln begleiteter Zwerg,...
, dann kann ich mich nur an Kopf fassen.

Anscheinend ist die Welt noch nicht irrsinnig genug, die Bühne muß diesen Irrsinn auch noch verdoppeln. Zum Amusement einiger weniger Narren, die das Ganze auch noch beklatschen.

Rabe

Josel
Beiträge: 3778
Registriert: 08.01.2007, 15:47
Wohnort: Ex-Hugingthorpe

Beitrag von Josel »

Ok - ok, klatschen werde ich dann also nicht :wink: 8) :roll:

Wobei, lieber Rabe, mich folgender Einwand von Dir wirklich fasziniert und vielleicht sogar etwas irritiert:
rabe489 hat geschrieben:Wenn ich lese,
Gott ... ist ein lakonischer, E-Gitarre spielender, von zwei geflügelten Erzengeln begleiteter Zwerg,...
, dann kann ich mich nur an Kopf fassen. Anscheinend ist die Welt noch nicht irrsinnig genug, die Bühne muß diesen Irrsinn auch noch verdoppeln.
Denn bislang hätte ich immer gedacht, wenn überhaupt irgendeiner hier in den GGs die E-Gitarre usw. erklären könnte, dann am ehesten Du. Und das meine ich jetzt völlig ernst. Immerhin kamst Du ja vor ein paar Jahren auf diese faszinierende Idee:
rabe489 hat geschrieben:Jürgen Kramer: Vermessung des Nichts, ca. 1971:
Bild
Mir würde - zu meinen Bedauern - weder Gott mit E-Gitarre noch so eine Aktion mit der Messlatte einfallen...

(Ich würde jetzt gern fragen, ob dazwischen wirklich ein soo riesiger Unterschied besteht, aber irgendwie traue ich mich nicht ;-)... Wahrscheinlich würde ich mich wieder als Banause outen - und da haben selbst Ückendorfer einen Rest an Stolz).

Oder geht es Dir bei Deiner Kritik um den religiösen Ansatz, dass die Gitarre womöglich etwas blasphemisches haben könnte?

J.

Benutzeravatar
rabe489
† 22.11.2011
Beiträge: 6706
Registriert: 21.01.2007, 10:42
Kontaktdaten:

Beitrag von rabe489 »

Lieber Josel,
bitte nicht so behutsam - ich kann schon einiges vertragen, wenn es denn wahr ist.

Auch wenn es der graue Mantel der Gelsenkirchner Langeweile verdeckt, mein Gespür sieht die Welt am Abgrund oder besser gesagt, an den Klippen der Nichtigkeiten zerschellen.

Mit 21 Jahren - unter dem prägenden Eindruck der Bühne (Becketts "Warten auf Godot") -
war ich während meines Studiums mit dem Nichts beschäftigt und habe das in einer Aktion 1971 "Vermessung des Nichts" auf eine fast humorvolle Art verbildlicht.

Vielleicht war ich damals Existentialist, wie Johannes Stüttgen meint.

Was die E-Gitarre betrifft, so habe ich sie selbst bedient. 1981 habe ich bei der FIU-Veranstaltung in Essen gemeinsam mit Silvia James mein "Opus posthum" aufgeführt. Ein Teil der Komposition bestand darin, dass ich mit Gitarre und aufgedrehtem Tonabnehmer blind vor die Wand gelaufen bin, wobei die Gitarre von der Schulter geschleudert mit einem Getöse zu Boden fiel. Rock Session, das Jahrbuch für Rockmusik bei Rowohlt, berichtete darüber.

Ich weiß, so was zeigt, dass ich es manchem nicht einfach mache.

Ich erwarte von einer hochsubventionierten Kultur, dass sie entsprechend etwas anzubieten hat und nicht im Klamauk frohlockt. Was unsere "hohe" Kultur anzubieten hat, ist nämlich oft nicht mehr als Klamauk mit der Berechnung, in dieser kaputten Spaßgesellschaft noch Zuspruch zu bekommen.

So geht das nicht.

Rabe

Josel
Beiträge: 3778
Registriert: 08.01.2007, 15:47
Wohnort: Ex-Hugingthorpe

Beitrag von Josel »

rabe489 hat geschrieben:Ich erwarte von einer hochsubventionierten Kultur, dass sie entsprechend etwas anzubieten hat und nicht im Klamauk frohlockt. Was unsere "hohe" Kultur anzubieten hat, ist nämlich oft nicht mehr als Klamauk mit der Berechnung, in dieser kaputten Spaßgesellschaft noch Zuspruch zu bekommen.
Naja, wenn ich Intendant wäre, und den von Dir beschriebenen Ansatz tatsächlich verfolgte, würde ich doch wahrscheinlich das ganze Jahr Die Rocky-Horror-Picture-Show und My fair Lady im Wechsel spielen. Oder anders gesagt: Ich glaube, dass man die Spaßgesellschaft mit solchen E-Gitarren-Einlagen eher verschreckt; diese Gesellschaft will zwar Spaß, aber keine Irritation, denn diese zwingt zum Nachdenken und Nachdenken ist anstrengend und damit vielleicht für Viele eher das Gegenteil von Spaß.

Forderst Du nicht letztlich auch "Othello in Pluderhosen", wie Axel so schön schreibt?

J.

axel O
Abgemeldet

Beitrag von axel O »

Um nochmals auf den Mohren im Dienste Venedigs zurückzukomen:
Die Inszenierung Anfang der 80er zog auch den eien oder anderen Buh-Ruf nach sich.
Othello im Kampfanzug , die Uzi an der Schulter hängend, hat manchen verstört.
Hier ging es zum einen um Reflexion auf eine immer gewaltbereitete Geselschaft , gleichzeitig vor dem Hintergrund der Konflikte in Belfast und Londonderry. Othello war ein Söldner. Okay, damals in Pluderhose mit Degen, heute halt anders. Das verstört mich zumindest nch nicht.
Gefährlich wirds, wen man den Grat zum Klamauk übeschreitet oder zu plakativ iwrd.
Das Glockenspiel in der letzten Zauberflöte, ein staubender Greis an einem Spinett den man aus einer Kiste mit der Aufschrift "Zauber" holte, brachte zustimmendes Schmunzeln und ich fand diesen Einfall sehr passend für eine neue,frische Inszenierung (die auch Pluderhosen benutzte).

Das Verlegen der Handlung von "Figaros Hochzeit" in ein Apartment der 90er in New York
sorgte halt erst auch für Stirnrunzeln, bekam dann aber beste Kritiken. Der Sellars-Bonus vielleicht ?

Egal.... man muß vorsichtig sein, wie weit man geht und welche Grenzen man überschreitet oder zu überschreiten bereit ist. Ich werde mir emin Urteil blden.

PS: Mein Gott spielt auch E-Gitarre und ist im Übrigen immer gut drauf. (anders könnte er den Wahnsinn seiner Schöpfung garnicht ertragen)

Benutzeravatar
Paul Herbstwald
Beiträge: 614
Registriert: 17.09.2010, 22:58

Absolut Nichts

Beitrag von Paul Herbstwald »

Seit einer Freikarte für den Theaterkarneval

in den 80ern wird der Bereich von mir gemieden,

das Vorurteil hat sich festgesetzt, dass dort eben nix anderes läuft.

[center]"Die Vermessung des Nichts" von Jürgen Kramer aus 1971 ist eine gelungene,

herausragende Umsetzung mit den bescheidenen Mitteln der Fotografie.
[/center]
Ein auch beachtliches Werk mit ähnlichem Thema entstand bereits 1936

http://sammlung-online.museum-folkwang. ... detailView

[center]"Der Apotheker von Ampurias auf der Suche nach absolut Nichts"
von Salvador Dali.[/center]

[center]Vorsicht Kunst, betrachten auf eigene Gefahr![/center]

axel O
Abgemeldet

Beitrag von axel O »

Seit einer Freikarte für den Theaterkarneval

in den 80ern wird der Bereich von mir gemieden,

das Vorurteil hat sich festgesetzt, dass dort eben nix anderes läuft.
eben.... :wink:

Josel
Beiträge: 3778
Registriert: 08.01.2007, 15:47
Wohnort: Ex-Hugingthorpe

Re: Absolut Nichts

Beitrag von Josel »

Paul Herbstwald hat geschrieben:Seit einer Freikarte für den Theaterkarneval in den 80ern wird der Bereich von mir gemieden,
Naja, ist das nicht ungefähr so, als wolltest Du z.B. eine Ausstellung im Museum Folkwang nur nach ihrem Plakat beurteilen?

J.

Benutzeravatar
Tanja
Beiträge: 1650
Registriert: 28.08.2007, 16:07
Wohnort: Gelsenkirchen-Altstadt

Beitrag von Tanja »

rabe489 hat geschrieben:Ich erwarte von einer hochsubventionierten Kultur, dass sie entsprechend etwas anzubieten hat und nicht im Klamauk frohlockt. Was unsere "hohe" Kultur anzubieten hat, ist nämlich oft nicht mehr als Klamauk mit der Berechnung, in dieser kaputten Spaßgesellschaft noch Zuspruch zu bekommen.

So geht das nicht.

Rabe
Rabe, warum so erzürnt? In diesem Fall wurde uns unsere hochsubventionierte "hohe Kultur" von einer einzigen Meinung (Mario Storck) erklärt. Vielleicht sich doch mal in den "Mainstream-Tempel" trauen...

Ich hab mir am Freitag die Premiere angetan. Offengestanden muss ich zugeben, dass ich die Inszenierung nicht verstanden habe. Ein reizüberflutendes überladenes Bühnenbild verwirrte mich. Und, wo kamen nur die ganzen Pädophilen her???

ABER: Ich gehe seit rund zehn Jahren recht regelmäßig (berufsbedingt) ins Musiktheater und erlaube mir eine Meinung. Ich habe seit einigen Spielzeiten mal wieder eine Musik erleben dürfen, die mich aufs Tiefste rührte!!!

Tanja
"Mein Hund ist als Hund eine Katastrophe - aber als Mensch unersetzlich!" (Johannes Rau)

Benutzeravatar
Paul Herbstwald
Beiträge: 614
Registriert: 17.09.2010, 22:58

Rollenspiele

Beitrag von Paul Herbstwald »

Josel hat geschrieben:
Paul Herbstwald hat geschrieben:Seit einer Freikarte für den Theaterkarneval in den 80ern wird der Bereich von mir gemieden,
Naja, ist das nicht ungefähr so, als wolltest Du z.B. eine Ausstellung im Museum Folkwang nur nach ihrem Plakat beurteilen?

J.

[center]Ich bin damals in der Karnevals-Veranstaltung gewesen,

seitdem habe ich Angst, für diese Dauerkarte

noch nachzahlen zu müssen,

denn nach dem Verlassen des Gebäudes gibt es Zugabe

auf Zugabe.

Ein Plakat ist da manchmal eine angenehme Unterbrechung,

die Konzentration auf absolut nichts die Möglichkeit, das Bühnenbild

zu wechseln[/center]

[center]Theater, wem Theater gebührt, mehr Kuchen für Frau von der Leyen

für ihren grandiosen Auftritt.[/center]

Benutzeravatar
zuzu
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17619
Registriert: 23.11.2006, 07:16
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von zuzu »

Tanja schrieb:
ABER: Ich gehe seit rund zehn Jahren recht regelmäßig (berufsbedingt) ins Musiktheater und erlaube mir eine Meinung. Ich habe seit einigen Spielzeiten mal wieder eine Musik erleben dürfen, die mich aufs Tiefste rührte!!!
Das kann ich wirklich nur unterstreichen. Ich gehe gern hin und bin selten enttäuscht worden. Und wenn... Das passiert mir auch im Kino oder wenn ich ein Buch lese.

Herbstwald, ich verstehe nicht wirklich, was du uns sagen willst...
Zuzu

Benutzeravatar
zuzu
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17619
Registriert: 23.11.2006, 07:16
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von zuzu »

Tanja schrieb:
ABER: Ich gehe seit rund zehn Jahren recht regelmäßig (berufsbedingt) ins Musiktheater und erlaube mir eine Meinung. Ich habe seit einigen Spielzeiten mal wieder eine Musik erleben dürfen, die mich aufs Tiefste rührte!!!
Das kann ich wirklich nur unterstreichen. Ich gehe gern hin und bin selten enttäuscht worden. Und wenn... Das passiert mir auch im Kino oder wenn ich ein Buch lese.

Herbstwald, ich verstehe nicht wirklich, was du uns sagen willst...
Zuzu

Benutzeravatar
Paul Herbstwald
Beiträge: 614
Registriert: 17.09.2010, 22:58

Verständnisfragen

Beitrag von Paul Herbstwald »

@Zuzu

[center]
Herbstwald, ich verstehe nicht wirklich, was du uns sagen willst...
[/center]

[center]Muss an meinem Migrationshintergrund liegen.

Mir ganz persönlich genügt der Totentanz ausserhalb des Theaters.

Wer da drinnen auf Schatzsuche gehen will, den werde ich nicht daran hindern.

Die/der eine oder andere wird dort fündig und/oder nutzt es zur Unterhaltung und/oder

zur Entspannung. Auch architektonisch von innen und aussen ein Highlight dieser Stadt.

Muss die Spassbremse lösen, Funkenmariechen will noch zum Augenarzt.

Nix für ungut.[/center]

Antworten