Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Stellt hier bitte eure Fotos, Bilder, Gemälde, Skulpturen, Lieder, Songs, Texte und Filme über Gelsenkirchen ein. Liebeserklärungen sind ebenso willkommen wie Hass- Spott- und Schmähgesänge .. Kreisler war doch so schön!

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Lo
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Zwei Erler begegnen sich. Zufällig.

Beitrag von Lo »

Heute hatte ich ein anrührendes Gänsehaut-Erlebnis.
Seit über vierzig Jahren lebe ich nun schon in Oberhausen, doch meine Erler Wurzeln bleiben immer spürbar.

Heute besuchte ich
mit einem alten Freund das Eisenbahnmuseum in Bochum, danach wollten wir uns auch noch etwas in Hattingen umschauen.
Ich war schon sehr viele Jahre nicht mehr dort.
Als wir in der Innenstadt vor einer evangelischen Kirche (St.Georg) standen, beschlossen wir, einfach mal hineinzugehen – mur mal gucken.

Ich bin zwar nicht so der Kirchenmensch, aber in Kirchen reingucken ist ja nicht gefährlich, davon wird man nicht fromm.
Diese St.-Georgs-Kirche ist in ihrer Schlichtheit einfach nur schön, und sie erinnerte mich an diese schlichten Kirchen in Norddeutschland an der Küste
und auf den friesischen Inseln, wo ich so gern bin.

Wir saßen auf einer der Bänke, und außer uns waren nur noch eine ältere Frau und ein älterer Mann dort,
die sich mit Aufräumens beschäftigten.

Mir fiel auf, dass sich unter dem Tonnengewölbe an der Decke viele goldene Sterne in quadratischen Kassetten befanden, auf die auch in einem Flyer hingewiesen wurde, und dass jeder Stern eine Wortbedeutung habe.
Und weil ich mir darunter nichts vorstellen konnte, befragte ich die ältere Frau dazu und sie gab mir eine interessante Erklärung zu alledem. Wir kamen ins Plaudern, mein alter Freund sprach weiter entfernt mit dem älteren Mann.

Als ich dann dazukam, sagte mein Freund, dass er mit dem älteren Mann über uns, unseren Tag, und, wo wir herkommen, sprach, und dass dieser ihm erklärte, dass fast 95 Jahre alt ist, und dass er aus Erle stammt. So wie ich.
Er lebt aber schon seit über 60 Jahren in Hattingen und war Küster der Kirche, in der wir gerade standen.
Er wurde, wie ich, im Elisabethkrankenhaus geboren, lebte als Kind im Schievenviertel, später auf der Cranger Straße, nicht weit von der Erler Post – und somit nur einige Häuser weiter, als ich.
Seine Kinder wurden von dem Pastor getauft, der mich konfirmierte.
Uns fielen Namen von Erler Menschen, ehemaligen Geschäften und Dönekes aus Erle ein – es war eine wahre Freude.
Dieser fast 95jährige hatte ein so tolles Gedächtnis und ein Blitzen in seinen Augen vor lauter Spaß.
Ins Internet geht er nicht, was man gut verstehen kann, aber, als ich ihm von den Gelsenkirchener Geschichten erzählte, und was er dort vielleicht mit Hilfe eines Menschen, der ihm den Zugang zum Computer verschafft, alles über Erle finden könnte, war er fest entschlossen, das auch zu tun.
Wir haben uns mit einem herzlichen Handschlag verabschiedet.
Ich war richtig gerührt von dieser zufälligen Begegnung, die uns beiden den Tag verschönt hat.
Wollte, musste ich einfach hier loswerden. 😊

Lo
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devo
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Beitrag von devo »

@ lo
.....und zurecht. DAS sind Gelsenkirchener Geschichten :2thumbs:

Eine ähnliches Erlebnis hatten wir im vorletzten Jahr im Paderborner Dom.
Dort sind einige ehrenamtliche Erklärbären tätig, die sich bewundernswerterweise voll reinhängen.
Da kommt man natürlich auch ins Gespräch, vor allem, wenn die jeweilige Person merkt, daß man echt interessiert ist.
Unser Herr Weber - so hieß er - war zwar keine 95 Jahre alt, sondern "nur" 80, aber er
kam aus der Chattenstr. in Bulmke-Hüllen. Dort wuchsen meine Frau und ich auf.
Wir hatten aufgrund des Altersunterschiedes zwar keine gemeinsamen Berührungspunkte,
was Bekannte angeht, er erzählte jedoch lebhaft aus der Kriegs- und Nachkriegszeit über die
Hüller Arbeits- und Wohn- und Lebensverhältnisse, bis er - der Liebe wegen - ins ostwestfälische umgezogen ist.

Es gibt bestimmt noch mehr GGler, die ähnliches erlebt haben und ich bin gespannt, darüber zu lesen.
Wenn ein Arzt dem Sarg seines Patienten hinterher geht, ist es wohl die einzige Gelegenheit, bei der die Ursache der Wirkung folgt ( frei nach Voltaire )

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kleinegemeine01
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Beitrag von kleinegemeine01 »

Hey Lo,
habe gerade die Emschertinte aus Deiner pc keyboard Feder gelesen
Schöne Geschichte, hoffentlich trefft Ihr Euch wieder, wenn auch nur virtuell.

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Lo
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Beitrag von Lo »

Wäre schon schön. ;-)
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Lo
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Beitrag von Lo »

:D
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Westfale
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Re: Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Beitrag von Westfale »

Meine Geschichte "Nachbarn" für den 3.Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Ausgewählt für die Anthologie "dicht!?", erschienen im Klartextverlag.
Wegen der Länge habe ich die Geschichte in drei Teile aufgeteilt.
Ich publiziere hier mal den ersten Teil. Bei Gefallen folgen auch Teil 2 und 3.

Nachbarn

Koslowski sitzt an seinem alten, wackligen Küchentisch, vor ihm liegt ein amtlich wirkender Brief. Er bekommt selten Post, von wem auch. Sein Sohn schreibt nur zu Weihnachten, der wohnt jetzt in München. Der ist sich zu fein fürs Ruhrgebiet und viel zu fein für die graue Straße in Gelsenkirchen. Die Straße, von der aus man die Emscher riecht, lange bevor man sie sieht. Koslowski wohnt seit fast fünfzig Jahren in einem alten Haus an der grauen Straße. Nicht unbedingt eine Topadresse, die Hausverwaltung hat seit Jahren nicht mehr investiert und nur die allernotwendigsten Reparaturen durchgeführt.

Der Brief sieht nicht nach einer Werbung für Kaffeefahrten aus. Nur Text, keine bunten Bilder. Ohne seine Brille kann Koslowski den Brief nicht lesen. In der ganzen Wohnung musste er nach ihr suchen. Sie lag auf der Fensterbank in der Toilette. Direkt neben der vertrockneten Geranie und unter der gesprungenen Milchglas-scheibe. Er braucht die Brille sowieso nur auf dem Klo. Dort liest er die Bildzeitung, mit der ihn seine Nachbarin, die alte Hexe versorgt. Sie legt ihm die Zeitung mittags auf den Treppenabsatz. Wenn sie vorher Gemüse geputzt hat, fehlt der Sportteil. Wahrscheinlich nimmt die alte Hexe gerade diese Seiten, nur um ihn zu ärgern. Viel mehr Kontakte gibt es zwischen den beiden nicht. Koslowski reicht das, er will seine Ruhe haben.

Koslowski nimmt sich für offizielle Briefe immer Zeit. Kein Mensch kann erwarten, dass man mit sechsundsiebzig Jahren den Inhalt sofort begreift. Im Zweifel liest er sie mehrmals. Manchmal klappte es erst beim dritten oder vierten Mal, manchmal überhaupt nicht, dann schmeißt er die Briefe einfach weg. Wenn die wirklich was von ihm wollen, sollen sie es noch mal versuchen, dann aber in richtigem Deutsch.
Der Brief kommt aus Essen, von der Hausverwaltung. Wollen die etwa die Miete schon wieder erhöhen? Die sollen gefälligst erst die Fenster reparieren, im Winter zieht es wie Hechtsuppe.

Sehr geehrter Mieter … das klingt freundlich. Koslowski freut sich, er wird ernst genommen.
Wie sie der Presse entnommen haben, wird in ihrem Stadtteil ... stimmt nicht, in der Bildzeitung von der alten Hexe stand nichts über seine Wohngegend.

Und dann kommen sie zum Thema. Bis zum Jahr 2021 soll das Jahrhundertprojekt zur Renaturierung der benachbarten Emscher abgeschlossen sein. Spätestens dann wird das ganze Quartier ein Schmuckstück, ein begehrter Wohnbezirk sein. Auch die Hausverwaltung will ihren Teil dazu beitragen. Das Haus soll dem neuen, schönen Umfeld angepasst werden. Ab dem übernächsten Jahr wird aufwendig mit edlen Baumaterialien saniert und das Haus energetisch gedämmt. Bei allen Arbeiten wird großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt, schließlich hat man ein Herz für alte Men-schen. Für die Zeit der Sanierung wird eine Ersatzwohnung im ge-hobenen Ambiente gestellt.

Koslowski hatte es geahnt, irgendeinen Haken hat die Geschichte. Er könnte die alte Hexe nach ihrer Meinung fragen, die müsste den Brief auch bekommen haben. Dann muss er aber bei ihr klingeln, vielleicht sogar in die Wohnung gehen, und sich noch für die tägliche Bildzeitung bedanken. Man sollte es mit der Höflichkeit nicht übertreiben.
Aus der Hochstraße darf keine Bahnhofstraße 2.0 werden.

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Lo
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Re: Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Beitrag von Lo »

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Lo
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Zu Gast beim RUHRPODCAST: über den Pott, die GG und das rote Sofa und noch mehr..

Beitrag von Lo »

Liebe GG-ler,
als ich vor wenigen Tagen mit meiner Limousine
auf dem Weg von Oberhausen nach Duisburg unterwegs war,
verspürte ich kurz vor dem Ziel plötzlich so ein leichtes Kribbeln im Bauch - und dass die Pumpe in meiner Brust es etwas eiliger hatte, als sonst.
Diagnose Lampenfieber.

Der Grund: vor wenigen Tagen wurde ich von Zepp Oberpichler für eine neue Folge seines vielbeachteten RUHRPODCAST in dessen Duisburger Studio eingeladen. Immerhin haben dort schon recht prominente Menschen vor Zepps Mikrophon gesessen, und nun ich?

Bild

Kurzum: Zepp, den ich schon als Musiker bei einer Lesung mit Werner Boschmann erlebte,
zeigte sich als perfekter Gastgeber und absolut sympathischer Gesprächspartner

Das Lampenfieber hat sich - bis auf einen kleinen Rest, und der muss auch sein! - unbemerkt verkrümelt,
die Micros wurden "scharfgestellt", und es entwickelte sich eine herrliche, lockere Plauderei über Kohlenpott, die Zeche Graf Bismarck, Erle, den ersten Plattenspieler, das Wigger-Kino, das Klo auf halber Treppe, Freddy Quinns weißes Schiff nach Hong Kong, über das Bloggen, Blödsinn, die GELSENKIRCHENER GESCHICHTEN, das rote Sofa, und so vieles mehr - und ZACK!, war die Zeit um.

Bild

Heute wurde diese Ruhrpodcastfolge - es ist die 98.  - auf die Welt losgelassen,
so dass sich jedermann und jedefrau daran erfreuen kann.
Mir hat die Plauderei mit Zepp einen Riesenspaß gemacht, und ich hoffe, dass es allen beim Hören ebenso geht.

RUHRPODCAST: Lothar Lange - Jeder Mensch hat eine Geschichte
:right: https://ruhrpodcast.de/2022/03/02/ruhrp ... eschichte/

Viel Spaß beim Lauschen! :P
Bild
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Heinz O.
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Re: Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Beitrag von Heinz O. »

ich hab mir gerade mal die 40 Minuten gegönnt. Wat soll ich sagen ? TOFTE !
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

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Gelüftet: das große Geheimnis der Zeche Hugo und der Bergmannsseife

Beitrag von Lo »

Gelüftet: das große Geheimnis der Zeche Hugo und der Bergmannsseife.

Schade, wirklich schade.
Gezz is dat größte Geheimnis hier bei uns Gelsenkirchen und Umgebung kein Geheimnis mehr.

Gezz isset also nach über 150 Jahren Zeche HUgo doch noch anne Sonne gekommen, obwohl: et sollte ja eigentlich ein ewiget Geheimnis bleiben. Einet, auf dat alle Bergleute den heiligen Schwur geleistet haben, datt se dat schön für sich behalten, weil se sonst vom gefürchteten Stollengeist geholt werden. Dat is kein Schnaps, sondern eine ruheloset, furchtbar böset Gespenst, dat mit Kettengerassel und Gestöhne die Tiefen der Stollen durchwandert, und dat schon so manch einen Kumpel auf das Schlimmste abgemurxt hat, den er auffem Kieker hatte. Mal fiel ein dicker Kohlebrocken herab, oder et knickte ein Stempel um, oder der Förderkorb stürzte mit der armen Kumpelseele in die ewige Tiefe. Der Bammel vor dat allet und natürlich die Bergmanns-Ehre haben et bisher erfolgreich vermieden, datt dat große Geheimnis ausser Tiefe jemals nach über Tage anne Sonne kommt.
Tja, und gezz isset tatsächlich gelüftet, dat große Geheimnis. Muss irgendwie passiert sein. Keiner weiß, wer et war, der seinen Sabbel nich halten konnte. Aber sonne Leute gab et ja immer schon.
Und gezz, wo et ja raus is, watt et mit dem Geheimnis auf sich hat, kann et auch der Rest vonne Menschheit hier auch erfahren.

Also: et gibt ja die alte Geschichte, datt sich im Winter Anno Piependeckel ein Schweinehirte hier irgendwo ein Feuerken für zum Aufwärmen machte, und dann isser eingeschlafen. Als er am anderen Morgen wach wurde, war dat Feuer immer noch an, die Steine um dat Feuer waren noch richtich rot am Glühen. Sowatt kannte bis dahin noch keiner, und dat hat dann überall die Runde gemacht. Gezz war jeder doll auf die schwatten Steine, und so haben se überall tiefe Löcher gegraben, so tief, datt se auf einmal unter Tage waren. Und so sind dann auch die Zechen hier bei uns entstanden.
Nur, dat stimmt allet gar nich! Dat is gar nich so passiert.
Dat war in Wirklichkeit allet ganz anders.

Also, dat mit dem Schweinehirten, gut, dat stimmt. Und der is auch an sein nächtlichet Feuerken eingeschlafen. Soweit is allet richtig.
Aber, der is nich am anderen Morgen einfach so wach geworden, sondern weil er auf einmal wat richtich Wunderschönet gerochen hat.
Ein süßer Duft, sowat Schönet hat der noch nie in seiner Nase gehabt.
Der kannte bisher nur den Geruch von Schweinekacke. Dat war er gewohnt, und er konnte sogar jedet seiner Schweine am Geruch erkennen.
Aber dat süße Düftchen, wat da aus seinem Feuerken stieg, dat war dat Schönste, wat seine Nase jemals gerochen hat.
Er machte seine Augen zu, und betete zum Himmel: "Lieber Gott, ich weiss nich, watt dat is, aber lass mich Tausend Nasen haben, ich krich einfach nich genuch davon! Amen."
Nur, dat Beten hat nich geklappt. Die eine Nase musste ihm reichen. Als er dann gucken wollte, wo dat schöne Aroma wohl her is, sah er, datt die schwatten Steine, die er am Abend als Windschutz um sein Feuerken gelegt hatte, voll rot am Glühem waren und Wärme abgaben. Und nich nur dat! Die waren et auch, die so herrlich nach wat unbekanntem Schönen dufteten.
Plötzlich hörte er Pferdegetrappel und er sah, datt Hugo, sein Boss, dem die Schweine gehörten, mittem Pferd angeritten kam, hastig abstieg und wissen wollte, wat denn da so schön riecht, dat hätte er schon von Weitem gerochen. Die Schweine könnten dat doch wohl nich sein!
Ja, und dann erzählte der Hirte seinem Boss Hugo, wat er da entdeckt hat, und datt der schöne Geruch wohl von diese schwatten Steine kommen muss. Da muss wohl wat drin sein, wat noch keiner vorher entdeckt hat.
Da hat der Boss sofort nach diesen Wundersteinen buddeln lassen, wat sich natürlich in Buer und Umgebung herumsprach. Und dann hatter, der Boss, die Steine heimlich untersuchen lassen, wat da wohl wirklich drin sein könnte. Und man hat rausgekricht, datt die Steine früher inne Urzeit mal wat Pflanzlichet waren, also Pflanzen, die im Sumpf versunken sind, und mit der Zeit immer mehr Erde drüber kam, so datt die Pflanzen keine Luft mehr krichten, und dann wurden se schwarz.
Und dat ganz Besondere war, dattet hier damals inne Urzeit ein richtiget Meer an Lotuswäldern gegeben hat. Und auch nur hier.
Allet voll mit Lotus. Und deswegen rochen die schwatten Steine auch beim Feuerken von dem Hirten so schön. Wusste aber keiner, nur der Boss Hugo. Und der wollte dat Geheimnis für sich behalten, weil er den Plan hatte, daraus Pafümm zu machen. Hatter aber keinem verraten. Er hat nur erzählte, er will nach den Steinen graben lassen, weil die so gut zum Heizen sind, wat ja auch stimmt, aber auch nur zum Teil. Und weil er die Leute so schön verkohlt hatte, rieb er sich vor Jux die Hände und nannte Steine einfach Steinkohle.

Dat mit dem Pafümm machen, dat fand heimlich unter Tage statt, in versteckten Labors tief unten inner Erde.
Allet, wat da an Lotus inner Kohle steckte, wurde entfernt und für Pafümm gesammelt, der Rest ging dann nach oben, für dat Volk zum Verheizen.
Und jeder, der beim Boss Hugo im unterirdischen Labor oder als Bergmann arbeiten wollte, musste bei seinem Leben schwören, dieset Geheimnis für sich zu behalten, weil sonst der gefürchtete Stollengeist gnadenlos zuschlagen würde. Da hatte ja jeder Bammel vor.
Und bis gezz hat auch nie einer wat verraten.

Hugo, der Boss, hatte neben dem Pafümm aber auch noch wat anderet herstellen lassen: die Bergmannsseife!
Die gab et auch nur auffem Pütt und nirgendwo anders. Und wenn sich die Kumpels nacher Schicht inner Waschkaue mit dieser Bergmannsseife dat Schwatte vom Körper geschruppt hatten, rochen se danach immer so schön, wenn se nach Hause kamen. Und weil die Bergmannsfrauen immer so gerne an ihren frischgeduschten Männern rochen, ließ et sich nich vermeiden, datt irgendwann dann auch "der Stall voller Blagen" war.
Kinderreichtum im Pott dank Bergmannsseife.
Und dat war auch Absicht vom Boss Hugo, denn so brauchte er sich um Bergleute-Nachwuchs keine Sorgen machen.

Boss Hugo wurde steinreich, verkaufte Pafümm und sogar teure Klamotten mit seinem Namen drauf.
Sogar die Zeche wurde nach ihm benannt: die Zeche HUGO in Gelsenkirchen-Buer. Kaum unglaublich.

Bild
Im Drogeriemarkt entdeckt: Duschgel MEIN REVIER mit Lotusduft.

Gezz, wo dat Geheimnis mit dem Lotusduft inner Kohle
und die erotisch anregende Wirkung der Bergmannsseife gelüftet is,
könnten wir alle, die hier "auf Kohle geboren" sind, einmal ein bissken darüber nachdenken,
wem wir vielleicht unser heutiget Dasein zu verdanken haben ;-)
Bis die Tage!
Euer Lo


Ach ja: wer die Geschichte nicht glauben will, muss es auch nicht.
Kleine Schwindeleien sind leichte Seitensprünge der Wahrheit.
Zuletzt geändert von Lo am 07.02.2023, 12:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Heinz O.
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Re: Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Beitrag von Heinz O. »

dat hab ich doch imma geanht :lachtot:
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