Stadtchronik 1970
Verfasst: 08.05.2022, 18:34
Selbstbedienung auch bei Bus und Bahn und ein Schüler fällt auf durch schreiben. Gelsenkirchen steht nicht in den Telefonbüchern, bietet sich aber als Standort für eine Universität an. Im Knast will keiner Geschäfte machen und nach einer Woche Schnee setzt Tauwetter ein.
Das erste Quartal 1970.
Von hier. (PDF, 16 MB)
Das erste Quartal 1970.
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Stadtchronik 1970 hat geschrieben: Donnerstag, 1. Januar 1970
Da das alte Rathaus am Machensplatz (bis vor kurzem noch Unterkunft für den Polizeibezirk Süd) im Januar abgebrochen werden soll, fordert der Verein für Orts- und Heimatkunde Gelsenkirchen-Buer, das an der Stirnseite des Rathauses angebrachte Stadtwappen aus Mosaiksteinen abzulösen uns an anderer Stelle wieder aufzustellen.
Montag, 5. Januar 1970
Mit vier Mitarbeitern, die später bis auf 30 Angestellte erweitert werden sollen, beginnt die Entwurfsabteilung für die geplante Stadtbahn ihre Arbeit im buerschen Rathaus. Die zum städtischen Tiefbauamt gehörende Abteilung befaßt sich mit den von den Ingenieurbüros ausgearbeiteten Entwürfen.
Mittwoch, 7. Januar 1970
Infolge der Grippewelle um die Jahreswende registrierten die Standesämter allein in den ersten fünf Tagen des neuen Jahres 161 Sterbefälle.
Mittwoch, 7. Januar 1970
Zu den zehn besten Vorschlägen unter 1400 Einsendungen an den Deutschen Fußballbund für ein Symbol zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gehört der von dem Gelsenkirchener Hobby-Zeichner Alfred Reimann (72) eingereichte "Sportsmann beim Bocksprung über die Weltkugel".
Donnerstag, 8. Januar 1970
Die Nord-Süd-Autobahn durch Gelsenkirchen mit Anbindung an die Emsland-Linie ist von Bundesverkehrsminister Georg Leber in die erste Dringlichkeitsstufe der im Zeitraum von 1971 bis 1975 zubauenden neuen Bundesverkehrsstraßen einbezogen worden. Im Bereich Bismarck soll beim Bau des Emscherschnellweges bereits die Anschlußstelle der beiden sich kreuzenden Autobahnen mit eingebaut werden.
Mittwoch, 14. Januar 1970
Die Spannungen am Schalker Gymnasium, die im Dezember 1969 zu einem mehrtägigen Schülerstreik führten, sind wieder neu entflammt. Die Schüler fordern nach wie vor die Ablösung des Schulleiters, Oberstudiendirektor Dr. Neef. Bei der Bezirksregierung in Münster sieht man jedoch in den Schülervorwürfen keinen ausreichenden Grund für die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Dr. Neef.
Mittwoch, 14. Januar 1970
Die Gelsenkirchener Jungsozialisten äußern den Wunsch, daß nach dem "Dattelner Modell" auch in Gelsenkirchen Schüler und Studenten als Bürgerschaftsvertreter an Ratsausschußsitzungen beteiligt werden.
Freitag, 16. Januar 1970
Bei einer Diskussion über das Dattelner Modell zu der die örtlichen Jungsozialisten den Bürgermeister von Datteln, Niggemeier, eingeladen haben, findet die Anregung aus Datteln wenig Resonanz bei den hiesigen Jugendlichen. Statt einer "Häppchendemokratie", wie die Teilnahme von Schülern bei Ausschußsitzungen bezeichnet wird, fordern die Besucher der Veranstaltung die Mibestimmung der Jugend.
Freitag, 16. Januar 1970
In Horst wird die ehemalige Bergmannskolonie an der Koststraße abgerissen. Die alten Backsteinbauten aus der Gründerzeit (nach 1870) waren anfangs von angeworbenen Bergleute bezogen worden.
Montag, 19. Januar
Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG führt den schaffnerlosen Betrieb mit Selbstbedienung durch Fahrgäste in Straßenbahnen und Bussen ein.
Samstag, 24. Januar
Eine "Kommune der Geistlichen" ist in dem nach dem Fortzug des Pastors Kattenstedt leerstehenden Bulmker Pfarrhaus eingerichtet worden. Zehn Pfarrer beider Konfessionen, darunter drei Pastorinnen, bereiten sich in dieser "Hausgemeinschaft" darauf vor, 25.000 Schüler die Fragen und Probleme der Dritten Welt nahezubringen und sie zu einer umfassenden Altkleidersammlung zu motivieren.
Donnerstag, 12. Februar 1970
Der 16jährige Grillo-Gymnasiast Klaus Peter Wolf schreibt Geschichten nach der Art barocker Schelmenromane, z. B. "Tausend Liter Wein und ein paar tote Mäuse". Seine literarischen Ambitionen werden von der Schulleitung gefördert.
Donnerstag, 12. Februar 1970
Gegen Abend setzen noch einmal starke Schneefälle ein.
Mittwoch, 18. Februar 1970
Das Winterwetter mit Frost und Schneestürmen hält nach wie vor in unverminderter Stärke an.
Donnerstag, 19. Februar 1970
In den neuen Fernsprechbüchern der Bundespost ist der Name Gelsenkirchen weder in der Bereichskarte 31 zu finden, zu der Gelsenkirchen gehört, noch steht der Name in den alphabetischen Ortskennzahlen-Verzeichnissen, die beispielsweise in den nord- und süddeutschen Ferienorten ausgelegt sind.
Donnerstag, 19. Februar 1970
Nach einer Woche Schnee setzt Tauwetter ein.
Samstag, 21. Februar 1970
Die Landesregierung hat sich mit einer von der Stadt Gelsenkirchen vorgelegten Denkschrift zu befassen, in der sich Gelsenkirchen als Standort für eine Universität innerhalb der Emscherzone anbietet.
Sonntag, 22. Februar 1970
In einer von den Bewohnern der Feldmark geforderten Diskussion über den geplanten Bau der Floatglasanlage erklärten die davon betroffenen Bürger Oberbürgermeister Josef Löbbert, daß sie alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen gedenken, um den Bau auf dem Boden der Feldmark zu verhindern. Löbbert argumentiert, daß die Anlage unbedingt notwendig sei zur Erhaltung der Arbeitsplätze bei der Delog. Die Bewohner der Feldmark wünschen auf ihrem Wohn- und Erholunggebiet keine industrielle Ausdehnung und wollen kein Ausländerviertel werden.
Mittwoch, 25. Februar 1970
Die 30 einbruchsicheren Zellen des buerschen Gerichtsgefängnisses, die bereits vor einem Monat als Geschäftsräume angeboten wurden, warten vergeblich auf Pächter. Die buersche Kaufmannschaft scheut davor zurück, ihr Geschäftsleben in den "Knast" zu verlegen.
Freitag, 13. März 1970
Hundert Mütter protestieren in einem Schreiben an Oberstadtdirektor Dr. König gegen die Schließung des Kinderspielplatzes im nördlichen Teil des Stadtgartens. Der Platz wird wegen des Baues eines Hotelhochhauses in unmittelbarer Nähe als gefährdet angesehen.
Montag, 16. März 1970
Der im Löwenpark wegen Altersschwäche eingeschläferte Löwe "Dozy" steht jetzt im präparierten Zustand am Ausgang des Safariparks.
Dienstag, 17. März 1970
Suiten und Serenaden bilden das Programm des zweiten Jugendkonzerts des Städtischen Orchesters, das allerdings mehr Musizierende als Besucher verzeichnet.
Donnerstag, 19. März 1970
Die AOK bezeichnet Gelsenkirchen als führend in Europa auf dem Gebiet der Krebsvorsorge und -früherkennung durch gezielte Aktionen, die hier bereits 1968 eingesetzt haben.
Donnerstag, 19. März 1970
Gottlieb Pillich, Kirchstraße 52, vollendet als ältester Gelsenkirchener Bürger das 103. Lebensjahr.
Freitag, 20. März 1970
Drei Gelsenkirchener Schüler, Franz Josef Dartmann, Flöte, Klaus Kämper, Cello, und Klaus Dartmann, Klavier, gewannen beim Landeswettbewerb "Jugend musiziert" einen ersten Preis. Sie erzielten ihren Erfolg mit zwei Flöten-Trios von Ignat Pleyel und Martinu. Nun steht ihnen der Weg zur Teilnahme am Bundeswettbewerb offen. Vorher (am 12. April) geben sie, zusammen mit weiteren Siegern des Landeswettbewerbs, ein Konzert im Essener Folkwang-Museum, das vom Rundfunk aufgezeichnet wird. Das Trio wird vom Soloflötisten des Städtischen Orchester Gelsenkirchen, Ingo Gronefeld, betreut.
Montag, 30. März 1970
Die Ostertage 1970 zeichnen sich durch naßkalte Schneewetter aus.
Dienstag, 31. März 1970
Den dritten Platz (hinter zwei Russinnen) belegte bei den Europa-Meisterschaften der Fecht-Junioren in Minsk (UdSSR) die 18jährige Jutta Popken vom Gelsenkirchener Fecht-Club.