Stadtchronik 1961

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Stadtchronik 1961

Beitrag von heen »

Droschken mit Schilder, pasteurisierte an der Schüppe, Aktienfieber, rollendes Bierfaß und "Die Katze" auf der Flucht.
Das wirklich Wichtige aus dem 1. Quartal 1961.
Von hier. (PDF/92MB)
Stadtchronik 1961 hat geschrieben: Sonntag, den 1. Januar 1961
Viele Taxis trugen von diesem Tage an einen kleinen Leuchtkasten auf dem Autodach mit der Schrift "Taxi". Die deutlichere Kennzeichnung von Autodroschken wurde in einem Gesetz gefordert, das am 1. Januar 1961 in Kraft getreten war.

Montag, den 9. Januar 1961
Pastor Schröder von der Evangelischen Kirchen Gemeinde Hassel-Nord begann unter der Markennummer 1521 seine Arbeit auf der Zeche Westerholt, zusammen mit Pfarrer Huft. Er wollte für sechs Monate im Untertagebetrieb das Arbeitsmilieu seiner Gemeindeglieder in der Siedlung Eppmannshof kennen lernen. Er war für diesen Zeitraum vom kirchlichen Dienst freigestellt.

Montag, den 9. Januar 1961
Das Amateur-Ton-Studio begann damit, Ereignisse aus dem Stadtgeschehen als Beitrag einer "Tönenden Wochenschau für Blinde" auf Tonband zu sprechen. Der erste Beitrag sollte Anfang Februar geliefert werden und den Blindenvereinen im Revier und im Münsterland zugänglich gemacht werden. Die Laufzeit des Bandes betrug etwa eine Stunde.

Freitag, den 13. Januar 1961
Auf Einladung des Städt. Volksbildungswerks sprach Dr. J. Klein (Bonn) über das Thema "Europäische Einigung und Sowjet-Spionage".

Dienstag, den 17. Januar 1961
Über 1000 Gelsenkirchener bekundeten an den ersten beiden Tagen des Verkaufs der Volkswagenwerks-Aktien bei den Gelsenirchener Bankinstituten ihr Interesse an diesem neuen Wertpapier. Rund 90 Prozent von ihnen nutzten den vollen Anspruch aus: sie meldeten den Kauf von fünf Aktien an.

Mittwoch, den 18. Januar 1961
Die Stadtverwaltung setzte die Rollschuhbahn im Pestalozzi-Hain unter Wasser und schuf dadurch schnell eine Eisbahn für Schlittschuhläufer. Auf dieselbe Weise schuf sie Eisbahnen im Burgers Park in Bulmke und auf den Kinderspielplätzen an der Emma- und Olgastraße und an der Kanzlerstraße.

Freitag, den 20. Januar 1961
48 junge japanische Bergleute, die drei Jahre lang bei der Zeche Consolidation beschäftigt gewesen waren, verließen Deutschland wieder. Sie hatten den deutschen Hauerbrief erworben und wurden in einer Feierstunde in den Zoo-Terrassen verabschiedet. Ansprachen dabei hielten Bergwerksdirektor Cigan und Bergwerksdirektor Weindorf. Verbindungsmann Tajima Naoto bedankte sich für die genossene Gastfreundschaft in Deutschland. Botschaftssekretär Dosho Kunihito staunte über die Deutsch-Kenntnisse seiner Landsleute.

Dienstag, den 24. Januar 1961
Heinrich Möller eröffnete im Hause Nienhofstraße 7 am Buerschen Markt eine "Expreß-Schuh-Bar", die mit modernsten Maschinen ausgestattet war; auf Absatzreparaturen konnte man warten.

Mittwoch, den 25. Januar 1961
Rund 170 Betriebe der Bauindustrie mit etwa 1800 Beschäftigten mußten wegen der strengen Kälte die Außenarbeiten einstellen.

Montag, den 30. Januar 1961
Die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft richtete in einer neuen Siedlung zwischen Bahn- und Oststraße in Erle zwei Wohnungen, die erst im Rohbau fertig waren mit Möbeln ein, um den zukünftigen Bewohnern, Bergleute der Zeche Graf Bismarck, zu zeigen, wie man diese Wohnungen am besten ausstatten konnte.

Mittwoch, den 1. Februar 1961
Auf der Linie 83 (Günnigfeld - Heßler - Horst) setzte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn neue Gelenkomnibusse ein.

Samstag, den 4. Februar 1961
Die Künstlersiedlung Halfmannshof hielt ihr "Kikeriki-Fest" "Mit Pauken und Trompeten" im Glückauf-Keller ab. Das Fest galt dem dreißigjährigen Bestehen des Halfmannshofes.

Samstag, den 4. Februar 1961
Ein starker Schneesturm, der über das ganze Revier niederging, brachte auch in Gelsenkirchen zahlreiche Verkehrsstörungen mit sich. In der Gegen des Sportplatzes in Hassel verfing sich im Sturm ein Schwan, der aus der Richtung Dorsten geflogen kam, in der Stromleitung und legte dadurch die Stromversorgung von Hassel teilweise lahm. Ein Hasseler Gärtner nahm sich des Tieres an und transportierte den Schwan zum Berger Schloßteich.

Donnerstag, den 2. März 1961
Die Stadtsparkasse nahm ihren Geldwechselautomat in ihrer Hauptstelle am Neumarkt in Betrieb. Er wechselte Ein-Mark-Stücke in Ein-, Fünf- und Zehn-Pfennig-Stücke um.

Samstag, den 4. März 1961
Das Städt. Fuhr- und Reinigungsamt stellte auf den Marktplätzen große eiserne Abfallkübel auf. Sie wurden von einem Spezialfahrzeug zum Markt transportiert und nach Marktschluß gefüllt wieder abgeholt.

Donnerstag, den 16. März 1961
Frau Else Schulz, eine Wirtin aus Resse, gewann eine Wette gegen den Nationalspieler Burdenski. Sie rollte ein 90-Liter-Bierfaß, schwitzend und prustend, von einem Bierlager in Erle über die 4 km lange Strecke bis Resse zu ihrer Gastwirtschaft "Markenklause". Der Siegespreis bestand in dem Faß Bier.

Freitag, den 24. März 1961
Rund 400 Schaulustige verfolgten in der Boniverstraße die Flucht eines jungen Ausbrechers über Dachfirste und an Schornsteinen vorbei, bis er endlich kapitulierte und die durch eine Dachluke entgegengestreckte Hand eines Kriminalmeisters ergriff. Polizei und Feuerwehr hatten Großeinsatz.

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Minchen
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Re: Der Universalfred

Beitrag von Minchen »

Ah, Schlittschuhlaufen im Pestalozzi-Hain... :P
Da war ich dabei, natürlich nicht 1961. Aber 20 oder 25 Jahre später gab es das noch. :mrgreen:
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

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brucki
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Re: Der Universalfred

Beitrag von brucki »

Minchen hat geschrieben:
01.03.2021, 19:41
Ah, Schlittschuhlaufen im Pestalozzi-Hain... :P
Da war ich dabei, natürlich nicht 1961. Aber 20 oder 25 Jahre später gab es das noch. :mrgreen:
Ich auch. Was für eine Aufregung! :mrgreen:

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heen
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Stadtchronik 1961

Beitrag von heen »

Nicht viel los, im Frühling 1961; der Zoo geht in die Luft, bombige Rohrbrüche und die Polizei ist auf Jagd nach unzüchtiger Literatur.
Alles von hier. (PDF, 92MB)
Die wirklich wichtigen Nachrichten aus dem 2. Quartal 1961:
Stadtchronik 1961 hat geschrieben: Samstag, den 1. April 1961
Der Ruhr-Zoo warb für einen Osterbesuch, indem er ein Flugzeug charterte, das über Gelsenkirchen und den Nachbarstädten mit einem entsprechenden Spruchband im Schlepp seine Kreise zog.

Sonntag, den 2. April 1961 (Ostern)
In den frühen Morgenstunden kam es auf der Rheinelbestraße zu einem schweren Wasserrohrbruch. Die völlig überflutete Straße war mehrere Stunden für jeden Verkehr gesperrt. Rund 160 cbm Wasser mußte die Feuerwehr aus vier Kellern pumpen und einen 150 m langen Straßenabschnitt, der stark verschlammt war, abspritzen.

Samstag, den 8. April 1961
Eine Bombe hätte keine verheerendere Auswirkung auf den Verkehr haben können als ein Wasserrohrbruch vor der "Glückauf-Schranke" in der König-Wilhelm-Straße. Der Verkehr mußte bis zum Montag morgen umgeleitet werden. Für den unterbrochenen Straßenbahnverkehr wurden Omnibusse im Pendelverkehr eingesetzt. Um am Sonntag ein Verkehrs-Chaos während des Fußballspiels in der Glückauf-Kampfbahn zu vermeiden, setzte die Polizei ein Dutzend Beamte ein.

Donnerstag, den 13. April 1961
Kaufmann Preute stellte an der Passage zwischen seinem Geschäftshaus an der Bahnhofstraße und der "Kaufhalle" mehrere große Blumenkübel und einige Sitzbänke auf. Der Platz wurde später "Preute-Platz" genannt.

Montag, den 1. Mai 1961
Das "Haus der Dame" (Inhaberin: Frau Tenthoff), Bahnhofstraße 21, beging sein fünfundsiebzigjähriges Geschäftsjubiläum.

Dienstag, den 2. Mai 1961
Witwe Bernhardine Grolmann, die seit 80 Jahren in Horst wohnte, wurde 90 Jahre alt. Ihr lediger Sohn, selbst 70 Jahre alt, buk ihr den Geburtstagskuchen.

Dienstag, den 23. Mai 1961
Um 19.10 Uhr durchfuhr die erste Elektrolok von Dortmund kommend den Gelsenkirchener Hauptbahnhof in Richtung Oberhausen.

Donnerstag, den 25. Mai 1961
Fräulein Wilhelmine Lipka war an diesem Tage 25 Jahre als Raumpflegerin im Amtsgericht Gelsenkirchen tätig. Sie hatte drei Amtsgerichtsdirektoren überlebt.

Montag, den 29. Mai 1961
Der Haupt- und Finanzausschuß beschloß, auf dem Frankfurter Verkehrsflughafen einen stadtwerbenden Hinweis auf Gelsenkirchen anbringen zu lassen, der vornehmlich zum Besuch des neuen Theaters einladen sollte.

Freitag, den 2. Juni 1961
Das Möbelhaus Rosing an der Schalker Straße erweiterte seine Besichtigungsmöglichkeiten dadurch, daß es auch an den Tagen, an denen die Geschäfte geschlossen waren, die "Freie Möbelschau" offen hielt. Ein Wachmann der Wach- und Schließgesellschaft hielt ein wachsames Auge darüber.

Donnerstag, den 8. Juni 1961
Das Volkswagenwerk in Wolfsburg lud den FC Schalke 04 ein, das Spiel gegen den holländischen Meister Feyernoord Rotterdam in der Internationalen Totorunde am 1. Juli in Wolfsburg auszutragen. An diesem Samstag hielten dort 30000 Aktionäre des Werks ihre Hauptversammlung ab; ihnen sollte durch ein Fußballspiel eine Abwechselung geboten werden.

Mittwoch, den 21. Juni 1961
Im Polizeipräsidium wurde eine neue Dienststelle eingerichtet, um die in erschreckendem Maße zunehmende Jugendkriminalität besser bekämpfen zu können. Gleich der erste Schlag dieser Dienststelle für Jugendschutz führte in Zusammenarbeit mit der Sittenpolizei dazu, daß in fünf Kiosken über hundert Hefte mit unzüchtiger Literatur beschlagnahmt werden konnten.

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heen
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Beitrag von heen »

Viecher im Krankenhaus, ein Rasender und Hassel als Wackelpudding, dazu die Beantwortung der Frage: Wie kommt man mit einer Ziege und einen Kinderwagen an 750 Glas Bier?
Das wirklich Wichtige aus dem III. Quartal 1961
Von hier. (PDF, 92MB)
Stadtchronik 1961 hat geschrieben: Freitag, den 14. Juli 1961
Der im Jahre 1952 durch den damaligen Chefarzt Dr. Koch im Krankenhaus Bergmannsheil in Buer eingerichtete Taubenschlag mußte wegen Bauarbeiten aufgelöst werden. Die kranken Bergleute waren mit den Tauben gut Freund gewesen, waren doch viele von ihnen selbst Taubenzüchter. Der letzte Betreuer der Tauben, Krankenwärter Fritz Wanders, nahm die Tiere in seinen eigenen Schlag auf.

Samstag, den 15. Juli 1961
500 Zuschauer erlebten auf der Bahnhofstraße die Zähmung eines Rasenden. Der Mann hatte in einem Kino eine Frau belästigt und den zur Hilfe eilenden Geschäftsführer mit der Faust mehrmals ins Gesicht geschlagen. Als die Polizeistreife erschien, stürzte sich der Mann auf die Beamten, trat sie und biß einen in die rechte Hand und ins linke Bein; er hetzte auch seinen Pudel auf die Polizisten. Erst mit Verstärkung durch die Besatzung eines zweiten "Erna-Wagens" gelang es, den Tobenden zu bändigen und in Polizeigewahrsam zu bringen.

Mittwoch, den 26. Juli 1961
Unter Polizeischutz und mit Einsatz von Baggern begann das Städt. Fuhr- und Reinigungsamt ein verzwicktes System von Stallungen und Vorratslagern auf einem Hof in Schalke-Nord zu räumen, der seit Jahren als Seuchenherd und Rattenparadies Anwohner, Polizei und Gesundheitsbehörde beunruhigt hatte. Die Eigentümerin, eine 81 Jahre alte Witwe, hatte jahrelang die Zwangsentrümpelung durch gerichtliche Schritte und Vertröstungen hinausgezögert. Jetzt mußten 40 Lastwagen mit unbeschreiblichem Unrat abgefahren werden. Bei Beginn der Arbeiten hatte sich die Polizei nur unter der Androhung einer vorläufigen Festnahme durchsetzen können. Die baufälligen Holzbuden verbrannte die Feuerwehr.

Montag, den 31. Juli 1961
Die einzige Frau im Städt. Orchester, die Harfenistin Dina van Ryk, trat in den Ruhestand. Die gebürtige Holländerin war eines der ältesten Mitglieder des Orchesters.

Mittwoch, den 2. August 1961
Das Fuhr- und Reinigungsamt der Stadtverwaltung stellte die bis jetzt vierteljährlich durchgeführten Entrümpelungsaktionen ein. Jeder Haushalt konnte von jetzt an schriftlich oder telefonisch das Fuhr- und Reinigungsamt um die Abholung sperriger Gegenstände bitten. Die Abholung erfolgte bezirksweise in der Reihenfolge der eingegangenen Mitteilungen; sie war kostenfrei.

Montag, den 14. August 1961
Im Stadteil Buer wurde ein zwölf Sekunden lang dauerndes Erdbeben wahrgenommen: 15,49 bis 16,01 Uhr, und zwar am stärksten in Hassel, weniger stark in Buer-Mitte.

Dienstag, den 15. August 1961
Hans Schäfer, Angestellter der Firma Hans Siem, Bahnhofstraße, beging sein Silberjubiläum als verantwortlicher Leiter der Lautsprecheranlage der Horster Rennbahn.

Freitag, den 1. September 1961
Müll aus Gelsenkirchen wurde an diesem Tage zum ersten Mal in der Müllverbrennungsanlage (Versuchsanlage) des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks in Essen-Karnap verbrannt.

Montag, den 4. September 1961
Der Haupt- und Finanzausschuß stimmte dem Vorschlag des Gesundheitsausschusses zu, gezielte Rattenbekämpfungsaktionen in verstärktem Umfange durchzuführen.

Donnerstag, den 7. September 1961
Drei junge Fußballer aus Brochterbeck im Münsterland, ein Wirt, ein Metzger und ein Zimmermann, starteten auf Grund einer Wette, die ihnen 750 Glas Bier einbringen sollte, mit einer Ziege in einem Kinderwagen zu einem Fußmarsch zur Glückauf-Kampfbahn, in der am Samstag ein mit viel Spannung erwartetes Spiel gegen Preußen Münster stattfinden sollte.

Samstag, den 9. September 1961
Der FC Schalke 04 holte sich in der Glückauf-Kampfbahn vor 35000 Zuschauern eine sensationelle 1:5-Niederlage gegen Preußen Münster. ... Drei junge Männer aus Brochterbeck marschierten nach einem Fußmarsch von 120 km mit einer Ziege in einem Kinderwagen in die Kampfbahn ein und gewannen damit ihre Wette.

Sonntag, den 10. September 1961
Im Alter von 79 Jahren starb Tierarzt Ulrich Brinkmann in Buer, Dorstener Straße 2. Er war ein Original und ein großer Geschichtenerzähler gewesen.

Dienstag, den 12. September 1961
Einen Schreck in der Morgenstunde gab es, als plötzlich infolge einer Panne, die einem Mechaniker im Hauptpostamt passierte, sechs Sirenen "Katastrophen-Alarm" gaben.

Donnerstag, den 21. September 1961
Im Katholischen Marienhospital in Alt-Gelsenkirchen fand unter besonderen Umständen eine Nottrauung statt. Der nach einer Blindarmoperation lebensgefährlich erkrankte 27 Jahre alte Grieche Panagiotes Stoupas, Bauarbeiter bei einer Firma in Wanne-Eickel, wurde mit seiner Braut Onastasia, in einer Gelsenkirchener Kleiderfabrik beschäftigt, nach unbürokratischer Überwindung beträchtlicher Formularschwierigkeiten standesamtlich getraut. Trauzeugen waren ein Gelsenkirchener Polizeimeister und ein Kollege aus der Wanne-Eickeler Baufirma. Ein im Marienhospital beschäftigter griechischer Arzt spielte für den Standesbeamten den Dolmetscher. Nach der Trauung erholte sich der Patient schnell. Die kirchliche Trauung in der griechisch-orthodoxen Kirche in Düsseldorf wurde nachgeholt.

Mittwoch, den 27. September 1961
Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn rüstete als einer der ersten Verkehrsgesellschaften im Ruhrgebiet einen Straßenbahnwagen mit Sprechfunk aus.

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heen
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Stadtchronik 1961

Beitrag von heen »

Frauen waschen und Männer arbeiten bei Schwarz & Samstag anstatt Sport zu treiben, böse Lieder über unsere schöne Stadt, die von einem Lappländer mit Rentier besucht wird. Dazu noch ein 20 m langer Wal auf den Weg nach Surströmming und Schlittschuhlaufen zu Weihnachten. War schon einiges los im 4. Quartal 1961.
Von hier. (PDF, 92MB)
Stadtchronik 1961 hat geschrieben: Sonntag, den 1. Oktober 1961
Der Stadtverband für Leibesübungen beschloß unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Heinz Bergermann, auf einer Zusammenkunft mit Vertretern des Ortsausschusses der Gewerkschaften das Problem "Freizeit und Sport" zu erörtern. Ausgangspunkt dieses Beschlusses war die Beobachtung des Sportarztes Dr. Paul Preute, daß die meisten berufstätigen Frauen an Samstagen, statt Entspannung im Sport zu suchen, Waschtag hielten und viele Männer ihre Frezeit zur Schwarzarbeit nutzten.

Freitag, den 20. Oktober
Auf einem Vortragsabend des Katholischen kaufmännischen Vereins "Buronia" sprach der ehemalige Offizier der "Roten Armee", Oleg Krassowski, über "Erziehung und Bildung zum Sowjetmenschen".

Dienstag, den 24. Oktober 1961
Der Norddeutsche Rundfunk sandte in einer Rheihe von Chansons auch ein "Gelsenkirchener Duett" von Topsy Küppers und Georg Kreisler. Topsy Küppers war vor Jahren als Soubrette an den Gelsenkirchener Städt. Bühnen tätig gewesen, hatte aber einen umstrittenen Abgang genommen. Der Text des Songs war alles andere als wohlgesonnen für Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Hörer hatten den Eindruck, als ob die Künstlerin damit persönliche Ressentiments auszuräumen versucht hätte. Oberstadtdirektor Hülsmann brachte daher in einem Brief an den NDR-Intendanten Dr. Hipert sein Befremden über diese Sendung zum Ausdruck. In der Antwort hieß es u.a., daß es dem Rundfunk fern gelegen habe, die Stadt Gelsenkirchen zu diskreditieren.

Montag, den 13. November 1961
Friseurmeister Johann Hackstein, Horst-Gladbecker Straße 3, feierte sein goldenes Geschäftsjubiläum. Er war als "Horster Puppendoktor" bekannt.

Freitag, den 17. November 1961
Ein Lappländer, der an einer Tagung der "Moralischen Aufrüstung" in Essen teilnahm, fand im Hotel "Zur Post" in Alt-Gelsenkirchen Unterkunft. Das mitgebrachte Ren "Bikor" erhielt im Ruhr-Zoo ein gastliches Quartier.

Samstag, den 25. November 1961
Sieben Jugendliche im alter von 17 bis 22 Jahren beschlossen, einen Amateurclub für Strahlentechnik zu gründen. Es waren vier Radio- und Fehrnsehtechniker, zwei Chemiker und ein Dekorateur. Schulungsraum und Laboratorium wollten sie in einem Kellerraum einrichten.

Montag, den 27. November 1961
Auf dem Platz an der Ebertstraße war zwei Tage lang ein Riesen-Walfisch ausgestellt. Er war 20 m lang und besaß ein Fanggewicht von 58000 kg. Die Zunge allein wog 6000 kg. Am 29. November war das mit 7000 l Formalin präparierte und vor Verwesung geschützte Tier auf dem Marktplatz in Buer, am 30. November auf dem Marktplatz in Horst-Süd zu sehen.

Montag, den 25. Dezember 1961
Die Weihnachtstage brachten strengen Frost. Das Eis des Berger Sees war recht geeignet, die neuen Schlittschuhe auszuprobieren. Parkwächter sorgten durch Hacken von Löchern in das Eis dafür, daß die Schwäne etwas Wasser hatten.

Donnerstag, den 28. Dezember 1961
Als erste Zeche des Ruhrgebiets führte die Zeche Graf Bismarck auf ihrem Schacht 7 in der Resser Mark statt der bisher üblichen Markenkontrolle ein elektronisch arbeitendes Lochkartensystem in der Schichtkontrolle ein. Dabei traten Lochkarten an die Stelle von Nummernmarken. ...

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rapor
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Re: Der Universalfred

Beitrag von rapor »

Ist "schwarz" arbeiten nicht schon diskriminierend? Untersellt man da nicht einer bevölkerungsgruppe grundsätzliche Kriminalität?
lebe ich schon im irrenhaus oder kommt es mir nur so vor?
Upps, "Irrenhaus" ist sicher auch nicht politisch korrekt...

Danke für deine Einblicke in die Vergangenheit.
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!

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revier04
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Re: Der Universalfred

Beitrag von revier04 »

Oft hat es sich um Nachbarschaftshilfe gehandelt.

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Minchen
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Re: Der Universalfred

Beitrag von Minchen »

Hat jemand ein Foto von dem Riesen-Walfisch?
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
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Heinz H.
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Re: Der Universalfred

Beitrag von Heinz H. »

heen hat geschrieben:
15.04.2021, 20:54
[...] War schon einiges los im 4. Quartal 1961.
Von hier. (PDF, 92MB)
Stadtchronik 1961 hat geschrieben:
Montag, den 13. November 1961
Friseurmeister Johann Hackstein, Horst-Gladbecker Straße 3, feierte sein goldenes Geschäftsjubiläum. Er war als "Horster Puppendoktor" bekannt.

Vielen Dank für den Artikel aus der Stadtchronik von 1961. Der Puppendoktor und Friseur Johann Hackstein war mein Onkel.

Bereits in den 30er Jahren "praktizierte" er in der Burgstraße und betrieb dort bis Kriegsende seine „Puppenklinik“.

Foto Netzfund:
https://www.google.de/imgres?imgurl=x-r ... gDegQIARBE

Am Haus sieht man Schützen-Fahnen. Onkel Johann war in Horst mal Schützenkönig.

In der isso! war im November 2015 auf der Seite 6 ein Artikel über den Horster Frisiersalon und die Puppenklinik.
http://isso-online.de/files/isso_ausgab ... screen.pdf

In der Stadtchronik vom 23. August 1973 gibt es noch einen weiteren Artikel über den Friseurmeister Johann Hackstein.
Zum 1. Male wurde ein Horster Handwerker, der 86jährige
Friseurmeister Johann Hackstein, durch die Handwerkskammer
Münster mit dem "Goldenen Meisterbrief" für seine über
50jährige Tätigkeit ausgezeichnet.
https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf

Meine Schwester berichtete mir noch, dass nach den Erzählungen unseres Vaters die Straßenbahn immer ganz dicht an dem Haus vorbeifuhr, bis diese mal aus den Schienen sprang und das Haus beschädigte.
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

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kleinegemeine01
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Re: Der Universalfred

Beitrag von kleinegemeine01 »

manchmal tut es halt Not ein wenig "Nachbarschaftshilfe" einzufordern, denn nach zig Steuern hat man iwann einfach keine Knete mehr übrig für noch mehr Mehrwertsteuer - Steuerbetrug in unter 1000€ - da lächelt der Vorwitzige und verdünnisiert sich straflos in unter Palmen

naja, ich habe vollstes Vertrauen in unsere Straßenbrücken und vollstes Vertrauen in die Planer von neue Brücken, die dann iwie immer öfter 10 cm zu kurz sind

ich vertraue auch den Ingenieuren, die verwundert sind - weil, sind doch Fachmalocher

ich vetrtraue auch zutiefst nicht vormariniertes Fleisch

und heute machte jemand den Warnblinker an, weil da ne Ente war anne Ecke Kurt Schuster/Emil gen Kreisverkehr, aber alle fuhren dann weiter, obwohl die Ente noch irrlos rumlief und ich dann auch Warnblinker und völlig oft angehupt vom fließenden Verkehr, hatte mich aber durchgesetzt und bin ausgestiegen und habe Ente weggejagd aus der Ecke - sie flog weg und alle hassten mich und zeigten mir nen Vogel und ich war zufrieden

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Pedder vonne Emscher
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Re: Der Universalfred

Beitrag von Pedder vonne Emscher »

@kg01, ich bin mit dir zufrieden :D . Hast alles richtig gemacht. :)

Bleib so wie du bist. :lol:
Viele verlieren ihren Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.
Arthur Schopenhauer

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