Stadtchronik 1975

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Stadtchronik 1975

Beitrag von heen »

Der Stadtrat wird öffentlicher und die Arbeitslosen nehmen zu. Das Fach Informatik wird Exportschlager. Hausfrauen bekommen weiterhin kein Geld für ihre Ratarbeit. Und immer wieder Arbeitsplätze, Arbeitsplätze.
Das 1. Quartal 1975.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1975.pdf (25 MB)
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Mittwoch, 1. Januar 1975
Die Stadtwerke erhöhen die Tarife für Gas um 25 Prozent. Die Maßnahme ist eine Folge der Erhöhung der Bezugspreise, die die Ruhrgas AG aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation im Energiebereich durchgeführt hat.

Mittwoch, 1. Januar 1975
Der Leiter des Tiefbauamtes, Ltd. Baudirektor Erwin Dorow, tritt mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. In seiner 17jährigen Amtszeit wurden 100 Mio DM verbaut, insbesondere für Sportplätze, Brücken und Entwässerungsleitungen. Zu nennen sind vor allem der Ausbau der Kurt-Schumacher-Straße, der Bau des Parkstadions und der Beginn des Stadtbahnbaus.

Donnerstag, 2. Januar 1975
Die Studentenvollversammlung der Fachhochschule Bochum / Abteilung Gelsenkirchen beschließt mit 80 Prozent der 600 Anwesenden, den seit Dezember vergangenen Jahres aufgenommenen Streik gegen Prüfungsverschärfungen fortzuführen.

Freitag, 3. Januar 1975
Der Billard-Club Rot-Weiß Buer richtet im Sporthallenzentrum die dreitägigen Deutschen Billard-Jugendmeisterschaften in acht Klassen der Freien Partie aus. Höhepunkt ist ein Jugend-Länderkampf zwischen Belgien, den Niederlanden und der Bundesrepublik um den zum zehnten Mal ausgespielten
"Cup van Beem", den die deutsche Vertretung erneut gewinnt.

Samstag, 4. Januar 1975
Angesichts der nur 35 Prozent betragenden Belegungsfrequenz der 1000 Hotelbetten in der Stadt warnt der Hotel- und Gaststättenverband vor der Verwirklichung des umstrittenen Hotelprojektes an der Seestraße in Erle, mit dem der Rat der Stadt inzwischen die Firma "Novotel Deutschland GmbH" betraut hat.

Sonntag, 5. Januar 1975
Auf einer Bürgerversammlung in Hassel spricht sich der SPD-Stadtverordnete des Stadtteils, Heinz Menzel, gegen die Übernahme von Haus Lüttinghof aus, weil die Kosten mit 600000 DM für die Grundsicherung der Substanz, 4 Mio DM für die gesamte Wiederherstellung und unbekannten Folgekosten zu hoch seien. Stattdessen gibt Menzel dem Bau eines Hallenbades und einer Schule den Vorrang.

Dienstag, 7. Januar 1975
Nach dem neuen Weiterbildungsgesetz, das die Erwachsenenbildung in Nordrhein-Westfalen zur kommunalen Pflicht macht, ist die Erwachsenenbildung in Gelsenkirchen laut Volkshochschuldirektor Dr. Ulrich Jung auf die Ergänzung eines Bildungszentrums in Buer angewiesen. Der Studienplan des 1. Semesters 1975 weist 345 Kurse an. Die gesetzlich vorgesehene Zahl von 800 Kursen wird die VHS erst 1977 erreichen können. 1974 besuchten etwa 12.000 Hörer die insgesamt 600 Lehrgänge.

Dienstag, 7. Januar 1975
Das 1916 erbaute Fachwerkhaus Maximilianstraße 3 in Buer wird abgerissen. Auf dem 90 qm großen Grundstück soll ein Geschäftshaus errichtet werden.

Mittwoch, 8. Januar 1975
Mit der heutigen Vorstellung stellt das Industrie-Filmtheater in der Altstadt seinen Betrieb ein. Es wird im Rahmen der Bahnhofssanierung, ebenso wie das Regina-Kino, noch in der ersten Jahreshälfte abgebrochen. Als Ersatz wird die Firma Sprenger-Filmtheater bis Jahresende an der Bahnhofstraße zwei neue Kinos eröffnen.

Donnerstag, 9. Januar 1975
Wegen der Produktionsdrosselung im Mineralöl- und Kunststoffbereich hat die Geschäftsleitung der VEBA-Chemie AG ein Aktionsprogramm zur Abwendung von Kurzarbeit und zur Sicherung der 5100 Arbeitsplätze im Scholvener Werk erstellt, das unter anderem erhebliche Produktionseinschränkungen und einen Einstellungsstopp vorsieht. Von Umsetzungsmaßnahmen sind 170 Beschäftigte betroffen.

Donnerstag, 9. Januar 1975
Nach Auskunft der Bürgerinitiative "Flöz Dickebank und Umgebung" soll die Stadt bereits 1973 Abrißgenehmigungen für große Teile der Siedlung in Ückendorf erteilt haben. Neue Abbruchsgenehmigungen wird der Leiter des Bauordnungsamtes, Hans-Joachim Splettstoesser, nach Ansicht der Bürgerinitiative nicht verweigern. Der Amtsleiter hat bereits zu erkennen gegeben, daß er das Zumauern von Leer-Wohnungen durch die Rheinisch-Westfälische Wohnstätten AG für eine notwendige Sicherheitsmaßnahme hält, um eine widerrechtliche Nutzung zu verhindern.

Donnerstag, 9. Januar 1975
In der dritten Ausgabe des Literaturperiodikums "Pages" beschäftigen sich 15 Autoren in 19 Beiträgen mit dem Thema "Alltag".

Donnerstag, 9. Januar 1975
Die Stadt will in diesem Jahr insbesondere den Wohnungsbau für ältere Menschen und kinderreiche Familien fördern. u.a. wird der Rheinisch-Westfälischen Wohnstätten AG ein Darlehen in Höhe von 165000 DM zur Finanzierung von 33 Altenwohnungen an der Schüttlakenstraße in Horst gewährt.

Donnerstag, 9. Januar 1975
Mit der heutigen öffentlichen Sitzung des Jugendwohlfahrtsausschusses beginnt eine neue Phase der Kommunalpolitik. Nach dem neuen Absatz 2 des § 42 der Gemeindeordnung sind ab 1.1.1975 nicht nur die Ratssitzungen, sondern auch alle Ausschußsitzungen öffentlich. Zeit und Ort sowie die Tagesordnung werden im Amtsblatt der Stadt veröffentlicht. Bei Personalangelegenheiten, Auftragsvergaben, Darlehens- und Kreditgeschäften, steuer- und vermögensrechtlichen Angelegenheiten sowie anderen vertraulich zu behandelnden Fällen kann die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden.

Freitag, 10. Januar 1975
Mit 11300 registrierten Arbeitslosen, davon 6960 Männern und 4340 Frauen, ist die Arbeitslosenquote im Gelsenkirchener Bezirk im Dezember vergangen Jahres auf 5,9 Prozent gestiegen. Wie der kommissarische Leiter des Arbeitsamtes, Dr. Manstetten, der Presse mitteilte, lag die Arbeitslosenquote am 9. Januar diesen Jahres bereits über 6 Prozent. Die Durchschnittszahl an Arbeitslosen lag 1974 mit 4,6 Prozent deutlich über der von 1973 (2,5 Prozent) sowie der Druchschnittquote der übrigen Ruhrgebietsämter (3,3 Prozent). Mit 12 Prozent Arbeitslosen waren die Bauberufe am stärksten von der Rezession betroffen. überdurchschnittlich stieg auch die Zahl arbeitsloser Ausländer, die mit 1034 Arbeitslosen einen Anteil von 9, 2 Prozent an der Gesamtzahl hatten. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher ging geringfügig um 11 auf 780 zurück. Sehr stark stieg die auf 37 Betriebe ausgedehnte Kurzarbeit an, von der 5159 Beschäftigte betroffen sind.

Freitag, 10. Januar 1975
Das Arbeitsamt Gelsenkirchen spricht von einem unverzeihlichen Versäumnis der Stadtverwaltungen von Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck, die von der Bundesanstalt für Arbeit getragenen Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung bisher nicht genutzt zu haben. Im Rahmen der Fördermaßnahmen ist beispielsweise die Sanierung von Haus Lüttinghof möglich. Voraussetzung dafür ist ein Pachtvertrag des Liegenschaftsamtes mit den Erben des kürzlich verstorbenen Eigentümers, Freiherr von Twickel. Bei einem Zuschuß von 240000 DM der Bundesanstalt hätte die Stadt in diesem Fall nur noch 60000 DM für die Rettung des historischen Gebäudes aufzubringen.

Freitag, 10. Januar 1975
Im Rahmen des Sozialreports hat Industrie- und Sozialpfarrer Kurt Struppek mit Hilfe von Vertrauensleuten und Gewerkschaftern bei 400 Textilarbeitern und -arbeiterinnen eine Fragebogenaktion durchgeführt. Aus den inzwischen eingegangenen 100 Antworten auf den 17seitigen Fragekatalog läßt sich entnehmen, daß die Folgeerscheinungen der Arbeitslosigkeit weitgehender als bisher angenommen sind. Über das Arbeitsamt sollen nun weitere 1000 Fragebögen an Arbeitslose verschickt werden, um einen besseren überblick über deren persönliche Belastung zu erhalten.

Dienstag, 14. Januar 1975
Die Bürgerinitiative Tossehof hat die Schaffung von Gemeinschaftsspielplätzen noch vor der Bebauung des Bereiches gefordert. Statt Betonspielstraßen solle dort ein Erlebnis- und Betätigungsplatz mit Bolzplätzen, Rollschuhbahn und Freiflächen bzw. eine "Sandwüste" mit geeigneten Spielgeräten errichtet werden.

Dienstag, 14. Januar 1975
Die Landesregierung sieht sich nicht in der Lage, den Stillegungsbeschluß der Deutschen Texaco AG über das Steinkohlekraftwerk Bismarck abzuwenden. Bereits gestern begann die Erörterung des Sozialplanes zwischen Personaldirektion, Gebietsdirektion und Werksleitung sowie Betriebsrat und IG Bergbau und Energie Ruhr-Nordwest.

Dienstag, 14. Januar 1975
In einer öffentlichen Stellungnahme hat das Baudezernat der Stadt jetzt die Kritik des Grafen von Westerholt am geplanten Ausbau der L 511 zurückgewiesen. Der Stadt vorliegende frühere Stellungnahmen des gräflichen Rechtsanwaltes hätten gegen die Planungen keine grundsätzlichen Einwendungen vorgebracht. Vorsorgliche Planung und frühzeitige Information der Bevölkerung seien durch die nachrichtliche Eintragung in den Bebauungsplan "Kinderklinik" der L 511 (Nr. 171) gegeben. Der Ausbau sei zudem vorerst nicht zu erwarten.

Mittwoch, 15. Januar 1975
Das städtische Kulturamt hat nun zumindest vorübergehend die Federführung für den Aufruf "Rettet Haus Lüttinghof" übernommen.

Donnerstag, 16. Januar 1975
Die Vereinigten Papierwerke (Schickedanz und Co.) führen wegen rückläufiger Nachfrage nach Wellpappenverpackung für zwei Monate Kurzarbeit durch. Betroffen sind davon 120 Beschäftigte.

Donnerstag, 16. Januar 1975
Wegen der rückläufigen Absatzlage will die Delog-Detag Flachglas AG noch in diesem Monat 20 bis 30 Mitarbeiter aus den Werkstätten entlassen.

Donnerstag, 16. Januar 1975
Der Leiter des Bauordnungsamtes, Hans-Joachim Splettstoesser, hat gestern dementiert, daß zur Zeit rechtsgültige Abbruchgenehmigungen für 35 Häuser der Ückendorfer Zechensiedlung "Flöz Dickebank" vorliegen, bestätigt jedoch, daß die Rheinisch-Westfälische Wohnstätten AG bereits 1973 Abbruchgenehmigungen beantragt und erhalten hat, deren Geltungsdauer inzwischen abgelaufen ist.

Donnerstag, 16. Januar 1975
Mit einem Billigverkauf von Eiern in acht vorwiegend von Arbeitern bewohnten Gebieten der Stadt wirbt die DKP im Rahmen einer bundesweiten Aktion für ein Preisstopp-Gesetz und eine Preiskontrolle für Grundnahrungsmittel.

Freitag, 17. Januar 1975
Die schwedische Firma Frigoscandia hat der Stadt jetzt offiziell mitgeteilt, daß sie sich unter der Voraussetzung von Zuschüssen aus der 7,5prozentigen Investitionshilfe des Landes auf dem eh. Texaco-Gelände ansiedeln will.

Freitag, 17. Januar 1975
Die Studentenvollversammlung der Fachhochschule Bochum / Abteilung Gelsenkirchen hat mit 2/3-Mehrheit beschlossen, den unbefristeten Streik gegen die neue Prüfungsordnung abzubrechen. Als Grund wird die uneinheitliche Vorgehensweise der Studenten im Land angegeben. Wissenschaftsminister Johannes Rau kritisiert die Studenten gleichzeitig scharf wegen ihrer teils unannehmbaren Forderungen.

Samstag, 18. Januar 1975
Der Buersche Unternehmer Hans Hacke, alleiniger Inhaber des Straßen- und Tiefbauunternehmens Karl Schneider und der Firma Hans Hacke, Baustoffe und Transporte, hat beim Amtsgericht Vergleich angemeldet.

Samstag, 18. Januar 1975
Der Förderverein "Sozialreport Gelsenkirchen", der im Oktober vergangenen Jahres gegründet wurde und dem zahlreiche Repräsentanten aus Industrie und Gewerkschaft angehören, fordert den Rat der Stadt vor der zweiten Etatlesung auf, 50000 DM aus kommunalen Haushaltsmitteln für seine Zwecke zur Verfügung zu stellen sowie Mitträger zu werden.

Samstag, 18. Januar 1975
15 Monate nach einem persönlichen Versprechen von Oberbürgermeister Löbbert am 9. Oktober 1973 sind immer noch keine Arbeiten für einen Kinderspielplatz an der Ecke Grenz- / Leipziger Straße in Angriff genommen worden.

Samstag, 18. Januar 1975
Auch bei der Neuordnung der Jahre 1974/75 wurde eine zur Stadt Gelsenkirchen gehörige Fläche von 20110 qm inmitten von Bochum-Wattenscheid "vergessen". Bei der Exklave handelt es sich um die Gemarkung Ückendorf, Flur 21, Flurstücke 1, 5, 6 und 7.

Sonntag, 19. Januar 1975
Auf der Kreiswahlkonferenz der SPD wurde der Landtagsabgeordnete Werner Kuhlmann (53) mit 146 Stimmen zum Spitzenkandidat der Gelsenkirchener Sozialdemokraten für die bevorstehende Kommunalwahl gewählt. Sein Gegenkandidat, der bisherige Oberbürgermeister Josef Löbbert, erhielt 102 der insgesamt 250 Stimmen. In 5 Bezirken stellte die Wahlkonferenz in einer einmaligen Verfahrensweise Gegenkandidaten zu den von den einzelnen Ortsvereinen benannten Kandidaten auf. Damit steht fest, daß 18 der jetzigen 34 Mitglieder der SPD-Ratsfraktion auf keinen Fall mehr im neuen Rat vertreten sein werden.

Montag, 20. Januar 1975
Der Bauausschuß beschließt auf seiner 1. öffentlichen Sitzung unter dem Beifall von rund 50 anwesenden Bürgern aus Ückendorf, dem Rat der Stadt vorzuschlagen, in "Flöz Dickebank" keine Häuser mehr abreißen zu lassen. Die Gemeinschaft "Instre" (Institut für Stadt und Regionalentwicklung in Bochum) soll für ein Honorar von 130000 DM mit der Untersuchung des Sanierungsgebietes beauftragt werden.

Montag, 20. Januar 1975
Die Bürgerinitiativen und -vereine von Buer, Schloven, Hassel und Nachbarstädten sammeln eine Woche lang Unterschriften für ihren Einspruch gegen den Bau eines zusätzlichen Kraftwerkblockes in Scholven. Die Bürger fordern Entgiftungsanlagen bei den bestehenden Werken der VEBA Kraftwerke Ruhr, eine Kosten-Nutzen-Analyse, einen Bebauungsplan sowie das Ausschöpfen aller nach dem Bundesimmissionsgesetz gegebenen Möglichkeiten. Die Schwefeldioxidimmissionen im Bereich von Gelsenkirchen, Galdbeck, Bottrop und Kirchhellen betragen bei einem Flächenanteil von 0,09 Prozent am Bundesgebiet 9,44 Prozent der gesamten Schwefeldioxidimmissionen in der Bundesrepublik im Jahre 1970.

Montag, 20. Januar 1975
Die Flachglas AG will im Laufe der nächsten Monate die Grauglaswanne, die letzte der vier Glaswannen im Rotthauser Werk stillegen. Betroffen sind von dieser Maßnahme 70 Beschäftigte, die umgesetzt werden sollen. Von Kurzarbeit sind augenblicklich 1200 Beschäftigte betroffen.

Dienstag, 21. Januar 1975
Im Zuge des Abbruchs der eh. Kokerei Graf Bismarck wurde die Misch- und Mahlanlage gesprengt. In den nächsten Tagen wird gleichfalls der 70 m hohe Abgaskamin gesprengt.

Mittwoch, 22. Januar 1975
Die in Gelsenkirchen ansässige jugoslawische Firma Korosec-Feuerungsbau GmbH, in der zur Zeit 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, stellt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt 240 Umschulungsplätze für Arbeitslose zur Verfügung. Die Firma hat kürzlich einen langfristigen Vertrag für den Neubau von 106 Koksöfen in Brasilien abgeschlossen.

Mittwoch, 22. Januar 1975
Das Amt für Stadtentwicklungsplanung hat anhand der Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigtenstruktur und Einkommen von 1961 bis 1970/71 eine umfassende Untersuchung der örtlichen Wirtschaftssituation vorgenommen. 1971 lag das Bruttoinlandsprodukt mit 4,546 Mio DM deutlich unter den Werten anderer Ruhrgebietstädte. Die Beschäftigtenzahl sank im Untersuchungszeitraum um 15 Prozent. Als Ursache für die hohe Arbeitslosenquote und das anhaltende Abwandern von Fachkräften sieht das Amt das zusammentreffen negativer Konjunkturentwicklung mit einer wachstumsschwachen Wirtschaftsstruktur. Hinzu kommt eine Arbeitsplatzstruktur mit überwiegend niedriger Qualifikationsanforderung, die erhöhte Entlassung in der Rezession sowie mangelnde Austiegsmöglichkeiten zur Folge hat. Pläne zur Wirtschaftsförderung sollten deshalb zum Ziel haben, Arbeitsplätze mit hohem Vergütungsniveau zu schaffen sowie die Bereiche "Handel und Verkehr" und andere Dienstleistungsbereiche zu fördern.

Donnerstag, 23. Januar 1975
Der Schulausschuß beauftragt die Verwaltung mit einer Modellentwicklung zur Förderung für autistische Kinder. Zur Zeit sind im Stadtgebiet sechs Fälle von kindlichem Autismus bekannt.

Donnerstag, 23. Januar 1975
In Dortmund wird der Theaterkooperationsvertrag zwischen den Städten Dortmund und Gelsenkirchen durch die Unterschriften von Oberstadtdirektor Hans-Diether Imhoff (DO) und Stadtdirektor Helmut Bill (GE) abgeschlossen. Mit der laufenden Spielzeit gehen das Musiktheater im Revier und die Städtischen Bühnen Dortmund eine enge Kooperation (z.B. Inszenierungsaustausch) ein. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 5 Jahren.

Donnerstag, 23. Januar 1975
Nach Informationen des SPD-Stadtverordneten Egon Rossa (SPD) will die Ruhrkohle AG ihren geplanten Luftschacht auf der für eine Universität vorgesehenen Freifläche westlich der Kurt-Schumacher-Straße in Sutum abteufen.

Donnerstag, 23. Januar 1975
Der Betriebsrat des Texaco-Kraftwerkes in Bismarck und die Deutsche Texaco AG verabschieden einen Sozialplan für die von der Stillegung betroffenen Beschäftigten, der ein Verlegungsangebot zum Kraftwerk Rheinpreußen bei Moers bei einem Verlegungsgeld von 3000 DM vorsieht. Bei Ablehnung des neuen Arbeitsplatzes werden bis zu 40000 DM Abfindung und ein Jahr volle Nettobezüge bezahlt. Am 30. Juni dieses Jahres verlieren die ersten 47 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz in Bismarck. Am 30.6.1976 wird der Rest der 80 in der Hochdurckanlage tätigen Mitarbeiter entlassen.

Freitag, 24. Januar 1975
Nach dem Zusammenbruch der Baufirma Hohen-Hinnebusch, einem Zusammenschluß 10 verschiedener Unternehmer, werden Forderungen in Höhe von 25 Mio DM erhoben. Ursache des Zusammenbruchs ist die übersteigerte Bautätigkeit Hohen-Hinnebuschs, die die Zahl der Bauobjekte von 5 im Jahr 1965 auf 35 in
1970 ansteigen ließ.

Samstag, 25. Januar 1975
Der SPD-Stadtverordnete Ernst-Otto Glasmeier kritisiert die Theaterkooperation zwischen den Bühnen Dortmund und Gelsenkirchen als Fortschreibung veralteter Strukturen und fordert stattdessen eine "Stadtkunstpolitik". Glasmeiers Vorschläge sehen vor, das Musiktheater im Revier als Teil einer GmbH aller Revierbühnen und insbesondere als Produktions- und Spielstätten mit Akzent auf dem Bereich Musical zu führen. Ferner beinhalten Glasmeiers Pläne neue Konzertformen, eine Jugendmusikschule, bildende Kunst auf der Straße und in allen Stadtteilen sowie die Einrichtung von Spielstraßen.

Samstag, 25. Januar 1975
Über 200 Teilnehmer, die je nach Bildungsstand ein Jahr oder 18 Monate die Volkshochschulkurse für den Hauptschulabschluß besuchten, haben bisher den Abschluß nachholen können.

Montag, 27. Januar 1975
Mit der ersten Bohrung für die Tunnelträger beginnt nun nach Abschluß der Vorarbeiten der eigentliche Stadtbahnbau. Verantwortlich ist das Stadtbahnbauamt unter Leitung von Dr.-Ing. Karlheinz Westhaus, das aus 46 Mitarbeitern (zusätzlich 5 Meßgehilfen) besteht. [...] Während an der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft keine Gelsenkirchener Firma beteiligt ist, stammen die Tunnelteile von der Rheinstahl Gießerei AG.

Dienstag, 28. Januar 1975
Über 30 Architekten und Bauingenieure sowie Statiker der örtlichen Fachverbände BDB, BDA und VFA inspizieren die Innen- und Ausseneinrichtung von Haus Lüttinhof. Im Haushaltsentwurf für 1975 sind vorläufig keine Mittel für eine Restaurierung eingeplant. Zuvor soll der Wille zur Mithilfe bei der Bürgerschaft abgewartet werden.

Mittwoch, 29. Januar 1975
Das Berufsförderungswerk "Graf Bismarck" führt gezielte Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und Gefängnisentlassenen durch: einen Ausbildungslehrgang für 20 Jugendliche ohne Schulabschluß, Metallverarbeitungslehrgänge für 19 ältere arbeitslose Jugendliche sowie Fortbildungsmaßnahmen für 31 Arbeitslose.

Freitag, 31. Januar 1975
Der Grünausschuß schlägt dem Rat der Stadt zur Beschlußfassung vor, in der ersten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf Stadtverwaltungsebene 50 Arbeitslose acht Monate lang mit der Bepflanzung von Ödlandflächen zu beschäftigen. Von den Gesamtkosten der Maßnahme in Höhe von etwa 1 Mio DM hätte die Stadt 10 Prozent zu tragen.

Samstag, 1. Februar 1975
Durch Zuweisung von 94 Grund- und Hauptschullehrern zu Schulbeginn ist die Lehrerfehlquote zwar um 5 Prozent zurückgegangen, liegt aber mit rund 15 Prozent immer noch erheblich über dem 7,5prozentigen Landesdurchschnitt.

Samstag, 1. Februar 1975
An 17 Meßpunkten in Buer, Westerhalt, Polsum, Gladbeck und Kirchhellen soll der im vergangenen Jahr neuangeschaffte Meßwagen der VEBA-Chemie in diesem Jahr Messungen der Luftverschmutzung durchführen. Die städtischen Meßpunkte liegen an der Feuerwache I Wildenbruchstraße (hoher Eisengehalt in unlöslichem Staubanteil), Feldhauser Straße in Scholven (wechselnder Gehalt von Sulfaten, Chlor und Ammoniak) und an der Oemkenstraße in Resse (niedrige Gehalte an unlöslichen und löslichen Staubanteilen).

Samstag, 1. Februar 1975
Mit dem Premierenfilm "Effi Briest" von Rainer Werner Faßbinder wurde das Schauburgstudio an der Horster Straße eröffnet. Das 97 Plätze umfassende Kino der Sprenger-Filmtheaterkette soll ab April einmal in der Woche als Kommunales Kino genutzt werden.

Montag, 3. Februar 1975
Der Rat der Stadt ändert das Gelände an der Seestraße in Buer gemäß dem Bundesbaugesetzt in ein Sondergebiet um, damit die Firma "Novotel" dort ein Hotelprojekt verwirklichen kann.

Montag, 3. Februar 1975
Der Caritasverband eröffnet in der Josefinenstraße seine vierte Hausaufgabenhilfe in einem sozialen Brennpunkt der Stadt, in der 40 Kinder betreut werden können.

Dienstag, 4. Februar 1975
Laut Berichtsvorlage des Rechnungsprüfungsausschusses verstößt die Abteilung "Brückenbau" des städtischen Tiefbauamtes seit geraumer Zeit gegen das Gesetz, weil die wenigen vorhandenen Brückenbücher seit 1964 und das Brückenbauwerks-Verzeichnis seit 1965 nicht fortgeschrieben wurden.

Mittwoch, 5. Februar 1975
Nach einer Statistik des Ordnungsamtes lebten am 30. Juni 1974 3513 Obdachlose in Gelsenkirchen, das sind 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. 59,1 Prozent der Obdachlosen sind kinderreiche Familien. Nur 3,8 Prozent wohnen bis zu sechs Monate in einer Obdachlosensiedlung, 20,4 Prozent bis zu 2 Jahren und 75,8 Prozent länger als zwei Jahre.

Freitag, 7. Februar 1975
Bereits drei Tage nach Ende der Einspruchsfrist, die über 2000 Einwendungen brachte, findet im Rathaus Buer der Anhörungstermin zu dem geplanten Block A der VEBA Kraftwerke Ruhr in Scholven statt. Aus Protest gegen die kurze Einberaumungszeit, die den zuständigen Stellen kaum Zeit zur Überprüfung der Einwendungen gegeben haben dürfte, verläßt die Hälfte der 40 anwesenden Kritiker den Sitzungstermin. Die Einsprecher, zu denen als Rechtsnachfolgerin der Stadt Gladbeck auch die Stadt Bottrop gehört, kritisieren insbesondere die Arbeit der Ämter für Stadtplanung und Vermessung, die immer noch Wohnungsneubauten in unmittelbarer Industrienähe zulassen.

Samstag, 8. Februar 1975
Mit 12543 registrierten Arbeitslosen erhöhte sich die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk Gelsenkirchen im Januar d.J. auf 6,6 Prozent. Dies ist die dritthöchste Quote in Nordrhein-Westfalen. 14 Prozent der Arbeitslosen (1756) sind jünger als 20 Jahre. Dieser im Vergleich mit dem Landesmaßstab niedrige Anteil wurde durch 16 Förderlehrgänge für 400 Jugendliche erreicht. Die Kurzarbeit hat um 16,5 Prozent zugenommen und betrifft nun 6000 Erwerbstätige.

Montag, 10. Februar 1975
300000 Zuschauer besuchen den 1,8 km langen Erler Rosenmontagszug, der in diesem Jahr unter dem Motto "So sind wir auf der Cranger Straße" steht.

Mittwoch, 12. Februar 1975
Der Rechnungsprüfungsausschuß stellte beim Fuhr- und Reinigungsamt zweifelhafte Vorgänge bei der Anschaffung von vier neuen Fahrzeugen (einwöchige Dienstreise zur Abnahme und eigenmächtige Bestellung beim gleichen Unternehmen) fest.

Freitag, 14. Januar 1975
Zu Beginn der öffentlichen Sitzung des Jugendwohlfahrtsausschusses im Hans-Sachs-Haus zum Thema "Jugendarbeitslosigkeit" fordern Mitglieder der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) unter anderem 400 DM Arbeitslosengeld für Jugendliche, die nach Schulabschluß keine Lehrstelle erhalten, und kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.

Dienstag, 18. Februar 1975
Ein in Gelsenkirchen entwickeltes und seit 1969 an der Gesamtschule erprobtes "Informatik-Programm " soll vom nächsten Schuljahr an an acht weiteren Schulen in Nordrhein-Westfalen weiter getestet und bei positivem Ergebnis ab 1977/78 zum Pflichtfach für die Sekundarstufe 2 werden.
In Gelsenkirchen haben bisher 3 Abiturjahrgänge "Informatik" als Schwerpunkt wählen können, 15 bis 20 Prozent eines Jahrganges machten davon Gebrauch.

Samstag, 22. Februar 1975
Die Bergbau AG will den Luftschacht Emschermulde II genau 450 m südwestlich des südlichen Elfmeterpunktes des Parkstadions errichten. Der 10 Mio DM teuere Schacht soll als Symbol der Arbeit für Europas größte Bergbaustadt die Verbindung zu Freizeit (Parkstadion) und Bildung (Gesamtschule) herstellen.

Montag, 24. Februar 1975
Die Stadt hat Ende letzter Woche beim Arbeitsamt einen Antrag auf Sondermaßnahmen für 144 arbeitslose Jugendliche gestellt. Bereits vorher war beschlossen worden, 23 Auszubildende einzustellen, deren Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung jedoch nicht gewährleistet wird.

Dienstag, 25. Februar 1975
In einer Stellungnahme des Bergamtes zur Umweltbelastung durch die Kokerei Scholven heißt es, daß nie ein 100 m breiter Grüngürtel zur Auflage gemacht wurde, daß jedoch nach Freizug einiger Wohnstraßen an Stelle der Bebauung dort Begrünungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen.

Dienstag, 25. Februar 1975
Nach einer Stellungnahme des CDU-Fraktionsvorsitzenden Günter Volmer zu der Auseinandersetzung um die dringenden Stellenbesetzungen bei der Stadt haben beide Fraktionen in der örtlichen SPD (Meya/Kuhlmann und Lobbert) der CDU ein Vorschlagsrecht für ein Dezernat angeboten, je nachdem, ob die CDU für eine Stellenbesetzung vor dem 4. Mai oder nach dem Wahltermin eintritt.

Dienstag, 25. Februar 1975
Der persönliche Referent des Landeskonservators für Denkmalschutz besuchte auf Einladung der Bürgerinitiative "Flöz-Dickebank" die vom Abriß bedrohlte Bergarbeitersiedlung.

Mittwoch, 26. Februar 1975
Die Bergbau AG akzeptiert ein Geländedreieck westlich der Kurt-Schumacher-Straße in Sutum als endgültigen Standort für den Luftschacht Emschermulde II. Ein 20 m breiter Grünstreifen soll die Anlage abschirmen. Die Mehraufwendungen durch die Standortverlegung vom Berger Feld betragen 2,1 Mio DM für die Strecke unter Tage und jeweils 700000 DM für jeden der sieben abgeteuften Flöze.

Montag, 3. März 1975
Im Alter von 77 Jahren stirbt der ehemalige SPD-Stadtverordnete Fritz Mehlberg, Träger des Ehrenringes der Stadt seit 1966. Mehlberg war 57 Jahre lang Mitglied der SPD und der Gewerkschaft. Dem Rat der Stadt gehörte er von 1956 bis 1969 an. Bis 1956 war Mehlberg Jugendleiter der "SG Eintracht Gelsenkirchen".

Dienstag, 4. März 1975
Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände, der Mitglieder des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der jüdischen Kultusgemeinde, des Diakonischen Werkes, der Arbeiterwohlfahrt und des Caritasverbandes angehören, hat ein Arbeitspapier zur Verbesserung der Obdachlosensituation erstellt. Als Nahziele werden darin die Aktivierung der Betroffenen sowie eine Verbesserung der Lebens- und Wohnbedingungen angeführt. In zwei bis fünf Jahren sollen ein Umlegungsstopp erreicht und die Primitivunterkünfte in der Katernberger Straße (rund 1.200 Bewohner) sowie der Josefinen- und Emmericher Straße beseitigt werden.

Mittwoch, 5. März 1975
Mittels einer kleinen Anfrage im Landtag will der Gelsenkirchener Abgeordnete Egbert Reinhard (SPD) erreichen, daß der Art. 6 des § 1 des Gesetzes zur Verbesserung des Mietrechtes auf die Zechensiedlung "Flöz Dickebank" angewandt und damit die Rheinisch-westfälische Wohnstätten AG gezwungen wird, die leergezogenen Wohnungen in der Ückendorfer Siedlung neu zu belegen.

Mittwoch, 5. März 1975
Der kommissarische Leiter des Arbeitsamtes, Dr. Manstetten, und seine Mitarbeiter geben einem Arbeitskreis arbeitsloser Jugendlicher des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses Hassel ein Interview zum Thema "Jugendarbeitslosigkeit". Nach seinen Angaben gibt es im Arbeitsamtbezirk nur 3445 Stellen für 3800 Jugendliche. Innerhalb der vergangenen vier Jahre hat sich das Stellenangebot um 50 Prozent verringert. 63 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen haben keine Ausbildung.

Freitag, 7. März 1975
Nach viermonatiger Arbeit in der Ückendorfer Siedlung "Flöz Dickebank" legte eine Studiengruppe angehender Architekten und Stadtplaner der Technischen Hochschule Aachen ein Gutachten vor, nach dem die Bausubstanz entgegen äußerem Anschein ausgezeichnet ist und die 150 Jahre alten Häuser deshalb erhaltungswürdig sind.

Samstag, 8. März 1975
Im Februar stieg die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtbezirk um 0,2 Prozent auf 6,8 Prozent an (12913 Arbeitslose). Die Arbeitslosenzahl sank bei den Frauen um 43 auf 4698, während sie bei den Männern um 413 auf 8215 stieg. An der Spitze der Berufsgruppen stehen immer noch die Bauarbeiter mit 1148 Arbeitslosen. Bei den Frauen liegen die Warenkaufleute mit 776 sowie die Textil- und Bekleidungsberufe mit 717 vorne. Zugenommen hat mit 1141 die Zahl der arbeitslosen Ausländer auf 8,8 Prozent der Gesamtarbeitslosenzahl, während die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 18 Jahren durch Sondermaßnahmen um 116 auf 688 zurückging. Obwohl sich die Zahl der kurzarbeitenden Betriebe von 42 auf 48 erhöhte, ging
die Kurzarbeit im Bezirk um 15,3 Prozent zurück.

Samstag, 8. März 1975
Nach einem Gutachten des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk für den Zeitraum von 1960 - 68 gab es im nördlichen Stadtgebiet einen 5,8prozentigen Abfluß von Kaufkraftströmen nach Essen und Gladbeck. Die Bindungsquoten für den aperiodischen Bereich liegen demnach in Gelsenkirchen niedriger als in Nachbargemeinden.

Samstag, 8. März 1975
Beim 2:2 gegen Bayern München läßt der FC Schalke 04 seine Anhänger über den Kauf des anwesenden brasilianischen Nationalspielers Marinho abstimmen. Von den 70000 ausgegebenen Stimmzetteln werden jedoch nur noch 450 gefunden.

Mittwoch, 12. März 1975
Die Jungsozialisten haben den Entwurf einer Satzung zum Ausländerbeirat vorgelegt, wonach der Rat der Stadt in Ausländer-Angelegenheiten keine Entscheidung ohne vorherige Hörung des Beirates treffen kann und diese Institution finanziell ausstatten muß.

Donnerstag, 13. März 1975
Bei der Erörterung des Berichtes über die Messungen der Landesanstalt für Immissions- und Bodennutzungsschutz (Essen), der Bundesanstalt für Umweltschutz für 1972/1973, der Meßprogramme der Stadt und der Umweltprobleme im Stadtteil Scholven kritisierten Mitglieder des städtischen Gesundheitsausschusses die amtlichen Meßergebnisse als "Gefälligkeitsmessungen". Der Kokerei Scholven wurde in diesem Zusammenhang der Vorwurf gemacht, trotz Auflage immer noch keinen Grüngürtel als Schutzstreifen angelegt zu haben.

Montag, 17. März 1975
Die Landesjugendkonferenz der Naturfreundejugend Westfalen befaßte sich auf ihrer Tagung in Gelsenkirchen mit dem Berufsverbot für die in ihrer Landesleitung tätigen Lehrerin Liesel Richter und den Themen Ausbildungssituation und Kulturarbeit.

Freitag, 21. März 1975
Die Bauverwaltung stellt das Bochumer Institut für Stadt- und Regionalentwicklungsplanung unter Prof. Dr. Landwehrmann vor, das mit dem Gutachten über die Sanierungsmöglichkeiten in der Ückendorfer Siedlung "Flöz Dickebank" betraut wurde. Nach Ostern will das Institut mit einer Fragebogenaktion bei 450 betroffenen Haushalten (etwa jeder 5. Haushalt in dem Gebiet) einen Meinungs- und Sozialdatendurchschnitt gewinnen. In Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft soll dann ein Gutachten erarbeitet werden, das zusäztlich von einer Untersuchung des Wohnstandards und der Bausubstanz durch das Architektenteam "G 7" begleitet wird.

Montag, 24. März 1975
Zum 3. Mal wird im Rat nicht die vorgeschriebene Mehrheit von 28 Stimmen für die Änderung der Hauptsatzung nach der landesgesetzlichen Regelung der Sitzungsgelder für Stadtverordnete, die Hausfrauen sind, erreicht.

Mittwoch, 26. März 1975
Bis zum 30. Juni will die Flachglas AG Delog/Detag ihre gesamte Verwaltung in Rotthausen als nächstem Standort zur Hauptproduktionsstätte Gladbeck-Rentfort zusammenfassen. Dazu wird der gesamte Bereich "Vertrieb" einschließlich Service von Fürth nach Gelsenkirchen verlegt, wodurch hier 100 Arbeitsplätze entstehen. Gleichzeitig fallen mit der morgigen Stillegung der letzten Libby-Owens-Wanne in Rotthausen 120 Arbeitsplätze im Produktionsbereich fort. Die Unternehmensleitung hat dem Arbeitsamt bereits Massenentlassungen mitgeteilt und für die Betroffenen einen Sozialplan aufgestellt.

Donnerstag, 27. März 1975
Nach Information des Landtagsabgeordneten und Spitzenkandidaten der SPD zur Kommunalwahl, Werner Kuhlmann, wollen die Veba Chemie AG und die Gelsenberg AG in Gelsenkirchen ein neues gemeinsames Verwaltungsgebäude errichten. Mit dem Bau, der für 1200 Beschäftigte konzipiert ist, soll im Herbst auf einem von sechs in Buer angebotenen Grundstücken begonnen werden. Das Großprojekt wird im tertiären Bereich 600 neue Arbeitsplätze schaffen.

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heen
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Re: Stadtchronik 1975

Beitrag von heen »

Mucken gegen Mieterhöhung. Wahlsonntag. Ringo eröffnet das Kommunale Kino. Die Bezirksvertretungen konstituieren sich.
Das 2. Quartal.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1975.pdf (25 MB)
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Mittwoch, 2. April 1975
Das städtische Gartenamt führt z.Zt. in Buer - parallel zur Aufforstung von Scholven und zur Anlage des sog. Straßenbegleitgrüns - eine umfassende Begrünungsaktion des Stadtkerns durch. Im Rahmen dieser Aktion werden mehr als 100000 Jungbäume gepflanzt. Angepflanzt werden ausschließlich Platanen, Robinien, ungarische Silberlinden, Kastanien und Baumhasel.

Mittwoch, 2. April 1975
Inzwischen bezieht ein Zehntel der Arbeitslosen im Arbeitsamtbezirk Gelsenkirchen, 1000 Männer und 200 Frauen, Arbeitslosenhilfe. 434 Arbeitnehmer beantragten die Mobilitätszulage. Bisher erhielten verschiedene Unternehmen 2,7 Mio DM Lohnkostenzuschüsse für 569 zusätzlich eingestellte Arbeitskräfte.

Donnerstag, 3. April 1975
Die Bergarbeitersiedlung "Flöz Dickebank" gehört zu 26 von 50 Siedlungen in Gelsenkirchen, die der Landeskonservator von Westfalen-Lippe untersucht und wegen ihres historischen, archiktektonischen und sozialen Wertes für erhaltenswürdig befunden hat.

Mittwoch, 9. April 1975
Ab 5. Mai wird eine weitere Maßnahme des Arbeitsamtes zur Arbeitsbeschaffung beginnen, bei der 50 Kräfte für 6 Monate zur Ödlandbegrünung eingesetzt werden. Von den 900000 DM Lohnkosten übernimmt die Arbeitsverwaltung 700000 DM. Die Begrünungsaktion umfaßt sechs Maßnahmen nördlich des Kanals sowie drei in Alt-Gelsenkirchen.

Mittwoch, 9. April 1975
Für den Monat März meldet das Arbeitsamt einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit um 340 auf 12573 (= 6,6 Prozent). Von der Arbeitslosigkeit betroffen sind bei den Männern insbesondere die Bauberufe (1158 Arbeitslose), bei den Frauen die Warenkaufleute (748). Der Anteil der Ausländer an der Gesamtarbeitslosenzahl erhöhte sich leicht auf 9,3 Prozent, während die Frauenarbeitslosigkeit weiter anteilsmäßig zurückging (36,2 Prozent). 674 Jugendliche unter 18 Jahren waren ohne Arbeit, davon 391 Mädchen. Die Kurzarbeit nahm von 48 auf 50 Betriebe zu und erreichte mit einer Steigerung auf 6195 Betroffene einen neuen Höchstständ.

Mittwoch, 9. April 1975
In Rotthausen gründen Mieter aus dem Bereich Schonnebecker, Saarbrücker, Lothringer, Schemann-, Elsässer und Schevenstraße eine Mieterinitiative gegen rückwirkende Mieterhöhungen von teilweise über 30 Prozent. 400 Haushalte sind von den Mieterhöhungen durch das Bauunternehmen Fritz Spieker (Gelsenkirchen) und Kogge (Essen) betroffen.

Donnerstag, 10. April 1975
Drei Jungfilmer der Berliner Film- und Fernsehakademie führen im ev. Gemeindehaus an der Heidelberger Straße vor 300 Interessenten ihren Film "Flöz Dickebank - wir sind mittlerweile wach geworden" vor.

Freitag, 11. April 1975
Zwei Tage lang drehte das zweite Deutsche Fersehen für die Seniorensendung "Mosaik" einen Film über das Senioren-Mundharmonika-Orchester Hassel.

Samstag, 12. April 1975
Das Westdeutsche Fernsehen stellt in seiner Sendereihe "Stadt und Gemeinde" die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit dar, die die Stadt seit 1968 (bspw. mit dem G-Emblem) leistet.

Dienstag, 15. April 1975
Anwohner der Kranefeldstraße in Horst haben eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für einen Ausbau der seit 6 Jahren provisorisch angelegten Straße einsetzen will.

Freitag, 18. April 1975
Rückwirkend ab 01.01.1975 ist die Stadt Gelsenkirchen in das Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes aufgenommen worden. Danach werden bei der Neuerrichtung von Betrieben Zuschüsse in Höhe von 7,5 Prozent und bei der Erweiterung von Betrieben Zuschüsse in Höhe von 5 Prozent der Investitionssumme aus Landesmitteln gewährt. Weiter wurde eine zusätzliche Förderung in Höhe von 5 Prozent bei Investitionsvorhaben mit besonderem Struktureffekt festgelegt. Das gilt insbesondere dann, wenn die Arbeitslosenquote seit längerer Zeit erheblich über dem Landesdurchschnitt liegt. Die zur Zeit geltende Investitionszulage von 7,5 Prozent wird zusätzlich gewährt.

Montag, 21. April 1975
Die 8. Zivilkammer beim Landgericht Essen hat die Klage der Flachglas AG/Delog-Detag gegen die Stadt Gelsenkirchen auf Ersatz des ihr durch den 1971 nicht zustande gekommenen Baus der Floatglasanlage in der Feldmark entstandenen Schadens abgewiesen. Der Streitwert der Klage war auf über 21 Mio DM festgesetzt. Gegen eine Sicherheitsleistung von 150000 DM ist das Urteil vorläufig vollstreckbar geworden.

Montag, 21. April 1975
FDP-Generalsekretär Martin Bangemann sagt den Bewohnern der Ückendorfer Zechensiedlung "Flöz Dickebank" bei einem Gespräch mit der dortigen Bürgerinitiative seine Unterstützung für eine Wiederbelegung der inzwischen 60 leerstehenden Wohnungen zu.

Mittwoch, 23. April 1975
Nach einem Vergleich zwischen der DKP und der Stadtverwaltung vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen darf die DKP 1000 Wahlplakate an Bäumen und Straßenlaternen anbringen, muß sie aber nach den Wahlen am 4. Mai auf eigene Kosten wieder entfernen. Die Stadt hat der Partei gleichzeitig die Erlaubnis entzogen, die öffentlichen Plakattafeln in Anspruch nehmen zu dürfen.

Mittwoch, 23. April 1975
Die Mietergemeinschaft der neuen Häuser an der Karl- und Eduardstraße in Erle protestiert gegen drastische Mieterhöhungen durch die Gruwa Bauer, die nach Auskunft der Betroffenen bis zu 33 Prozent der Gesamtmiete und 448 Prozent der Nebenkosten betragen.

Donnerstag, 24. April 1975
Die SPD-Ortsgruppe Scholven und Unterbezirksvorsitzender Prof. Meya wollen im neuen Rat dafür eintreten, daß der 5 Jahre alte Bebauungsplan für den Bereich Johann-, Helmut- und Reubekampstraße den aktuellen Gegebenheiten angepaßt wird und die Häuser dort erhalten bleiben. Der Plan sieht stattdessen die Anlage eines 100 m breiten Grünstreifens für die Kokerei Scholven vor. Die betroffenen Anwohner haben bereits 280 Unterschriften für den Erhalt ihrer Häuser gesammelt.

Freitag, 25. April 1975
Nach einem erneuten Beschluß des Verwaltungsgerichtes Gelsenkirchen darf die DKP nur noch 80 Plakate an den 40 Sondertafeln der Deutschen Städtereklame anbringen (vgl. 23.04.).

Freitag, 25. April 1975
Mit einem Umschlag von 6,41 Mio t liegt Gelsenkirchen an 1. Stelle im Gesamtumschlag der bundesdeutschen Kanalhäfen, wenn der Stadthafen (2,3 Mio t) und die Privathäfen Nordstern, Gelsenberg, Hugo, Bismarck und Grimberg zusammengefaßt werden. Dies ergab die jetzt vom Verband öffentlicher Binnenhäfen e.V. herausgegebene Verkehrsbilanz 1974.

Freitag, 25. April 1975
Die 4. Kammer des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen untersagt dem Rat der Stadt die unter Punkt 20 der öffentlichen Sitzung vorgesehene Wahl des Oberstadtdirektors. 26 Bewerbungen sind bis zum Ende der Frist am 19. April bei der Stadt eingegangen. Bereits am 28. April sollte der Rat die Wahl vornehmen.

Montag, 28. April 1975
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei und Spitzenkandidat der SPD für die Kommunalwahl, Werner Kuhlmann, erklärt auf einer Pressekonferenz, daß er gegen die Behauptungen der BILD-Zeitung klagen will, er habe "Baader-Meinhof-Terroristen Borwin Wulf eine Fülle von Schriftmaterial überlassen, das geradezu ideal für die Zwecke der Anarchisten ist, sich auf den Gegner Polizei, Bundesgrenzschutz und Verfassungsschutz einzustellen". Bei den Materialien handelt es sich um drei offizielle Broschüren der GdP.

Montag, 28. April 1975
Bei einem Bürgergespräch in Horst erhebt der CDU-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl, MdB Günter Volmer, den Vorwurf, die SPD habe 120000 Wahlkampfbroschüren über das städtische Presseamt drucken lassen.

Mittwoch, 30. April 1975
Als erste Feuerwehr in der Bundesrepublik legte die Gelsenkirchener Wehr einen Erfahrungsbericht über den abwehrenden Umweltschutz vor. Untersucht wurden die Jahre 1965 und 1970 bis 1973. Wurden 1965 nur 192 Einsätze registriert, so waren es 1973 bereits 608. Den größten Anteil nahm die Erhaltung von Grünbestand und Feldkulturen (193 Einsätze) ein. Insgesamt machten die Umweltschutzeinsätze 2,5 Prozent der gesamten Einsätze aus.

Mittwoch, 30. April 1975
Umweltschutzbeauftragter Dr. Hünermann legt den dritten Bericht der Stadt über Immissionen im Gelsenkirchener Raum vor. Trotz eines Trends zur besseren Luft liegt Gelsenkirchen demnach bei der Staub- und Schwefeldioxydbelastung über dem Durchschnitt des Bundesgebietes. Unter Staub hatten am stärksten die Bewohner von Bulmke-Hüllen (Schalker Verein), Horst (Nähe Essener Industriegebiet) und Resser Mark (Autobahn) zu leiden. Schwefeldioxyd machte sich - wegen der Großbaustellen Parkstadion, Autobahn, Tossehof und der Industrie - besonders in Erle, Bismarck und der Resser Mark bemerkbar.

Mittwoch, 30. April 1975
MdL Werner Kuhlmann erwirkt vor dem Landgericht Hamburg gegen den Axel Springer Verlag und "Bild"-Redakteur Sprang eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung der Behauptung, das Bundeskriminalamt erhebt schwere Vorwürfe gegen den GdP-Vorsitzenden wegen einer Unterstützung der Baader-Meinhof-Gruppe (s. 28. April). Ferner muß "Bild" die bisher verweigerte Gegendarstellung Kuhlmanns abdrucken.

Donnerstag, 1. Mai 1975
10000 Menschen versammeln sich zur Zentralen Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter dem Motto "Sichere Arbeitsplätze - Gerechtigkeit - Starke Gewerkschaften - DGB - Internationales Jahr der Frau" auf dem Hauptmarkt. Bundeskanzler Helmut Schmidt tritt in seiner Rede für die gleichberechtigte Mitbestimmung in Großunternehmen aller Industriezweige ein. DGB-Vorsitzender Heinz-Oskar Vetter fordert eine gerechtere Wirtschaftspolitk. Mit Transparenten wie "Stoppt Stillegung Texaco Bismarck" verweisen die Demonstranten auf die besonderen Wirtschaftsprobleme der Stadt.

Donnerstag, 1. Mai 1975
Der Verein Kommunikations- und Informations-Centrum (Komic) eröffnet mit einem Literatur-, Musik- und Informationsfest seine Räume im Hochbunker an der Arminstraße.

Donnerstag, 1. Mai 1975
Das mit dem Bahnhofshotel am Hauptbahnhof verbundene Regina-Lichtspiel-Theater wird im Zuge des Stadtbahnbaues abgebrochen. In diesem Saal führte der einstige Gastronom Ernst Meisterfeld sein in den 20er Jahren berühmtes "Variete" durch. Nach dem 2. Weltkrieg gründete er hier das "Theater des Westens", das Gelsenkirchener Operettentheater.

Sonntag, 4. Mai 1975
Der große Gewinner der gekoppelten Landtags- und Kommunalwahlen in Gelsenkirchen ist die SPD. Bei den Landtagswahlen erreicht sie mit 125117 Stimmen (= 61,4 Prozent) einen Stimmenzuwachs von fast 3 Prozent gegenüber der Wahl 1970. Dazu beigetragen hat auch die hohe Wahlbeteiligung, die mit 85,05 Prozent um 15 Prozent über der von 1970 liegt. Die CDU erreicht 68593 Stimmen (= 32,6 Prozent), die FDP 8973 (= 4,4 Prozent), die DKP 1957 (= 0,9 Prozent) und die NPD 711 (= 0,3 Prozent). Gewählt sind die drei Kandidaten der SPD, Werner Kuhlmann, Karl-Heinz Edelbrock und Egbert Reinhard. Der bisherige CDU-MdL Wolfgang Jaeger stand auf Platz 30 der Reserveliste und wird nicht mehr im Düsseldorfer Landtag vertreten sein. Bei der Kommunalwahl erringt die SPD bei einer Wahlbeteiligung von 84,64 Prozent 121419 Stimmen (= 60,3 Prozent) und 32 der 34 Direktmandate. Die CDU erreicht mit 66882 Stimmen 33,1 Prozent. Die FDP verfehlt mit 9709 Stimmen (= 4,8 Prozent) knapp die 5-Prozent- Hürde. Die DKP kommt mit 3505 Stimmen auf 1,7 Prozent. Im neuen Rat werden die SPD mit 43, ,die CDU mit 24 Sitzen vertreten sein. 8 Prozent der abgegebenen Stimmen waren von Briefwählern, 1000 Stimmen ungültig.

Montag, 5. Mai 1975
In Rotthausen wurde nun eine zweite Mieterinitiative gegen die Mieterhöhungen in den Häusern des Bauunternehmers Spieker im Wiehagen und in der Schevensstraße gegründet.

Donnerstag, 8. Mai 1975
Trotz Auszahlung von Lohnkostenzuschüssen und Mobilitätszulagen in Höhe von insgesamt 8,7 Mio DM verzeichnete der Arbeitsamtsbezirk Gelsenkirchen im April weiterhin 6,6 Prozent Arbeitslose (12488 Personen) und lag damit an der Spitze der Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens. Bei 2188 offenen Stellen entfiel nur eine offene Stelle auf sechs Arbeitslose. Der Anteil der Ausländer an der Arbeitslosenzahl betrug 9 Prozent. Der Frauenanteil erhöhte sich von 36,2 auf 37,1 Prozent. Dagegen ging die Kurzarbeit bei bleibender Zahl der betroffenen Betriebe um 21,1 Prozent zurück.

Samstag, 10. Mai 1975
Die Stadt Gelsenkirchen wird als 1. kommunaler Schulträger der Bundesrepublik Deutschland eine Sonderschule für Autisten (Kinder mit Wahrnehmungs- und Kommunikationsstörungen) einrichten. Wie Schuldezernent Meya gestern auf einer Pressekonferenz mitteilte, wird die vom Land als Schulversuch bewilligte neue Sonderschule im Schulgebäude an der Spindelstraße in Hassel untergebracht und bereits am 1. September die Arbeit aufnehmen. Zum selben Zeitpunkt beginnt auch der Unterricht an der Sonderschule für Sehbehinderte im umgebauten Gebäude an der Beckeradsstraße in Buer. 60 bis 70 Kinder werden hier in 6 Klassen lernen.

Dienstag, 13. Mai 1975
Die Landesbaubehörde lehnt den Antrag der Stadt auf Enteignung eines 22 qm großen Grundstückes des Arztes Dr. Hermann Dettmer an der Kurt-Schumacher-Straße 42 ab. Die Stadt, die das Grundstück für den Bau eines Bürgersteiges zu einem Preis von 25 DM pro qm erwerben wollte, muß nun entsprechend der Richtwerte 65 DM zuzüglich 5 DM Wertzuwachs pro qm zahlen.

Mittwoch, 14. Mai 1975
Nach Mitteilung des Vorstandes der Veba Chemie AG wird der Bau eines gemeinsamen Verwaltungszentrums von Veba-Chemie und Gelsenberg AG wegen der schlechten Wirtschaftslage mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verwirklicht. Von den für 1975 veranschlagten Investitionen in Höhe von 200 Mio DM wird etwa die Hälfte für den Ausbau der Polypropylen-Anlagen in Scholven verwendet, um den petrochemischen Bereich zu stärken. Die übrigen Investitionsgelder entfallen auf den Bau eines "Hydro-Crackers" (Entschwefelungsanlage) in Scholven, einer Harnstoffanlage und einer Ammoniakfabrik in Brunsbüttel.

Donnerstag, 15. Mai 1975
Aus einer undichten Pipeline der Chemischen Werke Hüllen [Hüls] ist in Sutum auf der Weide des Landwirtes Kamphove (Tiemann) an der Flurstraße Benzol ausgetreten. Die Chemischen Werke haben die vermutliche Fehlerquelle in einem Bereich von 200 m eingekreist und bereits 20 Fässer mit Schadstoffen abtransportieren lassen. Die Reparaturarbeiten werden noch Wochen in Anspruch nehmen.

Donnerstag, 15. Mai 1975
Das Bochumer Institut für Stadt- und Regionalplanung (Instre) legt bei einer Bürgerversammlung in der Siedlung Flöz Dickebank die ersten Ergebnisse einer Umfrage bei den Bewohnern der Zechensiedlung vor, die den Wunsch der Bevölkerung nach einer Objektsanierung der Häuser bestätigen. Im Detail haben die Antworten überdurchschnittlich starke Nachbarschaftsbeziehungen, eine hohe Stadtteilgebundenheit und ausreichende, jedoch unkomfortable hygienische Verhältnisse ergeben. Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Manfred Neubauer, fordert als Konsequenz daraus einen Kompromiß zwischen der Rheinisch-Westfälischen Wohnstätten AG und der Bürgerinitiative, wonach künftig freigezogene Häuser wiederbelegt werden sollten.

Freitag, 16. Mai 1975
Wasserproben der Chemischen Werke Hüls und des Hygiene-Institut ergaben jetzt, daß das Brunnenwasser im Sutumer Bereich durch das dort ausgelaufene Benzol nicht verseucht wurde.

Samstag, 17. Mai 1975
Die Landesregierung teilte auf eine kleine Anfrage des MdL Egbert Reinhard mit, daß die Zweckentfremdung von Wohnraum - wie im Fall der Siedlung "Flöz Dickebank" - auch künftig nicht unter Verbot gestellt wird, da die Wohnungsversorgung in Gelsenkirchen ausgeglichen und nicht gefährdet sei. Diese Antwort der Landesregierung geht dem Vernehmen nach auf eine Stellungnahme der Stadtverwaltung zurück.

Samstag, 17. Mai 1975
Die Holztribüne auf der Trabrennbahn wird abgerissen und an ihrer Stelle eine Parklandschaft mit Bänken errichtet. Außerdem richtet der Rennverein Kinderspielplätze, Pony-Reitbahn sowie Tee- und Fernsehräume ein.

Dienstag, 20. Mai 1975
Die Langenberger Elektro~Firma Eldur GmbH will schon in den nächsten Wochen nach Gelsenkirchen ziehen, um die Zuschüsse aus der Eingliederungshilfe der Bundesanstalt für Arbeit in voller Höhe in Anspruch nehmen zu können. Das Unternehmen hat als Zwischenlösung vor der endgültigen Ansiedlung an der Benzstraße in Erle eine eh. Kleiderfertigungshalle an der Dickampstraße gemietet und bereits 110 Kräfte beim Arbeitsamt angefordert.

Mittwoch, 21. Mai 1975
Die Glückauf-Brauerei wird - wie auf der 80. Hauptversammlung mitgeteilt - auch weiterhin ihre Selbständigkeit behalten. 1974 verkaufte die Brauerei rund 240000 Hektoliter Bier, darunter 22000 Hektoliter Konzernbiere. Die Umsatzerlöse betrugen 24 Mio DM. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einer kleinen Steigerung von 0,3 bis 0,5 Prozent. Noch in diesem Jahr soll eine neue Abfüllanlage für rund 600000 DM und mit einer Kapazität von 24000 Hektolitern fertiggestellt werden.

Mittwoch, 21. Mai 1975
Mit 38,56 Mio DM erzielte der Westdeutsche Traber-, Zuchter- und Rennverein 1974 auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen bei 81 Veranstaltungen mit 976 Rennen trotz mäßigen Wetters und der FußballWeltmeisterschaft ein Ergebnis, das nur um 2,1 Prozent unter dem des Rekordjahres 1973 lag.

Donnerstag, 22. Mai 1975
Nach dem jüngsten statistischen Vierteljahresbericht der Stadt ist das Bildungsniveau der Schulabgänger seit Beginn der 70er Jahre beachtlich gestiegen. Von allen 1974 an Gelsenkirchener Schulen Entlassenen haben 14,4 Prozent das Abitur (1970 erst 8,6 Prozent). Dagegen sank die Zahl der Schulabgänger, die sich für eine Berufsausbildung entschieden, von 55 Prozent im Jahre 1968 auf 42 Prozent in 1973.

Donnerstag, 22. Mai 1975
Mit John Fords klassischem Western "Ringo" eröffnet das Kommunale Kino nach dreijähriger Diskussion im Schauburg-Studio Buer sein Programm, das jeweils donnerstags drei selten zu sehende Filme einem breiteren Publikum anbietet. Für die Programmgestaltung ist eine Auswahlkommission mit Vertretern der Volkshochschule, der Stadtbücherei, des Kulturamtes und drei Journalisten verantwortlich. Zur Finanzierung begleitender filmkundlicher Informationen hat das Kulturamt beim Rat Mittel in Höhe von 1000 DM beantragt.

Freitag, 23. Mai 1975
Die kath. Gemeinde St. Pius zu Hassel verzichtet beim Kirchbau auf die Errichtung eines Turmes und will stattdessen eine 8 m hohe Figurenstele des Bildhauers Arnold Morkramer aus Bruchertseifen aufstellen.

Samstag, 24. Mai 1975
Für die bei der VEBA-Chemie AG erwogenen Stillegungsmaßnahmen liegen nach Informationen der DKP aus Kreisen der Konzernleitung und des Werkes Gelsenberg bereits Pläne vor, wonach im Werk Scholven 1350 Betegschaftsmitglieder und im Gelsenbergwerk in Horst weitere 1000 Beschäftigte entlassen werden sollen. Ferner sei eine Reduzierung der AT-Angestellten um 40 Prozent sowie die Entlassung von 400 Beschäftigten des Werkes Bottrop in Vorbereitung.

Montag, 26. Mai 1975
Auf der konstituierenden Sitzung des Rates der Stadt Gelsenkirchen in der Wahlperiode 1975/79 wird der SPD-Landtagsabgeordnete und Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Werner Kuhlmann (53), mit 40 von 67 Stimmen zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Mit Egon Rossa (Buer) und Werner Haufe (Horst) stellt die SPD ebenfalls den 1. und 2. Stellvertreter des OB, nachdem die CDU das Angebot der SPD ablehnte, Franz Sandmann als 2. (statt wie bisher als 1.) Bürgermeister zu nominieren. In seiner Antrittsrede führt OB Kuhlmann aus, daß sein besonderes Interesse neben der Vertretung der Arbeitnehmerschaft vor allen den sozialen Randgruppen gelten wird.

Montag, 26. Mai 1975
Der Rat der Stadt hebt einstimmig den Beschluß über die Wahl von Ltd. Verwaltungsdirektor Erwin Neumann zum neuen Sozialdezernenten vom 28. April d.J. auf und setzt den Tagesordnungspunkt der nunmehrigen Wahl des Sozialdezernenten aus Gründen der Ausschreibungsgepflogenheiten von der Tagesordnung der Ratssitzung ab. Die Verantwortlichkeit für den rechtlichen Fehler bei der Wahl vom 28.04. kann nicht mehr festgestellt werden.

Montag, 26. Mai 1975
Der Aufsichtsrat der VEBA-Chemie AG in Düsseldorf ermächtigt den Vorstand der Gesellschaft zur vorübergehenden Stillegung von Raffineriekapazitäten und Chemieanlagen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates der Gelsenberg AG wird auch diese Gesellschaft wegen der schlechten Lage auf dem Mineralölmarkt in die Produktionseinschränkung einbezogen. Im Gespräch ist eine Zahl von 1000 Kurzarbeitern oder sogar Entlassungen per Sozialplan.

Mittwoch, 28. Mai 1975
Der städtische Rechtsdirektor Egbert Reinhard scheidet aus dem Dienst der Stadt aus. Die Versetzung in den Ruhestand ist eine Folge der nun auch für Kommunalbeamte gültigen Unvereinbarkeit von Amt und Mandat.

Donnerstag, 29. Mai 1975
Unter dem Thema "Arbeiterliteratur gestern und heute" steht eine von Hugo Ernst Käufer, stellvertretender Leiter der Stadtbücherei, zusammengestellte Ausstellung im Foyer des Bildungszentrums, die die Bedeutung Gelsenkirchens und der früheren Großstadt Buer als literarische Zentren des Reviers nachweist. Den Beginn der Arbeiterliteratur im Revier setzt Käufer mit der Uraufführng des Chorwerkes "Glückauf - Szenen aus dem Bergmannsleben" am 5. Mai 1895 im Germania-Saal in Schalke.

Freitag, 30. Mai 1975
Mit einer Festwoche feiert der Fußballverein und Kreisligist SuS Beckhausen 05 sein 70jähriges Bestehen. Vorsitzender im Jubiläumsjahr ist Hans Lohmeyer.

Samstag, 31. Mai 1975
Das Gelsenkirchener Fernsprechnetz ist ab heute über die neue Vorwahlnummer 0209 (anstelle von O2322) erreichbar. Die fünfstellige Vorwahlnummer war für die Auslandsdurchwahl zu lang, nachdem im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft der Aufbau der Fernmeldeeinrichtungen verstärkt wurde und im Ort schon sechsstellige Rufnummern vorhanden sind. Bis 1979 soll Gelsenkirchen bisher an Bochum gebunden, eine eigene Knotenvermittlungsstelle werden.

Samstag, 31. Mai 1975
Die seit 88 Jahren in Gelsenkirchen ansässige Glückauf-Brauerei startet auf dem Wildenbruchplatz ein dreitägiges Fest zum 100. Geburtstag der Stadt Gelsenkirchen.

Montag, 2. Juni 1975
In "Walter-Faber-Haus" umbenannt wurde das Haus des Bundesinnungs-Verbandes des Gebäudereinigerhandwerks in Bonn als bleibende Erinnerung an den vor einigen Monaten plötzlich verstorbenen Bundesinnungsmeister, der zugleich Obermeister der Gelsenkirchener Innung war.

Dienstag, 3. Juni 1975
Obwohl die Absatzentwicklung der Veba Kraftwerke Ruhr (VKR) 1974 durch die Situation auf dem Bausektor geschwächt wurde, konnte die VKR neue Verträge über eine Wärmeleistung von 2 Mio Kilokalorien pro Stunde abschließen. Geliefert wurden 3,7 Mio Kilokalorien je Stunde. Das mit einem Aufwand von 20 Mio DM eingerichtete Fernwärmenetz in Buer wurde um 1000 m auf 43 km erweitert. Zur Zeit wird eine weitere Leitung von 1 km Länge zwischen dem VKR Bergmannsglück und dem Hauptverteiler an der Königswiese verlegt. Das 650000 DM-Projekt soll in 10 Wochen abgeschlossen sein. Zur Zeit zählt die Gesellschaft in Buer 503 Abnehmer mit rund 15000 Wohnungen.

Dienstag, 3. Juni 1975
Mit dem vorläufig letzten Großprojekt von 115 Mietwohnungen an der Schweidnitzer Straße in Erle will die Gemeinnützige Baugesellschaft der Stadt (GGW) im 25. Jahr ihres Bestehens ihre Neunautätigkeit abschließen und das Schwergewicht auf Instandhaltung, Modernisierung und Sanierung verlagern. Das umfangreiche Programm wird mit 5,5 Mio DM finanziert. Die GGW hat in 25 Jahren 8647 Wohneinheiten, 40 gewerbliche Einheiten, 114 Wohnungen in Kleinsiedlerstellen, 752 Wohnungen in Eigenheimen und 429 Eigentumswohnungen errichtet.

Dienstag, 3. Juni 1975
Anläßlich einer Ausstellung "Modernisierung im Althausbesitz" in der Volksbank erläuterte Bezirksleiter Udo Besseler, daß nach einer Landesstatistik in Gelsenkirchen rund 1,2 Mio DM für die Modernisierung von Wohngebäuden benötigt werden. Ein Drittel der etwa 102600 Wohnungen ist noch ohne Bad und 83,6 Prozent müßten mit einer Sammelheizung ausgestattet werden.

Mittwoch, 4. Juni 1975
Nach Ergebnissen eines umfangreichen Meßprogrammes des Landes ist, wie Dr. Elmar Schrammek vom beteiligten Hygiene-Institut anläßlich des bevorstehenden Umweltschutz-Tages ausführte, die Emscher das am stärksten verschmutzte Gewässer im Regierungsbezirk. Der seit 1971 konstant schlechte Zustand der Emscher lasse sich nur durch verstärkten Ausbau der städtischen Kanalisationsnetze, Erweiterung der zu 30 bis 40 Prozent überlasteten Kläranlagen und vor allem verstärktes Umweltbewußtsein bei den industriellen und gewerblichen Einleitern auf Dauer verbessern.

Donnerstag, 5. Juni 1975
Der Vorstandsvorsitzende der Veba-Chemie AG, Dr. Heinrich Reinert, gibt auf der Belegschaftsversammlung in Scholven dreimonatige Kurzarbeit für 2008 und 4997 Beschäftigten bekannt. In den Produktionsbereichen der Sparten Erdöl (405 Kurzarbeiter), Organica sowie im Zentralen und Verwaltungsbereich soll die maximale Arbeitszeitverkürzung bis zu 20 Prozent betragen.

Donnerstag, 5. Juni 1975
Nach der Veba-Chemie und den Veba-Kraftwerken Ruhr hat nun auch der Schalker Verein einen Betriebsbeauftragten für Umweltschutz eingesetzt.

Donnerstag, 5. Juni 1975
Während in den Jahren 1963/64 hier 0,69 gr Staubniederschlag auf einen qm pro Tag ermittelt wurden, sank der Wert in den Jahren 1972/73 auf 0,31 gr.

Donnerstag, 5. Juni 1975
200 von 600 hier im Bergbau beschäftigten Frauen beteiligten sich an einer Fragebogenaktion der IG Bergbau und Energie Anfang d.J. Benachteiligt sehen sich die Frauen insbesondere hinsichtlich der Aufstiegschancen und Arbeitsplätze. Über 90 Prozent beantworteten beispielsweise die Frage nach Weiterbildungsmöglichkeiten in den Betrieben negativ.

Freitag, 6. Juni 1975
Ebenso wie in Bund, Land und Ruhrgebiet ging im Arbeitsamtbezirk Gelsenkirchen im Mai die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozent auf 6,3 Prozent (= 11851 Arbeitslose) zurück. Der Anteil der Frauen an der Gesamtarbeitslosenzahl beträgt unverändert 37,1 Prozent, der Ausländeranteil 9,2 Prozent. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung konnte um 10,8 Prozent auf 601 gesenkt werden. Die Zahl der Kurzarbeiter ging um 6,6 Prozent von 4886 auf 4565 zurück. Davon stellen die drei Wirtschaftsbereiche Elektrotechnik, Glas und Textil 63 Prozent.

Samstag, 7. Juni 1975
Der Gesamtschule Berger Feld ist die Federführung in einem Forschungsvorhaben übertragen worden, das der weiteren Entwicklung des "Rahmenlehrplanes für ein eigenständiges Unterrichtsfach Informatik an der Sekundarstufe II" dient. Der Gelsenkirchener Informatik-Rahmenlehrplan ist bereits von sieben Schulen übernommen worden. (Vgl. 18. Februar d.J.).

Dienstag, 10. Juni 1975
Im Ratshaus Buer konstituiert sich die 1. Bezirksvertretung der Stadt, die Vertretung Ost. Zum Bezirksvorsteher wird Friedrich Kowallek (SPD) gewählt. Die Vertretung will ihre Sitzungen abwechselnd in den Stadtteilen Erle, Resse, Resser Mark abhalten.

Mittwoch, 11. Juni 1975
Die Genehmigung des Gewerbeaufsichtsrates Recklinghausen für den Bau des bisher größten Kraftwerkblockes der Veba Kraftwerke Ruhr, den Block "F", liegt jetzt vor. "F" soll die Lücke zwischen den älteren 370-MW-Blöcken "B", "C", "D" und "E" im Süden und den nördlich gelegenen neuen 640-MW-Blöcken "G" und "H" schließen. Ein weiterer Block "A" ist im Süden geplant. Zur Zeit sind fünf Blöcke im Betrieb und kaum ausgelastet, da der Stromumsatz in den ersten drei Monaten des Jahres um 41 Prozent auf 1754 Kilowattstunden zurückging.

Freitag, 13. Juni
Auf der ersten konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung Mitte wird Pfarrer Werner Gerhard (SPD) zum Bezirksvorsteher gewählt.

Freitag, 13. Juni
Als Signal für die Gesamtsanierung der Neustadt bezeichnet Oberbürgermeister Werner Kuhlmann beim Richtfest den Neubau Hoppe an der Bochumer Straße 1, den ersten gewerblichen Neubau im Sanierungsgebiet. Der fünfgeschossige Bau mit Tiefgarage bietet 1600 qm Verkaufsfläche und Büroräume. Das 3. und 4. Obergeschoß steht für Sozialwohnungen zur Verfügung. Als ersten Neubau der Stadt hat er in seiner ausschließlich mit Strom gespeisten kombinierten Heizungs-, Klima- und Belüftungsanlage eine sogenannte Wärmerückgewinnungsanlage.

Samstag, 14. Juni 1975
Die Bochurn-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, die Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH und die Vestische Straßenbahnen GmbH führen mit Wirkung vom 1. Juli d.J. eine zeitbeschränktete Monatsnetzkarte zum Preis von 45 DM ein. Die Karte kann montags bis freitags von 9 Uhr bis Betriebsende sowie samstags, sonn- und feiertags ganztägig benutzt werden.

Samstag, 14. Juni 1975
Durch die Vermittlung des Liegenschaftsarntes hat die "Sozialhilfe e.V.", eine Selbsthilfegemeinschaft Behinderter, in der Liboriusstraße 114 einen festen Standort gefunden. Sonderveranstaltungen und die wöchentlichen Treffen der 250 Mitglieder zählenden Organisation werden jedoch weiterhin im Revierpark Nienhausen stattfinden.

Mittwoch, 18. Juni 1975
Die SJD "Die Falken" beginnt heute mit dem Bau eines Musterkinderspielplatzes in Ückendorf, wo die Stadt das Gelände hinter dem städtischen Jugendheim an der Bochumer Straße zur Verfügung gestellt hat, das sowohl im Flächennutzungs-, als auch im entsprechenden Bebauungsplan für einen Kinderspielplatz ausgewiesen ist.

Donnerstag, 19. Juni 1975
Im Zusammenhang mit den im Mineralölbereich bestehenden Absatzproblemen will nach der Veba-Chemie AG nun auch das Horster Werk der Gelsenberg AG eine dreimonatige Kurzarbeit für 710 der 1500 Beschäftigten einführen.

Donnerstag, 19. Juni 1975
Mit sieben Stimmen und bei 5 Enthaltungen wurde Thea Meineke (SPD) zur Vorsteherin der Bezirksvertretung Süd gewählt.

Freitag, 20. Juni 1975
Die Basket-Schülermannschaft des FC Schalke 04 wird mit einem 86 : 59-Sieg über Hamburg neuer Deutscher Meister.

Samstag, 21. Juni 1975
Mehrere hundert Mitglieder der Falkenjugend unternehmen eine Demonstration zum Bau des Abenteuerspielplatzes nach Ückendorf, um ihre Forderung nach baldiger Verwirklichung der drei von der Stadt zugesagten Abenteuerspielplätze zu unterstreichen.

Dienstag, 24. Juni 1975
Die Kolpingfamilie Gelsenkirchen-Zentral enthüllt zum Gedächtnis an ihren ehemaligen Präses, Vikar Heinrich König, im Kolpinghaus eine Gedächtnistafel. König wäre heut 75 Jahre alt geworden. Er starb an seinem 42. Geburtstag im KZ Dachau.

Dienstag, 24. Juni 1975
Der Kreis der Familien, die kostenlos den Ferienpaß der Stadt erhalten können, ist durch einen Ratsbeschluß erweitert worden. Mit der Zugrundelegung des anderthalbfachen Regelsatzes der Sozialhilfe zuzüglich Miete werden nun auch Familien erfaßt, die von einer Arbeitslosenunterstützung leben müssen.

Dienstag, 24. Juni 1975
Zum Vorsteher der Bezirksvertretung Nord wird im Rathaus Buer Klaus Ambelang (SPD) gewählt.

Dienstag, 24. Juni 1975
Um die Wasserversorgung auch in Notfällen sicherzustellen, muß die Stadt auf Aufforderung des Regierungspräsidenten drei zusätzliche Bohrbrunnen anlegen.

Dienstag, 24. Juni 1975
Ein Novum in Nordrhein-Westfalen bedeutet die Gründung des Kunstkreises der Gelsenkirchener Polizei, der sich für die künstlerische Weiterbildung und die Realisation von Ausstellungen einsetzen will. Der Kunstkreis besteht zur Zeit aus 10 Mitgliedern.

Mittwoch, 25. Juni 1975
Als letzte der fünf Bezirksvertretungen konstituiert sich die Vertretung West mit der Wahl von Helmut Dreyer (SPD) zum Bezirksvorsteher. Als erstes Thema wird die Planung eines Schulzentrums behandelt, dessen Standort im Bereich der Geschwister-Scholl-Realschule/Hauptschule Vestische Straße im Horster Zentrum oder im Komplex Albert-Schweitzer-Straße in Beckhausen möglich ist.

Freitag, 27. Juni 1975
Auf Initiative des Gelsenkirchener Ausländerkreises und des ev. Sozialpfarramtes findet in Bochum der erste deutsche Ausländerkongreß statt, der in vier Arbeitsgruppen Rechtsstellung, Bildungschancen, Wohnungssituation und Integrationsmöglichkeiten der Ausländer behandelt. In einem u.a. von Schul- und Kulturdezernent Prof. Dr. Meya unterzeichneten Aufruf wird ein neues Ausländergesetz, die Schaffung gleicher Bildungschancen, die Erarbeitung eines Wohnraumbeschaffungsprogrammes und die Anerkennung des Ausländers als gleichberechtigten Mitbürger gefordert.

Samstag, 28. Juni 1975
Der Kraftfahrerclub "Starke Achse" Rotthausen im ADAC begeht mit einer Festwoche sein 75jähriges Bestehen. Vorsitzender im Jubiläumsjahr ist Heinz Schmitt.

Montag, 30. Juni 1975
Auf der Versammlung des Bürgervereins Beckhausen-Sutum 1910 zum Thema "Benzol-Affäre Sutum" erklärt Helmut Dreyer, Vorsitzender der Bezikrsvertretung West, in Vertretung von Oberbürgermeister Werner Kuhlmann, daß man die Industrie durch das Bauordnungsamt dazu verpflichten müßte, jegliche Umweltgefahr auszuschließen. Bürgervereinsvorsitzender Fritz Mordau kritisiert, daß die Schadensstelle nicht abgesichert wurde. Auf engstem Raum führten ein Gasrohr, eine Benzolleitung, eine Benzin- und Dieselleitung sowie mehrere Stromkabel durch das Wohngebiet. Von der Schadensstelle seien inzwischen 500 LKW-Ladungen verseuchter Erde weggefahren worden.

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heen
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Re: Stadtchronik 1975

Beitrag von heen »

Mucken im 1. Quartal hat geholfen, das spornt auch andere an. Der OB und kurze, kräftige Aktionen. Der Gelenkirchener Barock ist verstorben, eine Madonna verschwunden und Abgehauende sollen zurück. Das Arbeitsamt sorgt für Arbeit und die Müllabfuhr will nicht mehr entrümpeln. Wohnungen fehlen.
Das 3. Quartal 1975
von hier:https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1975.pdf (25 MB)
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Donnerstag, 3. Juli 1975
Im Rahmen der im Juni durchgeführten Verkehrssicherheitswoche stellte die Polizei fest, daß sich Kinder im Straßenverkehr vorbildlicher benehmen als Erwachsene. Insgesamt wurden 2173 Regelverstöße festgestellt. Bei 1983 Fällen genügte eine mündliche Verwarnung.

Freitag, 4. Juli 1975
Im Juni blieb die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk Gelsenkirchen konstant bei 6,3 Prozent (11844 Arbeitslose). Positiv entwickelte sich der Anteil der Frauen an der Gesamtarbeitslosenzahl, der mit 4389 Betroffenen nun bei 37 Prozent liegt. Der Anteil der Jugendlichen unter 18 Jahren ging auf 4,6 Prozent zurück, der Ausländeranteil betrug 8,9 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeiter in den 41 betroffenen Betrieben ging zwar erheblich auf 2402 zurück, wird aber durch die Maßnahme bei der VEBA-Chemie AG in diesem Monat wieder hochschnellen.

Freitag, 4. Juli 1975
Nach Informationen des Arbeitsamtes wurde die Wirtschaftsstruktur des Bezirkes im ersten Halbjahr 1975 durch die Neuschaffung von vier Betrieben mit 70 Arbeitsplätzen verbessert. In 12 Betrieben wurden durch Erweiterung zusätzliche 855 Arbeitsplätze und durch einen hierhin verlagerten Betrieb 137 Arbeitsplätze eingerichtet. Dieser Ausweitung um 1062 Arbeitsplätze steht die Schließung von vier Betrieben mit 392 Arbeitsplätzen gegenüber.

Freitag, 4. Juli 1975
250000 Mark stehen für die Installierung elektrischer Straßenleuchten in den Bezirken Nord und West in diesem Jahr zur Verfügung. Zur Zeit gibt es noch etwa 4000 Gaslaternen in der Stadt.

Freitag, 4. Juli 1975
Bei der Ortsbegehung der Baustelle an der 21 Jahre alten Benzolleitung im Sutumer Feld berichten Vertreter der Chemischen Werke Hüls, daß in sechswöchiger Arbeit die undichten Stellen geflickt, Grund- und (bei den direkten Anliegern) Brunnenwasserproben entnommen, von Benzol verseuchtes Grundwasser geklärt und abgefahren sowie ca. 600 cbm verschlammtes Erdreich abtransportiert wurden.

Montag, 7. Juli 1975
In einer "Aktion Gemeinsinn" organisiert das Büro des Oberbürgermeisters den Transport von 400 Kindern aus Heimen, 200 Kindern aus sozial betreuten Familien und 1400 Seniorbürgern aus Altenheimen und -tagesstätten zu einer kostenlosen Sonderveranstaltung des Zirkus Sarrasani auf der Königswiese in Buer. Über 100 Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben dafür ihren PKW zur Verfügung gestellt.

Montag, 7. Juli 1975
Wie Oberbürgermeister Werner Kuhlmann bei einem Gespräch mit dem Presse-Klub erklärt, sollte die Stadt trotz verminderter Steuereinnahmen jetzt investieren und sich bewußt verschulden, um die hohe Arbeitslosenzahl abzubauen. Bis nach der Sommerpause sollen die Beigeordneten einen politischen Aktionsplan mit dem Ziel vorlegen, 1975 bei den Personalkosten einzusparen und damit 1976 ein größeres Kapital für Investitionen zu haben.

Dienstag, 8. Juli 1975
Der 10. Jahrgang und die Studienfahrt der Gesamtschule Berger Feld tritt in einen befristeten Schülerstreik gegen das von Schulleiter Heinz Schulten verhängte Verbot eines für den 11. Juli geplanten Sommerfestes.

Mittwoch, 9. Juli 1975
Die Bürgerinitiative "Flöz Dickebank" fordert die Errichtung eines Beirates in Sachen Stadtteilsanierung.

Mittwoch, 9. Juli 1975
Der Rechnungsprüfungsausschuß hält die Untersuchung des Rechtsamtes über die umstrittene Fahrzeugbeschaffung beim Reinigungs- und Fuhramt für unbefriedigend. Ungeklärt bleibt immer noch die Vorausbezahlung von Fahrzeugen, die sich gar nicht im Besitz der Stadt befanden (Sinkkastensaugwagen, Preßmüllwagen) und die Abnahme einer angeblich neuen Kehrmaschine mit einem Tachostand von 1945 km sowie die Dienstfahrt des Amtsleiters Reintgen. Der Vorwurf der Begünstigung bleibt bestehen.

Mittwoch, 9. Juli 1975
Die vom Berufsverbot betroffene Hauptschullehrerin Liesel Richter hat beim Verwaltungsgericht Klage gegen den Regierungspräsidenten erhoben, nachdem ihr Widerspruch gegen die Ablehnung durch den Regierungspräsidenten zurückgewiesen wurde.

Montag, 14. Juli 1975
Als einziger Schulaufsichtsbezirk im Regierungsbezirk Münster hat Gelsenkirchen nicht den Ausgleich zwischen der Lehrerquotierung von 28 und absoluter Zuweisung erreicht. Bei Versetzung bzw. Pensionierung von 22 Lehrern und einer Meldung von 45 neuen Lehrern verbleibt nur ein effektiver Zugang von 23 Lehrern.

Montag, 14. Juli 1975
Der frühere Vorsitzende der Jungsozialisten, Kurt Woiwod, gibt auf der Delegiertenkonferenz der Jugendorganisation seine Kandiatur für das Amt des Vorsitzenden des SPD-Unterbezirkes bei der nächsten anstehenden Wahl bekannt. Aus den Reihen der Delegierten wird die Kopplung von SPD-Vorsitz und Amt des Oberstadtdirektors, die durch die für morgen erwartete Wahl von Prof. Dr. Heinz Meya zum Oberstadtdirektor erfolgen wird, als eine deutliche Interessenkollision kritisiert. [...]

Dienstag, 15. Juli 1975
Prof. Dr. Heinrich Meya wird von 40 SPD-Ratsmitgliedern bei zwei Enthaltungen zum neuen Oberstadtdirektor gewählt. Die CDU-Fraktion beteiligt sich nicht an der Abstimmung und läßt durch den Fraktionsvorsitzenden Günter Volmer erklären, sie halte die Wahl des SPD-Vorsitzenden zum Oberstadtdirektor für eine Pervertierung bürgerlicher Selbstverwaltung. Die Mehrheitsfraktion weist diese Erklärung als provokativ und unqualifiziert zurück.

Mittwoch, 16. Juli 1975
Die Feuerwehr im Raum Hassel/Scholven erhält [für] rund 750000 DM an der Lüttinghofstraße ein neues Gerätehaus und eine Rettungswache. Das alte Gebäude an der Dorstener Straße weicht der VEBA-Erweiterung.

Mittwoch, 16. Juli 1975
Die Stadt entwickelt zur Zeit in einem Arbeitskreis mit Vertretern der VEBA-Wohungsbaugesellschaft und der Ruhrkohle AG einen Stufenplan für die Anlegung eines durchgehenden Trenngrünstreifens zur Kokerei Scholven. Von der Untersuchung hängt die damit möglicherweise verbundene und im Bebauungsplan vorgesehene Freiziehung von Wohnungen der VEBA an der Heidestraße ab.

Freitag, 18. Juli 1975
Das Ordnungsamt sucht zusammen mit den VEBA-Kraftwerken Ruhr und der VEBA-Chemie nach dem Verursacher für die Verschmutzung des Scholvener Erdbaches, der auf dem Gelände der VKR entspringt. Eine Untersuchung des Hygiene-Institutes ergab, daß eine Trinkwassergefährdung vorerst nicht zu befürchten ist. Allerdings wurde ein extrem hoher Gehalt an Eisen sowie geringe Spuren von Styrol, Tovol, Benzol und Xylol festgestellt.

Freitag, 18. Juli 1975
Die Mieterinitiative Spieker-Kogge in Rotthausen verzeichnete als ersten Erfolg, daß nach neuen Wirtschaftlichkeitsberechnungen die am 20.03. geforderten Mietsätze für zahlreiche Wohnungen zurückgenommen werden. Die Initiative erwägt, zuviel gezahlte Gartenpflegekosten für 4 Jahre rückwirkend einzuklagen. Außerdem sollen Mängelbriefe an alle Mieter verteilt werden.

Freitag, 18. Juli 1975
Auf der Kokerei Hugo wird die Bürgerinitiative Horster Straße über die Umweltschutzmaßnahmen informiert, die in den nächsten drei Monaten durchgeführt werden. Zur Verminderung der Großemission erhält die Kokerei als erstes ein Filtersystem, das Geruchsstoffe absorbiert.

Dienstag, 22. Juli 1975
In einer neuen "Aktion Gemeinsinn" richtet die Stadt mit Hilfe des Technischen Hilfswerkes sechs neue Bolzplätze ein, die bereits am kommenden Samstag fertig sein sollen. Damit stehen etwa 10000 qm zusätzlicher Spielflächen zur Verfügung. In einer 2. Phase sollen weitere 10 Bolzplätze, vor allem in den dicht bewohnten Gebieten Altstadt, Schalke, Ückendorf, Feldmark, Buer-Mitte, Hassel-Nord und Scholven errichtet werden. Im Rahmen des normalen Bauprogramms der Stadt werden in diesem Jahr noch 5 Spiel- und 3 Bolzplätze fertiggestellt. Der Spielplatzbedarf ist dann mit 105 städtischen Kinderspielplätzen (darunter 27 Bolzplätzen) mit 300000 qm Gesamtfläche zu etwa 60 Prozent erfüllt.

Donnerstag, 24. Juli 1975
Durch hereinbrechendes Gestein werden auf der Zeche Nordstern gegen 23.30 Uhr die beiden türkischen Bergleute Esen Ahmined (34) und Seyrek Mustafa (32) getötet.

Samstag, 26. Juli 1975
Rund 57000 DM hat die Stadt bereitgestellt, um in der Leitstelle des Polizeipräsidiums in Buer einen Bedienungsplatz für die Zentralsteuerung der in der Stadt installierten 113 Signalanlagen einzurichten.

Mittwoch, 30. Juli 1975
Die von der Architektengemeinschaft Instre, Bochum durchgeführte Untersuchung der Bausubstanz im Sanierungsgebiet Ückendorf/Flöz Dickebank ergab, daß man kein Haus in diesem Bereich zum Abbruch freigeben kann, eine Objektsanierung aber notwendig ist.

Donnerstag, 31. Juli 1975
Nach 23jähriger ununterbrochener Tätigkeit in Gelsenkirchen trat der Chefmaskenbildner des Musiktheaters im Revier, Rolf Schneider, am Ende der abgelaufenen Spielzeit in den Ruhestand. Der gebürtige Wuppertaler begann seine Theatertätigkeit 1925 in seiner Heimatstadt und wurde 1952 vom Generalintendanten Hans Meissner nach Gelsenkirchen geholt.

Freitag, 1. August 1975
Der 15jährige Thomas Schliwka aus Horst wurde in Porta Westfalica Deutscher Meister der Jugendklasse im Turmspringen.

Mittwoch, 6. August 1975
Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtbezirk stieg im Juli auf 6,9 Prozent (= 12358 Arbeitslose). Als Gründe nennt das Arbeitsamt das Ende des Schuljahres an den allgemeinbildenden Schulen, das Auslaufen zahlreicher beruflicher Bildungsmaßnahmen sowie die
Beendigung der Ausbildung im Handel, Handwerk und der Industrie. Der Anteil der Frauen an der Arbeitslosenzahl erhöhte sich von 37 auf 39,9 Prozent, der Anteil der Ausländer sank auf 8,1 Prozent. Der Bestand an arbeitslosen Jugendlichen unter 18 Jahren nahm durch Schulabgänger um 24 Prozent zu. Durch die verkürzte Arbeitszeit in den Großbetrieben der Chemie und Mineralölverarbeitung (Veba-Chemie und Gelsenberg) verdoppelte sich die Zahl der Kurzarbeiter auf 4716.

Mittwoch, 6. August 1975
Die Arbeiterwohlfahrt und die Jungsozialisten-Arbeitsgruppe Rotthausen haben bei der Staatsanwaltschaft Essen gegen die Firma Rörsch Anzeige wegen Mietwuchers erhoben. Sie werfen der Firma die Vermietung möblierter Wohnungen in der Bochumer Straße 53 an ausländische Arbeiter zu willkürlich überhöhten Preisen (beispielsweise 95 DM Mietzins für ein 8 qm großes Zimmer im Monat) vor.

Mittwoch, 6. August 1975
Die Madonna des Marienhospitals in Buer wurde in der Nacht zum 3. August aus der Grotte am Krankenhausparkplatz gestohlen, wo sie seit 10 Jahren aufgestellt war. Der materielle Wert der 1,50 m hohen Statue liegt bei 10 - 20000 DM.

Samstag, 9. August 1975
Mit der Übergabe von 5 weiteren Bolzplätzen beendet Oberbürgermeister Werner Kuhlmann vorläufig die "Aktion Gemeinsinn". Innerhalb von drei Wochen wurden mit Hilfe einer 15000-DM-Spende und im Rahmen von Ausbildungsmaßnahmen des Technischen Hilfswerkes 15 neue Bolzplätze eingerichtet, um das Spielangebot insbesondere für die Kinder in dichtbesiedelten Wohngebieten wesentlich zu erweitern.

Montag, 11. August 1975
Im Stadtteil Resse hat sich eine Bürgerinitiative "Kinderspielplatz Viktoriastraße" gebildet, damit der seit zwei Jahren auf den vorderen Plätzen der Dringlichkeitsliste stehende Ausbau eines Spielplatzes endlich verwirklicht wird.

Freitag, 15. August 1975
Im Alter von 81 Jahren ist in Dortmund der aus Gelsenkirchen stammende Sozialwissenschaftler Dr.Dr.h.c. Wilhelm Brepohl verstorben, der den Begriff "Gelsenkirchener Barock" geprägt hat.

Dienstag, 19. August 1975
Bei einem Einbruch in den als Provisorium dienenden Pavillon der Stadt-Sparkasse Buer an der De-la-Chevallerie-Straße haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag 230000 DM erbeutet.

Mittwoch, 20. August 1975
Im Forum West (WDR III) kündigt Prof. Dr. Meya, künftiger Oberstadtdirektor, in einem Interview zur Bevölkerungsabwanderung an, daß die Stadtverwaltung die in den letzten Jahren abgewanderten Bürger anschreiben und mit Wohnungs- und Grundstücksangeboten zur Rückkehr bewegen wird.

Samstag, 30. August 1975
65000 Zeugen Jehovas nehmen am bundesweiten Wachtturm-Kongreß im Parkstadion teil.

Montag, 1. September 1975
Im Arbeitsamtbezirk beginnen drei Förderungslehrgänge und sieben Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten für insgesamt 209 Jungen und 90 Mädchen.

Mittwoch, 3. September 1975
Zur Erhaltung des Freibades Grimberg hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die das Bad durch geplante emissionsträchtige Industrieansiedlungen in der Kanalzone gefährdet sieht.

Mittwoch, 3. September 1975
Die Mieterinitiative Karlstraße in Erle sammelte 294 Unterschriften, die den städtischen Verkehrsausschuß zur Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr auffordern. Innerhalb eines Jahres kam es hier zu 7 Verkehrsunfällen, bei denen jeweils ein Kind schwer verletzt oder getötet wurde.

Donnerstag, 4. September 1975
Der Ausschuß für Stadtentwicklung empflieht, das 40 ha große ehemalige Gelände der Zeche Graf Bismarck in Wohnbebauung umzuwandeln. Auf einer Fläche von 24 ha des Gebietes sollen rund 700 Wohnungen errichtet werden, davon 230 Einfamilienhäuser. Eine ausgedehnte Grünzone im Osten und im Norden ist im Zusammenhang mit der Ausbildung von Lärmschutzwällen entlang der Nord-Süd-Straße und der BAB geplant.

Freitag, 5. September 1975
Im Rahmen des neuen Konjunkturprogrammes der Bundesregierung wird das Arbeitsamt 17 Maßnamen für 500 Arbeitslose mit einem Gesamtvolumen von 9,5 Mio DM durchführen. 3,5 Mio DM davon entfallen auf 10 bauwirksame Maßnahmen wie den Bau des Internats des DGB-Berufsfortbildungswerkes.

Freitag, 5. September 1975
Während in Nordrhein-Westfalen und bei den Ruhr-Arbeitsämtern im August ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen verzeichnet wurde, ging die Arbeitslosenzahl im hiesigen Arbeitsamtbezirk um 154 auf 12204 zurück und liegt damit konstant bei 6,5 Prozent. Dagegen stieg die Kurzarbeiterzahl auf 7028 an, insbesondere bedingt durch die Absatzlage in der Chemie- und Glasindustrie. Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen stieg auf 40,7 Prozent. Der Anteil der Ausländer liegt nur noch bei 7,7 Prozent.

Montag, 8. September 1975
Die Bavaria-Film GmbH, München dreht in der Bauring-Siedlung Szenen für eine Serie des Westdeutschen Werbefernsehens, die 1976 in 14 Folgen ausgestrahlt wird. Der Film handelt von Bürgerinitiativen für den Umweltschutz.

Mittwoch, 10. September 1975
Das Fuhr- und Reinigungsamt wird die Entrümpelungsaktion, die im Juni anläßlich des Umweltschutz-Tages durchgeführt wurde, wegen der erheblichen Kosten von 135000 DM und der Zweckentfremdung - 70 Prozent bestanden aus normalen Hausmüll - nicht wiederholen.

Donnerstag, 11. September 1975
Die Entwicklung bei den Veba Kraftwerken Ruhr ist weiterhin rückläufig. Betrug die Stromerzeugung im 1. Halbjahr 1974 noch 5542 Mio kWh, so waren es im 1. Halbjahr 1975 nur noch 3229 Mio kWh, das sind 41,7 Prozent weniger.

Freitag, 12. September 1975
Bei der dritten Informationsveranstaltung in der Zechensiedlung "Flöz Dickebank" erklärt das mit der Untersuchung der Bausubstanz beauftragte Bochumer Institut Instre, daß die gegenwärtige Wohnfläche bis 1985 für den Wohnbedarf ausreicht. Das Institut schlägt deshalb vor, den jetzigen Bestand zu sanieren und zu verbessern. Nicht ausgeschlossen wird jedoch eine Privatisierung der 314 Wohnungen durch die Rheinisch-Westfälische Wohnstätten AG sowie die Bebauung der Gärten im Innenhofbereich.

Samstag, 13. September 1975
Nach 10jähriger Jugendarbeit wird der "Tempel", Jugendhaus der ev. Gemeinde in Buer-Middelich, als Haus der offenen Tür geschlossen, weil Pfarrer Heinrich Renfordt keine sozialpädagogische Kraft als Leiter finden konnte. Das Haus, das von Stadt und Land in diesem Jahr Zuschüsse in Höhe von 80000 DM erhielt, wurde wöchentlich von mehr als 500 Jugendlichen besucht.

Montag, 15. September 1975
Eine Gasexplosion in einer Meßwarte der Olefin-Anlage III auf dem Gelände der VEBA-Chemie AG in Scholven zerstört das zweistöckige Gebäude und fordert ein Todesopfer sowie 11 Verletzte. Es handelt sich um das schwerste Unglück bei der VEBA-Chemie in den letzten Jahren. Der Schaden beläuft sich auf 4 Mio DM.

Donnerstag, 18. September 1975
Das Musiktheater im Revier erhält 1975 vom WDR im Einvernehmen mit der Landesregierung einen Zuschuß von 110000 DM, der für die Verbesserung der künstlerischen Leistungen verwendet werden soll.

Samstag, 20. September 1975
Die Bürgerinitiative "pro grün" sammelt in einer Auftaktaktion 3500 Unterschriften gegen die Absicht der Stadtverwaltung, an der Verlängerung des Ludwig-Dürr-Weges in der Feldmark 2,6 ha Stadtgartenwald abzuholzen, um etwa 30000 qm Bauland für rund ein Dutzend Villen zu schaffen.

Samstag, 20. September 1975
Am Eppmannsweg in Hassel wird ein neuer Abenteuerspielplatz eingeweiht, den eine Bürgerinitiative innerhalb eines halben Jahres mit einem Zuschuß der Stadt in Höhe von 200000 DM anstelle einer wilden Müllkippe errichtet hat.

Montag, 22. September 1975
In Zusammenarbeit mit dem Einzelhandelsverband Buer führt das Arbeitsamt zum erstenmal einen sechswöchigen Qualifikationslehrgang für arbeitslose Verkäuferinnen und Verkäufer durch. An dem Kursus nehmen 25 Personen teil. Im Arbeitsamtbezirk sind zur Zeit 760 Verkäufer ohne Beschäftigung.

Dienstag, 23. September 1975
Die älteste Bürgerin der Stadt, Marie Littke, wird 105 Jahre alt.
Sie stammt aus Poddembice (Polen) und kam 1950 nach Gelsenkirchen.

Mittwoch, 24. September 1975
Das von der Stadt für den Sportpark Berger Feld geplante kombinierte Hallen- und Freibad kann in absehbarer Zeit nicht gebaut werden, weil die Grundlagen für eine kurz- oder mittelfristige Finanzierung nicht gegeben sind.

Mittwoch, 24. September 1975
Die Zechenhalde südlich des Bellendorfsweges in Oberscholven, die von der Schachtanlage Bergmannsglück/Westerholt aufgeschüttet wird, soll nach Plänen des Bergamtes in etwa 10 bis 12 Jahren einmal ein Erholungsgebiet mit Sparzierwegen, Kinderspielplätzen und Restauration werden.

Freitag, 26. September 1975
Eine Untersuchung der Stadtverwaltung zur Wohnsituation ausländischer Arbeiter hat ergeben, daß in neun Wohngebieten der Ausländeranteil über 50 Prozent liegt. Die meisten Ausländer wohnen im Süden der Stadt, vor allem in der Neustadt (16,1 Prozent Anteil), in Bismarck (13,3 Prozent), in Rotthausen (12,6 Prozent) und in Ückendorf (9,7 Prozent). Wohnschwerpunkt der Türken ist Bismarck, für die Jugoslawen Bulmke-Hüllen, für die Spanier Rotthausen und Ückendorf und für die Italiener Rotthausen und Horst.

Samstag, 27. September 1975
Der Vorstand der VEBA-Chemie AG will in Hinblick auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage ältere Mitarbeiter über 60 Jahre entlassen. Zu diesem Personenkreis gehören bei der VEBA-Chemie und bei Gelsenberg etwa 700 bis 800 Belegschaftsmitglieder.

Samstag, 27. September 1975
Die Firma Pleiss AG, von Heinrich Pleiss in Schalke als Bäckerei gegründet, wird 100 Jahre alt. Der Hauptzweig des Betriebes, der in der vierten Generation von Herbert und Hugo Pleiss jr. geführt wird und 50 Mitarbeiter beschäftigt, liegt heute in der Belieferung der Gastronomie, Großküchen und Kantinen. Der Umsatz des Unternehmens beläuft sich in diesem Jahr auf etwa 15 Mio DM.

Samstag, 27. September 1975
Auf Schloß Berge feiert das Technische Hilfswerk gemeinsam mit anderen Organisationen des Katastrophenschutzes sein 25jähriges Jubiläum. Parallel dazu ist im Rathaus Buer eine Ausstellung über die Arbeit des THWs zu sehen. Der hiesige Ortsverband ist mit 1300 Mitgliedern und 400 Aktiven nach München der größte Ortsverband im Bundesgebiet.

Montag, 29. September 1975
Nach einer Bedarfsanalyse des Amtes für Stadtentwicklungsplanung fehlen in Gelsenkirchen mehrere tausend größere Wohnungen. Die Untersuchung, die den Wohnungsbestand nach Haushaltsgrößen aufgeschlüsselt und den Wohnungsabgang erfaßt hat, stellt ein Fehl von 2400 Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen, 7600 Wohnungen für einen Vier-Personen-Haushalt und 9200 Wohnungen für einen Fünf-Personen-Haushalt fest.

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heen
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Re: Stadtchronik 1975

Beitrag von heen »

Löwen als Kannibalen, SS und Ritterkreuzträger dürfen Ehrenmal dekorieren und Trauerbeflaggung für einen Diktator. Und dann auch noch Diphterie. Wird Zeit, dass das Jahr aufhört.
von hier:https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1975.pdf (25 MB)
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Mittwoch, 1. Oktober 1975
Die Stadtverwaltung startet in ihren Meldestellen eine einmonatige Fragebogenaktion, mit der die wichtigsten Gründe für die Abwanderung ermittelt werden sollen. Die Fragen, deren Antworten später vom Amt für Stadtentwicklungsplanung ausgewertet werden, befassen sich unter anderem mit dem Wohnverhältnissen, dem Arbeitsmarkt und finanziellen Problemen.

Freitag, 3. Oktober 1975
Eine Sondersitzung von Rat und Bezirksvertretungen beschließt, im Rahmen des Konjunkturprogrammes von Bund und Land die Förderung von 55 Projekten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 33 Mio DM zu beantragen. Priorität hat in dem Maßnahmenkatalog der Bereich "Sport und Erholung". Ein CDU-Antrag, in der Dringlichkeitsliste die Sicherung der Bausubstanz des Hauses Lüttinghof (Platz 27) gegen die Errichtung einer Garagenhalle im Fuhrpark (Platz 15) auszutauschen, findet keine Mehrheit. Mit den zusätzlichen Maßnahmen, die außerdem von den Stadtwerken, Gelsenwasser sowie karitativen Verbänden angemeldet wurden, ergibt sich insgesamt eine Investitionssumme von 47 Mio DM.

Freitag, 3. Oktober 1975
Die Schalker Bürgerschaft hat Einspruch gegen den Bebauungsplan Nr. 169 erhoben, der die Schließung der Rolandstraße vorsieht. Nachdem seit der Verlegung der Straßenbahn aus der Schalker Straße in die Kurt-Schumacher-Straße in diesem Bereich bereits 22 Betriebe schliessen mußten, befürchten die noch ansässigen Gewerbetreibenden durch den Bebauungsplan eine weitere Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.

Freitag, 3. Oktober 1975
Die Umweltorganisation "pro grün" kritisiert das Staatshochbauamt Münster, das an der Justivvollzugsanstalt Munckelstraße rund 12 Bäume abholzen ließ. Auf dem Gelände, das unmittelbar an einen Kinderspielplatz angrenzt, entstehen etwa zwei Dutzend Parkplätze.

Samstag, 4. Oktober 1975
Mit 11350 Arbeitslosen ist die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtbezirk im September um 0,5 Prozent auf 6 Prozent zurückgegangen. Damit nimmt der Gelsenkirchener Bezirk nur noch den 10. Rang in der Arbeitslosenstatistik nordrhein-westfälischer Städte und Gemeinden ein. Gegen eine günstige Beurteilung der konjunkturellen Lage sprechen indes die hohe Zahl an Kurzarbeitern (6917) und das um 427 auf 1704 Stellen verminderte Angebot an freien Plätzen. Besonders hohe Arbeitslosenzahlen wurden mit jeweils über 1000 bei den Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufen, den Montiererinnen und Metallarbeitern sowie den Warenkaufleuten festgestellt.

Montag, 6. Oktober 1975
Die seit einem Jahr im Raum Uckendorf verstärkt auftretenden Erdstöße werden nach Ansicht des Markscheiders Heinrich Rawert von der Ruhrkohle AG durch Brüche in kompakten Sandsteinschichten verursacht, die jedoch kein größeres Gefahrenrisiko darstellen.

Dienstag, 7. Oktober 1975
Gelsenkirchen erhält nach Köln und Bielefeld/Paderborn das drittgrößte Studienzentrum der in Hagen etablierten Fernuniversität. 1977 darf Gelsenkirchen nach Auskunft des Leiters der Abteilung Information und Kommunikation der Fernuniversität, Günter R. Bröhl, bereits mit 600 Studierenden rechnen. Insgesamt wurden der Fernuniversität für das erste Semester 195 Vollstudenten zugewiesen.

Freitag, 10. Oktober 1975
Der 28jährige Sozialpädagoge Werner Montel, der im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hassel sein einjähriges Berufspraktikum ableistet, wird nach Auskunft des Superintendenten Dr. Burba auf Weisung der Landeskirche nicht weiterbeschäftigt, weil Montel konfessionslos ist. Die Lukasgemeinde Hassel ist für eine Weiterbeschäftigung des engagierten Sozialarbeiters.

Samstag, 11. Oktober 1975
Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen ist das Explosionsunglück am 15. September in der Olefinanlage 3 der VEBA-Chemie AG in Scholven, das inzwischen noch ein zweites Todesopfer forderte, offenbar auf einen defekten Wärmeaustauscher zurückzuführen. Der materielle Schaden liegt bei 7 Mio DM.

Dienstag, 14. Oktober 1975
Ohne Ergebnis verläuft die Ortsbesichtigung des Stadtplanungsausschusses, der Bezirksvertretungen West und Nord, von Vertretern des Bergbaus und des Ruhrsiedlungsverbandes an der Bergehalde der Zeche Hugo in Schaffrath. Die Ruhrkohle AG will in einer ersten Etappe von 13 - 15 Jahren die Halde nach Süden bis zur Autobahn erweitern und in einer zweiten Etappe von 20 Jahren das Gelände östlich des Lanferbaches im Bereich des Schüngelbergs behalden. Die dritte Etappe sieht eine Behaldung des jetzigen Kokereigeländes vor. In der Vorlage des Flächennutzungsplanes ist das Areal im nördlichen Teil als Waldfläche, im südlichen Teil als Parkanlage ausgewiesen. Die Anwohner sind wegen der jahrelangen Lärm- und Schmutzbelästigung gegen das Haldenprojekt "Rungenberg".

Donnerstag, 23. Oktober 1975
Eine Projektgruppe der Technischen Hochschule Aachen kommt in einem 200 Seiten umfassenden Gutachten zu dem Ergebnis, daß die Zechensiedlung Flöz Dickebank nicht als Sanierungsgebiet auszuweisen ist, da keine städtebaulichen Mißstände vorliegen. Die Stadt sollte nach Ansicht der Gutachter alle gegebenen rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Eigentümerin der Siedlung zur baldigen Ausführung der Instandsetzungsarbeiten zu veranlassen.

Freitag, 24. Oktober 1975
Der Rat der Stadt beauftragt die Verwaltung, unverzüglich eine Vorlage mit Einzelheiten über die Bildung eines Ausländerbeirates und eines Seniorenbeirates zu erarbeiten.

Mittwoch, 29. Oktober 1975
Das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung (Instre), Bochum ist in seinem für 130000 DM in Auftrag gegebenen Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, daß die Bergmannssiedlung "Flöz Dickebank" im Rahmen des Städtebauförderungsgesetzes als Objektsanierungsgebiet ausgewiesen und eine umfassende Modernisierung des Häuserbestandes vorgenommen werden sollte.

Mittwoch, 29. Oktober 1975
Die WDR-Rundfunksendung "Zwischen Rhein und Weser" berichtet vom Ubertragungswagen im Revierpark Nienhausen über den Gelsenkirchener Versuch der Rückgewinnung von fortgezogenen Bürgern.

Donnerstag, 30. Oktober 1975
Ein erstes Ergebnis der städtischen Befragung von im Oktober fortgezogenen Bürgern liegt vor. Demnach waren 50 Prozent der Befragten zwischen 18 und 30 Jahre alt. Als Hauptgrund der 300 erfaßten Fortzüge wurden Wohnungsprobleme (25 Prozent) genannt.

Freitag, 31. Oktober 1975
Nach Beschluß des Landeskabinetts werden 22 Maßnahmen der Stadt mit einem Gesamtvolumen von 12,7 Mio DM im Rahmen des Konjunkturprogramms berücksichtigt. 8,5 Mio DM werden an Landeszuschüssen und 2,5 Mio DM an Landesdarlehen gewährt, so daß die Kommunalverwaltung nur 1,7 Mio DM Eigenmittel aufbringen muß. Sichergestellt wird durch das Programm der Erhalt von Haus Lüttinghof mit 950000 DM. Dort soll unter anderem ein Schulungszentrum für IHK, Einzelhandel und Gewerkschaften entstehen. Durch besonderes Nachfassen kam auch das Sportzentrum in Hassel mit 2 Mio DM in das Konjunkturprogramm.

Mittwoch 5. November 1975
Der Bundesvorsitzende der gemeinnützigen Grünflächenvereinigung "pro grün", Hermann schweihs, überreicht Oberbürgermeister Werner Kuhlmann 12477 Unterschriften sowie eine gutachterliche Stellungnahme zweier Universitätsprofessoren, die sich gegen die Bebauung des Grüngürtels zwischen Stadtgarten und Revierpark mit Luxusvillen richtet. In der ökologischen und sozialpolitischen Begründung des Gutachtens wird das Gelände in der Feldmark als biologisch bester Bestand im gesamten Grünzug zwischen Gelsenkirchen und Essen bezeichnet.

Donnerstag, 6. November 1975
Die Arbeitslosenzahl hat sich im Oktober im Arbeitsamtsbezirk wieder um 350 auf 11655 (= 6,2 Prozent Arbeitslose) erhöht. Das Arbeitsamt, erwägt deshalb, für 376 Arbeitslose Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Bau- und Grünbereich mit einem Auftragsvolumen von 15,8 Mio DM einzurichten. Die Kurzarbeit ging im Oktober wegen der wieder voll arbeitenden Petro-Chemie-Betriebe um 38,5 Prozent auf 4253 Betroffene zurück. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 18 Jahren erhöhte sich um 3,8 Prozent auf 697.

Donnerstag, 6. November 1975
Der Ausschuß für Stadtentwicklung und -planung beschließt, unverzüglich eine Ortssatzung aufzustellen, die die Graf-Bismarck-Siedlung in Erle unter Denkmalschutz stellt und keine baulichen Veränderungen zuläßt. Sowohl die bestehende Bausubstanz als auch die soziale Struktur der Bewohner soll bewahrt bleiben.

Freitag, 7. November 1975
Die Bezirksvertretung Süd, der Stadtplanungsausschuß, die Kommission für Sanierungsfragen sowie zwei Architekten vom Bochumer Institut für Stadt- und Regionalentwicklung begehen das Sanierungsgebiet der Zechensiedlung "Flöz Dickebank", um sich über den Zustand der Bausubstanz zu informieren. Wie dabei bekannt wird, hat die Siedlungseigentümerin, die Rheinisch-Westfälische Wohnstätten AG, in einem Schreiben an Instre angekündigt, daß sie die Parzellen in "Flöz Dickebank" kürzen und einzelne Häuser verkaufen will.

Sonntag, 9. November 1975
Auf einer Protestkundgebung des Siedlerbundes Schaffrath gegen die geplante Erweiterung der Halde "Rungenberg" gibt der buersche Rechtsanwalt Pöppinghaus die Auskunft, daß der Bebauungsplan Nr. 46 auf Grundlage des Paragraphen 29 des Bundesbaugesetzes angefochten werden könne und die Problematik damit nicht anders als im Fall der Floatglas-Anlage in der Feldmark liege. Die Siedlergemeinschaft will auf dieser rechtlichen Grundlage Klage gegen die Stadt erheben.

Montag, 10. November 1975
Seit gestern morgen um 8 Uhr befindet sich die Feuerwehr in ununterbrochenem Einsatz, um einen Brand auf der Kohlenhalde am Wilhelmine-Viktoria-Hafen in Heßler zu löschen.

Dienstag, 11. November 1975
Das städtische Baudezernat will der Grundstücksgesellschaft Erle (Rudolf Bauer) die für den Abriß der 154 Häuser der Zechensiedlung Graf Bismarck in Erle erforderliche Genehmigung nur dann erteilen, wenn die Bewohner der insgesamt 696 Wohnungen Ersatzwohnungen erhalten. Mit Hilfe einer Gestaltungssatzung (s. 6. November d.J.) und langfristig durch einen Bebauungsplan soll der Abriß möglichst verhindert sowie eine Verdichtung der weitläufigen Freiflächen, die der Siedlung den Charakter einer Gartenstadt geben, unmöglich gemacht werden.

Mittwoch, 12. November 1975
Der Krefelder Zoo-Direktor Dr. Enke erklärt in seinem Gutachten für die Staatsanwaltschaft Essen, daß die Unterbringung der Raubkatzen im Löwenpark des Grafen von Westerholt nicht einwandfrei sei. Die Verfütterung von Löwenfleisch an die noch lebenden Tiere bezeichnet Dr. Enke als artwidrige Ernährung.

Mittwoch, 12. November 1975
Der Ratsausschuß für Gesundheit und Umweltfragen drängt nach Besichtigung der ehemaligen Zechenhäuser an der Kokerei Scholven auf die Erfüllung der Auflage, einen 100 m breiten Grünstreifen als Umweltschutzmaßnahme anzulegen.

Freitag, 14. November 1975
Erstmals in der Geschichte der Firma Wilhelm Geldbach, Rohrleitungs- und Flanschenwerk, soll es am 11. Dezember des Jahres zur Wahl eines Betriebsrates kommen, nachdem die Geschäftsleitung seit 1963 die Bemühungen der IG Metall, in dem Unternehmen mit 450 Beschäftigten eine Belegschaftsvertretung einzusetzen, mit massiven Einschüchterungen verhindert hat.

Freitag, 14. November 1975
Die im August aus der Kapelle des Marienhospitals entwendete Madonnenfigur wird in den Anlagen am Parkplatz des Krankenhauses aufgefunden.

Sonntag, 16. November 1975
Am Volkstrauertag können auf dem Ehrenfriedhof des Zentralfriedhofes Buer neben Stadtvertretern und Soldatenverbänden auch Mitglieder der ehemaligen Waffen-SS und zwei Vertreter der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger, dekoriert mit der Wehrmachtsauszeichnung, Kränze am Ehrenmal niederlegen.

Montag, 17. November 1975
Mit 19 gegen 17 Stimmen bei zwei Enthaltungen beschließt die SPD-Ratsfraktion nach langer sachlicher Diskussion in geheimer Abstimmung, daß die Bausubstanz von Schloß Lüttinghof mit den Mitteln aus dem Konjunkturprogramm erhalten bleiben soll. Für die weitere Nutzung von Lüttinghof besteht keine zeitliche Festlegung. Ferner beschließt die Mehrheitsfraktion, den Feldmarkwald (Bebauungsplan 136) als Grünfläche zu erhalten. Hinsichtlich des Floatglas-Geländes wird die Verwaltung beauftragt, schnellstens Pläne zu entwickeln, die das Gebiet der Nutzung als Wohnbereich (Wördestraße) und Grüngebiet sowie der Einbeziehung in den Freizeitbereich zuführen.

Montag, 17. November 1975
In Anwesenheit des Oberbürgermeisters wird das Betreuungszentrum des sozialen Brennpunktes Insterburger Straße in Erle eingeweiht. In den sechs Räumen, die die Stadt zur Verfügung gestellt hat, werden 60 bis 80 Kinder von inzwischen 30 ehrenamtlichen Helfern betreut.

Montag, 17. November 1975
Bei einem Großbrand in der Lagerhalle der Elektroapparate-Firma Eldur entstand in der Nacht auf Sonntag ein Schaden in Höhe von rund 500000 DM. Die Kriminalpolizei vermutet Brandstiftung durch Einbrecher.

Dienstag, 18. November 1975
Der städtische Grünausschuß beschließt eine Satzung zum Schutze des Baumbestandes im Gebiet der Stadt Gelsenkirchen, wonach Bäume mit 100 cm oder mehr Stammumfang ohne Genehmigung der Behörde nicht beseitigt werden dürfen. Verstöße gegen die Satzung, die Gelsenkirchen als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen auf den parlamentarischen Weg gebracht hat, sollten mit Geldbußen bis zu 50000 DM geahndet werden.

Dienstag, 18. November 1975
Die Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat der VEBA-Chemie AG informieren die Belegschaft, daß der VEBA-Vorstand einschneidende Einschränkungen auf dem Mineralölsektor bis hin zur Stillegung von Raffinerien angekündigt hat. Durch die Rationalisierungsvorschläge sollen die Verluste des VEBA-Gelsenberg-Energiekonzerns von in diesem Jahr schätzungsweise 500 Mio DM auf etwa 100 bis 150 Mio DM gesenkt werden. Die Gewerkschaftsvertreter vertreten dagegen die Ansicht, daß Gesundungsmaßnahmen nicht einseitig zu Lasten der Beschäftigten gehen dürfen und fordern in diesem Zusammenhang von der Bundesregierung als Mehrheitsaktionären einen Beitrag zur langfristigen Sicherung des Energiesektors.

Mittwoch, 19. November 1975
Nach der vom Amt für Stadtentwicklungsplanung erstellten Untersuchung zur Situation der Altenhilfe muß die Zahl der Altenheim- und Pflegeheimplätze verdoppelt, die der Altenwohnungen verfünffacht werden. Insgesamt gesehen liegt Gelsenkirchen mit drei Plätzen je 100 Senioren absolut am Ende der Ruhrstädte. Bis zum Jahr 1980 wird hier mit 52000 Seniorbürgern, das wären 12,9 Prozent der Gesamtbevölkerung, gerechnet. Gegenwärtig verfügt die Stadt über 824 Plätze in Alteneinrichtungen, davon 387 Plätze in Altenheimen und 437 in Altenpflegeheimen.

Mittwoch, 19. November 1975
555 Fotos, davon 60 Prozent in Farbe, sind im Foto-Wettbewerb des Ruhr-Zoos eingegangen. Der Wettbewerb soll in zwei Jahren wiederholt werden.

Donnerstag, 20. November 1975
Oberstadtdirektor Meya stellt Vertretern der Zeche Hugo und den Schaffrather Anliegern drei von einem Landschaftsarchitekten gestaltete Alternativpläne zur Lösung des Haldenprobelms in Schaffrath vor. Die Pläne haben gemeinsam zwei Kegel mit einer Maximalhöhe von 55 m, aufgegliedert in Täler und Hügel mit Möglichkeiten für Freizeiteinrichtungen. Ein Plan sieht die verlängerte Hobackestraße entlang der Halde als Begrenzung vor, die beiden anderen Pläne die Schaffrather Straße entlang der Autobahn. Nach Auskunft von Baudezernent Theo Terboven hat der Verbandsausschuß des Ruhrsiedlungsverbandes bereits am 7. Oktober d.J. unter Änderung des Gebietsentwicklungsplanes die Ausweisung des Haldengeländes in Schaffrath beschlossen.

Dienstag, 25. November 1975
Der SPD-Unterbezirksparteitag beauftragt die SPD-Vertreter in der Verwaltung der Stadt-Sparkasse, durch eine Anfrage zu klären, wer für die Trauerbeflaggung am Todestag und am Tag der Beerdigung des spanischen Diktators Franco auf dem Hauptverwaltungsgebäude der Stadt-Sparkasse verantwortlich ist. [...]

Mittwoch, 26. November 1975
Bei einer Anhörung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Stadtplanung zur geplanten Sanierung der Zechensiedlung "Flöz Dickebank" erklärt Dr. Stockmann von der Rheinisch-Westfälischen Wohnstätten AG, daß die Siedlung bis auf die Häuser Ulmenstraße 2 bis 20 bestehen bleiben wird. Dort will die RWWAG 20 bis 25 Altenwohnungen bauen. Die Mieter der Zechensiedlung befürchten nun, daß die RWW AG die Gebäude privatisieren will.

Donnerstag, 27. November 1975
Vor der 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen beginnt die Verhandlung über die Klage mehrerer Scholvener Bürger und der Stadt Bottrop gegen die Errichtung des Kraftwerkblocks F durch die VEBA-Kraftwerke Ruhr (VKR). Der Bau des 740-MW-Steinkohle-Kraftwerkblocks ist bereits begonnen worden und soll 1979 fertiggestellt sein. Anders als der TÜV und die VKR, die eine Rauchgasentschwefelung von 99,7 Prozent zusagen, gehen die Kläger unter Berufung auf wissenschaftliche Erfahrungen davon aus, daß der Schwefelgehalt der zum Einsatz kommenden Kohle weit mehr als ein Prozent beträgt.

Donnerstag, 27. November 1975
25 Jahre besteht in diesen Tagen die Benzoldruckraffinationsanlage im Werk Scholven der VEBA-Chemie AG, die heute mit 340000 t Durchsatzkapazität jährlich die größte Anlage dieser Art in der Welt ist. Vor kurzem wurde hier die sechsmillionste Tonne Rohbenzol durchgesetzt.

Freitag, 28.November 1975
In nichtöffentlicher Sitzung beschließt der Rat der Stadt, den Bau von Altenheimen der Arbeiterwohlfahrt und des Caritasverbandes in der Darler Heide und der Löchterheide durch Darlehen zu fördern.

Freitag, 28.November 1975
Für die geplanten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen muß die Stadt wegen geringerer Zuschüsse des Landesarbeitsamtes nun einen von 520000 DM auf 1,21 Mio DM erhöhten Anteil tragen. Die Maßnahmen sehen zusätzliche Säuberungs- und Pflegearbeiten auf den städtischen Friedhöfen sowie Ödlandbegrünungen vor, die Anfang Dezember von 207 Arbeitslosen durchgeführt werden sollen.

Freitag, 28.November 1975
In Uckendorf beginnen Dreharbeiten des Westdeutschen Werbefernsehens zu der ersten Folge der neuen Fernsehserie "Die erste Bürgerpflicht heißt Ruhe". Nach einer Vereinbarung zwischen der Stadt und der Bavaria-Filmgesellschaft wird der Name Gelsenkirchen darin nicht genannt.

Samstag, 29. November 1975
Der Kreisvorstand der Jungen Union hat gegen das JU-Mitglied Michael Schaerer ein Ausschlußverfahren vor dem Kreisparteigericht eingeleitet. Der Gelsenkirchener Gymnasiast ist Chefredakteur des auch überregional verteilten Schülerblattes "Trend", in dem unverhohlen für nationalsozialistische Ziele geworben wird.

Dienstag, 2. Dezember 1975
In einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von Gemeinnütziger Wohnungsbaugesellschaft (GGW) und Arbeitsamt haben 35 arbeitslose Maler und Maurer mit dem auf ein halbes Jahr angesetzten Umbau und Anstrich von Wohnungen im sozialen Brennpunkt Josefinen-, Fischer-, Bösingfelder/Emmericher Straße begonnen. Weitere 40 Arbeitslose sind an der Begrünung der Halde in Ückendorf tätig. Anfang des Jahres 1976 werden Arbeitslose in der Aktion "Saubere Stadt" mit der planmäßigen Säuberung von 149 unbebauten städtischen Grundstücken und aller Waldflächen betraut.

Mittwoch, 3. Dezember 1975
Die Mieterinitiative "Spieker/Kogge" in Rotthausen stellt auf einer Abschlußveranstaltung mit 100 Mietern als Erfolg ihrer Bemühungen heraus, daß nach der Ermittlung neuer Durchschnittsmieten durch das Bauförderungsamt die Mieten in den betroffenen Wohnbereichen Steinfurthhof, Saarbrücker-, Schemann-, Schonnebecker- und Lothringer Straße um bis zu 31 Prozent gesenkt wurden.

Donnerstag, 4. Dezember 1975
Der Ratsausschuß für Stadtentwicklung und -planung verabschiedet eine Gestaltungssatzung für den Bereich der ehemaligen Zechensiedlung Graf Bismarck zwischen August-, Cranger-, Hermann- und Wilhelmstraße in Erle-Süd. Die Satzung, mit der die alte Arbeitersiedlung unter Denkmalschutz gestellt wird, ist in Nordrhein-Westfalen bisher einmalig.

Donnerstag, 4. Dezember 1975
Die Stadt erwirbt das 1.630 qm große Grundstück von Haus Lüttinghoff für insgesamt 18000 DM. Eine Entschädigung für die alte Wasserburg und die Nebengebäude muß nicht entrichtet werden.

Freitag, 5. Dezember 1975
Im November lag die Arbeitslosenzahl im Arbeitsamtbezirk mit 12591 um 936 über dem Oktoberstand. Mit 6,7 Prozent hat Gelsenkirchen damit die höchste Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen. Von Kurzarbeit waren 31 Betriebe mit 2737 Beschäftigten betroffen. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg auf 1021 an. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 18 Jahren ging um neun Prozent auf 634 zurück.

Freitag, 5. Dezember 1975
Die Bürgerinitiative Schaffrath hat in einer Versammlung die Besetzung des von Oberstadtdirektor Meya initiierten Ausschusses "Halde Rungenberg" mit 10 Vertretern der Zeche Hugo und nur drei Vertretern der Schaffrather Anlieger kritisiert. Der Sprecher der Initiative, Siegfried Grenda, schlug als neues Haldengelände den Bereich Hugo-Ost neben der Kinderklinik vor.

Samstag, 7. Dezember 1975
Eine Demonstration türkischer Bürger durch die Innenstadt ist der Höhepunkt einer Aktionswoche, mit der die Föderation Türkischer Sozialisten (ATTF) auf Arbeitslosigkeit und Diskriminierung ausländischer Arbeiter und ihrer Familien aufmerksam machen will. Die schlechteren Bildungsmöglichkeiten für Ausländerkinder lassen sich daran ablesen, daß nur etwa 50 Prozent der türkischen Kinder in Gelsenkirchen am Schulunterricht teilnehmen. Von 182 ausländischen Schulabgängern, die sich bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes meldeten, waren 86 ohne Abschluß.

Montag, 9. Dezember 1975
Der Aufsichtsrat der VEBA-Chemie AG beschließt, ältere Raffinerieanlagen mit einer Kapazität von 2,5 Mio t in den Werken Horst und Scholven außer Betrieb zu nehmen. Weitere Anlagen mit Kapazitäten von 1,5 Mio t sollen vorübergehend abgeschaltet werden. Die Belegschaft soll parallel dazu durch vorzeitige Pensionierung und Nichtersetzen des natürlichen Abgangs verkleinert werden.

Montag, 9. Dezember 1975
Eine noch nicht identifizierte, ölähnliche Flüssigkeit verseucht den Handelshafen auf etwa 300 m Länge.

Dienstag, 10. Dezember 1975
In den letzten 10 Monaten hat die Kokerei Hugo in einem 12-Punkte-Programm Investitionen für den Umweltschutz in Höhe von 800000 DM vorgenommen. Nach Messungen des TÜV lagen die Staubimmissionen in diesem Zeitraum im Schnitt um 0,25 über dem gesetzlich zulässigen Wert von 0,5 g pro qm/Tag. Die Emission der Schwefelsäureanlage lag mit durchschnittlich 0,2 mg pro Kubikmeter Luft deutlich unter der gesetzlichen 0,5 mg-Grenze. In den ersten drei Monaten des Meßprogramms wurde jedoch bei den Meßstellen 1 und 3 eine fast dreifache Überschreitung der zulässigen Staubgrenze gemessen.

Mittwoch, 11. Dezember 1975
Zum erstenmal seit 1963 findet bei der Firma Geldbach eine Betriebsratswahl statt, an der sich 80,5 Prozent der 359 wahlberechtigten Arbeiter und 86,5 Prozent der insgesamt 74 Angestellten beteiligen. 89 Prozent der Stimmen im Arbeiterbereich fallen auf die Liste 1 (frühere IG Metall-Liste) und 11 Prozent auf Liste 2 (frühere Arbeitergruppe Geldbach).

Donnerstag, 12. Dezember 1975
Der Vorstand der VEBA-Chemie AG erläutert auf einer Belegschaftsversammlung im Hauptwerk Scholven die Rationalisierungspläne des Energiekonzerns, wonach vom kommenden Jahr an bis einschließlich 1977 rund 1500 Planstellen abgebaut werden sollen. Rund 750 Mitarbeiter im Alter über 59 Jahren scheiden über den bereits angelaufenen Abkehrplan aus. Ab 5. Januar 1976 wird die Düngemittelproduktion (175000 t jährlich) eingestellt. Der Betriebsrat des VEBA-Werkes kritisiert an dem Maßnahmepaket des Vorstandes insbesondere, daß eventuell keine Lehrlinge mehr eingestellt werden sollen.

Freitag, 13. Dezember 1975
Nach der Unterschriften-Aktion des Tierschutzbundes will der Kaufhof 1976 durch die Arbeitsgemeinschaft des deutschen Tierschutz e.V. Eier von freilebenden Hühnern anbieten.

Donnerstag, 18. Dezember 1975
Im sozialen Brennpunkt Bösingfelder Straße in Scholven wird an die Spiel- und Lehrnhilfe eine 92 qm große Spielstube übergeben.

Donnerstag, 18. Dezember 1975
Der Ortsverband der Amateurfunker. im Deutschen Amateur-Radio-Club stellt auf seiner Jahresversammlung ein gestiegenes Interesse der Bürger für den Amateurfunk als technisches Hobby fest. Von den 164 Mitgliedern des Clubs verfügen 104 über eine Sendelizenz.

Samstag, 27. Dezember 1975
Zum neuen Vorsitzenden des Komic-Vereins wurde der Student Bernd Matzkowski gewählt. Der gemeinnützige Verein zählt zur Zeit etwa 100 Mitglieder und bemüht sich beim Landesjugendamt, daß das Zentrum im Arminbunker als Haus der Offenen Tür anerkannt wird.

Samstag, 27. Dezember 1975
Seit dem ersten Auftreten von Diphterie-Erkrankung im Hasseler Raum am 19. Dezember sind nun acht akute Fälle bekannt. Zwei Kinder im Alter von acht und neun Jahren, die nicht geimpft waren, sind inzwischen verstorben. Wie Sozialdezernent Erwin Neumann mitteilte, machen nur noch 50 Prozent der Eltern Neugeborener von der vor 10 Jahren beim Gesundheitsamt eingerichteten Dauerimpfstelle Gebrauch. Ungeklärt ist noch die Ursache der Erkrankungen, nachdem seit 20 Jahren kein Diphterie-Fall mehr im Stadtgebiet aufgetreten ist.

Dienstag, 30. Dezember 1975
Die Erkrankung an Diphterie haben sich auf 10 akute Fälle ausgeweitet. Eines der betroffenen Kinder stammt aus dem südlichen Stadtteil Ückendorf, alle anderen aus Hassel. Das Gesundheitsamt hat Vorsorge getroffen, daß nach Abklingen der Fälle im gesamten Stadtgebiet eine großangelegte Impfaktion durchgeführt werden kann. Bei rund 500 bisher durchgeführten Nasen- und Rachenabstrichen wurden 17 selbst nicht erkrankte Keimträger entdeckt.

Dienstag, 30. Dezember 1975
In Anwesenheit von Oberbürgermeister Kuhlmann wird der Kindergarten an der Mehringstraße in Scholven eingeweiht, der für 750000 DM als Ersatzbau für den Kindergarten an der Nienkampstraße entstand und Platz für 90 Kinder hat. Damit ist der Bedarf an Kindergärten im Stadtteil Scholven zu 82 Prozent gedeckt.

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Re: Stadtchronik 1975

Beitrag von heen »

Quelle:
Stadtchronik 1975
https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1975.pdf

Kokerei Scholven - Umweltschutz vs. Wohnbebauung
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Dienstag, 25. Februar 1975
In einer Stellungnahme des Bergamtes zur Umweltbelastung durch die Kokerei Scholven heißt es, daß nie ein 100 m breiter Grüngürtel zur Auflage gemacht wurde, daß jedoch nach Freizug einiger Wohnstraßen an Stelle der Bebauung dort Begrünungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen.

Donnerstag, 13. März 1975
Bei der Erörterung des Berichtes über die Messungen der Landesanstalt für Immissions- und Bodennutzungsschutz (Essen), der Bundesanstalt für Umweltschutz für 1972/1973, der Meßprogramme der Stadt und der Umweltprobleme im Stadtteil Scholven kritisierten Mitglieder des städtischen Gesundheitsausschusses die amtlichen Meßergebnisse als "Gefälligkeitsmessungen". Der Kokerei Scholven wurde in diesem Zusammenhang der Vorwurf gemacht, trotz Auflage immer noch keinen Grüngürtel als Schutzstreifen angelegt zu haben.

Donnerstag, 24. April 1975
Die SPD-Ortsgruppe Scholven und Unterbezirksvorsitzender Prof. Meya wollen im neuen Rat dafür eintreten, daß der 5 Jahre alte Bebauungsplan für den Bereich Johann-, Helmut- und Reubekampstraße den aktuellen Gegebenheiten angepaßt wird und die Häuser dort erhalten bleiben. Der Plan sieht stattdessen die Anlage eines 100 m breiten Grünstreifens für die Kokerei Scholven vor. Die betroffenen Anwohner haben bereits 280 Unterschriften für den Erhalt ihrer Häuser gesammelt.

Mittwoch, 16. Juli 1975
Die Stadt entwickelt zur Zeit in einem Arbeitskreis mit Vertretern der VEBA-Wohungsbaugesellschaft und der Ruhrkohle AG einen Stufenplan für die Anlegung eines durchgehenden Trenngrünstreifens zur Kokerei Scholven. Von der Untersuchung hängt die damit möglicherweise verbundene und im Bebauungsplan vorgesehene Freiziehung von Wohnungen der VEBA an der Heidestraße ab.

Mittwoch, 12. November 1975
Der Ratsausschuß für Gesundheit und Umweltfragen drängt nach Besichtigung der ehemaligen Zechenhäuser an der Kokerei Scholven auf die Erfüllung der Auflage, einen 100 m breiten Grünstreifen als Umweltschutzmaßnahme anzulegen.
siehe auch: https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 01#p524801

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