Zur Imageverbesserung veröffentlicht die Stadt einen Durchfahrtsplan.
Das fängt ja gut an.
von hier:
https://www.gelsenkirchen.de/de/Bildung ... k_1974.pdf
Stadtchronik 1974 hat geschrieben: Samstag, 5. Januar 1974
Kurzarbeit melden nun auch Betriebe der heimischen Glasindustrie (Flachglas AG Rotthausen und Spiegelmanufactur Schalke) sowie Kraftfahrzeugbetriebe an.
Samstag, 5. Januar 1974
Das Ehepaar Lutz und Anne Motzko eröffnet die "Jazz & Art Galerie" im Arminbunker, in der zeitgenössische Kunst gezeigt sowie kleinere Musikveranstaltungen durchgeführt werden sollen. Zum Galerie-Start werden Arbeiten des Wanne-Eickeler Objektmalers Peter Grzan ausgestellt.
Samstag, 5. Januar 1974
Der Grünausschuß der Stadt stimmte der Erhöhung der Eintrittspreise für den Ruhr-Zoo zu. Die Delphin-Schau wird in diesem Jahr aus dem Zoo-Programm gestrichen. Stattdessen soll ein Baby-Zoo eingerichtet werden.
Mittwoch, 9. Januar 1974
Nach jüngsten Zählungen leben derzeit 22.448 Ausländer aus 78 Nationen in Gelsenkirchen. Damit erhöhte sich.die Zahl im laufe des vergangenen Jahres um knapp 2.000 oder annähernd 10 Prozent. Den größten Anteil stellen dabei nach wie vor die Türken mit 11.200 Bürgern. Nur 76 Ausländer beantragten 1973 bei der Stadtverwaltung die deutsche Staatsbürgerschaft.
Mittwoch, 9. Januar 1974
Als bester Spieler des Schachvereins Horst-Emscher 31 errang Bezirkseinzelmeister Karl-Adolf Höwel beim 49. Internationalen Schachkongreß in Hastings/Großbritannien einen (geteilten) 1. Preis.
Donnerstag, 10. Januar 1974
Um die spezifische Schönheit von Gelsenkirchen bewußt zu machen, schlägt
Dipl.-Ing. Lutz Heidemann vor, exemplarische Einzelbauten und ganze Bau-
gruppen aus der Phase der Industrialisierung, der Zeit zwischen 1900 und dem 1. Weltkrieg und der expressionistischen Phase der zwanziger Jahre zu erfassen und zu erhalten. Zur Erhaltung der Natur fordert der Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftsschutz, Dr. Ermeling, ein Gesetz zum generellen Schutz des Gelsenkirchener Baumbestandes zu verabschieden.
Freitag, 11. Januar 1974
Zum Jahreswechsel stieg die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtbezirk Gelsenkirchen auf 3,3 Prozent(= 6.503 Arbeitssuchende). 23 Betriebe mit 1.634 Beschäftigten meldeten Kurzarbeit an. Betroffen sind von der Wirtschaftsflaute bis auf den Bergbau mit 361 offenen Stellen fast
alle Wirtschaftszweige.
Freitag, 11. Januar 1974
Nach den Ergebnissen der Bürgerbefragung, die im vergangenen Jahr von der Landesbausparkasse bei der Wanderausstellung "Stadt im Test" in Gelsenkirchen durchgeführt wurde, waren 93 Prozent aller Befragten mit dem Freizeitangebot ihrer Stadt zufrieden. Hingegen vermißten 11 Prozent ausreichende Bildungseinrichtungen und genausoviele äußerten Sorge um den Arbeitsplatz.
Samstag, 12. Januar 1974
Der ev. Kirchenkreis verklagt die Stadt auf Rückerstattung von 540.000 DM für Jugend- und Sozialhilfe aus den Jahren 1970 und 71. Dem Rechtsstreit kommt überörtliche Bedeutung zu, da auch zahlreiche andere Kommunen die Wahrnehmung der erforderlichen sozialen Aufgaben an freie Wohlfahrtsverbände delegieren.
Dienstag, 15. Januar 1974
Der beschlossenen Erweiterung der Hauptschule an der Bergmannsglückstraße in Hassel stehen die Bestimmungen des Flächennutzungsplanes entgegen, der das Gelände als Grüngebiet ausweist, da infolge der Immissionen von der VEBA-Chemie eine Wohnbebauung dort künftig nicht mehr möglich ist.
Mittwoch, 16. Januar 1974
Zur Gründung einer Bezirksgruppe des Gemeinnützigen Grünflächenvereins "pro grün e.V." rufen mehrere Bürger auf, nachdem das Gartenbauamt am Hauptmarkt 15 Linden fällen ließ, um sie durch die robusteren Platanen zu ersetzen. Nach Meinung der Naturschützer kommt es eher auf die Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes an.
Mittwoch, 16. Januar 1974
Die Baufirma Nordring GmbH und Co KG an der Ophofstraße meldet Konkurs an. Spezialität des Unternehmens, das jährlich zwischen 15 und 2o Mio DM verbaute, waren Fertigbauten.
Mittwoch, 16. Januar 1974
Noch in diesem Jahr soll die Schulentwicklungsplanung der Stadt abgeschlossen werden, die im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung begonnen wurde. Die Stadt gibt in diesem Jahr neben den steigenen Ausgaben für Fahrtkosten, Lern- und Lehrmittel und den übrigen sächlichen Ausgaben allein 21 Mio DM für den Neubau der Gesamtschule im Berger Feld und das Schulzentrum in Ückendorf aus.
Freitag, 18. Januar 1974
Der Arbeitskreis "Emanzipation der Geschlechter", der vor einem halben Jahr unter Leitung der Gelsenkirchener Journalistin Monika Pöschke-Schröder im Revierpark Nienhausen seine Arbeit aufnahm, startet im Freizeithaus ein großes Werbe- und Informationsfest. Prominenteste Teilnehmerin ist die Sportstudio-Moderatorin Carmen Thomas.
Freitag, 18. Januar 1974
Nach Inbetriebnahme der neuen Kühlanlage auf dem Nordfeld der VEBA-Chemie in Scholven liegt die Fahrbahn in einer Länge von 150 m unter einer dichten Rauchschwadenwolke. Der Konzern erhielt deshalb die Auflage, die Verkehrssicherheit in diesem Bereich zu gewährleisten.
Samstag, 19. Januar 1974
Gelsenkirchen wird zu Schulbeginn noch einen Fehlbedarf von 13,8 Prozent der Lehrerplanstellen haben, während der Landesdurchschnitt bei 12,7 Prozent liegt. Um den Lehrermangel im Emscher-Lippe-Raum langfristig zu überwinden, halten die Schulpflegschaften des Landes die Einrichtung einer Gesamthochschule, deren Standort ihrer Ansicht nach am ehesten in Gelsenkirchen liegen sollte, für unumgänglich.
Montag, 21. Januar 1974
Die Bekleidungsfirma Huko an der Dickampstraße soll wegen mangelnder Rentabilität zum 31. März d.J. geschlossen werden. Die Firma, die zur Unternehmensgruppe Kogge GmbH & Co. KG gehört, hat 180 Beschäftigte.
Montag, 21. Januar 1974
Die Schüler der Studienstufe an der Gesamtschule treten in einen befristeten Streik, als ihnen, wie auch der Eltern- und Lehrerschaft, die kurz bevorstehende Wahl von Heinz Schulten zum neuen Schulleiter mitgeteilt wird. Schulten, der von der Schülerschaft abgelehnt wird, leitet die Gesamtschule seit dem vergangenen Jahr nur kommissarisch.
Mittwoch, 23. Januar 1974
Zum neuen Leiter der Gesamtschule wählt der Schulausschuß einstimmig den einzigen Bewerber, Studiendirektor Heinz Schulten (42). Eine nichtangemeldete Demonstration der Gesamtschüler gegen das Vorgehen der Schulverwaltung und die Person Schultens wird wegen möglicher Konflikte mit der Polizei kurzfristig abgesagt.
Freitag, 1. Februar 1974
Die Stadt war gestern nicht in der Lage, 21 von insgesamt 46 politischen Flüchtlingen aus Chile in zumutbaren Wohnungen unterzubringen. Die Chilenen, die bereits zwei Wochen im Flüchtlingslager Massen (Unna) gelebt hatten, mußten unverrichteter Dinge wieder dorthin zurückkehren.
Samstag, 2. Februar 1974
Das Chile-Solidaritätskomitee fordert den Rat der Stadt auf, die Ahstraße in Salvador-Allende-Straße umzubenennen und der Gesamtschule den Namen Pablo-Neruda-Gesamtschule Gelsenkirchen zu geben.
Dienstag, 5. Februar 1974
Der Unterbezirksvorstand der Jungsozialisten fordert den Rücktritt des Sozialdezernenten Bruno Lange "wegen seines Fehlverhaltens" im Falle der 21 aus Gelsenkirchen wieder abgereisten chilenischen Flüchtlinge. Außerdem wird kritisiert, daß die Stadt trotz vorheriger Information nicht in der Lage war, innerhalb von zwei Tagen menschenwürdige Wohnungen zu besorgen, und daß kein offizieller Vertreter der Stadt bei der Begrüßung der Flüchtlinge zugegen war. Bruno Lange erklärte zu den Vorwürfen, die Landesregierung habe die Zuweisung von zunächst nur 3o Personen angekündigt. Der Haupt- und Finanzausschuß kam nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis, daß der Dezernent in diesem Fall alles verwaltungstechnisch Mögliche getan habe.
Mittwoch, 6. Februar 1974
Im Rahmen des "Fachprogramms Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten" hat die Stadt den 50seitigen Report "Kinderspielplätze in Gelsenkirchen" vorgelegt. Danach bestehen zur Zeit 101 Plätze mit 283.774 qm Gesamtfläche, womit die Richtwerte des "Goldenen Plans" der Deutschen Olympischen Gesellschaft nur zu 55,4 % gedeckt werden. Ein Nachholbedarf besteht insbesondere in Hassel und Schalke. Als flankierende Maßnahme zum Bau von Kinderspielplätzen schlägt der Report die Freigabe von Schulhöfen, Sportflächen und Heimen der Offenen Tür, das Integrieren von Grünflächen in die Wohngebiete und das Einrichten von reinen Spielstraßen vor.
Donnerstag, 7. Februar 1974
7.900 Arbeitslose, das entspricht 4,1 %, registrierte der Arbeitsamtsbezirk Gelsenkirchen im Januar d.J. Das ist die höchste Arbeitslosenquote seit 1969. Auffallend ist der starke Zugang von Arbeitslosen aus dem Handel (+ 258 gegenüber Dezember 1973). Die Zahl der offenen Stellen hat sich allerdings - bedingt durch den hohen Bedarf im Bergbau - auf 2.182 verdoppelt. In 23 Betrieben wurde am 15. Januar d.J. kurzgearbeitet (1973: 18). Betroffen waren 1.859 Beschäftigte, davon 1.128 aus der Glasindustrie und 546 aus 10 Bekleidungsfirmen.
Donnerstag, 7. Februar 1974
Konkurs angemeldet hat die Fischkonservenfabrik Kurt Schürmann in der Wanner Straße 189.
Samstag, 9. Februar 1974
Eine zweite Gruppe chilenischer Flüchtlinge ist in Gelsenkirchen eingetroffen. Diesmal standen Vertreter der Stadt sowie Bedienstete des Sozialamtes zum Empfang in der Bösingfelder Straße bereit.
Samstag, 9. Februar 1974
Stundenlang suchte die Feuerwehr gestern die Emscher in Höhe der Brücke an der Fischerstraße nach der goldenen Krone ab, die zwei Jugendliche aus der Kapelle an der Laurentius-Kirche, Horst, entwendet und nach Entnahme der Edelsteine in den Fluß versenkt hatten.
Montag, 11. Februar 1974
Seit heute 0.00 Uhr streiken Müllabfuhr, Fuhrpark und Straßenbahn. Ein Notdienst beseitigt den Müll der sozialen Gemeinschaftseinrichtungen. Am Sonntag verhinderten Streikposten der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), daß die Vorstellungen im Musiktheater im Revier stattfanden. Ab Dienstag sollen zusätzlich die städtischen Bäder, Post und Stadt-Sparkasse bestreikt werden.
Mittwoch, 13. Februar 1974
Der Ausstand im öffentlichen Dienst wird heute verschärft. Die Schulen im gesamten Stadtgebiet und die Stadtverwaltung bleiben wegen des Streiks von Hausmeistern und Reinigungspersonal geschlossen. Ebenfalls verschärft haben die Deutsche Postgewerkschaft und der Deutsche Postverband den Tarifkampf.
Mittwoch, 13. Februar 1974
Ab heute liegen für 14 Tage an drei Stellen (Hans-Sachs-Haus und die Ämter in Buer und Horst) die Eintragungslisten für das Volksbegehren der "Aktion Bürgerwille" gegen die kommunale Neuordnung aus.
Donnerstag, 14. Februar 1974
Im normalen Umfang nehmen heute die Arbeiter und Angestellten von Stadtverwaltung, Müllabfuhr, Fuhramt, Bäder, BoGeStra, Stadtwerke, Stadt-Sparkasse und Post ihre Arbeit wieder auf, nachdem gestern abend der Streik in der Tarifauseinandersetzung bis zur Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis beendet wurde. Dem Streikaufruf der ÖTV waren in Gelsenkirchen fast 100 % der Organisierten (rund 4.000 Beschäftigte) gefolgt. 400 t Müll blieben während des mehrtägigen Streiks liegen.
Freitag, 15. Februar 1974
Der Ausschuß für Stadtwerbung plant zahlreiche Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen gegenüber der Revierstadt Gelsenkirchen (GE). Neben der weiteren Herausgabe des Ratsjahresberichtes sind folgende Prospekte vorgesehen: GE (als Fortdruck des illustrierten Kunstdruckteils des Adreßbuches GE 1974), Wissenswertes über GE, Ruhr-Zoo, Hotelverzeichnis (mit Hinweisen auf Tagungsmöglichkeiten), Durchfahrtsplan (mit Blickrichtung auf die Fußball-Weltmeisterschaft), Sportstätten, kulturelle Einrichtungen und Bildungsstätten. Weiterhin soll der "Wegweiser durch GE" neu aufgelegt sowie ein neuer Bildband über die Stadt herausgegeben werden.
Freitag, 15. Februar 1974
Der landesweite Initiativkreis "Weg mit den Berufsverboten" wandte sich mit der Auffassung an die Öffentlichkeit, daß die Stadt Gelsenkirchen bei dem herrschenden Lehrermangel keinen Bewerber für den Schuldienst aus politischen Gründen abweisen sollte. Die Initiative bezog sich damit auf die Fälle der beiden Lehrerinnen Liesel Richter und Ursula Schürholz, denen die Einstellung wegen Teilnahme an DKP-Versammlungen versagt wird.
Mittwoch, 20. Februar 1974
Die Firma Huko GmbH und Co. KG, Damenoberbekleidungshersteller an der Dickampstraße, stellt beim Amtsgericht Gelsenkirchen Vergleichsantrag. Betroffen sind davon 160 Beschäftigte und 24 Auszubildende. Als Gründe nennt die Huko-Leitung die mangelhafte Auftragslage, stark finanzielle Bedrängnis und äußerst hohe Verluste in den letzten Monaten.
Mittwoch, 20. Februar 1974
Der Gelsenkirchener Film- und Buchautor Rainer Horbelt kritisierte in der WDR-III-Sendung "Mosaik" das Gelsenkirchener Kulturprogramm während der Fußball-Weltmeisterschaft. Die vorgesehenen 160.000 DM würden hauptsächlich für "elitäre Kultur" (Theater- und Operngalas) ausgegeben.
Samstag, 23. Februar 1974
Um die Notwendigkeit eines unabhängigen Jugendzentrums nochmals faktisch zu belegen, hat das Kommunikations- und Informationszentrum e.V. (KOMIC) in den vergangenen Monaten eine Analyse über die Freizeitangebote in Gelsenkirchens Häusern der Offenen Tür erarbeitet. Kritisiert wird darin die örtliche Lage und der Allgemeinzustand der Heime. Für 16- bis 25-jährige fehle ein Unterhaltungsangebot vollständig, außerdem sind fast alle Heime während der Freizeit der Jugendlichen geschlossen.
Montag, 25. Februar 1974
250.000 Schaulustige - 20.000 mehr als im Vorjahr - sehen in Erle den diesjährigen Rosenmontagszug. "Ölkrise" und kommunale Neuordnung liefern den Stoff für die närrische Kritik.
Mittwoch, 27. Februar 1974
Das Volksbegehren gegen die kommunale Neuordnung ist gescheitert. Insgesamt sprachen sich nur 4.266 Bürger, das sind 1,7 % der 250.000 wahlberechtigten Gelsenkirchener, dafür aus. Davon entfielen auf Gelsenkirchen-Mitte 2.771, auf Buer 1.o12 und auf Horst 483. Die "Aktion Bürgerwille" hatte in Gelsenkirchen mit einer 50prozentigen Unterstützung der Bevölkerung gerechnet.
Mittwoch, 27. Februar 1974
Das in Konkursverhandlungen stehende Textilunternehmen Huko entläßt rund 100 Beschäftigte. Die halbfertige Produktion soll - mit Einverständnis des Betriebsrates - von den Auszubildenden mit zwei Ausbilderinnen sowie sechs Arbeitskräften bis Ende April zu Ende geführt werden.
Donnerstag, 28. Februar 1974
Durch die neue Verordnung des Bonner Innenministeriums über die künftigen Maßstäbe für die Luftreinhaltung ist der Bau des Blockes F im VEBA-Kraftwerk in Scholven in Frage gestellt.
Donnerstag, 28. Februar 1974
Bürgermeister Franz Sandmann begründet das schlechte Ergebnis der "Aktion Bürgerwille" in Gelsenkirchen mit der geringen Zahl der Eintragungsstellen und historischen Erfahrungen mit dem nutzlosen Protest gegen die Eingemeindung 1928 und ebenso erfolglosen Versuchen der Loslösung von Buer zu Beginn der 50er Jahre.
Freitag, 1. März 1974
Oberbürgermeister Löbbert führt den Mißerfolg der "Aktion Bürgerwille" auf die beschränkte Anzahl und ungünstige Lage der Eintragungslokale in den Großstädten zurück. Von den neuzubildenden Bezirksvertretungen erhofft sich Löbbert einen besseren Kontakt zwischen Verwaltung und Bevölkerung.
Samstag, 2. März 1974
Unter Kritik vieler Bürger wurde gestern eine der vier Linden am Rathausplatz Buer gefällt, um weiteren Baumaßnahmen Platz zu schaffen. Damit wurden in den letzten 5 Jahren 1.909 Straßenbäume gefällt, davon 10 - 15 Bäume wegen Gasvergiftung. Als Ersatz wurden 2.072 Jungbäume gepflanzt. 1972 und 1973 wurden mehr Bäume gefällt als neugesetzt. Nach Erklärung des städtischen Gartenamtes sollen 1974/75 für jeden gefällten Baum zwei bis drei neue Bäume gepflanzt werden.
Montag, 4. März 1974
SPD-Mdl Egbert Reinhard kritisierte auf einer Veranstaltung seiner Partei in Beckhausen die Vorstellungen der "Aktion Bürgerwille" von einem einheitlichen Kommunalverband Ruhr und einem einheitlichen Bebauungsplan für das gesamte Ruhrgebiet als bürgerfern und selbstsüchtig. Bezirksvertretungen, wie im Regierungsbeschluß vorgesehen, bezeichnete Reinhard als überflüssige Aufsplitterungen der Städte.
Dienstag, 5. März 1974
Für Rahmenveranstaltungen zu den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft stellt die Stadt 160.000 DM zur Verfügung, davon 50.000 DM für ein Zusatz-Kulturprogranm. 60.000 DM für Promenadenkonzerte und die Herrichtung des Stadtbildes und 50.000 DM für die Stadtteilprogramme der Werbegemeinschaften.
Mittwoch, 6. März 1974
Bei Bemessung der Zuwendungen durch das Sozialamt sollen - laut Beschluß des städtischen Haupt- und Finanzausschusses - politische Flüchtlinge und deutsche Ansiedler gleichbehandelt werden. Damit wurde ein Antrag der Gefangenen-Organisation "amnesty international" nach Aufstockung der Hilfe für die mittellosen Chilenen (s. 1. Februar d.J.) abgelehnt. Zur Zeit sind im Ubergangsheim Bösingfelderstraße 22 Räume mit 48 deutschen Aussiedlern und 13 Räume mit 37 chilenischen Flüchtlingen belegt.
Donnerstag, 7. März 1974
Im Februar gab es im Arbeitsamtsbezirk Gelsenkirchen 8.284 Arbeitslose, darunter 2.919 Frauen. Die Arbeitslosenquote stieg damit um 0,2 auf 4,3 Prozent. Mit 2.663 unbesetzten Stellen kommt auf etwa jeden 4. Arbeitslosen eine offene Stelle. Mit 659 ausländischen Arbeitslosen entspricht die Arbeitslosenquote bei Ausländern ebenfalls genau 4,3 Prozent.
Samstag, 9. März 1974
Mit Auslaufen des Dampfbetriebes wird der Diesellokbetrieb des Bahnbetriebswerkes Gelsenkirchen-Bismarck zum Knotenpunkt Wanne-Eickel verlegt.
Samstag, 9. März 1974
In einem offenen Brief an Institutionen von Bund, Land und Kommune bittet die "Interessensgemeinschaft der VEBA-Anlieger" um eine schnelle und unbürokratische Lösung des Falles "Sanierungsgebiet Oberscholven", in dem die VEBA den Bau von vier Kraftwerksblöcken geplant hat. Die IG kritisiert die Erteilung der Baugenehmigung durch die Behörden als bedenkliches rechtliches Vorgehen und wirft der VEBA-Unternehmensleitung eine zweifelhafte moralische Handlungsweise (wie den "Ankauf der Anlieger" durch Schadensersatzerstattung für die Immissionsschädigung beim Bau der Kraftwerksblöcke B, C, D und E) vor.
Samstag, 9. März 1974
Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Rotthausen, Karl-Heinz Tekautschitz, wirft anläßlich einer befristeten Sperrung der Karl-Meyer-Straße der Stadtverwaltung vor, daß sie ohne Anhörung der Betroffenen, ohne Information der Bürger und ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen entscheidende Veränderungen im Straßenverkehr vornehme.
Sonntag, 10. März 1974
Der SPD-Unterbezirksparteitag entscheidet sich mit einer gegenüber den letzten Vorstandswahlen klaren 142: 128-Stimmenmehrheit für den alten und neuen Vorsitzenden Prof. Dr. Heinz Meya. Im neuen Vorstand hält die Meya-Gruppe eine knappe 8 : 7-Mehrheit. Dem vorliegenden Organisationsbericht des Unterbezirkes für 1972/73 ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl trotz ständig abnehmender Bevölkerungszahl von 8.662 /1971) auf 10.146 im Jahre 1973 gestiegen ist.
Montag, 18. März 1974
Auf 18.000 Einheiten hat sich der Althausbestand ohne zeitgemäße Sanitärausstattung in Gelsenkirchen seit 1968 reduziert und macht nun noch 14 % des Gesamtwohnungsbestandes (128.000 Einheiten) aus. 4.000 der 8.600 noch zu erneuernden Wohnungen liegen in Gemengelage mit störendem Gewerbe bzw. Industrieflächen (Schalke Nord, Bereich Zeche Hugo, östliche Steeler Straße in Rotthausen), rund 2.000 in geplantem Abschirmungsgrün zu störenden Industrieflächen sowie stark emittierenden Verkehrsstraßen (VEBA / Feldhauser Straße), rund 2.600 in Splittersiedlungen im Außenbereich oder in nichtintegrierten Streusiedlungen (Kirchhellenstraße, Eichkampsiedlung). Der Sanierungsschwerpunkt liegt im Süden der Stadt (Ückendorf, Neustadt, Rotthausen).
Dienstag, 19. März 1974
100 Jahre besteht die Gaststätte "Tigges" an der Ebertstraße/Ecke Mulvanystraße, eine der bierumsatzstärksten Gaststätten des Ruhrgebietes. Das Familienunternehmen wird heute in der dritten Generation von Josef (III) Tigges geführt.
Montag, 25. März 1974
Auf Widerruf und Unterlassung will der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß die Gelsenkirchener Jungsozialisten verklagen. In einem Ende Januar in der Buerschen Zeitung veröffentlichten Leserbrief hatte die Jungsozialisten-Arbeitsgemeinschaft Erle-Nord behauptet, "eine partielle Identität zwischen Faschismus und CDU/CSU" sei "gerichtlich bejaht" worden.
Dienstag, 26. März 1974
Einstimmig beschloß der Rat der Stadt, einen Bebauungsplan für den Bereich "Flöz Dickebank" in Ückendorf aufzustellen. Bereits zur Jahreswende hatten dort die ersten von 700 Wohneinheiten errichtet werden sollen, um im Rahmen eines Sanierungsvorhabens 314 Wohnungen in den 90 - 100 Jahre alten Zechenhäusern zu ersetzen. Der Plan soll mit den betroffenen Bürgern an Ort und Stelle erörtert werden.
Donnerstag, 28. März 1974
Die Silhouette der Gelsenkirchener Altstadt ist auf der Briefmarke einer neuen Serie zu sehen, die die Republik Äquatorial-Afrika über die Austragungsorte der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft herausgegeben hat.
Samstag, 30. März 1974
Mit Genehmigung des Bundeskriminalamtes und des städtischen Ordnungsamtes wird heute im "Hotel zur Post" am Bahnhofsvorplatz das Glücksspiel "Derby-Roulette" eröffnet, an dem sich 2 bis 12 Personen pro Spieltisch mit einem Höchsteinsatz von 7 DM pro Spieler beteiligen können. Mit den Spieleinnahmen hofft die Hoteleignerin, die Riessersee-Hotel GnbH, ihre Pachtzins-Defizite zu decken.
Samstag, 30. März 1974
Die Bewohner des Sanierungsbereiches Flöz Dickebank wollen eine Unterschriftenaktion gegen den Abriß ihrer Häuser starten. Heftig kritisiert wird die Wohnungspolitik der Rheinisch-Westfälischen Wohnstätten AG, die die Häuser für nicht mehr erhaltungswürdig hält und deshalb keine Renovierungskosten mehr aufbringen will.