Stadtchronik 1973

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Antworten
Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Um Elternbeiträge in Kindergärten zu senken, müssen sie erst erhöht werden. Die Straßenreinigung kann jetzt auch Rinnsteine und mit der U-Bahn soll es direkt in den Laden. Ein Fernsehfilm schadet dem Image und bei den Unfallzahlen schwächeln wir, dafür sind wir sehr gut in Körperverletzung. Junglehrer dessertieren und die Jagd und ein Fraktionvorsitzender sind auch ein Thema.
Das 1. Quartal 1973.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf (PDF, 23 MB).
Stadtchronik 1973 hat geschrieben: Dienstag, 9. Januar 1973
Die älteste Genossenschaft Gelsenkirchen, der Schalker Bauverein, besteht seit 75 Jahren. Der Verein verfügt heute über 80 Wohnhäuser mit 337 Wohneinheiten in Gelsenkirchen und Recklinghausen. Das Programm bis in die achtziger Jahre sieht die Erstellung von rund 400 Wohnheinheiten für insgesamt 10 Mio DM vor.

Mittwoch, 10. Januar 1973
Laut IRK-Präsident Konsul Karl Holstein weist die Industrie in Gelsenkirchen nach den Zahlen von Januar bis September 1972 (ohne Bergbau und Bauindustrie) ein Umsatzminus von 2,6 % auf. Weitere Stillegungen ließen sich nur durch verstärkte Rationalisierungen verhindern.

Mittwoch, 10. Januar 1973
Das seit fast 70 Jahren im Besitz der Familie Schlüter stehende Hotel zur Post ging Ende 1972 in den Besitz der Stadt über. Hotelier Udo Schlüter, seitdem Pächter seines ehemaligen Besitzes, hat nun auch den Pachtvertrag zum 31. März 1973 gekündigt. Als Gründe nennt er die unzumutbaren Pachtbedingungen der Stadt (23 000 DM Pachtzins monatlich) und die geplanten Sanierungsmaßnahmen im Bahnhofsbereich.

Donnerstag, 11. Januar 1973
Obwohl ein am 1. Januar 1972 in Kraft getretenes Kindergartengesetz den stufenweisen Abbau der Elternbeiträge bis zu Nulltarif im Jahre 1981 vorsieht, werden in Gelsenkirchener Kindergärten z.Z. die Beitragssätze von rund 25 auf ca. 39 DM erhöht.

Donnerstag, 11. Januar 1973
Das städtische Fuhr- und Reinigungsamt hat erstmals eine Kehrmaschine zur Straßenreinigungeingesetzt, die auch den Rinnstein erfaßt. Kosten:
126.000 DM. Gleichzeitig werden neue Plastik-Müllgefäße mit einem Fassungsvermögen von 220 l getestet.

Montag, 15. Januar 1973
Nach erregten öffentlichen Diskussionen verzichtet der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Willibald Heinrichs, auf die Anpachtung eines 100 Morgen umfassenden Jagdbezirkes in der Resser Mark. Die SPD-Ratsfraktion hat ihm in dieser Angelegenheit mit einer Ehrenerklärung einstimmig das Vertrauen ausgesprochen.

Montag, 15. Januar 1973
Die Elternbeiräte von 4 Kindergärten verweisen bei ihrer Forderung nach städtischen Zuschüssen zu den Kindergartengebühren auf das Dorstener Beispiel, bei dem alle über 25 DM hinausgehenden Kosten von der Stadtverwaltung getragen werden. Auf Grund der öffentlichen Diskussionen hat der Haupt- und Finanzausschuß die Entscheidung über die Erhöhung der Kindergartenbeiträge auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung setzen
lassen.

Dienstag, 16. Januar 1973
Die zweimillionste Tonne Müll seit Einrichtung der Zentraldeponie im Emscherbruch im Oktober 1968 wird dort gekippt. Eine Million Tonnen allein fielen 1972 an. Z.Z. wird die Deponie von den Müllabfuhren der Städte Witten, Recklinghausen und Bochum angefahren. Wegen Anwohnerbeschwerden ist eine 2. Umgehungszufahrt geplant.

Mittwoch, 17. Januar 1973
Vom "Fast-Null-Tarif" im öffentlichen Nahverkehr, den der NRW-Verkehrsminister Dr. Riemer bei personalintensiven Betrieben ab 1.4.1973 erproben lassen will, erwartet der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe keine nennenswerten Zuwachsraten. Während die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG diese Einschätzung teilt, ist die Vestische Straßenbahn GmbH unter der Voraussetzung eines Landeszuschusses zu einem solchen Test bereit.

Mittwoch, 17. Januar 1973
Vier Spieler vom Schachverein Horst-Emscher 1931 nahmen am traditionellen internationalen Schachkongreß in Hastings/Großbritannien teil. Vereinsmeister Karl-Adolf Höwel erreichte dabei einen ausgezeichneten 4. Platz.

Mittwoch, 17. Januar 1973
Von Erdstößen wird z.Z. der Bismarcker Ortsteil Haverkamp erschüttert. Um 22.33 Uhr verursacht ein neuer heftiger Erdstoß Panikstimmung unter den Bewohnern.

Samstag, 20. Januar 1973
Der Meisterschüler von Prof. Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie, Johannes Stüttgen (27), will als Kunsterzieher am Grillo-Gymnasium mit Ausstellungen, Arbeitsgruppen und Aktionen in den dortigen Baracken die Schule aus ihrer Isolation herausführen.

Montag, 22. Januar 1973
Mit 26 Ja-Stimmen gegen 24 Nein-Stimmen findet in der heutigen Ratssitzung in Anwesenheit der Elternräte aus den städtischen Kindergärten ein Antrag auf Erhöhung der Kindergarten-Beiträge der Eltern eine knappe Mehrheit. Mit der CDU lehnen auch die SPD-Ratsherren Edelbrock, Hellrnund und Mroß die Beitragserhöhung ab. Ein Mroß-Antrag auf Pauschalierung der Elternbeiträge auf 31 DM für alle Eltern (die städtische Mehrbelastung hätte 350.000 DM betragen) findet bei der SPD-Fraktion kein Echo.Auch der Antrag auf Vertagung der Abstimmung wird mit 25 zu 24 Stimmen abgelehnt.

Donnerstag, 25. Januar 1973
Die CDU-Ratsfraktion hat Einspruch gegen das in der Ratssitzung am 22. Januar ermittelte Abstimmungsergebnis über die Vertagung der Elternbeitragserhöhung für städtische Kindergärten erhoben. Nach Rekonstruktion der Abstimmung-haben 21 Mitglieder der CDU-Fraktion und 4 SPD-Ratsherren für die Vertagung gestimmt. Ausgezählt wurden jeoch nur 24 Stimmen der Antragsbefürworter und 25 Stimmen der Antragsgegner.

Samstag, 27. Januar 1973
Peter Konzen, seit 20 Jahren Ansager am Lautsprecher in der Glückauf-Kampfbahn und langjähriger Herausgeber der Schalker Vereinszeitschrift "Der Kreisel", ist im Alter von 58 Jahren gestorben.

Mittwoch, 31. Januar 1973
Oberbürgermeister Löbbert weist den Einspruch der CDU-Fraktion gegen das Abstimmungsergebnis zum Antrag auf Vertagung des Beschlusses über eine Erhöhung der Kindergartenbeiträge zurück. Auch bei der von der CDU-Fraktion errechneten Stimmengleichheit bleibe es bei der Ablehnung des Antrages.

Freitag, 2. Februar 1973
Zum heutigen Dienstantritt haben sich 91 Junglehrer gemeldet. Die von der Regierung gemeldete Zahl war 102.

Samstag, 3. Februar 1973
Auf der seit 30 Jahren brachliegenden Königswiese in Buer will die Firma Esser ein Geschäftsgebäude mit einer Geschoßfläche von 80.000 qm errichten. Das 10 Mio. teure Projekt wird direkt mit dem Bahnhof Buer und der geplanten U-Bahn verbunden sein.

Montag, 5. Februar 1973
Der Oberbürgermeister der Stadt Antwerpen, Dr. I. Craeybeck, ist mit einer Delegation nach Gelsenkirchen gekommen, um den Objektkünstler Günter Tollmann zur Teilnahme an der 12. Antwerpen Bienale von Juni bis Herbst 1973 einzuladen.

Dienstag, 6. Februar 1973
Über mangelnde Zuweisungen öffentlicher Mittel für Ortsteile außerhalb der Schwerpunkte des Stadtbereiches beklagt sich die Bezirksgruppe Gelsenkirchen der Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands beim Innenminister des Landes. Allein aus den Jahren 1971/72 lägen unbewilligte Anträge für 500 Wohnungseinheiten vor.

Mittwoch, 7. Februar 1973
Nach Mitteilung von Schuldezernent Prof. Dr. Meya ist der Lehrermangel an Grund- und Hauptschulen durch den Dienstantritt von 91 Junglehrern zurückgegangen. 13 weitere Lehrer konnten durch einen Artikel in der Zeitschrift "Der Spiegel" gewonnen werden. Es bleibt ein Fehlbedarf von 103 Stellen (10,3 %).

Mittwoch, 14. Februar 1973
Befürchtungen von Industrieverbänden und politischen Repräsentanten des Ruhrgebietes, daß der WDR-Fernsehfilm "Smog" dem Image der Revierregion schaden könne, weist Intendant von Bismarck in einem Schreiben an Oberbürgermeister Löbbert zurück. Das Drehbuch sei von den einschlägigen Behörden intensiv geprüft worden. Der Film über einen Smogalarm-Fall, dessen Sendetermin der 15. April 1973 sein soll, spielt zu einem Teil in Gelsenkirchen.

Dienstag, 20. Februar 1973
Nach dem Jahresbericht 1972 der Kreispolizeibehörde steht Gelsenkirchen mit einem 5,8prozentigem Rückgang der Unfallzahlen an der Spitze der Unfallbekämpfung in NRW, hält dagegen mit 676 Fällen schwerer Körperverletzung aber auch einen Negativrekord im Bereich der Verbrechensdelikte.

Donnerstag, 22. Februar 1973
Ohne finanzielle Unterstützung aus privater oder öffentlicher Hand wird das Projekt "Komic" (Kommunikations- und Informationszentrum) nicht zu verwirklichen sein, nachdem die Gewerbeaufsicht Auflagen zur Be- und Entlüftung der Räumlichkeiten im Bunker an der Arminstraße erteilt hat. Das Zentrum, bei dem der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, das Team 71, die Carl-Duisberg-Gesellschaft und die DFG/VK mitarbeiten,
soll allen Bürgern als Aufenthaltsstätte dienen.

Mittwoch, 28. Februar 1973
Das Musiktheater im Revier hat im Einvernehmen mit Kulturausschußvorsitzenden Theodor Körner und Kulturdezernenten Prof. Dr.
Meya alle vorgesehenen Vorstellungen der Faßbinder-Inszenierung von "Bibi" (eine Revue nach Heinrich Manns "Im Schlaraffenland") abgesagt. Das Gros des Gelsenkirchener Theaterpublikums hatte am Sonntag die Premiere mit den schauspielern Ulli Lommel und Hanna Schygulla wegen der wohl ungewohnten moralischen und politischen Repräsentation vorzeitig verlassen. Bochums Generalintendant Peter Zadek empfindet die Absetzung des Stückes als Bruch des Theatervertrages zwischen Bochum und Gelsenkirchen.

Freitag, 2. März 1973
Auf einer Pressekonferenz stellt die Bauverwaltung der Stadt ihr Arbeitsprogramm für 1973 und die nähere Zukunft vor. Geplant ist u.a. die Befreiung der Kernzonen vom Individualverkehr (dazu dient die Weiterführung des 1. Stadtbahnbauabschnittes), eine "Grobanalyse" des Stadtgebietes für weitere Sanierungsmaßnahmen und eine gezielte, verdichtende Kernbebauung "Siedlungsschwerpunkte). Rund 2 000 Wohnungen werden 1973 in Gelsenkirchen entstehen, davon 1 000 frei finanziert, darunter zwei Drittel Eigentumswohnungen. Hinzu kommen 829 Heimplätze. Eine wichtige Aufgabe des Stadtplanungsamtes wird die Aufstellung von "Standortprogrammen" als Grundlage für die städtebauliche Förderung durch öffentliche Mittel sein.

Freitag, 2. März 1973
Der Liegenschaftsausschuß hat der Vergabe des umstrittenen Jagdbezirkes in Resse für 450 DM Pachtzinsan den städtischen Forstwart Heinrich Gunia (einem Jagdfreund des vormaligen Interessenten SPD-Fraktionsvorsitzenden Willibald Heinrichs) zugestimmt. Andere Bewerber hatten z.T. über 2.000 DM geboten.

Freitag, 2. März 1973
Nach den neuesten Bestimmungen des Bundesarbeitsamtes über Frauenarbeit können nun die ersten 4 Busfahrerinnen ihren Dienst bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG aufnehmen. Sie waren vorher als Straßenbahnführerinnen tätig.

Samstag, 3. März 1973
"Die letzten 15 Jahre" heißt eine Ausstellung der städtischen Kunstsammlung. Gezeigt werden Arbeiten, die innerhalb der vergangenen 15 Jahre entstanden sind und von dem eh. Museumsdirektor Dr. Lasch und seinem Nachfolger Dr. Lange angeschafft wurden. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen drei Werke von Piene, Sonderborg und Verpackungsexperte Christo.

Montag, 5. März 1973
Einen neuen Rekord von 220.000 Besuchern (20.000 mehr als im Vorjahr) verzeichnet der 4 km lange Rosenmontagszug in Erle, der auch in diesem Jahr - wie die Erler Werbegemeinschaft als Veranstalterin bemängelte - ohne jegliche städtische Zuschüsse auskommen mußte. Die Stadtverwaltung ist deshalb neben dem FC Schalke 04 Lieblingsziel der humoristischen Kritik.

Montag, 5. März 1973
Die älteste Bürgerin der Stadt, Frau Regine Henselek, wird 102 Jahre alt. Sie lebt bereits seit 1895 in Gelsenkirchen.

Montag, 5. März 1973
Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Bildungsnotstand in Gelsenkirchen" mit Schuldezernent Prof. Dr. Meya u.a. wurden mehr Mittel für den bisher vernachlässigten Bereich Kindergarten, Vorschulklasse und Grundschule gefordert. Regine Huft von der Bürgerinitiative "Kindergartennotstand" stellte fest, daß allein 27 neue Kindergärten fehlten, um den gesetzlichen Anforderungen in der Stadt künftig zu genügen.

Dienstag, 6. März 1973
Oberbürgermeister Löbbert übergibt im Hans-Sachs-Haus einer Abordnung des traditionsreichen Fußballvereins Sparta Prag, der heute im Europa-Cup gegen den Schalke 04 spielt, die neue Ehrengabe der Stadt, den "Parkstadion-Teller".

Donnerstag, 8. März 1973
Knapp 2 Monate nach der für 1. April angekündigten Fahrpreiserhöhung bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG hat sich in Gelsenkirchen das Aktionskomitee "Roter Punkt '73" konstituiert. Seine Hauptforderung nach einem SO-Pfennig-Einheitstarif soll u.a. über die Heranziehung örtlicher Kaufhäuser und Großbetriebe und über die Umwidmung des Bundeshaushaltes durch Kürzung des Rüstungsetats finanzierbar sein.

Donnerstag, 8. März 1973
In Sutum fallen 10 aus dem 19. Jahrhundert stammende zwei- bis dreigeschossige Wohnhäuser an der Ekhofstraße dem Bau der geplanten Nahverkehrsanlage für das Parkstadion zum Opfer.

Freitag, 9. März 1973
Nachdem bereits CDU-Fraktlonsvorsitzender Günter Volmer den Beschluß des Liegenschaftsausschusses über die Vergabe des Resser Jagdbezirkes an Aufseher Heinrich Gunia beanstandet hat, beschließt die SPD-Fraktion, die Jagd in der Resser Mark nicht zu verpachten, da es sich bei diesem Gelände um ein ausgesprochenes Erholungsgebiet handele.

Samstag, 10. März 1973
Mit einem Prospekt in der Auflage von 10.000 Stück wirbt die Stadt gezielt um Ansiedlungsinteressenten. Primäres Ziel der Wirtschaftsförderung ist die Schaffung krisenfester, von der Montanindustrie unabhängiger Arbeitsplätze. Seit 1966 konnten in Gelsenkirchen durch Verkauf oder Verpachtung von Grundstücken 186 Unternehmen neu angesiedelt werden, deren Zielsetzung - Schaffung von 20.468 Arbeitsplätzen - bis Ende 1972 zu 60 % realisiert war. Für die weitere Wirtschaftsförderung stehen z.Z. großflächige Grundflächen von insgesamt 805.000 qm Größe parat.

Montag, 12. März 1973
In der nichtöffentlichen Sitzung des Rates der Stadt wird der Pachtvertrag für das Hotel zur Post mit der bayerischen Rießersee GmbH sanktioniert. Damit ist für eine Monatspacht von 10.000 DM die Bewirtschaftung des bisher von der Familie Schlüter geführten Hotels über den 1. April 1973 hinaus gesichert.

Montag, 12. März 1973
Erstmals in der fast 50jährigen Vereinsgeschichte des Bürgerschützenvereins Bülse wurden über eine Satzungsänderung 10 Frauen als Mitglieder aufgenommen.

Donnerstag, 15. März 1973
Im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen den Betriebsrat Philippek hat der DKP-Kreisvorstand schwere Vorwürfe gegen einen Geschäftsführer der Firma Wildfang GmbH, Dr. Werner Naumann, erhoben: Demnach soll Naumann vor 1945 als Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda engster Mitarbeiter von Goebbels gewesen und im Testament Hitlers zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda bestellt worden sein. Außerdem habe Naumann bereits vor 1933 der NSDAP angehört und sei SS-Brigade-Führer gewesen.

Donnerstag, 22. März 1973
300 Spanier haben am vergangenen Sonntag für 6 Stunden die St. Josef-Kirche in Schalke besetzt, weil der Kirchenvorstand eigenmächtig den Neubau einer Kindertagesstätte für 60 noch nicht schulpflichtige Kinder arbeitender Eltern aus der Planung gestrichen hatte. Weihbischof Angershausen und Caritasdirektor Riechwien bestätigten den spanischen Familien gegenüber die Unrechtmäßigkeit dieses Vorgehens.

Dienstag, 27. März 1973
Der DKP-Kreisverband Gelsenkirchen legt eine dreiseitige Dokumentation über die NS-Vergangenheit des Hauptgeschäftsführers der Wildfang GmbH, Dr. Werner Naumann (63), vor und teilt bei dieser Gelegenheit mit, daß inzwischen über 1.000 Unterschriften aus Orten außerhalb von Gelsenkirchen die "Bürgerinitiative Philippek" unterstützen.

Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Kanone zu verkaufen und ordentlich Wind, so fängt es an. Weiter geht es mit Salpetersäure auf der Straße und einem Umweltschutzpreis für Schüler. Dazu eine dicke blaue Wolke und Knatsch in der SPD, eine olle Scheune fackelt ab und ein Brückenträger wird bestaunt. Eine 20jährige bekommt ein 80 kg schweres Mädchen.
Das 2. Quartal in Gelsenkirchen.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf (PDF, 23 MB).
Stadtchronik 1973 hat geschrieben: Sonntag, 1. April 1973
Der einzige Gelsenkirchener Beitrag unter insgesamt 52 eingereichten Arbeiten - "Kanone zu verkaufen" von Lothar Preuß - erringt den 2. Preis eines zweitägigen Regional-Schmalfilmwettbewerbs, den der Gelsenkirchener Schmalfilm-Amateur-Club für 400 Gäste ausgerichtet hat.

Montag, 2. April 1973
Sturmböen bis zur Windstärke 12 richten zahlreiche Schäden an. So blockiert eine vom Hochhaus am Machensplatz herabgestürzte Gerüstbohle für eine halbe Stunde den Verkehr. 170 Mal muß die Feuerwehr, die um 17 Uhr den Ausnahmezustand ausruft, ausfahren, u.a. um das Dach des Hotels Maritim mit 250 Sandsächen zu sichern.

Samstag, 7. April 1973
Ihr 50jähriges Bestehen feiert.die Mandolinen-Konzert-Gesellschaft Gelsenkirchen mit einem Festkonzert. Die Gesellschaft unter Leitung von Willi Laschinsky jun. ist vor allem durch die Promenadenkonzerte bekannt geworden.

Mittwoch, 11. April 1973
Katastrophenalarm löst ein Unfall an der Uferstraße aus, bei dem 9.000 l Salpetersäure aus einem Tankwagen fließen. 15 Familien aus 3 Wohnhäusern müssen vorsorglich evakuiert und vorübergehend auch der Betrieb im Stadthafen eingestellt werden. Die Feuerwehr verdünnt die in die Kanalisation abfließende Säure mit Wasser.

Freitag, 13. April 1973
Auf der 25. Internationalen Handwerksmesse in München erhält der Unternehmer Karl Hönkhaus den Bayrischen Staatspreis für einen Mehrzweckwagen aus Leichtmetall.

Freitag, 13. April 1973
Bei dem Wettbewerb "Jugend und Umwelt" der Zeitschrift "Schöner Wohnen" und des Bundes Deutscher Kunsterzieher in NRW gewinnen vier Schüler der Klasse 10 an der Lessing-Realschule einen mit 1.000 DM dotierten Preis für ihre Gruppenarbeit "Umweltverschmutzung 1970 - 1980".

Montag, 16. April 1973
Oberbürgermeister Löbbert übergibt den Scholvener Bürgern den 2.000 qm großen ersten Teil einer Fußgängerzone. Das Einkaufszentrum "Im Brömm" soll insgesamt 8.000 qm umfassen.

Freitag, 20. April 1973
In der Obdachlosensiedlung in der Hofstraße werden 5 Kinder durch die Explosion einer bei Abbrucharbeiten gefunden 3,7-Zentimeter-Granate zum Teil schwer verletzt.

Montag, 30. April 1973
Die Aufführung der Streikposten-Oper "Lucky-Strike" von der Polit-Rockgruppe "Floh de Cologne" bildet im vollbesetzten Hans-Sachs-Haus den Abschluß erfolgreicher "Tage der Gewerkschaftsjugend" in Gelsenkirchen, die Probleme von Arbeiterjugendlichen und Entwürfe einer zukünftigen demokratischen Gesellschaft zum Thema hatten.

Montag, 7. Mai 1973
Um 6.30 Uhr wird eine dicke bläuliche Wolke von der Rheinstahl AG aus durch den Stadtteil Bulmke getrieben. Die Schüler der Martin-Grundschule und der Sonderschule für Lernbehinderte an der Irmgardstraße müssen wegen akuter Gefährdung durch Luftverschmutzung vorzeitig nach Hause geschickt werden. Zahlreiche Beschwerden von Anwohnern über Brechreiz und Atemnot hatten das Gewerbeaufsichtsamt schon einmal veranlaßt, der Rheinstahl AG den Einbau einer Filteranlage bis zum Herbst d.J. zur Auflage zu machen.

Donnerstag, 10. Mai 1973
Auf Initiativantrag von 16 Delegierten aus 9 Ortsvereinen spricht der SPD-Unterbezirksparteitag mit 102:93 Stimmen (bei 5 Enthaltungen) dem Vorstand das Mißtrauen aus und stürzt die örtliche SPD damit in eine schwere Führungskrise. Vorausgegangen war eine persönliche Auseinandersetzung zwischen den Flügelvertretern Oberbürgermeister Löbbert und Ratsfraktionsvorsitzender Heinrichs auf der einen und Stadtrat Prof. Meya und Polizeioberrat Kowallek auf der anderen Seite, in der gegen Meya Anschuldigungen der Fraktionsbildung, Urkundenfälschung und des Betrugs erhoben wurden.

Samstag, 12. Mai 1973
Ein Großbrand zerstört in derNacht eine Scheune des historisch wertvollen Bauernhofes "Haus Leithe [Haus Leythe]" und richtet damit einen hohen Sachschaden an. Die Kriminalpolizei schließt Brandstiftung nicht aus, da dies der 4. Brand auf einem Bauernhof in Resse innerhalb eines halben Jahres ist.

Montag, 13. Mai 1973
Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Günter Volmer, fordert den Rücktritt von Josef Löbbert als Oberbürgermeister der Stadt wegen "Kompetenzüberschreitung". "Frei erfunden" seien sowohl die Behauptung Löbberts, Stadtrat Prof. Meya habe ihn um Unterstützung für den Sturz des Oberstadtdirektors gebeten, als auch die Behauptung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Willibald Heinrichs, es habe ein Treffen von Volmer mit Meya in dessen Wohnung stattgefunden, bei dem es um die Abstimmung bei der Wahl des Baudezernenten gegangen sei.

Mittwoch, 15. Mai 1973
Ein Restvorstand mit Werner Nuth, Josef Löbbert, Ruht Kowalski, Friedel Pfeiffer, Theo Körner und Gustav Herzmanatus wird die Geschäfte der Gelsenkirchener SPD bis zu den Neuwahlen am 4. August d.J. weiterführen. Nach E. Reinhard und K.H. Mross sind nun auch Werner Kuhlmann (stellvertretender Vorsitzender), Heinz Menzel, Willibald Heinrichs, Hans Gertzen, Arthur Mehring und Heinz Dörnemann zurückgetreten.

Sonntag, 19. Mai 1973
Bei einem Bürgergespräch in Scholven gibt der Betriebsleiter der VEBA-Kokerei, Willi Klein, zu, daß es durch Umbauten zu Geruchsbelästigungen gekommen sei, und schließt dies auch weiterhin nicht aus, insbesondere im Zusammenhang mit der Aufnahme der Produktion von Trockenkoks. Abhilfe soll hier der Einbau einer Entstaubungsanlage schaffen. Seit 3 Monaten klagen die Scholvener Bürger über durch Umweltverschmutzung hervorgerufene Kopf- und Halsschmerzen.

Montag, 4. Juni 1973
Oberbürgermeister Löbbert präzisiert auf 11 Seiten seine Beschuldigungen (Urkundenfälschung, Betrug, Nötigung) gegen Stadtrat Prof. Dr. Meya und benennt dafür 12 Zeugen.

Dienstag, 12. Juni 1973
Das NRW-Landeskabinett beschließt einstimmig einen Gesetzentwurf zur kommunalen Neuordnung, wonach Gelsenkirchen unverändert bleibt und aus Gladbeck, Bottrop und Kirchhellen eine neue Stadt gebildet wird, die im Volksmund "Glabotki" heißt.

Montag, 18. Juni 1973
Die letzte Filmvorführung findet in der von Inhaber Heinrich Wächter an die Tengelmann-Kaiser Kaffee-Gruppe verkauften "Filmbühne Scholven", einem der letzten Vorstadtkinos, statt. Damit existieren im Gelsenkirchener Norden nur noch im buerschen Zentrum reguläre Filmtheater.

Montag, 18. Juni 1973
Transport und Hebung eines 65 m langen und 88 t schweren Brückenträgers auf die neuerrichteten Widerlagers am Rhein-Herne-Kanal ziehen 300 Schaulustige an.

Mittwoch, 20. Juni 1973
In einer Umfrage der Düsseldorfer "Ires Marketing"-Gesellschaft für das Landesministerium für Wirtschaft, Verkehr und soziales Ende vergangenen Jahres entschied sich keiner der Befragten für Gelsenkirchen als Wohnort. Ermitteln sollte die demoskopische Untersuchung die Sympathieeinschätzung der Landesgroßstädte durch ihre Bewohner. Gelsenkirchen wurde dabei mit den Eigenschaften "lebenslustig", "weniger religiös" (als etwa Münster) und "einfach" bedacht.

Mittwoch, 20. Juni 1973
Bei einer ÖTV-Versammlung sprechen sich die Beamten der städtischen Berufsfeuerwehr wegen der damit verbundenen Nachteile gegen die Einführung des Schichtdienstes und für die Beibehaltung des 24-Stunden-Wechseldienstes aus. Bei Dienstzeitänderung will ein Teil der Feuerwehrleute nach Essen oder Mühlheim abwandern.

Samstag, 23. Juni 1973
Schul- und Kulturdezernent Prof. Dr. Meya erwirkt beim Amtsgericht Gelsenkirchen eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung von Behauptungen über sein angebliches Machtstreben und entsprechende politische Praktiken, die der Gelsenkirchener Bürger Kurt Leidinger in seinem Leserbrief "Hemmungsloser Beamter" an die örtlichen Tageszeitungen aufgestellt hat.

Sonntag, 24. Juni 1973
Im Ruhr-Zoo wird zum 1. Mal in seiner fast 25jährigen Geschichte ein indischer Elefant geboren. Mutter des 80 kg schweren Mädchens ist die 20jährige "Mapalay".

Sonntag, 24. Juni 1973
Bei einem Leistungsschreiben auf der Schreibmaschine im Rahmen des Internationalen kulturellen Jugendseminars der UNESCO-Arbeitsgruppe Wien belegen die von Alfons Küpers betreuten Gelsenkirchenerinnen Ingeborg Edrich und Gabriele Linnemann die beiden ersten Plätze.

Dienstag, 26. Juni 1973
Der Ältestenrat der Stadt ist wegen der dichten Wohnbebauung und einer in der Nähe liegenden Schule gegen den in der Dessauerstraße geplanten Standort des "Eros-Centers".

Mittwoch, 27. Juni 1973
Nach der fristlosen Kündigung eines Arbeiters in der Filmentwicklung reichen 10 Nachtschicht-Arbeiter im Heinze-Fotolabor an der Magdalenenstraße ebenfalls ihre Kündigung ein und weisen in diesem Zusammenhang auf die schlechten Arbeitsbedingungen (Labortemperaturen von z. T. 48 Grad) und die Umgehung anderer betriebsrechtlicher Auflagen im Heinze-Betrieb hin. Der Personalwechsel liegt bei Heinze jährlich bei mindestens 50 %.

Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Gelsenkirchen ist bekannt für Sport und Freizeit, dabei können wir auch Brandstiftung und haben wenig Ärzte. Die Kloppe in der SPD geht weiter und es gibt einen weiteren Problemstadtverordneten. Fritz Haarmann gruselte durch die Neustadt und wieder sind Lehrer auf der Flucht. Die Polizei fällt unangenehm auf.
Das 3. Quartal.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf (PDF, 23 MB).
Stadtchronik 1973 hat geschrieben: Mittwoch, 4. Juli 1973
In einer Stellungnahme bezeichnet die Firma Heinze Laborbetriebe die Vorkommnisse vom 27. Juni d.J. um die Kündigung eines Mitarbeiters als Unruhestiftung durch studentische Aushilfskräfte, während alle von der Firmenleitung getroffenen Maßnahmen im Interesse der Stammbelegschaft lägen.

Samstag, 7. Juli 1973
Eine Ruhrgebietsimage-Umfrage des Institutes für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bochum im Auftrag des SVR ergibt, daß die Stadt Gelsenkirchen vorrangig durch ihre Sport- und Freizeitstätten, insbesondere Schalke 04, bekannt ist. Keine Würdigung durch die 100 befragten Journalisten überregionaler Massenmedien fand die Gelsenkirchener Kulturszene, z.B. das Musiktheater im Revier.

Montag, 9. Juli 1973
Auch eine Stadtrundfahrt in Gelsenkirchen steht auf dem Besuchsprogramm von 35 Mitgliedern der israelischen Postgewerkschaft aus Tel Aviv, über deren Aufenthalt "aus Sicherheitsgründen" erst eine Woche später berichtet werden darf.

Mittwoch, 11. Juli 1973
Glimpflich verläuft für 28 im Haus befindliche Jugoslawen eine Brandstiftung in der Gemeinschaftsunterkunft im Volkshaus Rotthausen.

Freitag, 13. Juli 1973
Eine demoskopische Untersuchung über die Frage, ob der Gelsenkirchener Bürger gerne in seiner Stadt wohnt, will Bürgermeister Franz Sandmann als Gegengutachten zum Test des Landeswirtschaftsministeriums (s. 20. Juni d.J.) auf eigene Faust durchführen.

Montag, 16. Juli 1973
Die Mollerus GmbH & Co. KG, Wäscherei und chemische Reinigung sowie Mietwäsche-Service in Resse/Middelicher Straße, meldet wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten Konkurs an. Ab 1. August soll ein englisches Unternehmen den Betrieb weiterführen. Auch in Gelsenkirchen nimmt damit der Trend zum Konkurs zu. Bis Juni d.J. lagen 53 Anträge beim Amtsgericht Gelsenkirchen vor, 6 Verfahren wurden bereits eröffnet (1972 insgesamt 107 Anträge und 26 Eröffnungen).

Mittwoch, 18. Juli 1973
Endgültig zur Ruhe gesetzt hat sich der Schalke 04-Chronist Alex Haffner (72), früherer Leiter des Stadtarchives im buerschen Rathaus und jahrzehntelanger Mitverfasser des Vereinsblattes "Der Kreisel". Er übergibt sämtliche Schalke-Chroniken und wertvolle Originalunterlagen an Franz-Wilhelm Pierenkämper (Westerholt).

Mittwoch, 18. Juli 1973
Die Deutsche Friedens Gesellschaft/Internationale der Kriegsdienstgegner (DFG/IK) fordert in einem Schreiben an OB Löbbert erneut die Schaffung weiterer Zivildienstplätze in der Sozialverwaltung und erinnert in diesem Zusammenhang an den SPD-Parteitagsbeschluß vom April 1973, der bei einer ausreichenden Anzahl von Zivildienststellen die Abschaffung des Anerkennungsverfahrens für Kriegsdienstverweigerer vorsieht.

Donnerstag, 19. Juli 1973
Mit 1.706 Einwohnern pro Arzt und 3.987 pro Zahnarzt ist Gelsenkirchen nach Angaben der AOK mit Ärzten weit unterversorgt.

Donnerstag, 19. Juli 1973
Die parteipolitische Auseinandersetzung zwischen den beiden SPD-Kontrahenten Heinz Meya und Josef Löbbert geht auf gerichtlicher Ebene weiter. Beim Landgericht Essen erwirkte Meya nun eine einstweilige Verfügung gegen Löbbert auf Unterlassung der gegen ihn gerichteten Behauptungen.

Freitag, 20. Juli 1973
Filmemacher Kurt Raab und Regisseur Ulli Lommel erscheinen zur Premiere des Streifens "Die Zärtlichkeit der Wölfe" im Apollo-Kino. Der Film über den Massenmörder Fritz Haarmann wurde im Herbst vergangenen Jahres u. a. 24 Tage lang im Stadtteil Neustadt gedreht.

Freitag, 20. Juli 1973
Der SPD-Stadtverordnete Jürgen Heinz, der in der Deichstrasse in Bismarck ein 12-Familien-Haus baut, soll entgegen einer Auflage, Mietwohnungen zu erstellen, Eigentumswohnungen anbieten und damit gegen eine Entscheidung des Liegenschaftsausschusses und gegen eine Verordnung der Verwaltung verstoßen.

Mittwoch, 1. August 1973
Weiter verschlimmert hat sich zu Schulbeginn der Lehrermangel in Gelsenkirchen, da nur 41 von ursprünglich 46 zugewiesenen neuen Lehrkräften ihren Dienst antreten und 60 bislang in Gelsenkirchen tätige Lehrer wegen Pensionierung bzw. Versetzung ausscheiden.

Donnerstag, 2. August 1973
Im 73. Lebensjahr verstarb der Sozialdemokrat und Gewerkschafter Heinrich Frank aus Erle. Wegen seiner antifaschistischen Arbeit 1933 ins KZ Brauweiler und später ins Zuchthaus Siegburg gebracht, war er nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus führend am Wiederaufbau von Gewerkschaft und SPD beteiligt. Von 1947 bis 1955 war Frank Bezirksleiter der IG Bau, Steine, Erden für Westfalen und Lippe.

Samstag, 4. August 1973
Der Parteitag der Gelsenkirchener SPD wählt mit knapper Stimmenmehrheit von 109:107 den Schul- und Kulturdezernenten Prof. Dr. Meya zum Nachfolger des bisherigen Unterbezirksvorsitzenden Werner Nuth. Zu seinen Stellvertretern werden OB Löbbert und Werner Kuhlmann gewählt. Ein Ende der jahrelangen parteiinternen Auseinandersetzungen ist wegen der Zusammensetzung des weiteren Vorstandes, in dem die Parteifreunde von OB Löbbert dominieren und kein Jungsozialist vertreten ist, nicht zu erwarten.

Dienstag, 7. August 1973
170 Bauinteressenten der Zeche Hugo haben sich zu einer Siedlergemeinschaft zusammengeschlossen. Da sich die Stadt Gelsenkirchen mit der Beantwortung hinsichtlich baureifer Grundstücke 3 Monate Zeit ließ, kommt jetzt als geeignetes Baugelände vermutlich nur das Projekt Butendorf in Gladbeck in Frage.

Dienstag, 7. August 1973
Zum Dank für das Parkstadion tragen die Spieler des FC Schalke 04 nun auf ihrem Trikot den Namen der Stadt Gelsenkirchen.

Mittwoch, 8. August 1973
Als vorbildlich bezeichnen Vertreter des Landesvorstandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bei einem Informationsbesuch die Mülldeponie im Emscherbruch.

Donnerstag, 9. August 1973
Im Rahmen einer landesweiten Fahndungsaktion heben mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte des Landeskriminalamtes und der Gelsenkirchener Schutz- und Kriminalpolizei an drei Punkten im Stadtgebiet angebliche Stützpunkte von Anarchisten aus.

Sonntag, 12. August 1973
Seinen 85. Geburtstag begeht Studienrat Dr. Curt Fensterbusch, der durch seine Forschungen über das griechische Theater internationale Anerkennung erlangte. Sein Hauptwerk ist die Übersetzung der 10 Bücher von Vitruv über die antike Architektur. Dr. Fensterbusch arbeitete von 1920 bis 1946 am Schalker und am Grillo Gymnasium.

Montag, 13. August 1973
Aus Anlaß des 5jährigen Bestehens des Westerholter Löwenparkes tauft Schlagersänger Heino das erste im Park geborene Tigerbaby auf seinen Namen.

Mittwoch, 15. August 1973
Mit Hilfe eines Fragebogens will die Bezirks-SMV Mißstände an Gelsenkirchener Schulen hinsichtlich Hausordnung, Zensurengebung und Mitbestimmungsrechten ermitteln.

Donnerstag, 23. August 1973
An die Ruhrbesetzung in den 20er Jahren erinnert der Fund eines französischen Soldatengrabes, das bei den Ausschachtungsarbeiten für die neue Stadtsparkasse an der Nienhofstraße aufgedeckt wurde.

Freitag, 24. August 1973
Neue Mammutfunde wurden im Ausschachtungsgebiet Tossehof nordwestlich der 18stöckigen Terrassenwohnlage "Burgers Park" gemacht. In ca. 4 Meter Tiefe kamen u.a. ein 70 cm langer und etwa 20 cm starker Schenkelknochen und ein etwa 40 cm langer Stoßzahn zum Vorschein.

Montag, 27. August 1973
Solidarisch erklärt hat sich die Bezirks-SMV mit einem Schülersprecher der Lessingrealschule, dem wegen seiner aktiven Vertreterarbeit der Schulverweis droht.

Freitag, 31. August 1973
Erfolgreich hat sich der Verein für Orts- und Heimatkunde bei der Stadtverwaltung dafür eingesetzt, daß das alte preussische Staatswappen vom Portal des inzwischen abgerissenen Amtsgerichtes an der Westerholter Straße erhalten bleibt und am neuen Amtsgerichtsgebäude angebracht wird.

Sonntag, 2. September 1973
Aus dem von Unruhen geschüttelten Nordirland verbringen auf Initiative der Pfarrei St. Antonius 23 Kinder aus Armagh für 4 Wochen ihren Urlaub bei Familien in Rotthausen, Feldmark und Altstadt.

Donnerstag, 6. September 1973
Die Volleyball-Nationalmannschaft der Versehrtensportler wurde in Klagenfurt mit den Gelsenkirchenern Diethard Kneller, Ulrich Jung, Heinz Fuhrmann und Günter Mathias und den Betreuern, Trainer Fritz Gauß und Josef Schröder (beide VSG Gelsenkirchen), Vizeweltmeister.

Freitag, 7. September 1973
Im Neubaugebiet Tossehof werden die 20.000 Jahre alten Überreste eines Wollnashornes - das Ende des Hinterkopfes, ein Unterkieferfragment sowie einige Wirbel - gefunden.

Montag, 10. September 1973
Vor der 8. Zivilkammer in Essen einigen sich OB Löbbert und Prof. Dr. Meya auf einen Vergleich, wonach sie sich bis zur offiziellen Klärung ihres Streites jeder Stellungnahme enthalten. D.h., daß Löbbert nicht mehr behaupten darf, Meya habe sich des Betruges und der Urkundenfälschung schuldig gemacht. Gleichzeitig wird Meyas Klage auf Schmerzensgeld abgewiesen, da die Möglichkeiten eines Widerrufes nicht ausgeschöpft worden seien.

Mittwoch, 12. September 1973
Unter dem Motto "Solidarität für Chile" werden bei Flugblattaktionen in der Stadt 300 Unterschriften gesammelt. Nach Beendigung einer spontanen Demonstration gegen den Militärputsch in Chile geht die Polizei am Neumarkt ungewöhnlich hart gegen die 100 Teilnehmer vor, wobei 2 Demonstranten verletzt und 4 festgenommen werden.

Freitag, 14. September 1973
In unterschiedlichen Resolutionen verurteilen Jungsozialisten und DKP das vorgehen der Polizei bei der Solidaritätskundgebung für das chilenische Volk am 12. September und fordern Polizeipräsidenten Conrad zur Untersuchung und gegebenenfalls Disziplinarmaßnahmen auf.

Freitag, 14. September 1973
Bei Kabelverlegungen durch die Deutsche Bundespost werden an der Einmündung der Erle- in die Cranger Straße in etwa 1 m Tiefe Scherben einer Urne aus der jüngeren Bronzezeit gefunden.

Dienstag, 18. September 1973
Der UB-Parteitag der SPD befürwortet in einer einstimmig angenommenen Resolution den Zusammenschluß von Gladbeck und Gelsenkirchen. Schwerer tut sich der Parteitag mit einem Initiativantrag der Jungsozialisten zur Verurteilung des Militärputsches in Chile, der nach längerer Diskussion schließlich angenommen wird.

Mittwoch, 19. September 1973
In einer Stellungnahme weist Polizeipräsident Conrad die gegen ihn und die Einsatzleitung erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit der gewaltsamen Auflösung einer nichtangemeldeten Chile-Demonstration
(s. 14. September d.J.) zurück.

Mittwoch, 19. September 1973
Der DFB droht mit der Verlegung des Länderspieles Bundesrepublik Deutschland - Frankreich, falls die Stadt bei ihrer Auffassung bleibt, daß ihr die Werbeeinnahmen des Parkstadions mit Rücksicht auf die hohen Investitions- und Unterhaltungskosten voll zufließen müßten.

Donnerstag, 20. September 1973
Etwa 1.500 l Dieselkraftstoff sind in dieser Woche aus einer Pipeline der VEBA-Kraftwerke in einem Stoppelfeld in Beckhausen ausgelaufen. Eine akute Gefährdung des Grundwassers durch das inzwischen geschlossene Leck wird von der Werksleitung ausgeschlossen.

Freitag, 21. September 1973
Der DFB stellt neue Finanzierungsforderungen für das Parkstadion an die Stadt: 14.000 DM für Reportergräben hinter den beiden Toren und 47.000 DM für die Aufstellung von 720 neuen Pressepulten.

Samstag, 22. September 1973
Zu massiven Ausschreitungen von 300 Fans von RW Essen kommt es in der Gelsenkirchener Innenstadt nach dem Nachbarschaftsderby, das der FC Schalke 04 mit 3:1 gewann.

Samstag, 22. September 1973
Beim Internationalen Orgelwettbewerb der Stadt Innsbruck um den Paul-Hofhaimer-Preis errang Uwe Droszella (25) aus Buer unter 21 Bewerbern den 2. Preis. Ein 1. Preis wurde nicht vergeben.

Dienstag, 25. September 1973
Kritisch beleuchtet ein überregional erscheinender Artikel in der "Westfälischen Rundschau" die Verschuldung der finanzschwachen Ruhrgebietsstädte im Zusammenhang mit den Millioneninvestitionen für die Fußball-WM-Stadien. Auf Gelsenkirchen bezogen heißt es u. a.:
"Mit 900 Toiletten und um 100 % überzogenen Baukosten erwarb man sich nebenbei den Ruf, die größte und teuerste Bedürfnisanstalt der Welt zu besitzen. 30 Millionen Mark, zweieinhalbmal soviel wie für den Schulbau des Jahres 1972, finanziert die Stadt erstmals vor ... ".

Mittwoch, 26. September 1973
OB Löbbert ist Äußerungen von DFB-Vizepräsident Neuberger entgegengetreten, wonach die WM-Stadien 60 Mio DM billiger als ursprünglich angenommen seien. Die von Neuberger angegebene Gasamtsumme von 140 Mio DM hätten allein schon die 3 Stadien in NRW erfordert.

Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Puh, langsam ist die Luft raus.
Die Toten gehen eine Etage tiefer und eine Hausfrau bekommt für die Beherbung von Ulrike Meinhof Bewährung. Schlechtes Essen, dreckige Bettwäsche? Ein Beauftragter zum Schutz der Bürger vor Übergriffen der Verwaltung wird gefordert.
Das letzte aus 1973.
von hier: https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf (PDF, 23 MB).
Stadtchronik 1973 hat geschrieben: Mittwoch 10. Oktober 1973
Noch vor dem Spruch des Landgerichtes Essen zur Räumungsklage der "Glückauf-Brauerei" gegen Schalkes Vereinspräsidenten Günter Siebert zieht dieser freiwillig aus der Gaststätte auf der Trabrennbahn am Nienhausenbusch. Grund für die Klage war ein im Gesellschaftszimmer der Gaststätte eingerichtetes Spielcasino.

Samstag, 13. Oktober 1973
Anläßlich ihres 90jährigen Bestehens führt die Theatergesellschaft "Preziosa 1883 e.V." das Lustspiel "Das Ferienparadies" von Michael Brett auf. Seit 25 Jahren leitet Willi Hermann das Amateurtheater. In den letzten 20 Jahren wurden 39 Inszenierungen mit 74 Aufführungen und insgesamt 29.896 Besuchern gezählt.

Sonntag, 14. Oktober 1973
Mit einem Kinderfest wird in Scholven der Spielplatz vorgestellt, den Kinder und Jugendliche in mehr als 1.600 freiwilligen Arbeitsstunden nach eigenen Vorstellungen auf dem Gelände hinter dem Schumacher-Haus an der Mehringstraße errichtet haben.

Dienstag, 16. Oktober 1973
Nach den neuesten Vorstellungen der Stadt Gelsenkirchen soll Buer künftiger Verwaltungsmittelpunkt eines Oberzentrums Gelsenkirchen werden, das auch Westerholt, Polsum, Altendorf-Ulfkotte, Gladbeck und Kirchhellen umfassen soll. Dazu legen die Vertreter Gelsenkirchens beim 1. öffentlichen Hearing des Reformausschusses zur kommunalen Neuordnung in Duisburg eine neue, mehr als zwanzigseitige Bro-
schüre vor.

Dienstag, 23. Oktober 1973
Durch starke Regenfälle und unsachgemäße Bauarbeiten sind in den letzten Tagen über 100 Gräber im neuen Teil des Zentralfriedhofes Buer bis zu einem halben Meter abgesackt.

Donnerstag, 25. Oktober 1973
Eine 34jährige Hausfrau aus Scholven ist vor dem Dortmunder Landgericht angeklagt, die Baader-Meinhof-Gruppe unterstützt und sich der Begünstigung schuldig gemacht zu haben. Sie soll u. a. mehrmals Ulrike Meinhof und weitere Gruppenmitglieder beherbergt haben.

Freitag, 9. November 1973
Wegen Begünstigung der steckbrieflich gesuchten Ulrike Meinhof wird eine Scholvener Hausfrau vom Dortmunder Landgericht zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe zur Bewährung und einer Geldbuße von 1.000 DM verurteilt.

Mittwoch, 14. November 1973
Der Aufsichtsrat der VEBA-Chemie AG beschloß ein 24-Mio-DM-Umweltprogramm, das u. a. die Verminderung der Kohlewasserstoff-Emission durch Verbesserung des Abgas- und Fackelsystems, die Verminderung der Schall-Emissionen sowie die Begrünung der Werksgrenzen vorsieht.

Samstag, 17. November 1973
Aufgrund der energiepolitischen Situation sind für den Bereich der Stadtverwaltung zahlreiche Maßnahmen zur Energieeinsparung - wie die Beschränkung der Höchsttemperatur auf 20 Grad - ergriffen worden. Die Werbegemeinschaft Buer verzichtet in diesem Jahr auf die traditionell prunkhafte Weihnachtsbeleuchtung in Buer, Horst und Erle.

Dienstag, 19. November 1973
Ab heute wird bei der städtischen Feuerwehr wieder die 24stündige Wechselschicht eingeführt. Die Mehrzahl der 250 Feuerwehrleute hatte die neue Dienstzeitordnung wegen finanzieller Einbußen, erhöhter Fahrtkosten und gesundheitlicher Schäden abgelehnt. Der Krankenstand hatte sich seitdem auf 30 % erhöht und die Sicherheit der Stadt gefährdet.

Freitag, 22. November 1973
In einer von der IGM angestrengten Berufungsverhandlung wird Heinrich Philippek vom Landesarbeitsgericht in Hamm endgültig das Recht zugebilligt, weiter Mitglied des Betriebsrates der Metallwerke Wildfang zu bleiben.

Samstag, 23. November 1973
Die örtliche FDP fordert einen hauptamtlichen Bürgerbeauftragten zum Schutze der Bürger vor Ungerechtigkeiten und Übergriffen der Verwaltung.

Samstag, 23. November 1973
In Betrieb genommen wird nach 19monatiger Bauzeit die Olefin-Anlage im Nordgelände der VEBA-Chemie AG, die jedoch statt der versprochenen geringen Umweltbelastung nach Bestätigung eines Unternehmenssprechers "mit ziemlich großer Fackel und ziemlicher Lautstärke" produziert.

Dienstag, 4. Dezember 1973
Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt begrüßte Schuldezernent Prof. Meya 77 Lehramtsanwärter und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Vorurteile gegen die Emscher-Lippe-zone bei der Ausbildung vor Ort - z.B. durch den Bau der beiden modernen Schulzentren - abgebaut werden könnten. Bisher bleiben 50-60 % aller erfolgreichen Lehramtsanwärter in Gelsenkirchen.

Mittwoch, 5. Dezember 1973
Nach längeren und kontroversen Diskussionen hat sich nun eine breite Mehrheit der Landtagsfraktionen für den vom sog. Zehnerrat erarbeiteten Kompromiß für die kommunale Neuordnung, der von kreisfreien Städten ausgeht, gefunden. Die Gelsenkirchener Landtagsabgeordneten stimmten in ihren Fraktionen gegen den Vorschlag, der für Gelsenkirchen nur einen Zuwachs von einer kleinen Fläche um das RWE-Werk in Polsum bringt.

Montag, 10. Dezember 1973
Nach Ausführungen des SPD-MdL Heinz Urban zur kommunalen Neuordnung war die Stadt Gelsenkirchen in ihrer Bauplanung schon auf eine Vereinigung mit Bottrop und Gladbeck ausgerichtet. Andererseits hätte, so Urban, dieser Zusammenschluß die Stadt in ihrer Entwicklung um 15 Jahre zurückgeworfen.

Montag, 10. Dezember 1973
Unter Vorsitz von OB Löbbert tritt zum ersten Mal seit seiner Benennung der "streng geheime" "Ausschuß für zivilen Bevölkerungsschutz, Katastrophen- und Verteidigungsfragen" im Hans-Sachs-Haus zusammen. Hauptthema ist die lokale Energieversorgung angesichts der weltweiten Energiekrise.

Dienstag, 11. Dezember 1973
Kulturdezernent Prof. Dr. Meya wird Vorsitzender der 12-köpfigen Kommission für den Problembereich "Gemeinschaftsverpflegung an Schulen".

Donnerstag, 13. Dezember 1973
Heute wird der letzte Ofen der Kokerei "Graf Bismarck" ausgedrückt. Die Kokerei produzierte in diesem Jahr noch 361.000 t Koks. Die Produktion wird ab dem 17. Dezember d.J. von der Kokerei Scholven übernommen, die mit 2,5 Mio DM auf diese zusätzliche Aufgabe umgestellt wurde. Die Verwaltungs- und Laborbauten von "Bismarck" bleiben für mögliche anderweitige Nutzung erhalten.

Freitag, 14. Dezember 1973
Die Schließung der Kokerei "Bismarck" war mit einer "Umweltpanne" verbunden. Rund 200 l Waschöl flossen bei der Leerung einer Anlage in die Kanalisation.

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17469
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von Heinz O. »

guck an: manche Sachen mit denen wir uns heute 2022 beschäftigen, waren 1973 auch schon ein Thema

Heute 9 Euro Ticket
Mittwoch, 17. Januar 1973
Vom "Fast-Null-Tarif" im öffentlichen Nahverkehr, den der NRW-Verkehrsminister Dr. Riemer bei personalintensiven Betrieben ab 1.4.1973 erproben lassen will, erwartet der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe keine nennenswerten Zuwachsraten. Während die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG diese Einschätzung teilt, ist die Vestische Straßenbahn GmbH unter der Voraussetzung eines Landeszuschusses zu einem solchen Test bereit.
Heute Energie sparen
Samstag, 17. November 1973
Aufgrund der energiepolitischen Situation sind für den Bereich der Stadtverwaltung zahlreiche Maßnahmen zur Energieeinsparung - wie die Beschränkung der Höchsttemperatur auf 20 Grad - ergriffen worden. Die Werbegemeinschaft Buer verzichtet in diesem Jahr auf die traditionell prunkhafte Weihnachtsbeleuchtung in Buer, Horst und Erle.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Inklusive der Ölkrise (Energiekrise) und Inflation/Preissteigerung.

Wird mal Zeit für was Neues.

Benutzeravatar
heen
Beiträge: 916
Registriert: 23.07.2018, 10:10
Wohnort: GE-Scholven

Re: Stadtchronik 1973

Beitrag von heen »

Quelle:
Stadtchronik 1973
https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1973.pdf

Kokerei Scholven - Umweltschutz vs. Wohnbebauung
Stadtchronik 1973 hat geschrieben: Freitag, 13. Juli 1973
Mehrere Anwohner der Heidestraße in Scholven melden wieder stärkere Rauch- und Schmutzbelästigungen durch die dortige Kokerei der Ruhrkohle AG. Die AG will im Laufe des Jahres die kleineren Kokereien schließen und die Schaffung von Großkokereien fördern, die entsprechend den Umweltschutzauflagen arbeiten.

Freitag, 27. Juli 1973
Entgegen kursierender Stillegungsgerüchte wird die Kokerei Scholven vielmehr ab Oktober noch um eine Anlage zur Produktion von Spezialkoks für die chemische Industrie (bisher Aufgabe der Kokerei Bismarck) erweitert.

Donnerstag, 23. August 1973
Der Unterausschuß "Reinhaltung der Luft" des Gesundheits- und Klinikausschusses stellt in einer Überprüfung der Kokerei Scholven fest, daß durch die Änderung des Koksherstellungsverfahrens schädliche Umwelteinflüsse künftig ausgeschaltet werden.

Donnerstag, 13. Dezember 1973
Heute wird der letzte Ofen der Kokerei "Graf Bismarck" ausgedrückt. Die Kokerei produzierte in diesem Jahr noch 361000 t Koks. Die Produktion wird ab dem 17. Dezember d.J. von der Kokerei Scholven übernommen, die mit 2,5 Mio DM auf diese zusätzliche Aufgabe umgestellt wurde. Die Verwaltungs und Laborbauten von "Bismarck" bleiben für mögliche anderweitige Nutzung erhalten.
siehe auch: https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 99#p524799

Antworten