Offener Brief von Yves Eigenrauch an Schalke 04

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

das Foto ist eindeutig von der Verabschiedung der "Eurofighter".
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Yves hat sich in einem Interview auf fuba-net.de nochmal zum offenen Brief geäußert:

"Das Spiel nicht um jeden Preis mitspielen"

(Gelsenkirchen, 12.05.2007) Yves Eigenrauch, Schirmherr des FUBA-NET Cup, bezieht nach seiner Schalke-Kritik und der Derby-Niederlage Stellung. Im Interview mit FUBA-NET erläutert er exklusiv seine Aussagen in der RevierSport Kolumne SPORTYVES und seine Wahrnehmung von Fußball, Kommerz und sozialem Engagement.



FUBA-NET: Yves, die letzten Wochen waren turbulent, zumindest die in der Öffentlichkeit ausgetragene Diskussion um Deinen offenen Brief an Gerd Rehberg und Olaf Thon. Wie geht es Dir heute an dem Tag, wo Schalke den Titel wohl verspielt hat?

Yves Eigenrauch: Soweit gut, danke – schließlich freue ich mich schon auf das Zelten mit meiner Frau und meiner Tochter. Die Diskussion um meinen offenen Brief und die damit verbundenen Reaktionen waren durchaus verständlich, wenngleich mir die Interpretationen hier und da recht abenteuerlich erschienen.
Die Situation, am vorletzten Spieltag die Tabellenführung verloren zu haben, ist schon hart, zumal das Spiel gerade gegen den BVB verloren wurde. Doch auch hier gilt: Die Meisterschaft wird im absoluten Sinn nicht an den letzten beiden Spieltagen vergeben. Leider wurden auch in dieser Saison einige Chancen vertan, frühzeitig von den Niederlagen der Konkurrenten zu profitieren.

FN: Heißt das, Du bist schadenfroh nach all den Querelen und dem von Dir angeprangerten Ausverkauf der Schalker Tradition an die vielen Nutznießer im kommerziellen Haifischbecken?

Eigenrauch: Warum sollte ich schadenfroh sein? Dafür gibt es keinen Anlass. Mir ist es nach wie vor egal, wer Deutscher Meister wird. Der Sport definierte sich für mich nie über Siege und Erfolge, sondern über das Spiel, wobei Schalkes Deutsche Meisterschaft für Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet schon schön gewesen wäre. Aber noch besteht ja die Chance auf den Titel. Außerdem ging es in meinem offenen Brief nicht darum, einen vermeintlichen Ausverkauf der Schalker Tradition populistisch anzuprangern! Es ging mir nur darum, möglichst viele Leute zum Nachdenken anzuregen und meine Verwunderung über die Art der Einladung zum Ausdruck zu bringen.

FN: Fragen wir einmal direkt: Wem rund um Schalke würdest Du den Titel tatsächlich nicht gönnen, denn gerade der letzte Satz Deiner RevierSport-Kolumne Anfang Mai hat enormen Wirbel an der Basis ausgelöst und die Fans gespalten?

Eigenrauch: Es geht nicht um das Nicht-Gönnen. Dieses Wort impliziert, dass ich verärgert wäre. Bin ich aber nun einmal nicht. Formuliert habe ich "Wünschen tue ich es euch jedenfalls bei Allem, was ich sehe, höre und lese nicht wirklich. Sorry, so spielt das Leben nun mal." Von Schalke sehe, höre und lese ich nun einmal mehr als von anderen Vereinen. Eigentlich hätte der offene Brief grundsätzlich an alle Erstligisten gerichtet sein können.

FN: Worum geht es Dir konkret, denn viele Fans, die Deine Ansicht teilen, sagen zu Recht, dass der gesamte Fußball der Maschinerie des Konsums unterworfen ist. Selbst bei unserem FUBA-NET Projekt für Fußballer mit Behinderung, welches Du als Schirmherr begleitest, ginge ohne Sponsoren wenig.

Eigenrauch: Nicht alles, "was nun mal so ist", ist gleichzeitig auch richtig. Es ist für Menschen wichtig ein Korrektiv zu haben. Das gilt für alle Bereiche des Lebens. Insbesondere die Sportpolitik und die Wirtschaft bedürften mehr Menschen, die gemeinsam sagen: So geht es aber nicht! Dass sich die Endscheider bei vielen Endscheidungen in einer schwierigen Situation befinden, steht außer Frage. Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, das Spiel nicht um jeden Preis mitzuspielen. Und der Konsument sollte sich darüber im Klaren sein, dass er oftmals irregeführt wird. Ich möchte unterstellen, dass soziales Engagement bzw. Sponsoring in vielen Fällen nicht um der Sache Willen durchgeführt wird, sondern ob der Wirkung. Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass gerade Energieunternehmen -diese wurden ja durchaus heftig kritisiert- in den letzten Jahren verstärkt soziale oder kulturelle Projekte finanziell unterstützen. Dieses scheint ob der Wirkung auf die Öffentlichkeiten klar abgewogen. Eine diesbezügliche notwendige Sensibilität wünsche ich auch den Verantwortlichen des FUBA-NET Projekts – auch wenn es nicht immer der bequemste Weg ist.

FN: Hermann Bredenfeld und Hans Hülsmann, zwei Spieler der legendären 67er Fast-Aufstiegsmannschaft von Schwarz-Weiß Essen, machten kürzlich in einem Gespräch mit RevierSport deutlich, dass früher alles anders war. Kaum ein Spieler in der heutigen Zeit spiele noch aus ideellen vielmehr nur noch aus finanziellen Gründen für seinen Klub? Bist Du der Ansicht, dass 1997 die Mehrheiten noch anders verteilt war?

Eigenrauch: Anders war sicherlich einiges, aber nicht unbedingt besser. Auch damals lag bei vielen Spielern das geschäftliche Kalkül im Vordergrund. Dennoch kann man bei den Verweilzeiten in den Vereinen davon ausgehen, dass augenscheinlich eine stärkere Bindung zum Verein gegeben war.

FN: Du konntest direkt mitverfolgen, dass sich RWE und Gazprom um das FUBA-NET Cup Sponsoring eine Battle geliefert haben. Macht es für Dich einen Unterschied, dass RWE statt Gazprom nun das Projekt auch über einen längeren Zeitraum, so wie Du es Dir immer für die Idee an sich gewünscht hast, fördern will?

Eigenrauch: Eigentlich nicht. Ich wünsche mir allerdings, das RWE nicht in der klassischen "ach wie toll und engagiert wir doch sind"-Form das Projekt begleitet, sondern uns auch die eigene Firmenpolitik allgemeinverständlich und ehrlich zu vermitteln versucht. Es wäre schön, wenn man den Aussagen glauben schenken könnte und nicht nur Business gemacht würde ...

FN: Es geht Dir um die Menschen, das Prinzip und die Sache: nämlich den puren Fußball – Spaß, körperliche Fitness und die menschliche Begegnung auf Augenhöhe. Auf den Punkt gebracht: um "Zusammenspiel". Was hältst Du von dem Konzept rund um den FUBA-NET Cup NRW 2007, das ja unter diesem Titel steht?

Eigenrauch: Nicht irgendwelche Konzepte sind im Eigentlichen entscheidend, sondern die Aufnahmebereitschaft der Menschen. FUBA-NET bietet eine außergewöhnliche Möglichkeit, sich der Problematik der unbegründeten Diskriminierung anzunähern. Das ist toll! Ich kann nur immer wieder einen Satz von Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin des 19./20. Jahrhunderts, zitieren, der besser nicht hätte formuliert werden können: "Immer wird die Gleichgültigkeit und die Menschenverachtung dem Mitgefühl und der Menschenliebe gegenüber einen Schein von geistiger Überlegenheit annehmen können."

Q: http://www.fuba-net.de/content/e63/e105 ... x_ger.html

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Lorbass43
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Beitrag von Lorbass43 »

Alles Gute zum heutigenGeburtstag,
Yves Eigenrauch

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rapor
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Beitrag von rapor »

Yyyyyyyyyyyyyyves!
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rapor
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Re: Offener Brief von Yves Eigenrauch an Schalke 04

Beitrag von rapor »

Ich packe es mal einfach hier rein, ein langes Interview mit Yves:
https://www.spox.com/de/sport/fussball/ ... 7-itw.html
Lesenswert, wie ich finde.
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!

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