Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

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rapor
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von rapor »

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirche ... 76497.html
Gut was los hier (Ironie!)
Die Kids wissen, dass ihnen nix passiert und lachen sich über unsere Gesetze nen Ast.
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Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

in GE gut was los, woanders geht wie immer alles glatt :twisted:

https://www.t-online.de/region/berlin/i ... ation.html

übrigens ist doch Münster die absolute traumstadt für viele und Freiburg auch. in Freiburg wurden in den letzten jahren 4 oder 5 junge frauen ermordet. in Münster haben wir erstens den riesigen missbrauchsskandal (sowas ekliges kann es ja gar nicht geben, aus ganz Deutschland sind die angereist und haben im schönen Münster ihren scheiß getrieben) dann jetzt der transmann kaputtgeklatscht, die Münsteraner kegelbrüder haben den halben ballermann in brand gesteckt, in der polizei der stadt sind 15 rechtsextreme polizisten aufgeflogen mit richtig heftigen chats, dann der anschlag dort mit toten (lkw in gaststätte gefahren), eine mutter mit ihrer erwachsenen tochter hat wegen einer zwangsvollstreckung das ganze haus in die luft gejagt mit toten tieren und mehreren verletzten, diverse morde der letzten jahre (immer mann an frau) kann man auch noch mal nachrecherchieren undundund. gestern wurde reizgas an einer schule in Münster-Wollbeck versprüht, schon nur eine kleinigkeit...bei nachdenken könnte ich noch mehr finden (als ehemaliger student in der stadt verfolge ich die stadt immer noch ein bißchen).

aber bei uns ist alles scheiße und in Münster und Freiburg ist alles toll.

so langsam krieg ich das große brechen bei all der einseitigkeit.

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rapor
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von rapor »

Mattes hat geschrieben:
09.09.2022, 18:12
woanders geht wie immer alles glatt
das hast du geschrieben, ich käme nicht auf die Idee so etwas von mir zu geben.
Von mir käm eher "Woanders iss auch Scheixxe".

Staliche Stellen stellen übrigens klar, dass die Zahl der Messerangriffe, sowie alle ähnlichen Verbrechen rückläufig sei...
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Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

https://www.waz.de/panorama/unbekannter ... 14259.html

sisyphos ist auch im paradies und nicht nur in Ückendorf

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kleinegemeine01
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von kleinegemeine01 »

Ist so ein Leben nicht extrem anstrengend, selbst wenn man (erst mal) freikommt oder ist das ignorieren von allet sowas wie das Tragen von nen casual shirt?

Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

Rainer Hasenkamp leitet die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster. Er erinnert sich an einen traurigen Höhepunkt des vergangenen Jahres:

„Das waren in der Tat gigantische Berge, die da angefallen sind. Wir hatten an einem Himmelfahrtswochenende im letzten Jahr rund um unseren Freizeitbereich Aasee sechs Tonnen Glasbruch. Das sind natürlich dann auch Dinge, die nicht nur rein optisch und vom Aufräumen ärgerlich sind, sondern auch diejenigen massiv gefährden, die den Freizeitraum normal nutzen wollen – als Spaziergänger, Kinder, die spielen, Hunde, die daher gehen – alle können gefährdet werden, Schaden nehmen, wenn das Littering in solche Dimensionen ausufert.“

nur Gelsenkirchen verlottert, woanders gibt es nur feine menschen. und nur Rumänen und Bulgaren machen dreck, der Deutsche ist definitiv ein ganz feiner typ.

Köln und dieser Bielendorfer, grade Köln ist berühmt für seinen dreck, seine häßlichkeit abseits der touri-stellen, knackige armut, viel gebettel, neben Düsseldorf hauptstadt der taschendiebstähle (die schöne landeshauptstadt ist übrigens mit abstand hauptstadt der messerstechereien) und total ekligen und gefährlichen verkehr (das ist aber überall kaum zum aushalten).

übrigens soll es auch noch unterschiede bei uns geben. Resse, Resser Mark, weite teile von Buer, große teile von Beckhausen, große teile von Feldmark (bester stadtteil im süden, wobei Hüllen auch weitgehend schön ist, wohlgemerkt Hüllen, nicht Bulmke) z.b. sind nun mal was ganz anderes als Ückendorfer Straße, Schalker Meile oder so etwas. aber in JEDEM stadtteil bei uns gibt es unzählige schöne ecken.

das soll kein freispruch sein, bei uns gibt es mehr als genug probleme. aber wir sind nur mal auch aus sozialpsychologischer sicht der fußabtreter nummer 1 (differenzmanagement in der fachsprache). damit kann man schön seinen eigenen dreck und seine eigenen probleme schönreden.

wir waren dieses jahr im "schönen" Harz im urlaub (der wald dort ist übrigens quasi komplett kaputt, ein bild des grauens).

die drei kaputtesten städte, die wir gesehen haben, dagegen sind ALLE ruhrgebietsstädte wirklich traumstädte:

Hameln (auf dem hinweg angeschaut) > innenstadt und drumherum, sowas hat man noch nicht gesehen. das ist so kaputt, so viele leerstände, so viele schrottimmobilien, die wären dankbar dafür unsere verhältnisse zu haben. wie in einem horrorfilm.

Wolfenbüttel > (alte residenz- und fachwerkstadt) > kaum zu glauben, aber noch kaputter, so schlimm, dass wir nach 2 stunden stadtbesichtigung deprimiert abgehauen sind...hunderte kaputte gebäude, schrottimmobilien und dergleichen. Hameln übrigens gleiche menge, hunderte verlotterte gebäude.

weltkulturerbe Quedlinburg > rund ums schloß noch alles schön und prima. kommt man in die innenstadt, man möchte einfach nur weinen, so kaputt ist die stadt. wann kriegt man seinen weltkulturerbestatus denn aberkannt, wenn der letzte ziegel zerbröselt ist?

Bad Harzburg war unsere unterkunft, nettes städtchen, aber jede menge leerstand+schrottimmobilien, trotzdem noch ok, durchaus besuchenswert.

gleiches könnte ich auch aus dem Schwarzwald und von anderen urlauben aus Deutschland (von anderen ländern ganz zu schweigen) berichten. Schwarzwald (übrigens viel mehr ausländer als man so denkt, selbst im hintersten dorf am waldesrand, stört ja manche, deshalb erwähne ich es nur, uns ist das egal). viele kleine dörfer und städtchen haben ja auch schon das beste hinter sich. leerstand und schrott ist ständig präsent. die "Bächle " und noch viel mehr in Freiburg total versifft. in dieser "traumstadt" musste die stadt mehrere "pissewagen" anschaffen (werden dort so genannt), weil nach den partynächten dort alles total verdreckt und vollgepinkelt ist. da gibt es wohl so wagen, mit denen man das optimal beseitigen kann. hatten wir vorher noch nie von gehört, ist aber so.

könnte noch tausend beispiele bringen, aber was bringts. für mich erledigt. solange der mensch den wunderbaren und paradiesischen tieren antut (und damit meine ich auch tiere wie schweine, kühe und rinder), was er ihnen antut, ist er eh ein verkommenes und indiskutables wesen. und das tut er in Gelsenkirchen, Freiburg, Münster, New York, Peking, undundund.

habt ihr schon mal gesehen, was eine kuh macht, die im sommer auf der weide stehen darf (dürfen ja leider nur sehr, sehr wenige) und dann wird sie an tag x freigelassen. die läuft vor freude drauf los und springt vor ebensolcher freude in die höhe und schlägt mit ihren hufen aus. als ich das zum ersten mal gesehen habe, dachte ich mir nur, was ist der mensch nur für ein monster.

offtopic, ich weiß, aber für mich gehört das alles zusammen.

er macht sich was vor, hält sich für den größten, denkt er ist besser als andere lebewesen oder andere seiner gleichen art.

aber er ist überall der gleiche zerstörische mistkerl, ob bei uns in GE oder in Münster.

musste ich mal loswerden, schönen tag noch.

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heen
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von heen »

Münster?
Kenn ich. Bin schomma durchgefahn.
Lohnt nich.

Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

Münster ist schon ganz ok, hauptsächlich dank der vielen studenten, sonst wäre es übel.

die lebensqualität ist gut, keine frage. aber da ist nicht alles gut und hier alles schlecht. unser zoo ist tausend mal besser, Amphitheater, Arena + Schalke, wir haben mehr schlösser und burgen und auch schönere (das schloß in MS ist ätzend langweiliger barock, Schloß Horst haut das noch verfallen mit einem einzigen renaissance-figurengesicht weg, übrigens MUSS jeder das museum im keller besuchen, es ist exzellent und berührend, das beste museum, in dem wir je waren, alleine das modell vom mittelalterlichen schloß in ganzer pracht, da gehen einem die augen über), der schloßpark von Schloß Berge haut jede grünanlage in MS schon alleine weg, in der stadt selbst haben wir mittlerweile sowieso mehr grün als MS, das immer mehr zugebaut wird, trotz guter fahrradinfrastruktur ist leider auch dort der verkehr vom auto geprägt, unser Activarium ist besser als die dortige saunalandschaft undundund.

wirtschaftlich profitieren die davon, dass die halt mit unis und fachhochschulen, behörden und ämter (die regieren ja sogar uns, warum eigentlich und gehören solche alten verwaltungseinheiten nicht abgeschafft?) und gerichten und so weiter blendend versorgt sind, alles auf auswärtige kosten. uns geben sie noch nicht mal eine polizeihochschule, geht in eine nachbarliche kleinstadt, finde ich schon ziemlich skandalös, aber gut auswahlverfahren bleibt auswahlverfahren. da hätte man mal was für "Deutschlands ärmste kommune" tun können, aber passt ins bild.

aber ich hab nichts gegen die stadt Münster, im gegenteil. will nur aufzeigen, wie einseitig das denken bei vielen ist.

aber eins ist defintiv überbewertet in MS und das ist die altstadt: den Prinzipalmarkt hab ich bis auf das rathaus noch nie gemocht, ist für mich einfach nur ein grauer, klobiger, häßlicher laubenmist. und auch der rest gefällt mir nicht wirklich, ab und zu mal was nettes, aber berührt oder begeistert hat es mich in meinen fast 7 studienjahren dort nie.

wenn man mal eine altstadt sehen will, die wirklich noch aussieht wie im mittelalter und vor tollen gebäuden und ensembles nur so strotzt, dann empfehle ich jedem mal nach Soest zu fahren und bitte mindestens einen tag dafür einplanen (in MS kann man in 1-2 stunden alles angucken, dann hat man alles gesehen).

habe wirklich viel gesehen mittlerweile in Deutschland, auch in anderen ländern, Italien (leider vor erbärmlichem rechtsruck) ist natürlich die absolute sensation, was städte, kunst und kultur angeht, in Florenz sind wir 3 tage am stück durch die stadt gehetzt, um alles zu sehen und ja nichts zu verpassen. Pisa hat eine tausend jahre alte altstadt, weitgehend erhaltem. kriege gänsehaut, wenn ich nur daran denke. die gehen alle nur zum platz der wunder mit dem turm, der kirche und dem taufgebäude. aber die wahre altstadt fängt dann erst an, ist gigantisch, so wie Florenz, Rom undundund.

und Soest ist bis jetzt für mich die einzige stadt, die mit den wunderschönen städten Italiens mithalten kann und eine ganz eigene note hat. sie hat die prächtigsten fachwerkhäuser, die wir bis jetzt gesehen haben, voller intarsien, dekorelemente, besonderheiten. die gleiche kunstfertigkeit wie in Italien. man kann sich, wenn man sowas mag, total darein fallen lassen und fühlt sich wie in einer märchenwelt und das im besten und nicht im kitschigen sinne.

wer noch nicht da war, unbedingt hin und so viel wie möglich ansehen, auch mal in die gebäude reingehen, es lohnt sich vollkommen...mittelalter-feeling, eine echte altstadt, die ihren namen zurecht trägt!

Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

Goslar am Harz waren wir auch, auch weltkulturerbestadt. hat schon einiges zu bieten, aber ist auch ziemlich runtergekommen und viel verfall.

meine freundin sagt immer Lübeck ist eine sehr schöne stadt, dazu kann ich aber nichts sagen :wink:

aber wir waren noch in Wernigerode (auch weltkulturerbe), hat eine sehr schöne fußgängerzone und ein absolutes traumrathaus. schöne stadt, aber auch dort viel bis sehr viel verfall abseits der fußgängerzone, leerstand und schrott, weit mehr als bei uns, zumindest in der innenstadt.

Quedlinburg war so kaputt, auch da sind wir nach 2 stunden abgehauen und lieber noch mal auf dem rückweg nach Wernigerode rein...

Wernigerode kann von der fußgängerzone einigermaßen mit Soest mithalten, aber in Soest ist die ganze stadt ein freiluftmuseum und dazu noch weitgehend intakt, so gut wie kein schrott/leerstand usw.

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rapor
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von rapor »

Soest besuche ich auch immer wieder gern, nur nicht zur Kirmes. Liegt mir nicht, hab da auch mal reichk
lich "Bullenauge" genossen, schlimmer Kater..
In Soest habe ich vor vielen jahren mal ein Mittelalter-Mitspiel-Projekt mit Kindern gemacht, da durften wir auch das Rathaus und den wunderschönen Blauen Saal besuchen. Ein Historiker erzählte uns Geschichten zur Stadtgeschichte, besonders interessant fand ich ein Rezept aus der Pestzeit, Hund gefüllt mit Ratte...
Gern besichtige ich auch die zahlreichen Kirchen, die Stadt hat mehrere hundert denkmalgeschützte Gebäude. Aber auch Läden, Cafes und Reastaurants, im Kulturzentrum "Alter Schlachthof" hatte ich mal einen Auftritt, ob ich mit Heino 1988 aufseiner Tournee dort war weiss ich nicht mehr.
Vielleicht fahr ich mal wieder hin, wenn ich zum Tierpark in Hamm fahre.
Ganz in der Nähe, am Möhnesee die Drüggelter Kapelle, immer ein Muß für mich.
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Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

freut mich, dass wir da einer meinung sind. schönste stadt für mich hier wie gesagt und trotz allem bescheiden. das mag ich halt auch nicht an den anderen städten wie Münster, Düsseldorf und co, halten sich alle für die besten und schönsten. Münster ist ok, altstadt auch, aber mehr auch nicht. Düsseldorf gefällt mir überhaupt nicht, sowas wie Kö finde ich z.b. sogar ganz schlimm. und die altstadt, wir waren überrascht bei unserem besuch letztes jahr wieviel schrott und leerstand da ist.

sowas gibt es in Soest eigentlich so gut wie gar nicht. vom stadtbild her fast perfekte stadt und trotzdem bescheiden und nicht großspurig wie andere.

du hast ja auch einige bespiele genannt, ich würde noch die wunderschöne große mühle in der stadt erwähnen. ist alles wie in einem werbeprospekt, kaum zu glauben :)

matz
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von matz »

Man kommt ganz durcheinander. Bist du jetzt aus Quedlinburg nach zwei Stunden abgehauen oder aus Wolfenbüttel? Oder aus einfach jeder Stadt?

Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

aus Wolfenbüttel, später bei einem anderen ausflug dann auch noch aus Quedlinburg und da Wernigerode auf dem heimweg lag, haben wir uns noch mal dort eingefunden :!:

sonst haben wir uns alles ausgiebig angeguckt, selbst städte wie Goslar oder Einbeck die neben sehr viel schrott, verfall und leerstand eben auch wunderschöne dinge zu bieten haben.

also eigentlich so wie bei uns :wink:

matz
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von matz »

In den 90er Jahren gab es mal eine Buchreihe "Öde Orte". Dummerweise kaufte ich ein Exemplar. Dort verrissen Satiriker Städte, meist jene, in denen sie aufgewachsen waren oder einmal beruflich oder als Student leben mussten. Spätestens nach dem dritten Text wiederholten sich die Stereotype. In der Stadt xy gab es viele hässliche Bauten, der Hausmeister oder Kneipenwirt war ein verkappter Nazi, das örtliche Bier eine Zumutung und der lokale Dialekt unerträglich. Die meisten dieser Autoren leben heute vermutlich in Berlin und fahren einmal die Woche quer durch die Stadt, weil es irgendwo eine Bäckerei gibt, die schwäbisches oder fränkisches Backwerk aus ihrer Heimat anbietet. Das "Bashing" von Städten ist ein alter Hut. Was sollen die Bewohner von Ludwigshafen sagen, das mal zur hässlichsten Stadt Deutschlands gewählt wurde (die Stadt hat darauf mit einer Ugliest places-Stadtfühung reagiert)?

In fast jeder deutschen Stadt findet man Bausünden aus der Nachkriegszeit, aus der Zeit der autogerechten Stadt und dem Beton-Brutalismus der 70er. Die größten Städteverschandeler waren m.E. dabei übrigens die Sparkassen. Es gibt auch überall in Zeiten des Online-Handels Leerstand, es gibt Kriminalität und Vandalismus. Mal mehr, mal weniger.

Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mir in jeder Stadt, die ich besuche, die schönen Orte zu suchen. Das geht mit einiger Vorabrecherche auch. Es gibt auch Städte, in denen es mir schwerfiel. Wolfsburg stünde da an erster Stelle, Magdeburg oder Stuttgart. Aber selbst da ist es mir gelungen.

Letztens war ich beruflich in der brandenburgische Kleinstadt Wittenberge, im Nirgendwo zwischen Berlin und Hamburg. Vor Jahren ist mal die gesamte Presse von Zeit bis Spiegel über den Ort hergefallen, als Symbol des Verfalls in der Provinz. Die Stadt hat daraufhin 20 Kreative eingeladen, dort einen Sommer zu verbringen, um Projekte anzustoßen. Das brachte viel positive Presse. Leerstand, u.a. ein monumentaler Bahnhof, gibt es dort natürlich immer noch und viele nicht sehr schöne Flecken. Es ist bei weitem nicht nur Gelsenkirchen, das mit schlechter Presse zu leben hat.

Meine Sympathie gilt den Menschen, die versuchen, die Orte lebenswerter zumachen und meine Erfahrung ist, dass es nicht drauf ankommt, was irgendein Komiker erzählt, sondern ob die Menschen vor Ort mitziehen und das auch wollen. Die im Revier bekannte Haltung "woanders ist auch scheiße" finde ich dabei übrigens meist eher nicht hilfreich, lädt sie doch dazu ein, im Status Quo zu verharren

Mattes
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Re: Sisyphos Tag und Nacht - Polizeialltag - Gefährliches GE?

Beitrag von Mattes »

leider ist das selbstbewusstsein jetzt bei vielen von uns ganz unten nach dem jahrelangen dauerfeuer von allen seiten, aber das muss es nicht sein. die schwierige lage hat sich keiner ausgesucht und befürwortet auch keiner. in der politik wurden und werden sicher auch fehler gemacht (obwohl kein freund der CDU bin ich jedoch froh, dass SPD und CDU jetzt eine koalition hier bilden, nach vorne kommen wir nur gemeinsam, außerdem ist kommunalpolitik was ganz anderes),

trotzdem kann doch keiner sagen, dass nicht vieles versucht und vieles auch gut gemacht wird. jetzt mal nur 3 herausragende beispiele und ich könnte auch noch mehr aufzählen: Graf Bismarck, Schalker Verein und dazu noch Nordsternpark und damit meine ich nicht den park, sondern dort haben sich jede menge erstklassige unternehmen angesiedelt, ein riesengewinn für die stadt mit weiterem potential.

es wäre schon viel gewonnen, wenn das kaputte selbstbewusstsein ersetzt wird durch eine ja-aber-haltung. ja, es gibt hier viele probleme und nicht so schöne dinge, aber eben auch sehr viel gute und schöne dinge. sogar wirtschaftlich gibt es hier sehr viele gute unternehmen, letztens ein bericht über die anzahl der weltmarktführer in deutschen städten, GE hatte 3 oder 4 (u.a. Masterflex und Norres), mehr als z.b. Bochum mit seiner riesigen uni (60000 studenten und dann fragt euch mal warum die ein florierendes nachtleben haben...bin übrigens ein sehr großer freund der stadt Bochum, eine ganz tolle stadt mit für ihre größe ÜBERRAGENDEM kulturellen angebot, von dem wir doch auch profitieren können, so wie die Bochumer umgekehrt mit ZOOM, MIR, Amphitheater oder mit dem überragendem kabarett-angebot in GE z.b. hier doch auch viele angebote nutzen).

da fällt es mir selber beim schreiben auf. GE ist eine richtige kabarett-hochburg, immer gewesen und das finde ich toll. nächstes jahr sehen wir wieder Hagen Rether in der Heilig-Kreuz-Kirche, freu mich riesig. es gibt doch hier gefühlt 70-80 kabarett-veranstaltungen mit bundesweit bekannten und richtig guten kabarettisten pro jahr, eigentlich alles was rang und namen hat tritt hier irgendwann auf. ein echtes highlight in unserer stadt. sowas muss einem doch selbstbewusstsein geben!!!

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