Baustelle 2010 - Freie Szene für die Kulturhauptstadt
Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG
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So, bis zur Halbzeit war ich bei der Vorstellung des Projekts in der VHS.
Eine Diskussion war nicht vorgesehen.
Die Gelsenkirchener Geschichten bekamen keine Drehgenehmigung von den Referenten - die gleichzeitig die Künstler sind, die das Baustellenprojekt durchführen.
Das Projekt wurde in der WAZ schon ausführlich vorgestellt, deshalb beschränke ich mich darauf, mein Unverständnis über die unerwünschte Öffentlichkeit hier zu veröffentlichen.
Die Drehgenehmigung wurde abgelehnt, weil die GGs sich zuerst an den Hausherren (VHS) wegen der Erlaubnis gewandt hätten.
Tja - anders geht es aber nicht. Wenn der Hausherr die Genehmigung verweigert - braucht man gar nicht weiter zu fragen.
Die Künstler hätten erst kurz vor der Veranstaltung von der Bitte erfahren.
Ist nicht der Fehler der GGs.
Außerdem hätten die Künstler ein Recht am eigenen Bild.
Und man könne nicht einfach das Publikum filmen....
Und wir könnten ja in den Bauwagen kommen - vorher aber einen Termin vereinbaren.
Kurz und gut: man wünschte diese Form der Öffentlichkeit nicht.
Bei der Vorstellung der Projekte stellte sich raus, dass alle sehr eloquent reden konnten - sehr selbstbewusst auftraten - also kann hier auch kein Hindernis gewesen sein.
Jedesmal nachdem die Künstler ihr Projekt vorgestellt hatten, referierte der Kopf der Gruppe, Michael Gees, das dann alles noch mal aus seiner Sicht.
Diese Zeit hätte man durchaus für einen kurzen Meinungsaustausch mit den Anwesenden rund 10 Personen nutzen können...
Was solls.
Diese Chance wurde vertan.
Wir wären die letzten, die Aufnahmen veröffentlichen würden, die irgendwen der Künstler-Referenten lächerlich gemacht hätten, blossgestellt hätten etc.
Wir wären auch zufrieden gewesen, wenn wír ausgewählte Künstler-Referenten hätten filmisch dokumentieren können.
Wir wollten die öffentliche Vorstellung des Projektes dokumentieren- mehr oder weniger die Geburtsstunde - und die Damen und Herren Künstler haben dies verweigert.
Ich werde mir nun nicht mehr allzuviele Gedanken über die Wahrhaftigkeit, die Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit und Intention machen müssen.
Ist ja auch was.
Eine Diskussion war nicht vorgesehen.
Die Gelsenkirchener Geschichten bekamen keine Drehgenehmigung von den Referenten - die gleichzeitig die Künstler sind, die das Baustellenprojekt durchführen.
Das Projekt wurde in der WAZ schon ausführlich vorgestellt, deshalb beschränke ich mich darauf, mein Unverständnis über die unerwünschte Öffentlichkeit hier zu veröffentlichen.
Die Drehgenehmigung wurde abgelehnt, weil die GGs sich zuerst an den Hausherren (VHS) wegen der Erlaubnis gewandt hätten.
Tja - anders geht es aber nicht. Wenn der Hausherr die Genehmigung verweigert - braucht man gar nicht weiter zu fragen.
Die Künstler hätten erst kurz vor der Veranstaltung von der Bitte erfahren.
Ist nicht der Fehler der GGs.
Außerdem hätten die Künstler ein Recht am eigenen Bild.
Und man könne nicht einfach das Publikum filmen....
Und wir könnten ja in den Bauwagen kommen - vorher aber einen Termin vereinbaren.
Kurz und gut: man wünschte diese Form der Öffentlichkeit nicht.
Bei der Vorstellung der Projekte stellte sich raus, dass alle sehr eloquent reden konnten - sehr selbstbewusst auftraten - also kann hier auch kein Hindernis gewesen sein.
Jedesmal nachdem die Künstler ihr Projekt vorgestellt hatten, referierte der Kopf der Gruppe, Michael Gees, das dann alles noch mal aus seiner Sicht.
Diese Zeit hätte man durchaus für einen kurzen Meinungsaustausch mit den Anwesenden rund 10 Personen nutzen können...
Was solls.
Diese Chance wurde vertan.
Wir wären die letzten, die Aufnahmen veröffentlichen würden, die irgendwen der Künstler-Referenten lächerlich gemacht hätten, blossgestellt hätten etc.
Wir wären auch zufrieden gewesen, wenn wír ausgewählte Künstler-Referenten hätten filmisch dokumentieren können.
Wir wollten die öffentliche Vorstellung des Projektes dokumentieren- mehr oder weniger die Geburtsstunde - und die Damen und Herren Künstler haben dies verweigert.
Ich werde mir nun nicht mehr allzuviele Gedanken über die Wahrhaftigkeit, die Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit und Intention machen müssen.
Ist ja auch was.
Nun, ich hatte die Absicht nach Sinn und sozialer Relevanz mancher Ideen zu fragen, ohne vorauszusetzen, dass das im zeitgenössischen künstlerischen Kontext primär von Belang ist. Fand aber keinen wirklichen zugestandenen Äußerungsrahmen. Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, insgesamt ein wurstelnder Aktionismus mit halbgarem Verständnis von Kunst heute. Irgendwie Documenta geschädigt.
Können diejenigen der Baustelle 2010 hier nicht ihr Wort ergreifen und mich korrigieren, wenn ich summa summarum feststelle: JeKaMi-Phantasien einer mißverstandenen wurstelnden Provinzavantgarde mit sozialem Feigenblatt
Können diejenigen der Baustelle 2010 hier nicht ihr Wort ergreifen und mich korrigieren, wenn ich summa summarum feststelle: JeKaMi-Phantasien einer mißverstandenen wurstelnden Provinzavantgarde mit sozialem Feigenblatt
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Wir kümmern uns garnicht um die Bevölkerung Gelsenkirchens, wir Künstler. Nicht die Einbeziehung des Volkes (!) in den künstlerischen Produktionsprozeß heißt für die Bevölkerung als Künstler da zu sein. Der korrekte Arbeiter erwartet zurecht von einem Künstler keine abgehobenen Kunstprojekte irgendwelcher Geräuschkulissen, sondern das der Künstler seine Arbeit tut, wie es der Arbeiter tut: korrekt, gewissenhaft und im Schweiße seines Angesichts.
Die Erweiterung des Kunstbegriffs hinsichtlich bloßer formaler Gegebenheiten ist keine Erweiterung des Kunstbegriffes. Es ist lediglich ein Formalismus, der uns schon seit 100 Jahren verfolgt. Künstler werde inhaltlich, was hast Du zu sagen und warum!? Was kannst Du der Bevölkerung als Erkenntnis aus Deinem Arbeitsprozeß anbieten?
Die Erweiterung des Kunstbegriffs hinsichtlich bloßer formaler Gegebenheiten ist keine Erweiterung des Kunstbegriffes. Es ist lediglich ein Formalismus, der uns schon seit 100 Jahren verfolgt. Künstler werde inhaltlich, was hast Du zu sagen und warum!? Was kannst Du der Bevölkerung als Erkenntnis aus Deinem Arbeitsprozeß anbieten?
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Na komm, Kunst kann man auch für Faulenzer und Müßiggänger machenrabe489 hat geschrieben:Der korrekte Arbeiter erwartet zurecht von einem Künstler keine abgehobenen Kunstprojekte irgendwelcher Geräuschkulissen, sondern das der Künstler seine Arbeit tut, wie es der Arbeiter tut: korrekt, gewissenhaft und im Schweiße seines Angesichts.
Und das Soundscape Ding-Projekt von Julian Rybarski find ich nicht schlecht.
Mich beschäftigt immer noch die Verweigerung der Drehgenehmigung.
Es gibt keinen für mich erkennbaren Grund dafür.
Ich verstehe es nicht. Wirklich nicht.
@Heinz:
Na gut. Aber ist 2010 lediglich eine gehobene Gelsenkirchener Woche für Gelsenkirchen. Diese Eventkultur, die alles in einem Spektakel verkauft, ist das wirklich unser Bedürfnis. Wollen wir nicht endlich die großen Fragen in den Mittelpunkt rücken: Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir, was machen wir auf der Erde, ist der lieblose Mensch dem Menschen ein Wolf usw...? Wesentlich werden, das ist es eigentlich, was es heißt, Künstler zu sein.die eine oder andere Idee fand ich wirklich gut.
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Ja, sicher.rabe489 hat geschrieben:Wollen wir nicht endlich die großen Fragen in den Mittelpunkt rücken: Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir, was machen wir auf der Erde, ist der lieblose Mensch dem Menschen ein Wolf usw...? Wesentlich werden, das ist es eigentlich, was es heißt, Künstler zu sein.
Hat pito doch schon ein Gedicht zu gemacht. Alles ist in allem.
Ich finde dich jetzt ungerecht.
Teilaspekte deiner Fragen kannst du in jedem der Entwürfe behandelt sehen. Und eine allumfassende Antwort wirst auch du dir oder deinen Arbeiten nicht andichten wollen.
Es hätte was werden können, wenn heute mehr Offenheit und Bereitschaft zum Dialog gewesen wäre.
Die Ankündigung zum "work in progress" ist aber nun nur eine Ankündigung.
Heinz resümiert:
Heinz, wenn es bei Dir nicht weitergeht, kommst Du immer auf meine persönliche Arbeit zu sprechen.
Nun gut, ich denke, Du und die anderen Koryphäen des Betriebes haben kaum ein Millimeter meine Arbeiten verstanden. Macht nichts. Zeigt nur, wo ich stehe.
Nach einer Fettecke, die für das Nonplusultra gehalten wird, ein Gemälde zu malen, das soll erst einmal jemand nachmachen. Alle Künstler Gelsenkirchens stehen noch vor der Erkenntnis der Fettecke. Behaupte, ich stehe jenseits dieses Fettecken-Filz-Wendepunktes in der abendländischen Kunst. Schade, dass diese Optik befremdet.
Gehe jetzt ins Bett und wehre mich dagegen, frustriert zu sein.
Ich bin im Detail nicht ungerecht. Claudia Lükes Projekt, das ich sowieso nur halb verstanden habe, fand ich sehr imaginativ.wirst auch du dir oder deinen Arbeiten nicht andichten wollen.
Heinz, wenn es bei Dir nicht weitergeht, kommst Du immer auf meine persönliche Arbeit zu sprechen.
Nun gut, ich denke, Du und die anderen Koryphäen des Betriebes haben kaum ein Millimeter meine Arbeiten verstanden. Macht nichts. Zeigt nur, wo ich stehe.
Nach einer Fettecke, die für das Nonplusultra gehalten wird, ein Gemälde zu malen, das soll erst einmal jemand nachmachen. Alle Künstler Gelsenkirchens stehen noch vor der Erkenntnis der Fettecke. Behaupte, ich stehe jenseits dieses Fettecken-Filz-Wendepunktes in der abendländischen Kunst. Schade, dass diese Optik befremdet.
Gehe jetzt ins Bett und wehre mich dagegen, frustriert zu sein.
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Ja? ich dachte ich erinnere dich nur daran, dass auch du die W - Antworten nicht hast.rabe489 hat geschrieben:Heinz, wenn es bei Dir nicht weitergeht, kommst Du immer auf meine persönliche Arbeit zu sprechen.
Aber wenn du die Antworten in deinen Arbeiten versteckt hast, umso besser.
Vorsorglich halte ich es aber für eine Anmaßung.
Vorne? Oben?Nun gut, ich denke, Du und die anderen Koryphäen des Betriebes haben kaum ein Millimeter meine Arbeiten verstanden. Macht nichts. Zeigt nur, wo ich stehe.
Nenne mir je eine deiner Arbeiten exemplarisch für woher, wohin, warum - wer bin ich.
Ich werde ernsthaft versuchen die Frage - und die Antwort zu finden.
Die Freien sind Freigesetzte und nicht-aufgenommene vor den verschlossenen Türen des etablierten und vollfinanzierten Kulturbetriebes (zB Baranowski: "Die Einrichtungen auf dem ehemaligen Consolgelände"), fühlen sich wie die, die um Einlass bitten und bei jedem der sich vor der Tür neben sie stellt, ihre Chancen schwinden sehen!
Das mußt du doch verstehen Heinz: per Solidarität bleiben alle arm, per Gnade der Machthaber und Kritiker kann vielleicht aus Pech doch noch spätes Glück werden?
Kann die Enttäuschung nachfühlen, finde den Boykott kurzsichtig und ziemlich niedrig.
Das mußt du doch verstehen Heinz: per Solidarität bleiben alle arm, per Gnade der Machthaber und Kritiker kann vielleicht aus Pech doch noch spätes Glück werden?
Kann die Enttäuschung nachfühlen, finde den Boykott kurzsichtig und ziemlich niedrig.
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Jetzt muss ich aber mal meinen Senf drüber geben.
Was das Verbot betrifft, die Veranstaltung zu filmen, kann ich Heinz nur zustimmen. Die angeführten Gründe waren völlig fadenscheinig. Von den paar Besuchern, deren Recht am eigenen Bild geschützt werden sollte, waren allein vier GG-Leute, eine Person, die bei uns auf dem Sofa gesessen hat und eine weitere Person kenne ich noch aus Schulzeiten. Dazu kommt, dass Herr Grundmann die ganze Zeit über fotografiert hat. Auch uns Besucher. Woran lag’s also? Wie Heinz schon schrieb, wollen sie nicht diese Form von Öffentlichkeit. Die möchten vielmehr die Kontrolle darüber behalten, was über sie veröffentlich wird. Denn im Grunde sind sie alle klassische Berufskreative, die ein ganz anderes, wesentlich strengeres Verhältnis zum Urheberrecht haben, als wir hier in der Regel. Damit fängt’s schon mal an.
@Heinz: Du bist zu früh gegangen. Die guten Sachen kamen in der zweiten Hälfte.
Das Grundkonzept, das Michael Gees gleich zu Beginn als Motto für die gesamte Veranstaltung erläuterte, ist: Künstler sollen ihre Kunst in den Dienst der Gesellschaft stellen. Die Kunst soll sich nützlich machen. Das habe ich an anderer Stelle bereits kritisiert ( http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 5384#35384 ) Aber heute habe ich gemerkt, dass ich es nicht richtig verstanden hatte. Es geht der Baustelle 2010 nicht darum, dass Künstler „Auftrags-Werke“ für einen vorgegebenen Sinn-Kontext erstellen. Denn bei genauer Betrachtung haben die Baustellen-Projekte mit bildender Kunst im klassischen Sinne gar nichts zu tun, oder streifen diese nur am Rande.
Im Vordergrund steht vielmehr die (ebenfalls bereits klassische) Konzeptkunst. Die Baustellen-Leute machen Projektvorschläge, manche etwas platt, andere sehr reizvoll, und dann geht es darum, diese in die Tat umzusetzen und dabei so viele Bürger Gelsenkirchens zu involvieren wie möglich. Der Initiator erfindet nur das Grund-Konzept und gibt seine Idee dann, einer Anleitung gleich, weitestgehend aus der Hand. Eine persönliche Handschrift ist nicht beabsichtigt. Wohl aber, dass viele verschiedene Menschen, auch völlig „kunstfremde“ dadurch motiviert und mobilisiert werden sich künstlerisch auszudrücken oder schlicht Teil eines dynamischen Gesamtkunstwerkes zu sein.
Thema ist dabei immer in irgendeiner Form Gelsenkirchen und der Versuch, Menschen für ihre Heimatstadt zu sensibilisieren. Ein Projekt dreht sich z.B. darum, Klänge in der Stadt zu sammeln und daraus Musik zu mixen. Ein anderes will die Anonymität des Stadtraums aufbrechen, indem ein komplettes Wohnzimmer mitten auf die Bahnhofstraße gestellt wird, mitsamt Telefon, über das man mit Geschichten erzählenden Künstlern telefonieren kann. Die Sache mit der Menschenkette auf der Stadtgrenze ist ja bereits relativ bekannt. Doch Michael Gees plant auch Flash-Mob-Aktionen, wie sie in Großbritannien und den USA für Furore sorgen. Seine Idee: Menschen überall in der Innenstadt fangen plötzlich auf ein geheimes Zeichen an, eine Melodie zu summen. Interessant auch das Projekt „Geben und Nehmen“. Eine Ausstellung mit vielen verschiedenen Gegenständen mit Gelsenkirchen-Bezug, zu der jeder Besucher einen beliebigen Gegenstand mitbringen kann. Dafür darf er sich einen anderen aussuchen und mitnehmen, so dass die Ausstellung sich täglich verändert.
Ich sehe in diesen Projekt-Ideen viele Parallelen zu dem, was wir hier machen. Das Ausloten von Gelsenkirchen, das Betrachten von scheinbar Bekannten unter neuem Blickwinkel, das Motivieren selbstlos beizutragen und sich künstlerisch auszudrücken, das Schaffen von Kontakten etc. … Schlicht: Das Kulturmachen. Was wir mit alten Fotos von der Bude um die Ecke schaffen, will die Baustelle 2010 mit Konzeptkunst erreichen. Ich find’s gut!
Und nun zur Kritik.
Warum ist Heinz schon in der Pause gegangen? Weil diese Veranstaltung wie ihre eigene Parodie wirkte! Weil diese Leute gemessen an ihren Zielen so erschreckend bieder und arriviert sind. Weil sie ziemliche Defizite haben, wenn es darum geht Menschen für ihre Projekte zu begeistern und zu gewinnen. Und weil sie es kaum schaffen, den Verdacht zu entkräften, dass sie das alles nur machen, weil sie halt nun mal Künstler sind und weil es wieder Kulturcent zu holen gibt. Auch ich habe lange Zeit gebraucht, um diesen Eindruck abzuschütteln und zuzuhören, wovon die da erzählen. Sie machen’s einem nicht leicht.
Situation: Eine Reihe von nicht mehr jungen Personen sitzt schweigend auf Stühlen, während einer (sehr leise) spricht. Man gähnt, das Kinn wird in die Hände gestützt. Die Hälfte der Künstler ist zudem gar nicht erschienen. Michael Gees sagt, sie würden „entschuldigt fehlen“. Sein Moderationsstil lässt die Veranstaltung in weiten Teilen wie Vereinsmeierei wirken. Eine obskure Mischung aus Schulstunde und Selbsthilfegruppe. Die Projekte werden nicht wirklich präsentiert, sondern eher erklärt, immer streng nach der Tagesordnung, gefolgt von der Frage ob es noch Verständnis-Probleme gäbe. Dann stellt sich eine Künstlerin vorne hin und erzählt, dass sie 60 000 Menschen auf die Stadtgrenze Gelsenkirchens stellen will. Aber so wie sie das vorträgt, würde man ihr nicht zutrauen, auch nur 10 zu mobilisieren. Keine Power. Auch das Konzept Bäumchen in Kinderwägelchen zu pflanzen wirkt vor allem aufgrund des tranigen Vortrags völlig albern. Am ehesten versteht es noch Julian Rybarski, seine Projekte vorzustellen, aber über gutes Referats-Niveau kommt auch er letztlich nicht hinaus. (Oder will nicht?) Als Rabe eine kritische Frage nach dem Sinn des Ganzen stellt, schreibt Gesprächsleiter Gees sie sich auf, um später auf sie einzugehen. Macht er dann auch zuverlässig, aber nur um noch mal das Konzept der Gruppe zu referieren. Man ist sich seiner Sache sicher. Man ist ja schließlich Künstler und schon lange im Geschäft.
Dass sie anders könnten, wenn sie denn wollten (oder Lust hätten), wird deutlich als Gees seine Idee mit der gesummten Melodie demonstriert. Alle Anwesenden sollen mitsummen. Das funktioniert überraschend gut und es entsteht ein kurzer magischer Moment. Als Steinkreis das filmen will, bekommt auch er eine Absage.
Ach ja, auf dem kleinen Tischchen dahinten liegen die Listen, in die man sich für die Projekte eintragen soll …
Fazit:
Die haben teilweise wirklich schöne Ideen, die ich sofort unterstützen würde. Ich hab mich auch eingetragen. Doch wenn das derart unkünstlerisch und uninspiriert über die Bühne gehen soll, überlege ich mir das noch mal. Leidenschaft? Energie? Waren nicht anwesend. Wohl aber unerschütterliche Ernsthaftigkeit und bisweilen ein beseelter Gesichtsausdruck. Schade. Hier ist großes Potential, aber es traut sich noch nicht aus dem Loch.
Was das Verbot betrifft, die Veranstaltung zu filmen, kann ich Heinz nur zustimmen. Die angeführten Gründe waren völlig fadenscheinig. Von den paar Besuchern, deren Recht am eigenen Bild geschützt werden sollte, waren allein vier GG-Leute, eine Person, die bei uns auf dem Sofa gesessen hat und eine weitere Person kenne ich noch aus Schulzeiten. Dazu kommt, dass Herr Grundmann die ganze Zeit über fotografiert hat. Auch uns Besucher. Woran lag’s also? Wie Heinz schon schrieb, wollen sie nicht diese Form von Öffentlichkeit. Die möchten vielmehr die Kontrolle darüber behalten, was über sie veröffentlich wird. Denn im Grunde sind sie alle klassische Berufskreative, die ein ganz anderes, wesentlich strengeres Verhältnis zum Urheberrecht haben, als wir hier in der Regel. Damit fängt’s schon mal an.
@Heinz: Du bist zu früh gegangen. Die guten Sachen kamen in der zweiten Hälfte.
Das Grundkonzept, das Michael Gees gleich zu Beginn als Motto für die gesamte Veranstaltung erläuterte, ist: Künstler sollen ihre Kunst in den Dienst der Gesellschaft stellen. Die Kunst soll sich nützlich machen. Das habe ich an anderer Stelle bereits kritisiert ( http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 5384#35384 ) Aber heute habe ich gemerkt, dass ich es nicht richtig verstanden hatte. Es geht der Baustelle 2010 nicht darum, dass Künstler „Auftrags-Werke“ für einen vorgegebenen Sinn-Kontext erstellen. Denn bei genauer Betrachtung haben die Baustellen-Projekte mit bildender Kunst im klassischen Sinne gar nichts zu tun, oder streifen diese nur am Rande.
Im Vordergrund steht vielmehr die (ebenfalls bereits klassische) Konzeptkunst. Die Baustellen-Leute machen Projektvorschläge, manche etwas platt, andere sehr reizvoll, und dann geht es darum, diese in die Tat umzusetzen und dabei so viele Bürger Gelsenkirchens zu involvieren wie möglich. Der Initiator erfindet nur das Grund-Konzept und gibt seine Idee dann, einer Anleitung gleich, weitestgehend aus der Hand. Eine persönliche Handschrift ist nicht beabsichtigt. Wohl aber, dass viele verschiedene Menschen, auch völlig „kunstfremde“ dadurch motiviert und mobilisiert werden sich künstlerisch auszudrücken oder schlicht Teil eines dynamischen Gesamtkunstwerkes zu sein.
Thema ist dabei immer in irgendeiner Form Gelsenkirchen und der Versuch, Menschen für ihre Heimatstadt zu sensibilisieren. Ein Projekt dreht sich z.B. darum, Klänge in der Stadt zu sammeln und daraus Musik zu mixen. Ein anderes will die Anonymität des Stadtraums aufbrechen, indem ein komplettes Wohnzimmer mitten auf die Bahnhofstraße gestellt wird, mitsamt Telefon, über das man mit Geschichten erzählenden Künstlern telefonieren kann. Die Sache mit der Menschenkette auf der Stadtgrenze ist ja bereits relativ bekannt. Doch Michael Gees plant auch Flash-Mob-Aktionen, wie sie in Großbritannien und den USA für Furore sorgen. Seine Idee: Menschen überall in der Innenstadt fangen plötzlich auf ein geheimes Zeichen an, eine Melodie zu summen. Interessant auch das Projekt „Geben und Nehmen“. Eine Ausstellung mit vielen verschiedenen Gegenständen mit Gelsenkirchen-Bezug, zu der jeder Besucher einen beliebigen Gegenstand mitbringen kann. Dafür darf er sich einen anderen aussuchen und mitnehmen, so dass die Ausstellung sich täglich verändert.
Ich sehe in diesen Projekt-Ideen viele Parallelen zu dem, was wir hier machen. Das Ausloten von Gelsenkirchen, das Betrachten von scheinbar Bekannten unter neuem Blickwinkel, das Motivieren selbstlos beizutragen und sich künstlerisch auszudrücken, das Schaffen von Kontakten etc. … Schlicht: Das Kulturmachen. Was wir mit alten Fotos von der Bude um die Ecke schaffen, will die Baustelle 2010 mit Konzeptkunst erreichen. Ich find’s gut!
Und nun zur Kritik.
Warum ist Heinz schon in der Pause gegangen? Weil diese Veranstaltung wie ihre eigene Parodie wirkte! Weil diese Leute gemessen an ihren Zielen so erschreckend bieder und arriviert sind. Weil sie ziemliche Defizite haben, wenn es darum geht Menschen für ihre Projekte zu begeistern und zu gewinnen. Und weil sie es kaum schaffen, den Verdacht zu entkräften, dass sie das alles nur machen, weil sie halt nun mal Künstler sind und weil es wieder Kulturcent zu holen gibt. Auch ich habe lange Zeit gebraucht, um diesen Eindruck abzuschütteln und zuzuhören, wovon die da erzählen. Sie machen’s einem nicht leicht.
Situation: Eine Reihe von nicht mehr jungen Personen sitzt schweigend auf Stühlen, während einer (sehr leise) spricht. Man gähnt, das Kinn wird in die Hände gestützt. Die Hälfte der Künstler ist zudem gar nicht erschienen. Michael Gees sagt, sie würden „entschuldigt fehlen“. Sein Moderationsstil lässt die Veranstaltung in weiten Teilen wie Vereinsmeierei wirken. Eine obskure Mischung aus Schulstunde und Selbsthilfegruppe. Die Projekte werden nicht wirklich präsentiert, sondern eher erklärt, immer streng nach der Tagesordnung, gefolgt von der Frage ob es noch Verständnis-Probleme gäbe. Dann stellt sich eine Künstlerin vorne hin und erzählt, dass sie 60 000 Menschen auf die Stadtgrenze Gelsenkirchens stellen will. Aber so wie sie das vorträgt, würde man ihr nicht zutrauen, auch nur 10 zu mobilisieren. Keine Power. Auch das Konzept Bäumchen in Kinderwägelchen zu pflanzen wirkt vor allem aufgrund des tranigen Vortrags völlig albern. Am ehesten versteht es noch Julian Rybarski, seine Projekte vorzustellen, aber über gutes Referats-Niveau kommt auch er letztlich nicht hinaus. (Oder will nicht?) Als Rabe eine kritische Frage nach dem Sinn des Ganzen stellt, schreibt Gesprächsleiter Gees sie sich auf, um später auf sie einzugehen. Macht er dann auch zuverlässig, aber nur um noch mal das Konzept der Gruppe zu referieren. Man ist sich seiner Sache sicher. Man ist ja schließlich Künstler und schon lange im Geschäft.
Dass sie anders könnten, wenn sie denn wollten (oder Lust hätten), wird deutlich als Gees seine Idee mit der gesummten Melodie demonstriert. Alle Anwesenden sollen mitsummen. Das funktioniert überraschend gut und es entsteht ein kurzer magischer Moment. Als Steinkreis das filmen will, bekommt auch er eine Absage.
Ach ja, auf dem kleinen Tischchen dahinten liegen die Listen, in die man sich für die Projekte eintragen soll …
Fazit:
Die haben teilweise wirklich schöne Ideen, die ich sofort unterstützen würde. Ich hab mich auch eingetragen. Doch wenn das derart unkünstlerisch und uninspiriert über die Bühne gehen soll, überlege ich mir das noch mal. Leidenschaft? Energie? Waren nicht anwesend. Wohl aber unerschütterliche Ernsthaftigkeit und bisweilen ein beseelter Gesichtsausdruck. Schade. Hier ist großes Potential, aber es traut sich noch nicht aus dem Loch.
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Heinz möchte provozieren und schreibt:
Lange vor Immendorf z. B. der Künstleraffe - der mir bei dem gestrigen Abend stark zu Bewußtsein kam:
J.K.:Caput 1986, 60x50cm, aus einem Triptychon)
Wenn die großen Fragen von mir eindeutig beantwortet wären, brauchte sich Heinz nicht mehr zu kümmern. Ob die Bilder sprechen, hängt ja nicht nur von mir ab. Es hängt auch von der Beschaffenheit des Bauchnabels des Betrachters ab. Allerdings bleibt eins für jeden einsichtig: Die Malerei vom Kramer-Typen kümmert sich um diese Fragen. Wer davon nicht ausgeht, wird keinen Zugang zu der Malerei dieses Typen finden.Nenne mir je eine deiner Arbeiten exemplarisch für woher, wohin, warum - wer bin ich.
Lange vor Immendorf z. B. der Künstleraffe - der mir bei dem gestrigen Abend stark zu Bewußtsein kam:
J.K.:Caput 1986, 60x50cm, aus einem Triptychon)