Minchen hat geschrieben:Mann, Mann, Mann, zuhause hört mir keiner zu, und hier liest keiner, was ich schreibe. Es ist ganz schön frustrierend.
Zunächst sag ich dir mal was ich von deinem letzten post verstanden habe.
In deinem post zeigst du auf, dass z.B. viele Muslime nicht so frei sind wie „wir“.
Du weist darauf hin, dass es für Muslime nicht selbstverständlich ist, vorhandene Möglichkeiten uneingeschränkt zu nutzen.
Dir liegt daran, vorhanden Parallelgesellschaften aufuzeigen in denen Muslime sich unfreier bewegen als „wir“ ursprünglich annehmen.
Du glaubst, „wir“ wären freier und belegst das mit Beispielen deiner Arbeitskolleginnen.
Das alles habe ich aus aus deinem posting herausgelesen, auf ein „paar Kleinigkeiten“ mag ich nu nicht eingehen.
Vielmehr steht für mich der Satz im Mittelpunkt:
Aber ich glaube das nicht.
Du glaubst also nicht, dass „diese Bevölkerungsgruppe“, hier: Muslime, so frei sind wie wir.
Du argumentierst mit der Parallelgesellschaft der Muslime und ich kenne genug Vorurteile, dass ich also in der Lage bin den Begriff „Parallelgesellschaft“ mit Fleisch zu füllen. Gehen wir mal davon aus das wir Ähnliches analysieren, dann bewegt sich ein Grossteil der Muslime innerhalb dieser Parallelgesellschaft in ziemlicher Unfreiheit, gemessen an den Standards des christlich-westlichen Abendlandes.
Ich kenne allerdings noch eine andere Parallelgesellschaft.
Diese andere Parallelgesellschaft ist geprägt von Stereotypen.
In dieser Parallelgesellschaft werden Stigmatisierung und Diskriminierung als soziale Repressiva eingesetzt, um produzierte Stereotype durchzusetzen.
Im Beispiel „Werbung“ wird die femininen Stereotypen: „Madonna“ (austauschbar durch Rhianna, Miley Cyrus etc. etc.), „Heidi Klum“ oder allgemein gehalten: „Karrierefrauen“ produziert.
Produziert werden diese femininen Stereotypen fortan in der Werbung. Produziert im Alltag.
Konfrontiert wirst du mit diesen Stereotypen in der Schule. Im Beruf.
Im Freundes- und Bekanntenkreis.
Im TV.
In Spielfilmen. In Dokumentationen. Im Kino.
In Zeitungen. In Magazinen. Auf Werbeflächen.
Du begegnest sowohl billigen als auch teuren Kopien dieser Stereotypen auf der Straße.
Du begegnest ihnen im Bus. Beim Bäcker. Im Schwimmbad.
Beim Einkauf bemerkst du, dass ein Grosstteil der angebotenen Produkte auf das Stereotyp zugeschnitten sind. In der Sparte Bekleidung. In der Sparte Kosmetik. In der Sparte Ernährung.
Wie durch „Die Welle“ wird deine Individualität von diesen produzierten Stereotypen erfasst.
Wer nicht gegen den Strom schwimmt, der lässt sich stereotypisch (mit)treiben.
Und nun Minchen, bitte sag mir wie frei wir im christlich-westlichen Abendland sind, unsere Individualität zu erhalten bzw. zu entwickeln?
Aus Interesse an islamischen Gemeinschaften habe ich diesen thread angefangen zu lesen.
Mir wird immer mehr bewusst, dass ich, je weiter ich mich in diesem thread bewege, ich mehr über unser christlich-westliches Denken in Gelsenkirchen erfahre denn über islamische Gemeinschaften.
Wer sich nicht bewegt, der spürt auch seine Fesseln nicht. Muslime wie Christen. Die Freiheit hat viele Gesichter. Die Unfreiheit auch. Und diese Freiheiten sind ebenso schnell produziert wie die zugehörigen Unfreiheiten. Im islamischen Morgenland wie im christlichen Abendland.
Stereotype – Stigmatisierung – Diskriminierung gehen stets einher mit ...