Islamische Gemeinschaften in Gelsenkirchen

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von waldbröl
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Beitrag von von waldbröl »

Minchen hat geschrieben:Ob diese Leute aus dem Video nun als Durchschnittsmuslime durchgehen?

Drei Beispiele aus meinem Alltagserleben:
Mein Kind lädt ein muslimisches Mädchen aus dem Kindergarten zum Kindergeburtstag ein. Nachdem sich die Mutter im Gegensatz zu allen anderen nicht gemeldet hat, frage ich sie persönlich im Beisein ihrer Freundinnen, ob das Kind denn nun kommt. Sie druckst herum und sagt schließlich, sie würde anrufen. Was sie nicht getan hat.

Meine Freundin erzählt mir, sie und ihr Mann hätten eine türkische Bekannte auf der Straße begrüßt, wie wir das üblicherweise machen: per Umarmung. Die Frau war sehr erschrocken und sagte, sie hoffte, niemand hätte sie gesehen.

Meine Putzfrau trägt weder Kopftuch noch Rock, hält aber während des Putzens die Gebetszeiten ein.
Hallo Minchen, nur mal so nebenbei gefragt. Du wurdest im Februar 95 Jahre alt und hast ein Kind im Kindergarten? Bist du ein biologisches Wunder? Solltest dich mal an das Guinnes Buch der Rekorde wenden. :wink:

Wolle

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Lieber Wolle, das hast Du falsch verstanden, bzw. ich habe ein bisschen geschwindelt, gezwungenermaßen. Denn ich bin gar nicht 95. Tatsächlich bin ich älter. :D

Bei der Anmeldung hier habe ich versucht, mein wahres Alter anzugeben. Das Forum wollte das aber nicht akzeptieren. Klarer Fall von Altersdiskriminierung! Ich habe mich schließlich herangetastet und wurde also 90.

Was ist nun also das Geheimnis meiner Jugend? Ich will's Dir verraten, so unter uns: ein weitgehend vergessenes Werk namens "Die fünf Tibeter". Viele Leute haben es als esoterischen Blödsinn abgetan, aber es funktioniert tatsächlich! Und seit ich meine Ernährung auf Kefir aus einem geheimen Tal in Kaschmir umgestellt habe, wollen sie mir manchmal am Kindergarten die Kleinen nicht aushändigen. Kein Wunder, wenn man aussieht wie die jüngere Schwester! Und das mit dem Kefir klingt auch teurer, als es ist: es handelt sich um meine ausschließliche Nahrung.

Und noch eins, wo wir unter uns sind: viele Leute glauben ja mittlerweile, dass Rotthausen von Karlheinz Rabas gegründet wurde. Das stimmt aber nicht. Das war ich. 8)
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Marion67 hat geschrieben:
Minchen hat geschrieben:Musste erstmal nachschauen, ob der Begriff von mir stammte. Tut er nicht.
Also Otto Normalmuslim? Lieschen Muslim?

Einen Durchschnitt von 100% habe ich zumindest über die Jahre ermittelt: 100% aller Türken, die mit Türken liiert sind, geben ihren Kindern einen türkischen/arabischen Namen. Sind die sich also alle einig, dass diese Namen die schönsten und ein deutscher/internationaler Name absolut indiskutabel ist? Ich glaube nicht. Ich glaube eher, das ist ein Teil des sozialen Drucks, dem sie ausgesetzt sind. Sie trauen sich schlichtweg nicht, weil sie dann vor der Familie und Nachbarn komisch dastehen würden.
Und dieser Druck scheint stärker zu sein als die Angst vor Diskrimierung. Denn mit einem deutschen Namen kriegt man nunmal leichter eine Wohnung, einen Arbeitsplatz etc.

Meine Überlegungen.
Nun, das mag wohl so sein, aber was ist dann mit der "Schakira, Schantalle und Schakeline; Nachname , bitte beliebig kombinieren mit: Kowalski, Müller....Koslowski...usw..."

Mir ist ein türkischer, arabischer Name nicht mehr fremd.

Aber oben genannte Kombi, sorry, löst bei mir einen Lachreiz aus...und nicht nur bei mir...

Authentisch sollte ein Name klingen, und warum, sollten Menschen, türkischer, arabischer Herkunft, ihren Kindern deutsche Namen geben?

Oder habe ich gerade etwas falsch verstanden?

Das Problem war, ist und bleibt die Akzeptanz, auf allen Seiten...keiner kann den anderen einfach Sein lassen, das finde ich sehr schade...

Liebe Grüße

Marion
Tja, warum sollten Menschen türkischer, arabischer Herkunft ihren Kindern deutsche Namen geben?
Das Problem war, ist und bleibt die Akzeptanz, auf allen Seiten...


Tja, warum machen es alle anderen? Was ist denn mit den Polen, z.B.? Nennen sie ihre Kinder, die hier geboren sind, Zbigniew oder Malgorzata? Das Problem ist die Akzeptanz: diese Leute wollen dazugehören. Die Chinesen, die ich kenne und die selbst im Erwachsenenalter nach Deutschland eingewandert sind, haben nicht nur ihren Kindern deutsche Namen gegeben, sondern auch sich selbst. Sie wollen dazugehören.
Sicher, ein türkischer oder arabischer Name ist uns nicht mehr fremd. Shakira ist da ein schönes Beispiel, denn es ist ein arabischer Name. Tatsächlich kenne ich deutsche Kinder, die Shakira, Aleyna oder Sibel heißen. Wir sind da aufgeschlossen. Umgekehrt kenne ich kein türkisches Kind namens Anna, keinen kleinen Türken namens Leon.
Ich sehe auch keine Türken oder Araber in deutschen Restaurants sitzen, nicht beim Spanier, nicht beim Thailänder, nicht beim Chinesen. Aber sehr viele Deutsche beim Döner-Imbiss.

Meine Überlegungen.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Troy
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Beitrag von Troy »

Namen sind ein Bestandteil der Identität.
Wer sich dessen nicht bewusst ist, bringt vielleicht Menschen und Sachverhalte ganz schön ins Schleudern.

Und zum internationalen Gebrauch von Namen:
[Ironie]Es gibt die tollsten deutschen Namen weltweit.
Anton z.B. typisch deutsch, wetten?
Oder Maria. Sogar für Männer und Frauen einsetzbar.
Oder auch ein schöner christlicher und deutscher Name: Elisabeth. Sogar heilig.
Und Anna erst, typisch christlich und deutsch.
Genauso wie Leon.
...to be continued...[/Ironie]

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Ich meine mit einem deutschen Namen selbstverständlich einen Namen, der in Deutschland gebräuchlich ist. Dass unsere Vornamen aus den verschiedensten Quellen kommen, ist dabei klar.
Im Kindergarten sind z.B. ein kleiner Hamza und ein kleiner Leon. Beide Namen bedeuten Löwe. Soviel zur Identität.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Troy
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Beitrag von Troy »

Wenn aktuell ein Angehöriger einer islamischen Glaubensgemeinschaft in GE (und darum geht es ja hier im Fred) auf einmal im Personalausweis (deutsch) nach der Einbürgerung (Deutschland) Karl-Heinz Müller stehen hat, was ist dann gewonnen?
Und allen Ernstes lässt sich kaum voraussagen, dass die Babys "Marcel" und "Leonie" Özdemir, 2014 geboren, zwanzig Jahre später einer besseren Gesellschaft angehören werden, nur weil ihre Eltern sich einem vermeintlich überlegten und vermeintlich selbstverständlichen Anspruch Dritter gebeugt haben.

Also: Cui bono?

Dass Namen aus ideologischen bzw. politischen Gründen (vorausahnend oder unter Zwang) umgeschrieben werden, das hatten wir hier schon mal, auch in GE.
Das darf in unserer Gesellschaft nicht noch mal salonfähig gemacht werden.
Auch nicht im "Habichdochnichtsogemeint"-Modus.

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Marion67
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Beitrag von Marion67 »

Minchen hat geschrieben:
Marion67 hat geschrieben:
Minchen hat geschrieben:Musste erstmal nachschauen, ob der Begriff von mir stammte. Tut er nicht.
Also Otto Normalmuslim? Lieschen Muslim?

Einen Durchschnitt von 100% habe ich zumindest über die Jahre ermittelt: 100% aller Türken, die mit Türken liiert sind, geben ihren Kindern einen türkischen/arabischen Namen. Sind die sich also alle einig, dass diese Namen die schönsten und ein deutscher/internationaler Name absolut indiskutabel ist? Ich glaube nicht. Ich glaube eher, das ist ein Teil des sozialen Drucks, dem sie ausgesetzt sind. Sie trauen sich schlichtweg nicht, weil sie dann vor der Familie und Nachbarn komisch dastehen würden.
Und dieser Druck scheint stärker zu sein als die Angst vor Diskrimierung. Denn mit einem deutschen Namen kriegt man nunmal leichter eine Wohnung, einen Arbeitsplatz etc.

Meine Überlegungen.
Nun, das mag wohl so sein, aber was ist dann mit der "Schakira, Schantalle und Schakeline; Nachname , bitte beliebig kombinieren mit: Kowalski, Müller....Koslowski...usw..."

Mir ist ein türkischer, arabischer Name nicht mehr fremd.

Aber oben genannte Kombi, sorry, löst bei mir einen Lachreiz aus...und nicht nur bei mir...

Authentisch sollte ein Name klingen, und warum, sollten Menschen, türkischer, arabischer Herkunft, ihren Kindern deutsche Namen geben?

Oder habe ich gerade etwas falsch verstanden?

Das Problem war, ist und bleibt die Akzeptanz, auf allen Seiten...keiner kann den anderen einfach Sein lassen, das finde ich sehr schade...

Liebe Grüße

Marion
Tja, warum sollten Menschen türkischer, arabischer Herkunft ihren Kindern deutsche Namen geben?
Das Problem war, ist und bleibt die Akzeptanz, auf allen Seiten...


Tja, warum machen es alle anderen? Was ist denn mit den Polen, z.B.? Nennen sie ihre Kinder, die hier geboren sind, Zbigniew oder Malgorzata? Das Problem ist die Akzeptanz: diese Leute wollen dazugehören. Die Chinesen, die ich kenne und die selbst im Erwachsenenalter nach Deutschland eingewandert sind, haben nicht nur ihren Kindern deutsche Namen gegeben, sondern auch sich selbst. Sie wollen dazugehören.
Sicher, ein türkischer oder arabischer Name ist uns nicht mehr fremd. Shakira ist da ein schönes Beispiel, denn es ist ein arabischer Name. Tatsächlich kenne ich deutsche Kinder, die Shakira, Aleyna oder Sibel heißen. Wir sind da aufgeschlossen. Umgekehrt kenne ich kein türkisches Kind namens Anna, keinen kleinen Türken namens Leon.
Ich sehe auch keine Türken oder Araber in deutschen Restaurants sitzen, nicht beim Spanier, nicht beim Thailänder, nicht beim Chinesen. Aber sehr viele Deutsche beim Döner-Imbiss.

Meine Überlegungen.

Ich weiß ja nicht wo Du so essen gehst, aber ich kann jetzt nicht feststellen, beim Essen nur Deutschen zu begegnen, und auch hast Du feine Namensbeispiele gefunden...ich würde mal davon ausgehen, dass manche Eltern vielleicht möchten, dass der Name ihres Kindes auch zu verstehen ist, ohne dass man ihn fünf mal buchstabieren muss...wenn man denn kann, im Übrigen kann ich Deinem Post nicht zustimmen und wage es sogar, zu bezweifeln, was Du schreibst.

Ich meine den Teil, dass Menschen, ihre Herkunft "verschleiern" möchten, indem sie ihren Namen ändern...scusa, gerade bei Asiaten dürfte das schwer in die Hose gehen...

Was die "Shakira" angeht, ich bitte Dich...Du weißt doch genau, was ich mit diesem Beispiel meinte, diesem Kind, wurde gewiss kein Gefallen damit getan, und warum nicht???

Ich habe meinem Kind einen "ganz normalen" Namen gegeben, ich stehe nicht so darauf, dass man anhand des Namens meines Kindes errät, welche Musik ich höre, oder was ich als Kind gerne im TV geschaut habe...also schied Pumuckl und Falco schon mal aus ;-))


Im Ernst, Anna wird wohl kein türkisches Mädchen heißen weil es Anne (ich habe keine Ahnung, ob es so geschrieben wird) zu ähnlich ist, denke ich mal...

Und ich sage und frage jetzt nochmal, warum sollten Menschen, anderer Herkunft, ihren Kindern deutsche Namen geben?

Wenn sie das möchten, völlig in Ordnung, und wenn nicht, auch völlig in Ordnung!

In keinem Land der Welt, würde ich meinen Namen ändern, nur, um mich besser integrieren zu können, das wäre dann doch zu einfach, oder?

"Wir sind die Borg...." oder wie?

Mir machen diese Kriege um Religion eine scheiß große Angst und ich finde, man muss die nicht im Kleinen führen und antreiben, indem man damit argumentiert, dass manche Menschen sich schlicht nicht einfügen wollen...zb Namensgebung und so...ich esse übrigens auch nicht alles...

Ich sagte es schon mal, Akzeptanz ist das Problem, auf allen Seiten....und damit möchte ich nichts verharmlosen, das ginge auch gar nicht...

Liebe Grüße

Marion

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Mann, Mann, Mann, zuhause hört mir keiner zu, und hier liest keiner, was ich schreibe. Es ist ganz schön frustrierend. :(

Meine Argumentation zielte eigentlich darauf zu zeigen, dass unsere türkischen, arabischen bzw. muslimischen Mitbürger nicht so frei sind wie "wir".
Dass es für sie nicht selbstverständlich ist, aus allen vorhandenen Möglichkeiten auszuwählen, sondern dass sie da eingeschränkt sind.

Und dass ich glaube, dass sie einem großen sozialen Druck ausgesetzt sind, den wir einfach nicht sehen.

Meine Beispiele waren die Namensgebung und Restaurantbesuche, weil mir das spontan eingefallen ist. Ich wollte nicht über die Lächerlichkeit des Namens Shakira diskutieren. Und auch nicht über den Vornamen Anna im Allgemeinen oder Besonderen. Ich meine auch nicht, dass Chinesen ihre Herkunft verschleiern wollen.

Sondern ich meine die Parallelgesellschaft. Wir gehen einfach davon aus, dass diese Bevölkerungsgruppe so frei ist wie wir. Aber ich glaube das nicht.

Noch ein paar Beispiele, die mir einfallen:
Mein Arbeitskollege nimmt seinen gesamten Jahresurlaub, jeden einzelnen Tag, und fährt in das Dorf, wo die Oma wohnt. Es liegt sehr zentral, auf halbem Weg zwischen Schwarzem und Mittelmeer. Ist dieses Dorf nun das schönste Dorf der Welt, das Traumziel schlechthin? Hat er einfach kein Interesse an Mallorca oder Ostfriesland oder den türkischen Urlaubsgebieten?
Meine Arbeitskollegin, über 30 und mit abgeschlossenem Studium, erzählt mir, dass ihre Eltern nicht erlauben, dass sie sich eine eigene Wohnung sucht. Sie ist schließlich mit einer Freundin zusammengezogen, das war dann okay. Möchte sie nur ihre Eltern nicht enttäuschen, oder würden die Eltern vielleicht vor der gesamten Verwandtschaft und Nachbarschaft als Versager dastehen?
Eine andere Arbeitskollegin feiert ihre Hochzeit mit allen Leuten, die sie auch nur entfernt kennt.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Rüdiger Georg
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Beitrag von Rüdiger Georg »

Minchen hat geschrieben:Mann, Mann, Mann, zuhause hört mir keiner zu, und hier liest keiner, was ich schreibe. Es ist ganz schön frustrierend. :(
Zunächst sag ich dir mal was ich von deinem letzten post verstanden habe.
In deinem post zeigst du auf, dass z.B. viele Muslime nicht so frei sind wie „wir“.
Du weist darauf hin, dass es für Muslime nicht selbstverständlich ist, vorhandene Möglichkeiten uneingeschränkt zu nutzen.
Dir liegt daran, vorhanden Parallelgesellschaften aufuzeigen in denen Muslime sich unfreier bewegen als „wir“ ursprünglich annehmen.
Du glaubst, „wir“ wären freier und belegst das mit Beispielen deiner Arbeitskolleginnen.

Das alles habe ich aus aus deinem posting herausgelesen, auf ein „paar Kleinigkeiten“ mag ich nu nicht eingehen.

Vielmehr steht für mich der Satz im Mittelpunkt: Aber ich glaube das nicht.

Du glaubst also nicht, dass „diese Bevölkerungsgruppe“, hier: Muslime, so frei sind wie wir.
Du argumentierst mit der Parallelgesellschaft der Muslime und ich kenne genug Vorurteile, dass ich also in der Lage bin den Begriff „Parallelgesellschaft“ mit Fleisch zu füllen. Gehen wir mal davon aus das wir Ähnliches analysieren, dann bewegt sich ein Grossteil der Muslime innerhalb dieser Parallelgesellschaft in ziemlicher Unfreiheit, gemessen an den Standards des christlich-westlichen Abendlandes.

Ich kenne allerdings noch eine andere Parallelgesellschaft.
Diese andere Parallelgesellschaft ist geprägt von Stereotypen.
In dieser Parallelgesellschaft werden Stigmatisierung und Diskriminierung als soziale Repressiva eingesetzt, um produzierte Stereotype durchzusetzen.

Im Beispiel „Werbung“ wird die femininen Stereotypen: „Madonna“ (austauschbar durch Rhianna, Miley Cyrus etc. etc.), „Heidi Klum“ oder allgemein gehalten: „Karrierefrauen“ produziert.
Produziert werden diese femininen Stereotypen fortan in der Werbung. Produziert im Alltag.
Konfrontiert wirst du mit diesen Stereotypen in der Schule. Im Beruf.
Im Freundes- und Bekanntenkreis.
Im TV.
In Spielfilmen. In Dokumentationen. Im Kino.
In Zeitungen. In Magazinen. Auf Werbeflächen.
Du begegnest sowohl billigen als auch teuren Kopien dieser Stereotypen auf der Straße.
Du begegnest ihnen im Bus. Beim Bäcker. Im Schwimmbad.
Beim Einkauf bemerkst du, dass ein Grosstteil der angebotenen Produkte auf das Stereotyp zugeschnitten sind. In der Sparte Bekleidung. In der Sparte Kosmetik. In der Sparte Ernährung.
Wie durch „Die Welle“ wird deine Individualität von diesen produzierten Stereotypen erfasst.
Wer nicht gegen den Strom schwimmt, der lässt sich stereotypisch (mit)treiben.
Und nun Minchen, bitte sag mir wie frei wir im christlich-westlichen Abendland sind, unsere Individualität zu erhalten bzw. zu entwickeln?
Aus Interesse an islamischen Gemeinschaften habe ich diesen thread angefangen zu lesen.
Mir wird immer mehr bewusst, dass ich, je weiter ich mich in diesem thread bewege, ich mehr über unser christlich-westliches Denken in Gelsenkirchen erfahre denn über islamische Gemeinschaften.
Wer sich nicht bewegt, der spürt auch seine Fesseln nicht. Muslime wie Christen. Die Freiheit hat viele Gesichter. Die Unfreiheit auch. Und diese Freiheiten sind ebenso schnell produziert wie die zugehörigen Unfreiheiten. Im islamischen Morgenland wie im christlichen Abendland.
Stereotype – Stigmatisierung – Diskriminierung gehen stets einher mit ...


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revier04
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Beitrag von revier04 »

Minchen hat geschrieben: Meine Argumentation zielte eigentlich darauf zu zeigen, dass unsere türkischen, arabischen bzw. muslimischen Mitbürger nicht so frei sind wie "wir".
Dass es für sie nicht selbstverständlich ist, aus allen vorhandenen Möglichkeiten auszuwählen, sondern dass sie da eingeschränkt sind.

Und dass ich glaube, dass sie einem großen sozialen Druck ausgesetzt sind, den wir einfach nicht sehen.

Möchten die denn so frei sein wie wir? Ist unsere "Freiheit" das Nonplusultra, das von jedem anzutreben ist oder sind wir auf dem Holzweg und die "Unfreien" vlt. auf dem richtigen Weg?

Sind wir nicht auch einem sozialen Druck ausgesetzt, um gewisse Normen des täglichen Lebens zu erfüllen?

Ich kennne einen Türken, der fährt wenn möglich, an die Nordsee Urlaub machen. Er hat dort sogar einen Wohnwagen stehen. In die Türkei zieht in nichts, weil seine Heimat Deutschland ist, sagt er mit heute 64 Jahren. Andersrum treffe ich immer wieder, bei der Ausübung meines Berufs auf türkische Frauen, die kein Wort Deutsch sprechen. Das sind keine Seniorinnen, sondern Frauen mittleren Alters. Aber genauso treffe ich auf türkische Frauen, die einwandfrei Deutsch sprechen. Ob das aber nun alles mit dem Islam zu tun hat oder einfach nur damit, wie man sich hier in Deutschland heimisch fühlt bzw. integriert ist?

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Marion67
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Beitrag von Marion67 »

Ich denke, es sollte schon ein Unterschied gemacht werden, zwischen gesellschaftlichem Druck, dem ich mich Selbst aussetze, oder eben nicht, und dem Druck, dem gläubige Menschen unterliegen, ob freiwillig oder nicht, sei dabei mal dahingestellt.

Ich komme aus einer streng gläubigen katholischen Familie, und ich fand den Druck, den meine Familie auf mich ausüben wollte, überwältigend, aber nur kurz, mit 14 war ich alt genug, um dem Religionsunterricht, der nur aus Druck und schlechtem Gewissen machen bestand, den Rücken zu kehren, ich wählte stattdessen ein anderes Fach, das sich damals "Ethik" nannte...

In diesen Schulstunden haben wir, u.A., "Das Tagebuch der Anne Frank" gelesen, und damals tatsächlich erstmal begriffen, was tatsächlich mit den Juden passiert ist. DAS wurde im Geschichtsunterricht, selbstverständlich behandelt, aber nicht so, als dass wir "Kinder" , das auch hätten begreifen können.

Was ich sagen möchte ist, wir schauen nur von Außen drauf, ich gestehe, ich begreife "den Islam", der gewalttätig ist, der Frauen, durch ihre Familie töten lässt, der es verbietet, dass Frauen denken, nicht!

Wenn eine Frau sein möchte wie Heidi Klum, was ich auch nicht verstehe, wird sie dafür jedenfalls nicht umgebracht, und: es ist ihre eigene Entscheidung...

Andere Muslime sagen, dass der Koran von bedingungsloser Liebe spricht, und diese sich absolut von dieser Gewalt distanzieren...

Nun, das sollten wir, und ich spreche jetzt vom Christentum, das ja auch nicht immer den gewaltfreien Weg gewählt hat, doch kennen!

Es gibt immer Fanatiker, egal worum es geht.

Scheiße ist nur, dass es heute ganz andere Mittel für diese Menschen gibt, um deren Gedanken und Wollen, durchsetzen zu können!

Und, so mal nachgeschoben, außer, dass ich diese ganzen religiösen Kriege verabscheue, kann ich leider auch keinen Beitrag leisten, damit dieser ganze Irrsinn aufhört!

Aber, gesellschaftlichen Druck da hinein zu mischen, finde ich absurd.

Liebe Grüße

Marion

Übrigens wurde ich nicht mit dem Tode bedroht, als ich "meine" Religion aufgab, aber mit Verachtung, auch nicht schlecht für ein vierzehnjähriges Kind...

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brucki
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Beitrag von brucki »

Rüdiger Georg hat geschrieben:
Sehr sehenswert. Sehr wichtige Message!

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Nur kurz, da ich heute nicht so viel Zeit habe, leider:
@ Rüdiger Georg
Ich persönlich empfinde einen solchen Druck nicht, da ich mich von dieser Heidi-Klum-Kultur bewusst fernhalte, soll heißen: ich gucke grundsätzlich keine Fernsehwerbung, keine "Deutschland sucht schon wieder irgendwen aus irgendeinem Grund"-Sendungen, ich lese auch keine Gala, besuche kein Sonnenstudio oder so was. Es gibt in meiner Umgebung auch keinerlei sozialen Druck, das zu tun. Ich weiß nicht, wie Miley Cyrus aussieht, da man sie im Radio schlecht erkennt, weiß aber, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist und habe auch schon eine Geburtsanzeige für eine kleine "Miley" gesehen. :roll:

Aber an einem Rosenmontag vor ein paar Jahren besuchte ich eine Freundin, und deren sechsjährige Tochter hatte sich verkleidet. Ich konnte die Verkleidung nicht deuten und fragte sie also danach, und sie antwortete "als Supermodel". :shock:
Ich war sprachlos.

In diesem Zusammenhang empfehle ich das Buch Living Dolls von Natasha Walter und die Seite Pinkstinks.de.

Langer Rede kurzer Sinn, ich bin weiterhin davon überzeugt, dass man in unserer Gesellschaft lediglich dem Druck ausgesetzt ist, den man selber für sich und seine minderjährigen Kinder zulässt.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

revier04 hat geschrieben:
Minchen hat geschrieben: Meine Argumentation zielte eigentlich darauf zu zeigen, dass unsere türkischen, arabischen bzw. muslimischen Mitbürger nicht so frei sind wie "wir".
Dass es für sie nicht selbstverständlich ist, aus allen vorhandenen Möglichkeiten auszuwählen, sondern dass sie da eingeschränkt sind.

Und dass ich glaube, dass sie einem großen sozialen Druck ausgesetzt sind, den wir einfach nicht sehen.

Möchten die denn so frei sein wie wir? Ist unsere "Freiheit" das Nonplusultra, das von jedem anzutreben ist oder sind wir auf dem Holzweg und die "Unfreien" vlt. auf dem richtigen Weg?

Sind wir nicht auch einem sozialen Druck ausgesetzt, um gewisse Normen des täglichen Lebens zu erfüllen?

...
Keine Ahnung. Möchten die denn so frei sein wie wir? Vielleicht nicht alle, aber vielleicht doch einige. Und trauen sie sich? Kommt wahrscheinlich auf den Preis an, den man zu zahlen hat und zu zahlen bereit ist.
Bei uns ist der Preis gering. Möchte ich vielleicht Buddhistin werden? Oder mir einen Hund zulegen? Kann ich alles machen, interessiert wenige. Meine "Peergroup" (schreibe ich mal, weil mir kein besserer Begriff einfällt), Familie, Freunde, Nachbarn, wird mich nicht schräg angucken.
Kann ich das als Türkin auch?

Bei "uns" sehe ich statt sozialen Drucks eher eine gewisse Beliebigkeit. Ich kann also Buddhistin werden oder mir einen Hund anschaffen oder die Arbeit hinwerfen und Archäologie studieren oder den ganzen Tag meditieren, das interessiert doch im Grunde keinen. Das kann man Freiheit nennen oder Beliebigkeit.
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Beitrag von Minchen »

brucki hat geschrieben:
Rüdiger Georg hat geschrieben:
Sehr sehenswert. Sehr wichtige Message!
Hab versucht, den Film anzugucken, bin aber nur bis zur "Begrüßung" gekommen :roll: .
Es ist furchtbar, wenn Menschen so behandelt werden. Ich kann mir das nicht anschauen. :cry:
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