TheoLessnich hat geschrieben:Es war auf dem Nachhauseweg vom Blasiussegen. Tolpatschig wie ich oft war, hatte ich mich an der Kommunionbank ungeschickt angestellt. Meine Geschwister nahmen mich auf dem Heimweg deswegen auf die Schippe. Da mir das Zeremoniell schon damals im Vorschulalter albern vorkam, und ich dann auch noch verar...t wurde, wallte Zorn hoch; ich ließ mich zu einer den Priester diskriminierenden Bemerkung hinreissen. Prompt kündigte mir meine überfromme Mutter dafür eine Tracht Prügel an, und das in einem Ton, der mich schlimmes ahnen ließ. In meiner Angst suchte ich im Nachbarhaus Zuflucht, wurde aber auf Verlangen meiner Mutter aus dem offenen Fenster direkt in ihre mütterlichen Arme gereicht. So entging ich zu Hause nicht der "Abreibung", die ich bis heute nicht vergessen habe. Lieber erinnere ich mich an die Art Blasiussegen, die mir so manche Sexgespielin hat zukommen lassen.
Mein lieber Theo, ich muss schon sagen, in Verhältnissen aufzuwachsen, die einen kleinen Jungen veranlassen, ins Nachbarhaus zu flüchten, dort aber statt auf erhofftes Asyl auf üblen Verrat und Auslieferung an die Häscher trifft, ist mehr als starker Tobak.
Und dass Dein bewunderswert analytischen Denken schon im Vorschulalter so ausgeprägt war, den Kirchenschnickschnack als solchen bloßzustellen, lässt auf einen absoluten Durchblick in allen Dingen dieser Welt erahnen.
Von einigen Backpfeifen mal abgesehen, von denen einige vielleicht sogar berechtigt waren, habe ich als Kind diese Art der Gewalt nicht kennen gelernt.
Und wenn ich von der Geborgenheit im Glauben spreche, die mir in meinem, stellenweise nicht gerade langweiligen Leben, stets geholfen hat, dann betone ich damit, dass ich das Glück hatte, in einer väterlichen und mütterlichen Kirche aufzuwachsen.
Durch die Menschen, die mich damals geleitet haben, seien es Priester oder Jugendleiter, Nonnen oder Gemeindeschwestern oder die Brüder in der DPSG hatte ich eine - zumindest in der Erinnerung - glückliche Zeit damals.
Und, nebenbei noch erwähnt, der Witz mit dem Wort Blasius-Segen ist so heute noch so geschmacklos wie er es schon in Noahs Arche war.