Elektrifizierung

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udalerich
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Elektrifizierung

Beitrag von udalerich »

Hallo zusammen,

wann begann in Gelsenkirchen eigentlich die Elektrifizierung. Ich erinnere mich, dass in den Wohnungen meiner Großeltern die Leitungen alle, wie sie selbst sagten, nachträglich in Blechröhren über Putz verlegt waren. Eine Großtante hätte sich noch geweigert, den Schalter für 'das Teufelswerk' zu betätigen und weiter ihre Gaslampe verwendet. Noch meine Mutter, Jahrgang 1928; hat als Kind 'Strümpfe' für die Gaslampen gekauft, die wohl sehr zerbrechlich gewesen sein müssen.
Wann gab es wohl in Ückendorf das erste elektrische Licht (zB Siedlung Ottilienau)?

Gruß
Udo

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

In der Siedlung am Volkshaus Rotthausen sind 1925 während der Bauphase noch Rohre für die Gasbeleuchtung installiert worden, die jedoch nicht mehr benutzt wurden. Noch vor dem Bezug der Häuser wurden elektirsche Beleuchtungen eingebaut - Leitungen, zwei Leiter in isolierten Blechrohren.

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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

1947 geboren habe ich noch Gasbeleuchtung erlebt, aber schon in sehr jungen Jahren elektrisches Licht in der Wohnung. Leitungen als Kulerrohr (bestimmt falsch geschrieben) - zwei oder drei Adern, Papier- oder Textil-isoliert im gefalzten Blechmantel aus Alu.

Diese Art der Leitungen gab es noch sehr lange, sie wurden mit einer speziellen Biegezange zu Bögen geformt. Habe ich als 14-jähriger Elektrolehrling noch geübt, bevor sich die heutigen Kunststoffaderleitungen durchsetzten.
Zuletzt geändert von Ego-Uecke am 16.01.2011, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Siehe auch bitte hier :wink: :

Alte Innenbeleuchtungen und Zimmer-Lampen in Gelsenkirchen

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 7422#97422
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trixexpress
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Beitrag von trixexpress »

Ego-Uecke hat geschrieben:1947 gebohren habe ich noch Gasbeleuchtung erlebt...
Wo haste denn damals gebohrt :jg:

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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

Danke Trix, geändert.

trixexpress
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Beitrag von trixexpress »

Gern geschehen, lieber Ego !

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sirboni
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Beitrag von sirboni »

@Ego

Die Leitungen hießen Kuhlorohr (andere Schreibweise Kulorohr, der Erfinder soll wohl Kuhlo geheißen haben; die Quellenlage ist aber unklar). Als Lehrling hab ich auch noch die ersten Schaltungen (auf einem Holzbrett) damit gemacht.

Der Aufbau war (um 1961):

Außenmantel aus gefalztem Alu- oder Zinkblechrohr, verfüllt mit einer weichen, gummiartigen Masse in die 2 oder 3 Adern, zu der Zeit schon mit Kunststoffisolierung, eingebettet waren.

Bögen wurden mit einer speziellen Biegezange gefertigt mit der man das Rohr auf der Falzseite einkerbte und es sich dadurch von allein krümmte. Der Biegeradius ergab sich durch den Abstand der Kerben voneinander. (je enger desto kleiner der Bogen)

Beim Versuch es ohne geeignete Hilfsmittel zu biegen platzte in aller Regel der Falz auf und Alurohr brach gleich komplett durch.
Zuletzt geändert von sirboni am 17.01.2011, 17:16, insgesamt 2-mal geändert.

udalerich
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Beitrag von udalerich »

Benzin-Depot hat geschrieben:Siehe auch bitte hier :wink: :

Alte Innenbeleuchtungen und Zimmer-Lampen in Gelsenkirchen

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 7422#97422
Hallo,

danach hatten ja wohl einzelne 'herrschaftliche Häuser und Villen' schon kurz nach 1900 vereinzelt elektrisches Licht. Die Masse aber wohl tatsächlich erst nach dem II. WK?
Wer hat denn vor 100 Jahren den Strom produziert - gab es da schon ein E-Werk in GE? Wahrscheinlich auch später für die Straßenbahn. Ging der Ausbauplan dann nach Stadtteilen?
Was sich mit so einem Gedanken plötzlich für Fragen auftun ...

Udo

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brucki
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Beitrag von brucki »

E-Werk in Ückendorf:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 6275#26275

und Folgebeiträge! :D

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tulpe
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Beitrag von tulpe »

:P Also in Erle bei unser Omma gab et noch bis inne 50iger Gasbeleuchtung,
obwohl da schon eine Steckdose im Haus vorhanden war. Soweit ich mich erinnere,
verschwanden die Gaslampen erst, als auch die Plumpsklos gegen WCs vonne Zeche
getauscht wurden.
Dann kriegte Omma auch ne Musiktruhe mit 43er TV, und wir mußten uns den "Köttel nich mehr bis zu Hause verkneifen"!
Dat obligatorische Hausschwein und die Jauchegrube gab es auch nich mehr, genau
wie die großen Gemüsegärten, die übrigens mit der Jauche gedüngt wurden.
Es ist das Schicksal des Genies unverstanden zu bleiben.
Aber nicht jeder Unverstandene ist ein Genie.
(R.W. Emerson)

Josel
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Beitrag von Josel »

brucki hat geschrieben:E-Werk in Ückendorf:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 6275#26275

und Folgebeiträge! :D
Darauf wollte ich auch grad verweisen, Brucki, danke!

Hier mal zum Gucken: Strom in Ückendorf anno Tuck (damals wussten viele Buerelter noch gar nicht, was das ist... :wink: 8) )

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 157#125157

J.

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

In der jetzigen Hauptstraße befand sich das E-Kraftwerk der Bogestra, das, wie "Alter Mann" gut beschrieben hat, nebenbei wohl auch einen (kleinen) Teil der Stadt mit Strom versorgt hat.

Siehe auch hier und Folgebeiträge :wink: :


http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 669#180669
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Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

@ udalerich

Das Buch von Cristian Kleinschmidt: Stadtwerke Gelsenkirchen. Vom Regiebetrieb zum modernen Dienstleistungsunternehmen, Essen 1998, gibt hinreichend Auskunft über die Anfänge der Elektrifizierung in Gelsenkirchen.

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

sirboni hat geschrieben:@Ego

Die Leitungen hießen Kuhlorohr (andere Schreibweise Kulorohr, der Erfinder soll wohl Kuhlo geheißen haben; die Quellenlage ist aber unklar). Als Lehrling hab ich auch noch die ersten Schaltungen (auf einem Holzbrett) damit gemacht.

Der Aufbau war (um 1961):

Außenmantel aus gefalztem Alu- oder Zinkblechrohr, verfüllt mit einer weichen, gummiartigen Masse in die 2 oder 3 Adern, zu der Zeit schon mit Kunststoffisolierung, eingebettet waren.

Bögen wurden mit einer speziellen Biegezange gefertigt mit der man das Rohr auf der Falzseite einkerbte und es sich dadurch von allein krümmte. Der Biegeradius ergab sich durch den Abstand der Kerben voneinander. (je enger desto kleiner der Bogen)

Beim Versuch es ohne geeignete Hilfsmittel zu biegen platzte in aller Regel der Falz auf und Alurohr brach gleich komplett durch.
Der Erfinder des Kuhlo-Rohrs war der Gründer der Stettiner Electricitäts-Werke Ernst Kuhlo * 19. 11. 1843 + 20. 01. 1923.

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