Erinnerungen an Aufenthalte in Kinder-(Kur-)Heimen

Kindheit und Kinder in verschiedenen Epochen

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

  • @Netti: Dankeschön für Deine Schilderung und die interessanten Fotos. Ich bin erstaunt, wie viele Details Dir noch im Gedächtnis geblieben sind.

    Mir fallen an positiven Dingen nicht so viele ein. Siehe auch meinen Eröffnungsbeitrag http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 078#120078

    Vielleicht noch die Möglichkeit, Bücher auszuleihen, von der ich rege Gebrauch gemacht habe. Ich erinnere mich an die "Rin Tin Tin" Bücher und dass es einen Fernseher gab, der ab und zu eingeschaltet wurde. Ich weiß noch, dass eine "Mantel und Degen" Serie lief. Ich meine, es wäre die Serie "Zorro" gewesen.

    Bei anstehenden Wanderungen mussten wir das Heim durch den Keller verlassen und betreten. Auf einem niedrigen Kellerregal standen Gummistiefel, die wir bei feuchter Witterung anziehen sollten und an den Haken hingen Wollponchos mit Kapuzen, mit denen wir wie Zwerge aussehen würden, so die Aussage einer Aufsichtsperson.

    Ich kann mich auch an eine recht junge Betreuerin erinnern, die war mit uns zusammen im Bus angereist und damals knapp 15 Jahre alt.


    Hier noch ein anderes Foto von der Rückseite des Heimes

    BildKindererholungsheim Brilon/Gudenhagen


    Wanderung mit dem Kinderheim-Aufsichtspersonal, ich bin der Blonde ganz rechts. :wink:
    BildPanoramablick Brilon Gudenhagen / ca. Mitte der 60er

    Irgendwo in der Nähe gab es einen Teich und eine Art künstliche Grotte oder Tor, auf dem man klettern konnte.

    Bild
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

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brucki
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Beitrag von brucki »

Buchbeschreibung hat geschrieben:Packend und berührend - das persönlichste Buch von Sabine Ludwig. Die zwölfjährige Uli kommt sechs Wochen zur Erholung auf eine Nordseeinsel. Dort erwartet sie jedoch alles andere als ein Urlaub. Denn keins der Kinder ist freiwillig im Kurheim. Das Heimweh ist groß, der Wind heult ums Haus, das Essen schmeckt schrecklich.
http://www.amazon.de/Schwarze-H%C3%A4us ... 3791512048

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rapor
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Beitrag von rapor »

War ich freiwillig in den 60ern zur Kur?
Wie hätte ein Kind damals mitentscheiden können? Ich wurde nie gefragt, meine Eltern auch nicht wirklich. Wir hätten sowieso nicht gewusst worum es geht. Und meine Eltern wollten halt des Beste für mich und Urlaub konnten wir uns nicht leisten. Lange kannte ich den Begriff gar nicht. Ausreichend Kleidung, die halbwegs passabel war, das war schon toll. Sonst war halt im Winter die kurze Lederhose dran, weil die andere Hose in der Wäsche oder kaputt war.
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!

Netti
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Brilon-Gudenhagen Teil 3

Beitrag von Netti »

Kindererholungsheim der Fa. Küppersbusch in Brilon-Gudenhagen Teil 3

Kirchgang / Gebete:
Unsere Familie war katholisch. Wir wurden katholisch erzogen, Tisch- und Abendgebete und sonntägliche Messebesuche in der Pfarrkirche St. Antonius in der Feldmark waren selbstverständlich, ebenso die Buchausleihe in der Boromäus-Bibliothek, die zur Gemeinde gehörte. Wir besuchten den katholischen Kindergarten St. Antonius und die katholische Volksschule an der Hans-Böckler-Allee, die Schillerschule. Ich schreibe dies so deutlich, weil „Evangelische“ uns irgendwie „fremd“ waren. Wir hätten nie mit ihnen gespielt, die Schulhöfe der katholischen und evangelischen Volksschulen an der Hans-Böckler-Allee lagen unmittelbar nebeneinander, aber alle Kinder, sowohl die katholischen wie die evangelischen, hielten Distanz, es gab keine Berührungspunkte.
Im Kinderheim wurde beim Essen gebetet – aber ich erinnere nicht, ob vorher und /oder nachher und wie bzw. welches Gebet. Sonntags sind wir wohl auch zur Kirche gegangen, aber ob gemeinsam oder getrennt nach Religionen weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich gut, dass die unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten – es gab damals für uns ausschließlich katholisch oder evangelisch - kein Thema waren.

Betreuerinnen, Schwestern:
Es waren ausschließlich Frauen und junge Frauen, Fräuleins – wie damals unverheiratete Frauen genannt wurden, es gab keine männlichen Betreuer und es gab wohl auch keinen Hausmeister.
Soweit ich weiß, trugen alle Alltagskleidung, niemand eine Ordenstracht / Habit. Ich weiß auch nicht, ob überhaupt Nonnen im Kinderheim gearbeitet haben.
Ich erinnere mich an eine Leiterin, Schwester / Frau Martha. Die war streng, vor der hatte ich Respekt. Ihr Büro war in einem Zimmer, das hinter einer mit braunem Leder / Kunstleder gepolsterten Tür lag. Mein Respekt rührte aber vielleicht auch daher, weil der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt Dr. Töller, der in Gelsenkirchen-Innenstadt praktizierte und der mir die Polypen entfernt hatte, auch so eine Tür zum Behandlungszimmer hatte (und die Behandlung dort habe ich noch bis heute in schlimmer Erinnerung).
Ob und wenn überhaupt, welche Qualifikation die Mitarbeiterinnen hatten, weiß ich nicht. Vielleicht waren sie einfach junge Frauen, die sich was verdienen wollten und Kinder gern hatten?

Bild

Dieses Foto zeigt unsere Betreuerinnen im Sommer 1967 auf dem Klettergerüst auf der Spielwiese.
Die Frau, links auf dem Klettergerüst, haben wir mit "Frau X" angeredet, den Hausnamen weiß ich nicht mehr. Die drei anderen haben wir mit Fräulein oder Tante X (Vorname) oder einfach nur mit Vornamen angesprochen.
Oben auf dem Gerüst, das war Helga, die im nachfolgenden Absatz auch erwähnt ist. Darunter sind Gudrun und Petra, aber wer wer ist, da bin ich unsicher (eher Gudrun = die "Blonde" in der Mitte und Petra = die Dunkelhaarige unten).

Erziehung, Disziplinieren:
Ich erinnere die Aufenthalte in Gudenhagen als unbeschwerte Zeiten. Ich war zuhause aber auch ein liebes, fügsames Kind. Ob und wie wurden wir bestraft? Ich kann mich an keine „Verfehlungen“ meinerseits oder von anderen Kindern konkret erinnern, aber mit Sicherheit gab es auch körperliche Bestrafungen. Das war zu der Zeit üblich und war eine gängige Erziehungsmaßnahme. Aber ich erinnere: Es gab eine Betreuerin, Helga, ob Fräulein oder Tante Helga, weiß ich nicht mehr. Die hatte die damals üblichen Holzpantinen (Holzfußbett, darunter dünne Gummisohle, mit einstellbarem Lederriemen über dem Fuß gehalten) und damit gab es Schläge auf den Po. Aber das kann ich nicht richtig einordnen. Aber ich erinnere: Ich hatte von klein auf nur Autos und Eisenbahn und einen Teddy als Spielzeug (also eher Jungenspielsachen), lediglich eine Puppe und die nannte ich dann Helga.

Bild

Hier sind einige der Kinder, die Auswahl zeigt nur Mädchen, mit den Betreuerinnen 1967 auf dem Klettergerüst.

Ende Teil 3

Netti
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Brilon-Gudenhagen Teil 4

Beitrag von Netti »

Kindererholungsheim der Fa. Küppersbusch in Brilon-Gudenhagen Teil 4

Spiel:
Wir haben viel / fast immer draußen auf der großen Wiese direkt hinter dem Kinderheim gespielt. Die Spiele wurden nicht angeleitet, gelenkt, wir haben einfach gespielt.
Als Spielgeräte gab es ausschließlich eine Rutsche, ein Klettergerüst und einen „Hängepilz“, an dem man sich dranhängte, dann ihn mit den Füßen in Kreisbewegung versetzte und durch den Schwung, die Drehbewegung wurden die Beine nach außen geschwungen. Im 1.Jahr war ich wohl noch zu klein, ich kam mit meinen Händen nicht an die Haltestange des Pilzes und so haben mich die Größeren daran hochgehoben. Ich erinnere das scheppernde Geräusch des Hängepilzes, ein Tropfen Öl auf das Lager hatte die Kreisbewegung lautlos werden lassen.
Und es gab draußen immer Ballspiele, z.B. Völkerball, Fussball, Brennball usw..
Gartenschuppen: Am Rande der großen Wiese gab es einen Schuppen, in dem Spielmaterial wie Bälle, Netze, Luftmatratzen usw. verwahrt wurden. Ich habe den „Gummi-Geruch“ des Schuppens noch in der Nase – ebenso wie den Geruch des „Gummi-Stiefel-Aufbewahrungsraums“ im Tiefparterre des Kinderheims. Beim Besuch im September 2015 existierte tatsächlich der Schuppen noch an seiner angestammten Stelle.

Bild

Im Hintergrund sieht man den "Hängepilz" und die Rutsche.
Offenbar war an dem Nachmittag, an dem das Bild aufgenommen wurde, auch eine "Theateraufführung" der Kinder, denn einige sind "theatermäßig" verkleidet: Ein Junge mit Bowler-Hat, ein Mädchen mit Damenhut, ein Junge mit Anzug, weißem Hemd und Fliege, ein Mädchen mit Turban usw..


Basteln, Spielen, Theater:
Es gab auch regelmäßig Bastel-, Spiel-, Theater-Nachmittage / -Abende. Die wurden von den Betreuerinnen organisiert und wir hatten die Wahl, was genau wir machen wollten.
Ich erinnere, dass ich einmal eine komplette „Schreibutensilienverwahrplatte“ gebastelt habe. Dazu wurden dünne Holzplatten auf Maß mit der Laubsäge ausgesägt, dann das Holz geschliffen, dann mit Holzleim und mittels Schraubzwingen mit Furnier beklebt, dann am nächsten Tag geschliffen und gebeizt und dann später irgendwomit lasiert. Ich weiß noch genau, wie stolz ich „Ströppken“ damals war, dass ich „sowat Dolles“ hergestellt hatte.

Ende Teil 4

Netti
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Brilon-Gudenhagen Teil 5

Beitrag von Netti »

Kindererholungsheim der Fa. Küppersbusch in Brilon-Gudenhagen Teil 5

Waldschwimmbad / Wanderungen, Ausflüge:
Das Waldschwimmbad existiert noch immer, die Rutsche von damals – mitten im Wasser im Nichtschwimmerteil - allerdings nicht mehr. An dieser Stelle ist nun eine runde Plattform, auf der die Nichtschwimmer_innen verweilen können. Die Zeit im Schwimmbad wie auch die kleinen Wanderungen und Ausflüge habe ich ebenfalls in guter Erinnerung.

Bild

Hier ist das Waldschwimmbad zu sehen - die Mädchen mit längeren Haaren trugen damals die üblichen Gummibadekappen, um dem Nasswerden der Haare vorzubeugen, meist ohne Erfolg.

Bild

Hier in etwa die gleiche Ansicht, aufgenommen in 2015, die ehemalige Rutsche existiert aber nicht mehr.

Bild

Vor dem Eingang zum Waldschwimmbad steht in 2015 diese Informationstafel.

Während der 4 Aufenthalte waren wir u.a. auf den „Bruchhauser Steinen“ und haben eine Bahnfahrt unternommen vom Bahnhof Brilon-Wald nach Willingen. Das erinnere ich aber nur, weil davon Fotos existieren im alten Fotoalbum. Bis in die 60-er Jahre gab es noch die kleinen Papp-Fahrkarten, die vom Schaffner abgestempelt oder mit einem Locher entwertet wurden.

Bild

Lieder:
Wir haben viel gesungen. Die Lieder entstammten zumeist dem Repertoire der damals üblichen „Mundorgel“. Ich kannte die Lieder auch von der Schule und möglicherweise auch den Pfadfindern. Alle abenteuerlichen Texte wie „Wir lieben die Stürme die brausenden Wogen, ……“, „Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht, …“, „Im Frühtau zu Berge …", aber auch „Sabinchen war ein Frauenzimmer ...“ und „Kein schöner Land in dieser Zeit ...“ – der Sinn, die Aussage waren mir nicht wichtig, hat sich mir häufig garnicht erschlossen, eher habe ich „ohne den Sinn zu erkennen“, laut mitgesungen und das Gemeinschaftserlebnis genossen.

@ Benzin-Depot: Danke für Deinen Kommentar. Da die Betreuerinnen auf den von Dir aufgespielten Fotos z.T. dieselben sind wie die auf den von mir aufgespielten, haben sie dann dort offenbar wohl länger oder häufiger gearbeitet. An die Möglichkeit, Bücher auszuleihen oder gar fernzusehen, kann ich mich garnicht mehr erinnern. Da läßt mich nun mein Gedächnis im Stich - zumal wir zuhause bis Ende der 60-er Jahre keinen Fernsehapparat hatten, sondern als Informations- und Unterhaltungsmedium lediglich ein Küchenradio und im Wohnzimmer eine Musiktruhe mit Radio und als Printmedium die Tageszeitung.

Ende Teil 5

Netti
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Brilon-Gudenhagen Teil 6

Beitrag von Netti »

Kindererholungsheim der Fa. Küppersbusch in Brilon-Gudenhagen Teil 6

Soziale Unterschiede:

Soweit ich weiß, konnten alle Kinder von Mitarbeitern/-innen der Fa. Küppersbusch mitfahren. Die gesamte Firma – ein Familienunternehmen - befand sich in Gelsenkirchen, d.h. sowohl die Fabrikation wie auch die Verwaltung. Die Familie Küppersbusch wohnte ebenfalls in Gelsenkirchen-Feldmark, allerdings in einer Fabrikantenvilla an der Zeppelinallee. Unser Vater arbeitete in der Verwaltung, im Kundendienst, im Büro, war also Angestellter, trug zur Arbeit immer Anzug, weißes Hemd und Krawatte und „ging zum Dienst“ – er war also kein Arbeiter. Dies war unserer Mutter, die ihre Berufstätigkeit während unserer Schulzeit (damals hieß die Grundschule noch Volksschule und führte bis zur 8.Klasse), also heute Grundschule und Gymnasium, aufgegeben hatte, wichtig. Die sozialen Unterschiede hatten keinen Stellenwert für uns Kinder im Kinderheim, sie existieren für uns Kinder nicht. Die Taschengeldbeträge wurden eingesammelt und irgendwie verwaltet, keiner von uns Kindern hatte mehr oder weniger als die anderen Kinder. Aber ich erinnere mich, dass es Sonntage gab, an denen 1 oder 2 Elternpaare jeweils mit einem Auto angefahren, um ihre Kinder zu besuchen. Unsere Eltern hatten weder Führerschein noch Auto und so war ich „neidisch“ auf den Besuch derer Eltern und hatte wohl auch etwas Heimweh dabei.

Gesundheit und Krankheit:
Wir wurden wöchentlich gewogen, aber ich weiß keine wirklichen Konsequenzen daraus. Ich musste weder mehr noch weniger essen. Meine Schwester sollte "abnehmen", obwohl sie nicht dick war. Daher bekam sie keinen Nachtisch. Wir anderen Kinder gaben ihr dann reihum unseren Nachtisch - das hat niemand konsequent kontrolliert. In einem Jahr herrschte wohl die Gefahr der Kinderlähmung. Beim geringsten Verdacht, z.B. erhöhte Temperatur, wurden die Kinder in ein Extra-Zimmer verlegt. Ich war nicht betroffen.

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Kontakt zwischen Eltern und Kindern während des Aufenthalts:
Wie hielten die Eltern Kontakt zu ihren Kindern bzw. die Kinder Kontakt zu den Eltern? Internet und Handys / Smartphones gab es noch nicht, allerdings gab es Festnetz, aber nicht jeder Haushalt hatte Telefon. Ich erinnere, unser Vater sträubte sich lange gegen einen Telefonanschluss zuhause, denn für ihn war das Telefon fest mit seiner Erwerbsarbeit verbunden (im Büro lief der Kontakt über Telefon, Fernschreiber und Briefe) und zuhause wollte er „seine Ruhe vor dem ständigen Klingeln“ haben. Während eines oder zweier Aufenthalte erhielten wir täglich von unserer Mutter eine Ansichtskarte mit netten Zeilen. Als Motive wählte sie Karten jeweils aus einer Serie, z.B. Mecki (ein Igel) oder Puh (ein Bär). Als Kind werden wir wohl auch Ansichtskarten geschrieben haben, aber daran erinnere ich mich mehr.

Nutzung außerhalb der Sommerferienzeit:
Wie das Kinderheim außerhalb der Sommerferienzeit genutzt wurde, weiß ich nicht. Vielleicht war es Erholungshaus für Erwachsene??

Stand 2015:

Beim gemeinsamen Besuch in Brilon-Gudenhagen mit meiner Schwester im September 2015 konnten wir feststellen:
Die Gudenhagener Allee existiert noch, der alte Baumbestand ist erhalten, sie ist inzwischen asphaltiert.
An der Stelle des Kinderheimes steht nun ein Pflegefachzentrum Haus Oase, eröffnet 2005. Die ehemalige Spielwiese ist eine Heuwiese.
Der Schuppen am Rande der Spielwiese, in dem die Spielgerätschaften verwahrt wurden, existiert noch – soweit wir feststellen konnte, ist es das einzige Objekt, dass von dem gesamten alten Bestand noch erhalten ist. Der Schuppen ist im Teil 3 hinten rechts auf dem Foto zu erkennen.
Am Ende der Gudenhagener Allee stand eine herrschaftliche Villa / z.T. Fachwerk mit Türmchen. Der „alte Fachwerkteil“ ist erhalten, aufwändig und ansehnlich restauriert und integriert in einen großen neugebauten Komplex eines Seniorenwohnheims, Refugium Christopherus-Haus.

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Das Waldschwimmbad existiert weiterhin, wenngleich modernisiert und aktuellen Anforderungen angepasst. Siehe Teil 5.

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Hier eine Tafel in unmittelbarer Umgebung des Standorts des ehemaligen Kinderheims.

Ende Teil 6 und Ende des Berichts

Schlasah
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Beitrag von Schlasah »

netti
hat alles in guter Erinnerung.

Ich bin zwar auch gerne nach Gudenhagen gefahren (vom 6. bis 13. Lebensjahr), habe aber trotzdem auch schlechte Erfahrungen gemacht. Das Essen musste z.B. bis zum Übergeben gegessen werden.
Weil es mal nach Kot roch, wurde bei jedem Kind die Unterhose kontrolliert. Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen. Da nicht jeden Tag die Unterhose gewechselt wurde, war sie natürlich nicht klinisch rein. Diese Angst, als Hosenscheisser dazustehen war einfach nur schrecklich.

Als ich dann das letzte mal mit 13 Jahren dort war, wurde wir älteren besonders kontrolliert. Wehe, Du hast Dich mit einem Jungen länger unterhalten oder rumgealbert. Da wurde mit Abreise gedroht.

Also so schön war es auch nicht, aber mit Sicherheit auch nicht so schrecklich, was andere hier bei ihren Heimaufenthalten erfahren mussten.

rsx
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Kinderheim Bad Lippspringe

Beitrag von rsx »

Du meinst warscheinlich das Haus an der Strothe, abseits, Wald.

Das gibt es noch. Neben der Klinik am Park.

Es ist leer, verfallen und unheimlich, mit einer kleinen Kapelle.

Ich war mehrmals drin. Beim Eintreten wird es sofort kalt und das Böse wohnt dort.

Viel passiert hier.

gruss rsx

Klausi
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Beitrag von Klausi »

Ich war wegen der Bronchien von der BEK aus in Neuenburg (Kr. Oldenburg). Muss in den 50er gewesen sein. Ist bisher noch nicht genannt worden, kennt das jemand?

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iwi
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Kinderkurheim Altastenberg

Beitrag von iwi »

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glückauf
iwi
Was Du nicht willst was man Dir tu', das füg auch keinem anderen zu.
www.rotthauser-netzwerk.de
www.rotthauser-post.de

creggan
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Registriert: 12.06.2016, 04:24

Kinderlandverschickung - jagdhaus dr staeckel - weisel, 1976

Beitrag von creggan »

6 wochen horror trip im Jagdhaus Dr Staeckel
Gibts noch andere die DA waren?
Die Erlebnisse waren traumatisch... (nichts neues)
taeglich kalter Haferschleim mit Haut oben drauf.
schlafen bei verriegelten fenstern, von acht abends bis acht morgens. und eins bis drei mittags "ruhe"... Wobei" Ruhe" absolut war.
Gewaltmaersche hand in hand durch den wald.
Breifzensur.
Wegnahme von paketen wurde als "teilen" deklariert...
Der hit war, dass ich an der Abschlussfeier nicht teinehmen durfte, weil ich als Maedel keinen Rock besass...
.

jam
Beiträge: 1
Registriert: 28.06.2016, 22:53

Jagdhaus Dr. Stäckel

Beitrag von jam »

Hallo Creggan,
ich teile Deine Erfahrung. Ich war im Jahr 1974, im November/ Dezember, ebenfalls für 6 Wochen im Kindererholungsheim "Jagdhaus Dr. Stäckel" in Weisel. Vielleicht kennst Du schon den Beitrag von Conni, auf Seite 8. Ich habe dieses Forum bereist 2008 entdeckt, aber mich bis jetzt nicht angemeldet. Ich habe erst vor ein paar Jahren angefangen, über meine Erlebnisse zu sprechen, bzw. sprechen können. Ich wurde mit 5 Jahren dorthin geschickt, da ich "zu schüchtern" war und es mir gut tun sollte, vor der Einschulung "mal unter Kinder zu kommen". Mit 5 Jahren hat man noch kein Gefühl von Zeit und ich verstand auch nicht wo ich war und wie lange ich dort sein würde und ob ich jemals wieder nach Hause kommen würde. Mit den Eltern telefonieren durften wir nicht und meine Postkarten wurden manipuliert. Ich wollte schreiben, dass es mir nicht gut geht und wollte meine Eltern bitten, mich abzuholen. Geschrieben wurde das Gegenteil. Ich habe so einige "unschöne" Erinnerungen und auch Vieles verdrängt. Ich kann nur sagen, dass ich danach total ver~/zerstört und auch physisch krank war. Ich hatte nässende Wunden an den Hinterbeinen, die im Heim nicht versorgt wurden. Auf der seelischen Ebene habe ich bis heute damit zu tun, versuche die Erlebnisse noch heute in Therapie zu verarbeiten. Es war nicht nur für mich, sondern für meine Eltern und für meine Schwester ein traumatisches Erlebniss. Meine Mutter plagen bis heute Schuldgefühle. Ein Gespräch über meine Erlebnisse gab es erst im letzten Jahr - mit meiner Mutter. Davor wurde darüber geschwiegen. Ich habe ihr keine Vorwürfe gemacht, das ist ja sehr wichtig, aber ich wollte meine Erlebnisse teilen dürfen. Dass meine Mutter es geschafft hat, mir zuzuhören, ist großartig, hat mir geholfen, hat mir ein Stück Last abgenommen, und ich kann seither meine Erinnerungen leichter (er)tragen. Es ist ja nicht nur meine Geschichte, es hat die ganze Familie verändert. ... Bild

Balou
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Registriert: 24.04.2017, 12:35

"Kindergenesungsheim" in Brilon-Möhneburg

Beitrag von Balou »

Hallo allerseits,

bei meiner Internetrecherche zum "Kindergenesungsheim" in Brilon-Möhneburg, indem ich 1970 für sechs Wochen zur Kinderkur war, bin ich auf dieses Forum gestoßen. Viele Erlebnisberichte, die ich hier gefunden habe, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen bzw. manche vergessen geglaubte Erlebnisse wurden mir wieder in Erinnerung gerufen.

Was mich interessiert:
Die Kinderkuren in dieser Einrichtung wurden offensichtlich ausschließlich von der "Barmer Ersatzkasse" organisiert. Weiß jemand, ob die betreffenden "Kindergenesungsheime" der "Barmer" als Träger gehörten oder ob es vertragliche Verbindungen zwischen der Krankenkasse und etwaigen privaten Betreibern gab? Wie wurde das seinerzeit gehandhabt?
Wurden diese Häuser eigens zu diesem Zweck errichtet oder hatten sie vor dieser Zeit bereits andere Funktionen? Was geschah später mit den Häusern, deren Leitungen und Personal?
Aus meiner Sicht gibt es viele offene Fragen und wenige Antworten zum Kapitel "Kinderkuren in den 60er/70er Jahren".

Herzliche Grüße,
Balou

Balou
Beiträge: 17
Registriert: 24.04.2017, 12:35

Interessanter Beitrag im Radio

Beitrag von Balou »

Im Deutschlandradio gab es am gestrigen Maifeiertag einen interessanten Beitrag zum Thema dieses Threads. Nachzulesen bzw. nachzuhören ist er hier:

http://www.deutschlandfunk.de/heimerzie ... _id=384656

Falls der Link nicht funktionieren sollte, bitte auf der Startseite des Deutschlandfunks zur Rubrik "Tag für Tag" gehen und dort zum Thema "Albtraum Kinderkur" (01.05.2017)!

Gruß,
Balou

edit Verwaltung: Link repariert

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