5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

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5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Beitrag von Verwaltung »

5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Der Gastbeitrag im fünften Rundbrief des Jahres 2015 kommt diesmal von brummischubser

Ich hätte nie damit gerechnet, aber nun bin ich doch dazu auserwählt worden, den Gastbeitrag im Monatsrundbrief zu schreiben. Am lebendigsten schreibe ich über Dinge, die ich selbst erlebt habe. Und weil das Thema „Flüchtlinge“ und „Jugendamt“ gerade aktuell ist, gebe ich ein kleines Stück aus meiner eigenen Vergangenheit zum Besten. Wie es sich gehört, möchte ich meinem Beitrag auch einen Titel geben, frei nach dem Lied von Franz Josef Degenhardt:

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern ..."

Der Keks ist gegessen, der Drops ist gelutscht, so sagt man wohl landläufig. Mit diesem Satz umschreibe ich die Situation nach fast 50 Arbeitsjahren. Es ist vorbei und ich bin dankbar dafür. Für mich hat ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen, der um Längen erfreulicher ist als die Vergangenheit. Ich habe immer die Leute beneidet, die in dem Beruf arbeiten konnten, den sie auch wollten. Ich dufte das nicht, und sehr viel später konnte ich das auch nicht mehr.

Geboren bin ich an der Wesermündung. Das heißt, ich bin ganz knapp daran vorbeigeschlittert, ein Ostfriese zu sein. Als Kind kann man sich ja seinen Aufenthaltsort nicht aussuchen. Das soll nicht heißen, dass es da oben hoch im Norden nicht auch schön ist. Aber meine Familie war von Anfang an dort fehlplatziert, ein Schönheitsfehler sozusagen. Wir waren Flüchtlinge, die aus dem Osten Deutschlands vor den heranrückenden Sowjets geflohen sind. Ich war zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt. Aber ich habe noch Jahrzehnte später das Leid in den Worten meiner Mutter gespürt, wenn sie von der Flucht erzählt hat. Mein ältester Bruder Guntram ist dabei an Unterernährung gestorben. Er ist ins Krankenhaus von Uelzen eingeliefert worden, aber wohl leider zu spät. Meine Eltern haben den Tod meines Bruders nie verkraftet. Sie waren der Überzeugung, dass er noch lebt. Sie machten der Behörde offen den Vorwurf, Guntram gestohlen und später zur Adoption freigegeben zu haben. Den Leichnam von Guntram haben meine Eltern nie zu Gesicht zu bekommen. Man hat ihnen ein frisches Grab gezeigt und das war es dann. Diese Ungewissheit und die Art und Weise, wie man mit meinen Eltern umgegangen ist, veränderte sie. Ich als Kind konnte es nicht einordnen, aber als Erwachsener habe ich begriffen, dass meine Eltern depressiv geworden sind. Sie konnten nichts dafür.

Wir hatten lange Zeit, bis ca. 1960, in einem Barackenlager gewohnt. Wir, das waren die Eltern und vier Kinder. Ich weiß nicht mehr, wie viele Zimmer wir zur Verfügung hatten. Es gibt Dinge im Leben eines Kindes, die sind so unwichtig, dass man sie schlicht vergisst. Ich kann mich allerdings noch gut daran erinnern, dass Schwester Maria regelmäßig vorbei kam und uns Lebensmittel brachte. Besonders das Milchpulver, das man in Wasser auflösen kann, hat mir gut geschmeckt. Diesen Geschmack habe ich bis heute noch in Erinnerung. Wir waren bitterarm und wir waren in den Augen der Einheimischen die Asozialen, der Abschaum. Für meine Eltern muss es die Hölle gewesen sein. Wir Kinder allerdings haben es als normal empfunden, dass wir so leben mussten. Ich persönlich habe mir nie vorstellen können, mal in einem Haus aus Stein zu wohnen. Und ich habe mich in dem Lager geborgen gefühlt. Der 2. von rechts auf dem Foto bin übrigens ich.

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Zum Vergrößern bitte anklicken.[/center]

Kindergärten gab es damals nicht. Was für ein Glück! Die Hänseleien und die Prügel, nur weil wir Flüchtlingskinder waren, musste ich erst in der Schule einstecken. In unserem Lager waren wir Kinder geschützt, denn es war weit außerhalb des Dorfes. Diesen Schutz gab es in der Schule nicht mehr.

Ich war 8 Jahre alt, als wir umgesiedelt wurden. Meine Mutter stammte aus Naumburg an der Saale, während mein Vater gebürtig aus Gelsenkirchen war. Das Lager an der Unterweser sollte planiert werden und eine Siedlung mit Einfamilienhäusern entstehen. Mit Geld und einer Neubauwohnung sind meine Eltern aus Niedersachsen rausgelockt worden. Ich erinnere mich noch an den bitterkalten Bahnhof in Osnabrück, wo wir umsteigen mussten. Es war naheliegend, dass wir in die Geburtsstadt meines Vaters gezogen sind. Wer wollte damals schon freiwillig in die Ostzone.

Gelsenkirchen empfand ich als sehr monströs und ich hatte Angst. Überhaupt empfindet ein Kind alles viel größer als man es als Erwachsener tut. Ich hatte Angst vor dem Verkehr, vor allem auf der Kaiserstraße und vor der Straßenbahn. Sowas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen.

Galten wir in Niedersachsen schon als asozial, setzte sich das in Gelsenkirchen mit erhöhter Intensität fort. Hier gab es keine Enklave, in die man sich zurückziehen konnte und geschützt war. Die Depressionen meiner Eltern sind langsam fortgeschritten und hatten ein Stadium erreicht, wo sie dringend Hilfe gebraucht hätten. Es wäre zu billig, jetzt anderen die Schuld zu geben, weil diese Hilfe ausgeblieben ist. Depressive Menschen versuchen stets, nach außen hin normal zu wirken. Verstärkt hat sich das noch dadurch, dass mein Vater weder lesen noch schreiben konnte. Im Lager in Niedersachsen ist das nicht aufgefallen. In Gelsenkirchen allerdings war es weitaus schwieriger, manchmal sogar unmöglich, das zu verheimlichen. Die Arbeitslosigkeit meines Vaters war zum großen Teil durch diesen Analphabetismus begründet.

Ich beklage, dass man wenigstens den Kindern hätte helfen müssen, wenn schon die Eltern nicht mehr klar kamen. Die Verantwortung des Jugendamtes beschränkte sich darauf, das Frühstück zu kontrollieren. Ich erinnere mich ganz genau an den Namen der alten Frau (als Kind habe ich sie so in Erinnerung), die für uns zuständig war. Wir mussten sie mit Frl. Huhn anreden und haben sie gehasst! Dabei haben wir nie gehungert und wir sind auch nicht verwahrlost. Meine Mutter hat immer dafür gesorgt, dass wir sauber waren. Die Sachen, die wir anhatten, waren zwar alt und geflickt, aber ebenfalls sauber. Und verhungert sind wir auch nicht. Ganz im Gegenteil! Meine Eltern hatten ständig Guntram im Kopf, der in Uelzen an Unterernährung gestorben ist. Auch wenn meine Eltern nicht dem deutschen Ideal entsprachen, aber niemals hätten sie uns hungern lassen.

Ich hätte Hilfe gebraucht, als ich auf Empfehlung der Lehrer eine weiterführende Schule besuchen sollte. Ich habe sie nie bekommen. Ich musste weiter auf der Volksschule bleiben, weil das Geld für Bücher und Hefte einfach nicht da war. Es gab zwar damals schon Gutscheine für Schulbücher, aber die Schulen verlangten oftmals zusätzliche Bücher, die nicht von der Schulbuchbefreiung gedeckt waren. So verlangte meine Klassenlehrerin außer der Reihe einen Kinderduden. Mein Vater sperrte sich aber dagegen und verweigerte mir das Geld dafür. Ich habe mich geschämt und der Lehrerin nichts gesagt. Stattdessen habe ich im Unterricht immer gesagt, ich hätte den Duden vergessen. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich mich durch das Schuljahr gewurschtelt hatte. Aber meine Phantasie war grenzenlos im Erfinden von Ausreden. Das Ergebnis war eine glatte 6 in den Kopfnoten, weil ich ja auch keine Hausaufgaben aus dem Duden machen konnte. Mein Vater hat auch meine Hefte kontrolliert. Nicht auf Schreib- oder Rechenfehler. Das konnte er gar nicht. Er hat kontrolliert, dass ich in den Heften nicht so viel Platz verschwende, denn Hefte waren teuer.

Ich weiß nicht wie ich das hingekriegt habe, aber ich habe in der 8.Klasse die Volksschule verlassen, mit einer glatten Eins in Mathematik und in Deutsch. Ich hatte mir richtig Mühe gegeben, ein vernünftiges Abschlusszeugnis zu bekommen. Mit 14 Jahren musste ich dann arbeiten gehen. Von Nutzen war mir mein gutes Abschlusszeugnis aber nicht. Es hat sich nie jemand dafür interessiert. In der Berufsberatung bin ich durch alle Tests gefallen. Jedenfalls sagte man mir das. Für mich käme nur die Arbeit unter Tage als Bergmann in Frage, meinte der Berufsberater. Mein Vater war sofort damit einverstanden. Ich war es nicht. Ich hatte Angst, richtige Angst vor der Arbeit unter Tage. Meiner Mutter habe ich es zu verdanken, dass sie meinen Vater dahingehend beeinflusste, mir die selbstständige Suche nach einer Lehrstelle zu erlauben. Die Versuche sind allesamt gescheitert, weil ich mit 14 Jahren noch minderjährig war und ein Elternteil bei der persönlichen Vorstellung anwesend sein musste. Da gab es zum Beispiel den Lebensmittelladen Edelgard Hörauf, hinter dem Bahnhof. Heute ist da Meuser-Hoppe drin. Bei Frau Hörauf habe ich mich als Bürokaufmann beworben. Dieser Beruf ist damals ganz neu entstanden. Es war wie immer. Schon als ich aus dem Laden rausging wusste ich, dass es nichts wird. Mein Vater war dabei und sah nicht unbedingt vorteilhaft aus. Gut benommen hat er sich auch nicht. Letztendlich habe ich dann doch noch Glück gehabt. Eigentlich waren schon alle Lehrstellen vergeben. Aber da war noch ein Laden in Schalke-Nord, der einen Lehrling zum Einzelhandelskaufmann suchte. Hier habe ich mich persönlich vorgestellt und auf eine schriftliche Bewerbung verzichtet. Es muss wohl sowas wie ein Funke übergesprungen sein. Meine Lehrherren und ich haben uns auf Anhieb gemocht. Und weil nur wenig später die Vertragsunterzeichnung stattfand, ist meine Mutter mitgegangen. Die war immer für das schriftliche zuständig. Damit hatte ich es wenigstens halbwegs geschafft, wenn man das so sagen darf. Genutzt hat mir aber auch das nicht. Ich hatte zwar hinterher den Kaufmannsgehilfenbrief, aber der war eigentlich nichts wert. Im Handel wurden damals die schlechtesten Löhne der Republik gezahlt. Ich glaube, heute ist das immer noch so. Wenn man jung ist, braucht man Geld. In meinem Beruf war eine junge Familie einfach nicht finanzierbar. Ich bin deshalb als Verkaufsfahrer bei der Bäckerei Jäger angefangen und habe dort gutes Geld verdient. Aber von meinem Traumberuf habe ich mich immer weiter entfernt, bis ich irgendwann wieder als ungelernt durchging. Mein Traumberuf, das war Bilanzbuchhalter. Ich hätte das auf dem 2. Bildungsweg hinkriegen können, brauchte aber vorher 2 Jahre Praxis im Rechnungswesen. Niemand hat mir diese 2 Jahre gegeben, obwohl ich mich intensiv bemüht habe.

Mir hat man damals die Chance auf Bildung und auf Teilhabe entzogen. Wie sieht es heute damit aus? Ich gehe mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und sehe die Dinge aufgrund meiner Vergangenheit vielleicht etwas differenzierter. Ich habe festgestellt, dass sich zu früher eigentlich nicht viel verändert hat. Bildung und Teilhabe wird auch heute bestimmten Kindern durch unser System noch verwehrt. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass sich das irgendwann mal ändern wird.

Vielen Dank für die Geduld beim Lesen.
Viele Grüße

Rainer

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Ab hier schreibt die Verwaltung:

Bilderarchiv im ISG, Stadt Gelsenkirchen

Viele User der GG fragten wiederholt nach der Weiterführung der Bearbeitung von Bildern des ISG.

Ein GG-Arbeitsteam hat eine Bilder-Software so bearbeitet, dass eine Veröffentlichung im Forum der GG möglich sein sollte. Voraussetzung hierfür war und ist aber die Zustimmung der Stadtverwaltung Gelsenkirchen. Leider hat der zuständige Institutsleiter die Genehmigung nicht erteilt und damit die Tätigkeit beendet, obwohl der gleiche Zuständige die bisherige Arbeit unterstützt hatte. Ehrenamtliche Mitarbeit, Hilfe und Unterstützung sind scheinbar nicht mehr erwünscht.

Die Arbeitsgruppe „Bilderarchiv“ der GG hat bisher mehr als 1.000 Fotos bearbeitet, hier ist vor allem die Arbeit von Akkiller zu erwähnen, der unendlich viele Stunden Arbeit für das einscannen der Negativstreifen aufgewendet hat. Alle Fotos wurden hochwertig eingescannt, mit einem Wasserzeichen, einem ©-Herkunftsvermerk versehen und mit einem Kopierschutz gespeichert und damit weitgehend geschützt. Alle Bilder wurden ihrem Entstehungsort zugeordnet und auch in einer interaktiven Karte der Stadt Gelsenkirchen verortet. Über Suchworte (Stadtteil, Straße, Begriffe, usw.) waren die Bilder in diesem Fotoarchiv zu finden. Weitere zigtausend Bilder sollten folgen und mit Hilfe und Unterstützung der GGler zugeordnet werden. Bei der Bearbeitung wurde festgestellt, dass sich einige Negativstreifen schon in einem schlechten Zustand befinden, so dass eine baldige Sicherung mehr als sinnvoll und dringend notwendig ist.

In guter Zusammenarbeit und Kooperation zwischen ISG und GG wurden viele 100 Arbeitsstunden aufgewendet, um diese ersten 1.000 Bilder unserer Stadt, einer wahren Schatzkammer, so zu bearbeiten, dass die Bilder öffentlich gezeigt und damit den Menschen hier zugänglich gemacht werden könnten. Dabei hätte ein guter Kopierschutz die unrechtmäßige Verwendung verhindert. Eine gewünschte Nutzung hätte durch Anklicken auf die Gebührenseite der Stadt geführt, wodurch eine gebührenpflichtige erlaubte Nutzung ermöglicht würde.
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Leider ist zurzeit die Weiterführung dieses tollen Projektes durch die Dienststellen der Stadtverwaltung verhindert. Wir werden uns aber weiterhin in Gesprächen bemühen, die Genehmigung zur Fortsetzung dieser Arbeit, die allen Beteiligten Vorteile erbringen würde, zu erhalten.

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Unser WIKI hat ein neues Projekt gestartet. Es werden auf dieser Seite Fotos von Gelsenkirchener Ortsschildern gesammelt und auf einer Karte angezeigt.

Wer mithelfen möchte, ist gerne eingeladen, selbst Bilder ins WIKI einzustellen oder Bilder für das WIKI in diesem Fred zu posten: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... hp?t=10673 Es sind dabei auch die Koordinaten des Schildes gefragt, damit es auf der Karte angezeigt werden kann. Die Koordinaten können beispielsweise auf der Seite Google-Maps ermittelt werden. Dazu einfach die passende Stelle auf der Karte suchen, mit der rechten Maustaste anklicken, 'Was ist hier?' auswählen und die dann angezeigten Koordinaten kopieren oder abschreiben. Die WIKIaner freuen sich über jede Mithilfe.

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Flüchtlinge in Gelsenkirchen

Zum Zeitpunkt, zu dem dieser Rundbrief entsteht, haben mehr als 200 User einen Beitrag zum Thema eingestellt und mehr als 18.000mal wurde diese Seite von GG-Usern angeklickt. Wir freuen uns (und klopfen 3mal auf Holz), dass die Beiträge und Meinungsäußerungen zum größten Teil sachlich geblieben sind und als persönliche Meinung ihre Berechtigung haben. Die Verwaltung musste sich nicht einmischen, um Beleidungen oder Pauschal-Verurteilungen zu untersagen oder zu entfernen.

Wir freuen uns noch mehr, wenn dies auch weiterhin so bleibt!

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BildFehlende Kulturbeutelfotos aus dem Urlaub

Ein schöner Brauch ist aktuell ins Hintertreffen geraten: Der Kulturbeutel geht nicht mehr auf große Fahrt! Zumindest wird dies nicht in originellen Urlaubsfotos gezeigt. Schade, ein Blick in die große, weite Welt, von Hattingen bis zum Polarkreis und darüber hinaus, geht uns dadurch verloren. :cry:
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Aber noch ist nicht aller Tage Abend, vielleicht haben die vielen Neu-User noch gar nicht mitbekommen, dass es diesen Fred noch gibt? Deshalb gerne die Anregung und Einladung, den Kulturbeutel wieder mitzunehmen und zu dokumentieren, wohin die Reise ging.

[center] -------------------- schnipp --x-- schnapp --------------------[/center]

Am 18.09.2015 feierte die Kulturloge Ruhr e.V.ihr fünfjähriges Bestehen. Gleichzeitig gab sie eine Änderung ihres Namens bekannt, um den es in der Vergangenheit Streitigkeiten mit dem "Bundesverband Deutsche Kulturloge e.V." gab, welcher sich seit 2011 den Namen als "Wortmarke für Waren und Dienstleistungen der Klasse(n) 41, 45" hat schützen lassen. Der neue Name lautet nun „KulturPott.Ruhr e. V."
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Mitarbeiterinnen bei der Arbeit[/center]

Die Streitigkeiten nehmen mittlerweile groteske Formen an, denn anscheinend hält die Vorsitzende des "Bundesverbandes Deutscher Kulturlogen e.V." das Forum der Gelsenkirchener-Geschichten für eine Art Zweigstelle der ehemaligen Kulturloge-Ruhr und versucht, das Forum ebenfalls in einen Rechtstreit zu verwickeln.
So wurden die Gelsenkirchener-Geschichten schon Wochen vor der Bekanntgabe einer Umbenennung ultimativ aufgefordert, alle bisher eingebrachten Berichte, die über die Kulturlogentätigkeiten infomierten, zu überarbeiten und den Namen zu entfernen. Dabei käme die Streichung des Namens, oder sogar ganzer Freds, einer Geschichtsfälschung sehr nahe.

Da wir aber keine "Dienstleistungen im Bereich der Vermittlung von kostenfreien Eintrittskarten und Freizeitaktivitäten, Organisation des Zugangs zu Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten, Auskünfte über Veranstaltungen, Platzreservierungen für Veranstaltungen" sowie "von Dritten erbrachte persönliche und soziale Dienstleistungen betreffend individuelle Bedürfnisse" unter Verwendung des Kennzeichens "Kulturloge", "Kulturloge Ruhr" oder "Kulturloge Gelsenkirchen" erbringen, sehen wir uns nicht zum Handeln veranlasst..

[center] -------------------- schnipp --x-- schnapp --------------------[/center]

Na dann, ...

[center]Es grüßt euch eure Verwaltung
Zuzu, Fuchs, Ego-Uecke, Benzin-Depot und Lupo Curtius.



Die Film Editionen der Gelsenkirchener Geschichten findet ihr hier. Die alten Rundbriefefindet ihr hier.
Bitte studiert aufmerksam die Nutzungsbedingungen der Gelsenkirchener Geschichten
[/center][center][/center]
Zuletzt geändert von Verwaltung am 01.10.2015, 15:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Pedda Gogik
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Beitrag von Pedda Gogik »

@Rainer
Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Wie immer bei dir, lese ich mit Neugierde und entdecke häufig Parallelen zu dem, was ich auch so erlebt habe und/oder erlebe.

Deine Beschreibung des "Barackenlagers" kann ich auch so bestätigen, bei uns auf dem Dorf gab es etwas Vergleichbares. Die Menschen dort galten als "unterste Schicht", alles mögliche wurde denen angedichtet. Aber: Sie hielten zusammen.

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" .... hieß die Devise. ..... Viele Kinder haben sich aber daran nicht gehalten, weil es dort am spannendsten war ..... :D

friedhelm
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Lebensgeschichte

Beitrag von friedhelm »

Brummischubser, danke für Deine ergreifende Lebensgeschichte

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knut
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Re: 5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Beitrag von knut »

Verwaltung hat geschrieben:5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Der Gastbeitrag im fünften Rundbrief des Jahres 2015 kommt diesmal von brummischubser

Beeindruckender Beitrag. Ich kenne ähnliche Berichte von meiner Mutter (Jahrgang 1927), die aus Oberschlesien vertrieben worden war und sich aus dem Flüchtlingslager im Westen heraus sehr schnell um eine Arbeit in der Hauswirtschaft bemüht und gefunden hat.

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sirboni
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Beitrag von sirboni »

@Brummischubser
Ich musste weiter auf der Volksschule bleiben, weil das Geld für Bücher und Hefte einfach nicht da war.
Das ging mir genauso. Die Gründe dafür waren zwar etwas anders als bei Dir aber am Ergebnis hat das nichts geändert.
Ich hatte dann allerdings einige Male das Glück, daß sich Gelegenheiten zur Weiterbildung ergaben die ich nutzen konnte und dadurch letztendlich ein recht gutes Auskommen hatte und auch als Rentner noch habe.
Allerdings war das nicht ohne Flexibilität beim Wohnort zu erreichen.
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Akkiller
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5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Beitrag von Akkiller »

Danke vielmals allen Akteuren für den Forumsbrief!

Ich würde empfehlen den Teil, der die Problematik Bilderarchiv im ISG, Stadt Gelsenkirchen beschreibt, zusätzlich in den Rotterdambereich zu verschieben?

Habe Bedenken, dass es zu viele überlesen könnten oder gar nicht lesen?!
Wie seht Ihr das???

Gruß Kalle

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Beitrag von Lupo Curtius »

8)

Das Gelsenkirchenlexikon zum Mitmachen: WIKI der Gelsenkirchener Geschichten
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Akkiller
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5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Beitrag von Akkiller »

Super!!!! Danke Dir/Euch vielmals! :lol:

AlterMann
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Bilder-Verschandelung

Beitrag von AlterMann »

Die Mormonen haben die Gewohnheit, aus religiösen Gründen sämtliche Kirchenbücher, die sie einsehen dürfen, zu fotografieren und digitalisiert für jeden einsehbar ins Netz zu stellen.
Vor Jahren auf der Suche nach meiner Verwandtschaft hier im Paderborner Raum kam ich nicht weiter und fand dafür diese Erklärung:

Bild
Das Bild ist entnommen dieser Seite.

Ich hätte nicht gedacht, daß mich das Verhalten der Stadt Gelsenkirchen daran erinnern würde.

@ Brummischubser!
:up:
am

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Heinz H.
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ISG hat Genehmigung nicht erteilt!

Beitrag von Heinz H. »

Jetzt wird mir so einiges klar... :o

Nach Rücksprache mit Akkiller, hatte ich im Januar dieses Jahres im Namen des Hasseler Geschichtskreises beim ISG nachgefragt, ob eventuell die Möglichkeit bestünde, eine Auswahl der Rotterdam-Fotos vom Bereich Goldbergstraße, in einer kleinen Ausstellung im Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt zu präsentieren.

In der Rückantwort des ISG, die erst Mitte April erfolgte, nahm man Bezug auf ein mögliches Buchprojekt und verwies mich an einen hiesigen Buchutor. Auf meine Fragestellung bezüglich einer Fotoausstellung ist man nicht eingegangen.

Zur Klarstellung hatte ich dann zurückgeschrieben, dass ich kein Buchprojekt geplant hätte, sondern lediglich eine Fotoausstellung "Rund um den Goldberg" organisieren wollte und der zuständige Pater der Kirchengemeinde mich gebeten hätte, eine Genehmigung zur Veröffentlichung der Rotterdam-Fotos für die Ausstellung einzuholen.

Leider gab es auf dieses Schreiben bis heute keine Antwort! :?
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Gut Ravensberg
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Beitrag von Gut Ravensberg »

Das die wundervollen Bilder von Herrn Rotterdam nicht weiter bei den Gelsenkirchener Geschichten veröffentlicht werden und man bei Suche der Straßennamen nicht weiter behilflich sein kann, finde ich sehr bedauerlich. Allein die vielen Hilfestellungen, wo die Bilder gemacht wurden, von welcher Stelle aus fotografiert wurde, wurde von einer Vielzahl von GGlern geleistet. Das würde ja wegfallen und das eine oder andere Bild nennt sich dann: "Ort unbekannt".

Ein "Institut für Stadtgeschichte" das diese Bilder nur für sich hortet, empfinde ich als sehr egoistisch. Denn für wen ist denn die Stadtgeschichte, wenn sie niemand sehen kann? Ich würde mich sehr freuen, wenn das ISG sich besinnt und gerade der Plattform, die sich mit den Geschichten Gelsenkirchens auseinandersetzt, weiterhin zusammenarbeitet und dadurch viele Information zu diesen Bildern sammeln könnte. Oder geht es - wie so oft - nur um die Rechte und die Möglichkeit für jedes Bild Geld zu verdienen?
Das Leben wird immer vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. (Selma Lagerlöf)

Animken
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Beitrag von Animken »

@Brummischupser: Vielen Dank für Deinen sehr persönlichen Forumsbriefbeitrag. Das ist beileibe nicht selbstverständlich. :)

So und/ oder so ähnlich (oder auch ganz anders) war das damals für viele Flüchtlinge. Sehr viele haben viel Leid erfahren müssen, auf der Flucht und auch nach ihrer Ankunft vor rund 70 Jahren. Ich weiß, dass es damals schon auch sehr davon abhing, wem man auf der Flucht und bei seiner Ankunft damals begegnet ist und ob die Menschen, denen man begegnete, sich mehr von ihren Ängsten oder mehr von Ihrem Zutrauen in sich (und ihre Menschlichkeit) im Umgang mit den Flüchtlingen haben leiten lassen... . :roll:

Dir alles Gute im wohlverdienten Ruhestand!!!

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Heinz H.
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Re: ISG hat Genehmigung nicht erteilt!

Beitrag von Heinz H. »

Heinz H. hat geschrieben:Jetzt wird mir so einiges klar... :o
Leider gab es auf dieses Schreiben bis heute keine Antwort! :?
Nachtrag:
Nach heutiger telefonischer Rücksprache mit dem ISG hat mir der zuständige Sachbearbeiter Herr Host mitgeteilt, dass meine Mail vermutlich übersehen worden sei. Selbstverständlich könnten die Fotos in der geplanten Ausstellung gezeigt werden.
Ich werde nach den Ferien mit Herrn Host einen Termin abstimmen und mit ihm gemeinsam die Fotos auswählen. :D
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Akkiller
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5. Forumsrundbrief 2015 der Gelsenkirchener Geschichten

Beitrag von Akkiller »

Tolle Nachricht und allen einen guten Start in den Tag!!! :lol:

Brummischubser
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Beitrag von Brummischubser »

sirboni hat geschrieben:
Ich hatte dann allerdings einige Male das Glück, daß sich Gelegenheiten zur Weiterbildung ergaben die ich nutzen konnte und dadurch letztendlich ein recht gutes Auskommen hatte und auch als Rentner noch habe.
Allerdings war das nicht ohne Flexibilität beim Wohnort zu erreichen.
Es ist nicht so, dass ich aufgegeben hatte. Der 2. Bildungsweg stand mir auch weiterhin offen und ich habe ihn auch genutzt. Meine Frau hatte mich dabei unterstützt. Nach Feierabend habe ich stets gebüffelt. Kurz vor dem Abschluß zur Fachoberschulreife hat mich dann die Geburt meines Sohnes ziemlich aus der Bahn geworfen. Einige werden sich sicher noch daran erinnern, dass er schwerbehindert ist. Von einem Tag auf den anderen hat sich das Leben meiner Familie verändert. Damals gab es noch niemanden, der uns gesagt hätte, was wir tun können. Nach der Untersuchung im Risikozentrum der Städtischen Kinderklinik hat uns Dr. XXX knallhart mitgeteilt, ihr Sohn hat eine Cerebralparese (Spastische Lähmung). Und nach der Diagnose gab es ein "Auf Wiedersehen" und "kommen sie in 4 Wochen wieder". Das war es dann schon!
Es gab damals ja auch kein Internet zum recherchieren. Wir waren völlig auf uns alleine gestellt. Zeit zum Lernen hatte ich nicht mehr. Selbst wenn ich die Zeit gehabt hätte, mein Kopf war voll mit anderen, wichtigeren Dingen. Dieses "alleinlassen" zieht sich also durch mein ganzes Leben.
Ich habe die Fachoberschulreife nicht geschafft, weil ich die Termine für die Klausuren nicht mehr wahrnehmen und die Prüfung nicht antreten konnte. Aber trotzdem hat es mir viel gebracht, weil man mir das angeeignete Wissen nicht mehr nehmen kann.

Viele Grüße

Rainer

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