Mein Interesse am Besuch der Klasse 11 der Gesamtschule Gelsenkirchen und das Aufnahmeverfahren im Jahr 1972
Alles, was ich hier schreibe, schreibe ich nach bester Erinnerung. Mir ist bewußt, dass sich Realitäten in Erinnerungen verschieben und verändern können. Falls also offensichtliche Fehler vorliegen, bitte ich das zu entschuldigen. Diese können gerne berichtigt und durch Richtigstellung ergänzt werden.
Ich besuchte am Ricarda-Huch-Gymnasium den „hauswirtschaftlichen“ Zweig mit Französisch als 2.Fremdsprache. Dieser Zweig endete hier mit der 10.Klasse. Die Schülerinnen – es war zu der Zeit noch eine reine Mädchenschule -, die weiter bis zum Abitur das Gymnasium besuchen wollten, gingen normalerweise ohne weitere Bewerbung zum Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Buer. (Zur Info: Der „sprachliche“ Zweig mit Latein als 2.Fremdaprache wurde am Ricarda-Huch-Gymnasium bis zum Abitur durchgeführt.)
Wir lebten in Gelsenkirchen-Feldmark. Der Schulwechsel bedeutete also für mich in jedem Fall eine erheblich längere Fahrzeit mit den Straßenbahnlinien 17 bis Stadttheater und 2 vom Stadttheater bis Endhaltestelle Buer.
Warum genau ich mich für die Gesamtschule interessierte, also ich mich extra auf ein Bewerbungsverfahren als damals 15-Jährige einlassen wollte, weiß ich nicht mehr genau. Irgendwie muss ich wohl mit der Schule bzw. Schulform „modern, fortschrittlich, revolutionär, neu, lebendig, nicht autoritär, antiautoritär u.ä.“ assoziiert haben. Meine Eltern haben mich machen lassen – ich musste das Bewerbungsverfahren tatsächlich eigenständig in Erfahrung bringen und durchführen – aber meine Eltern haben mich und meinen „Freiheitsdrang“ unterstützt. Ich erinnere mich an ein schriftliches Bewerbungsverfahren, auch mit Angaben zum sozialen und beruflichen Status der Eltern und an ein Bewerbungsgespräch mit Eltern. Soweit ich erinnere, sollten die Schüler*innen – hier Oberstufe – bezogen auf die soziale Herkunft gemischt sein und kein ausschließlich bildungsbürgerliches Klientel, wie damals noch mehrheitlich an Gymnasien üblich. Das war ja auch erklärter Bildungsauftrag der neuen Schulform.
Die Gesamtschule in Gelsenkirchen-Buer war eine von insgesamt nur 2 Gesamtschulen in NRW, die im Schulversucht ab 1969 sowohl mit der 5.Klasse (wie alle anderen auch) wie darüber hinaus zusätzlich mit der 11. Klasse (das war das Besondere) starteten.
Ich hatte relativ gute Zensuren, kam aus einem „einfachen“ Elternhaus und wurde zu meiner großen Freude angenommen.
Die Klassen ab Jahrgangsstufe 5 waren in einem großen alten Schulgebäude Nähe Rathaus Buer untergebracht. Die Oberstufe wurde in einem alten Schulgebäude mit Nebengebäuden in der Brinkgartenstraße beschult.
Was war für mich das Besondere?
Ich, wie sicherlich auch alle anderen Mitschüler*innen, waren an klassische, traditionelle Lernformen und Umgangsformen zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen wie auch die damit verbundene Pädagigik gewohnt. Hier fand ich ganz Neues vor – und das begeisterte mich sofort:
Statt Unterricht im Klassenverband gab es hier das Kurssystem, mit dem wir nach festgelegtem Rahmenbedingungen Kurse bzw. Fächer wie auch Lehrer*innen wählen konnten.
Durch das Kurssystem bekam ich Kontakt zu einer Vielzahl von Mitschüler*innen, das war aus meiner Sicht damals spannend und abwechslungsreich – die damit verbundenen pädagogischen Ziele haben mir sich damals noch nicht erschlossen.
Hier wurden Jungen und Mädchen gemeinsam beschult, auch das war für mich neu.
Das beste für mich war, wir hatten keine vorgegebenen Klassenlehrer*innen, sondern wählten uns unsere „Tutoren“ selbst per Wahlzettel (2 Wunsch-Nennungen waren möglich). Welch eine Freiheit!! Und Selbstbestimmung!! Die kam aber da an ihre Grenzen, wenn viele dieselben uns sympathischen Lehrer*innen als Turtor*in wählten. Dann wurde irgendwie zugewiesen. War trotzdem spannend und wir alle hatten das Gefühl des Mitbestimmens.
Pausengestaltung:
Die Schulpausen konnten wir im jeweiligen Kursraum oder auf dem großen Hof verbringen, aber irgendwie cooler waren die beiden Räume im Nebengebäude. Die Wände waren von den vorherigen Klassen bemalt und die Räume mit Möbeln vom Sperrmüll, Sofas, Tischen und Bänken möbiliert worden. Es gab einen Fernsehen, in dem die Sesamstraße?? lief – fanden wir toll. Das Lehrpersonal ließ uns bewußt gewähren und war nicht zur Aufsicht oder Kontrolle dort drinnen präsent. Also Freiheit pur.
Lehrer*innen – Rollenverständnis:
Die Schulmöbel, Schultische, Pult und Stühle waren „irgendwie alt“, gleichzeitig aber ordentlich und intakt - und die Lehrer*innen saßen häufig locker auf dem Pult oder im Unterrichtsraum neben uns im Kursverband. Die Sitzanordnung, Stuhlkreis usw. wurde häufig geändert – die Lehrer*innen waren nicht mehr „die da oben, fern weg, distanziert“. Ich erinnere, das es auch Lehrer gab (nur an männliche erinnere ich mich), die im Unterricht rauchten und dann immer einen kleinen verschließbaren Aschenbecher dabei hatten. Wie wir die Lehrer ansprachen – duzen oder siezen – weiß ich nicht mehr, könnte mir aber das Angebot des Du vorstellen. Die Kleidung war bei den meisten leger und locker, nicht so formell wie ich es gewohnt war, auch das fand ich klasse. Und sie waren uns allen zugewandt, gaben uns das Gefühl, uns ernst zu nehmen. Ein anderer, neuer, besonderer Lehrertypus also. Soweit ich weiß, haben sich die Lehrer*innen bewußt für die Gesamtschule beworben, weil diese Schulform, dieser Schulversuch ihrer Vorstellung von Bildung, Pädagogik, Schule und vom Mitgestaltungsmöglichkeiten sowohl als Lehrer*innen wie auch für die Schüler*innen entsprach.
Unterrichtsinhalte / -themen:
Besonders erinnere ich mich an den Deutschunterricht und Kunstunterricht.
Hier zunächst zum Deutschunterricht: Herr Jakobs war mein Deutschlehrer – ob gewählt oder zugewiesen, weiß ich nicht mehr. Statt wie bisher klassische Literatur, Lyrik, Grammatik waren nun Literatur der Arbeitswelt am Beispiel von Günter Wallraff „Ihr da oben - wir da unten“, Gebrauchstexte / Zeitungstexte an den Beispielen „Bild“ und derJugendillustrierte „Bravo“ und damit verbunden Analyse dieser Texte Unterrichtsgegenstand. Wir lasen Dramen und Theaterstücke wie die Dreigroschenoper von Brecht und besuchten eine Aufführung, auch Trivialliteratur war Thema, wie auch die Auseinandersetzung mit Werbetexten / Werbeanzeigen im Fernsehen und Printmedien – fächerübergreifen mit Kunst / Musik. Heute ist das alles nichts Besonderes mehr, aber in 1972 waren diese Themen für einen Deutschunterricht in der gymnasialen Oberstufe ein „revolutionäres Novum“.
Für mich ein Einblick in eine völlig neue, mir bis dahin unbekannte Welt – dazu noch als Inhalt des Deutschunterrichts, der für mich bisher ausschließlich „Hochliteratur“ als wertvoll gewertet hatte. Ich erinnere mich, dass ich zu der Zeit begonnen habe, freiwillig und gerne zu lesen. Der Unterricht war für mich eine Bereicherung, machte mir Freude und hat meine Begeisterung für das Lesen gestärkt. Die Bücher für meine private Lektüre habe ich mir meist aus der Bibliothek im relativ neueröffnetem Bildungszentrum gegenüber dem Theater ausgeliehen.
Neben Literatur war aber auch die Soziolinguistik Unterrichtsthema wie z.B. die unterschiedliche Sprachcodes, ich erinnere noch genau an die schwierigen neuen Worte „elaborierter und restringierter Code“, Spracherwerb in Abhängigkeit der sozialen Herkunftsfamilie, Sprachkompensatorischer Unterricht usw..
Das war für mich alles neu und spannend, zumal Herr Jakobs mich durch seine Lehrerpersönlichkeit begeistert hatte. Und dass ein Lehrer abends oder an Wochenenden in einer Trinkhalle verkaufte, machte die Sache nur noch besser (Trinkhalle Nähe Theater; Besitzer Familie Jakobs o.ä.).
Mal schauen, was sich in meinen Erinnerungsschubladen noch befindet – und welche ich dann auch ganz öffne. Jetzt steht erst einmal Zeugnis – Zensurenverhandeln – an.
Ende Teil 1
Gesamtschule Berger Feld
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Re: Gesamtschule Berger Feld
Hochinteressant! Ich bin auf die Fortsetzung gespannt! Das war direkt vor meiner Zeit. Ich kam ja erst 1974 als Lehrerin dazu.
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Re: Gesamtschule Berger Feld
Interessanter Bericht und mindestens auch so geschrieben, du kannst das, wollte eigentlich nur überfliegen und habe es dann doch gelesen...
Gesamtschule war zu der Zeit natürlich der Knaller, antiautoritär in aller Munde, aber eben insbesondere Chancengleichheit unabhängig vom Elternhaus, hatte später mal beruflich mit einigen der Pädas zu tun und war natürlich gewöhnungsbedürftig, die lulle im Mund und die Kaffeetasse in der Hand bei Besprechungen zu sehen ,ebenso die Schlafstelle im Lehrerzimmer das war schon das sichtbare Zeichen "wir sind anders" ...gemieden wie die Pest von Rektoren etablierter Gymnasien wurden sie nicht nur deswegen.
Gesamtschule ist mit großem Anspruch gestartet, inwieweit "alles" gelang könnte man vielleicht nach deiner Zeitreise diskutieren, du wirst doch gewiss dein Fazit ziehen...schreib bitte weiter...topp !
Gesamtschule war zu der Zeit natürlich der Knaller, antiautoritär in aller Munde, aber eben insbesondere Chancengleichheit unabhängig vom Elternhaus, hatte später mal beruflich mit einigen der Pädas zu tun und war natürlich gewöhnungsbedürftig, die lulle im Mund und die Kaffeetasse in der Hand bei Besprechungen zu sehen ,ebenso die Schlafstelle im Lehrerzimmer das war schon das sichtbare Zeichen "wir sind anders" ...gemieden wie die Pest von Rektoren etablierter Gymnasien wurden sie nicht nur deswegen.
Gesamtschule ist mit großem Anspruch gestartet, inwieweit "alles" gelang könnte man vielleicht nach deiner Zeitreise diskutieren, du wirst doch gewiss dein Fazit ziehen...schreib bitte weiter...topp !
Meine Schulzeit an der Gesamtschule Gelsenkirchen, 1972 – 75; Klasse 11-13
Zeugnisformular, Zeugnisnotenfindung und Schülermitbestimmung
Hier nun zunächst zum Zeugnisformular und zur Zeugnisnotenfindung
Schulzeugnisse waren in dieser Zeit ein Dokument, das durch seine Gestaltung dem hohen Stellenwert, den es in dieser Zeit hatte, gerecht wurde. Dem entsprach dann auch das Zeugnisformular (Papier: Qualität / Stärke des Papiers / Helligkeit – in der Regel strahlend Weiß und mattglänzend; Druck – eindeutig schwarz / ausgewählte Typograpghie für verschiedene Bereiche, sauberes Druckergebnis usw.).
Hier ein Foto meines ersten Zeugnisses in der Jahrgangsstufe 11.1.
Die Form entsprach in keinster Weise dem Üblichen, dem Erwartbaren, dem Gewohnten. Ich vermute, das war bewußt so gemacht, fast inszeniert, um den Stellenwert der Bewertung durch Zensuren zu relativieren oder einen demokratischen Ansatz zu dokumentieren.
Das Papier war „beige-bräunliches Altpapier“!! - so hieß damals das aus Altpapier hergestellte Recycling - Papier. Es war faserig, nicht weiß, rauh und als Druck- oder Schreibmaschinenpapier eher „minderwertig“. Die Typographie war klassische „Schreibmaschinenschrift“ - und das durchgehend, keine besondere Typographie z.B. für den Zeugniskopf, hier die Bezeichnung der Schule. Ob es auf dem Foto so genau zu erkennen ist, weiß ich nicht, aber oben links ist das Papier vom Druck „fleckig schwarz-grau“ und oben rechts wird die Schrift dünner / heller, als wenn der Drucker da nicht genug Tinte gehabt hätte. Also ein „Statement“, das bewußt gesetzt wurde – davon gehe ich aus.
Die Zensuren wurden für mich aus meiner Erfahrung bis dahin von den Lehrkräften allein festgelegt, sowohl für Klassenarbeiten, Zensuren für mündliche und sonstige Mitarbeit und ebenso die Zeugniszensuren. Mitteilungen gab es im Vorhinein nie, deshalb wurden die Zeugnisse auch mit Angst oder freudiger Erwartung in Empfang genommen.
In der Gesamtschule ab Klasse 11 war das ganz anders: Hier wurden die Zeugniszensuren in Einzelgesprächen vorher entweder mitgeteilt und dann konnten wir uns dazu äußern – und möglicherweise in wenigen Fällen wurde eine Zensur der Einschätzung von uns Schüler*innen angepasst. Häufig aber, daran erinnere ich mich genau, hatten wir die Aufgabe, uns selber zu bewerten, dies in eine Note zu fassen und diese zu begründen. In der Auseinandersetzung mit der*m jeweiligen Lehrer*in wurde die Zensur gemeinsam gefunden. Meistens haben wir uns selber schlechter bewertet als die Lehrkraft. Das Sich-selbst-Bewerten war für uns als Schüler*innen schon schwer, aber so lernten wir – wie pädagogisch wohl beabsichtigt – jede Menge dazu.
Dem Formular ist als Zeugniskopf zu entnehmen:
GESAMTSCHULE GELSENKIRCHEN
Weiterführende allgemeinbildende Schule i.E. zur Erlangung des
Hauptschulabschlusses, des Realschulabschlusses und der vollen
Hochschulreife
466 Gelsenkirchen-Buer, Brinkgartenstraße 8
Hinweis: Weiterführende allgemeinbildende Schule i.E. zur Erlangung des
Hauptschulabschlusses, des Realschulabschlusses und der vollen
Hochschulreife
466 Gelsenkirchen-Buer, Brinkgartenstraße 8
GESAMTSCHULE GELSENKIRCHEN in Versalien und zentriert
die nächsten Zeilen Blocksatz und zentriert, also die Formatierung war schon überlegt und nicht irgendwie zufällig oder beliebig.
Die Abkürzung i.E. steht für id est (lat.) = das heißt (aus heutiger Sicht schon ungewöhnlich an dieser Stelle??)
Aus dem Zeugnis hier wird ersichtlich, ich hatte im 1.Semester Informatik als Schwerpunktfach gewählt. Das fand meine Begeisterung – und die gelben, ca.3 cm breiten Lochstreifen, in „Röllekes“ zusammengerollt, habe ich immer stolz gezeigt. Und im Freundeskreis fand das viel Anerkennung, denn Mädchen und Computer / Technik, das war damals eher unüblich. Zu den riesigen Computer- und Rechenanlagen haben andere hier schon viel geschrieben. Ob wir im Gebäude Brinkgartenstraße oder im Hauptgebäude am Rathaus den Informatikunterricht hatten – wo standen die wertvollen Rechenmaschinen?? - weiß ich nicht mehr. Und obwohl ich Freude am Fach Informatik und eine gute Note hatte, bin ich zum 2.Halbjahr ins Schwerpunktfach Kunst gewechselt. Nach meiner Erinnerung waren das eher emotionale Gründe, nichts Rationales. Dazu später evtl. mehr.
Die Fünf in Chemie hatte ich mir selbst zuzurechnen – aber da war mir in der Tragweite nicht bewußt. Irgendwas lief am Anfang direkt schief, ich strengte mich nicht mehr an, machte dann in den Chemie-Stunde „blau“ und verbrachte die Zeit häufig im gegenüberliegenden Jugendcafe. Soweit ich mich erinnere, gab es keine ernsthaften Gespräche von Schul- oder Tutorenseite, meine Eltern wurden über die Fehlzeiten in diesem Fach auch nicht informiert. Meine Perspektive war „kann ich ja abwählen“ - aber ich hatte nicht im Bewußtsein, dass die Zensur dann mit auf dem Abiturzeugnis erscheinen würde und auf den NC Einfluss hätte. Rückblickend denke ich, da war ich als 16-Jährige doch mit der Freiheit und Selbstverantwortung überfordert. Zum Glück ist aber im Leben trotz der 5 in Chemie alles gut gelaufen.
Mir fällt auf, dass ich mich weniger an den konkreten Unterrricht erinnere, weniger an die Unterrichtsinhalte vieler der Fächer (Ausnahme das Fach Deutsch und Kunst), sondern in erster Linie an die Pädagogik, die Atmosphäre, den – nicht nur für mich - “neuen Geist“ der Gesamtschule / Oberstufe. Dieser hat mich im Rückblick stark geprägt, vieles – und viele Kleinigkeiten – waren ein „Erweckungserlebnis“. So will ich nun von der Schülermitverwaltung/-bestimmung, den SMV – oder SV – Sitzungen berichten.
Demokratie und demokratische Bildung gehörten zum erklärten Ziel der Gesamtschulen – und da wurde das demokratische Tun und das Mitbestimmen der Schüler*innen stark gefördert. Dass es Klassen-/Kurssprecher*innen gab, war üblich, aber dass diese dann im größeren Plenum als Schülerräte gehört und/oder mitbestimmungsberechtigt waren, war für mich neu.
Ich erinnere mich an häufige und zeitlich ausgedehnte Treffen bzw. Sitzungen, an denen die gesamten Oberstufe teilnahm. Diese fanden innerhalb der Unterrichtszeit statt, keine Randstunden. Das hatte den „gewünschten?“ Effekt, dass alle teilnahmen, aber auch die Konsequenz, dass die Unterrichtsinhalte dieser „ausfallenden“ Stunde verkürzt in der kommenden Woche unterrichtet oder evtl. weggelassen wurden. Auf jeden Fall wurde das Erproben, Erleben und Sich-in-demokratische-Prozesse-Einbringen geübt und praktiziert. Die Themen wurden von uns - den Schülern eingebracht. Themen waren sowohl schulspezifische Themen wie auch die Positionierung der Schülerschaft der Oberstufe zu gesamtgesellschaftlichen und politischen Themen. Es gab Tagesordnungspunkte, Rednerlisten, Versammlungsleiter, Protokollanten usw.. Da im Gebäude Brinkgartenstraße kein ausreichend großer Raum vorhanden war, fanden die SMV-Sitzungen in der Aula im Hauptgebäude statt.
Oben habe ich von „ Rednerlisten, Versammlungsleiter, Protokollanten usw.“ nur in der männlichen Form geschrieben. So war es rückblickend tatsächlich. Wortführer waren die Jungs, die sich als „Leader“ profilierten und gefielen. Sowohl durch ihre Körpersprache, ihre Attitüde, ihr gesamtes Auftreten, ihre Kleidung, ihre verbalsprachlichen antrainierten? Slogans und Aussagen. Das waren die „Coolen, die Klugen, die Intellektuellen, die ein wenig Revolutionären“, irgendwie bewunderten wir sie. Soweit war die Emanzipation noch nicht. Ich bin mir nicht sicher, wenn da eine „Power-Frau“ gewesen wäre – die gab es unter uns in der Zeit hier noch nicht, so selbstbewußt und mutig waren wir Mädchen noch nicht -, wie sich dann die Situation der Führungsclique dargestellt hätte.
Und die Jungen genossen natürlich ihre Rolle in der von uns zugelassenen und mitgestalteten Überlegenheit.
Zu politischen Aktivitäten, Richtung kommunistische/sozialistische Parteien, ist hier im Forum schon viel geschrieben worden. Deshalb hier von mir nichts Weiteres dazu.
Mal schauen, ob und wenn ja was mir zum Unterricht im Schwerpunktfach Kunst ab 11.2. noch einfällt. Die Lehrer waren Herr Kleinschmidt?? und Herr Kai Böck?? (die Namen erinnere ich nicht mehr genau).
Ende Teil 2
Re: Gesamtschule Berger Feld
Die Namen sind richtig. Herr Kleinschmidt ist Künstler,lebt immernoch in Gelsenkirchen, ging aber nach Dortmund zur Uni.
Kai Böck ist auch richtig. Er ging dann nach Köln zu einer anderen Gesamtschule.
Kai Böck ist auch richtig. Er ging dann nach Köln zu einer anderen Gesamtschule.
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