Wilhelm-Busch-Straße

... ein Überblick

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Wilhelm-Busch-Straße

Beitrag von Heimkehrer »

Hallo an alle,

bin in Gelsenkirchen nach 35 Jahren wieder zugezogen, in die Neustadt, Wilhelm-Busch-Straße. Als Kind war für uns Gelsenkirchen am Bahnhof zuende. In der Neustadt nie gewesen!
Habe mich jetzt ein wenig über die Geschichte dieses Stadtteils informiert. Im Forum „Neustadt – Wickingstraße“ sind interessante Beiträge von z.B. „Boxer“ und „rentnerVW“

Nun hätte ich aber noch einige Fragen, vielleicht kann ein „älterer Neustädter“ da weiterhelfen.
Die Wilhelm-Busch-Str. hieß laut Bekanntmachungen der Stadt Gelsenkirchen vom 15.6.1946, bislang Theodor-Casella-Str. In meinen Bauunterlagen von 1896 ist in der Zeichnung die Straße mit „Seifenstraße“ bezeichnet. Ab wann dann die Umbenennung in Theodor-Casella-Str. erfolgte, kann ich nirgendwo finden. Vielleich hat auch noch jemand weitere Fotos dieser Straße?
Die beiden Türme der Liebfrauenkirche sind heute kürzer als ursprünglich gebaut. Wann wurde, ich vermute durch Kriegsbeschädigung, die Dachform geändert? Gibt es darüber noch Fotos?

Viele Grüße
Der Heimkehrer
heute ist morgen früher....

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Habe heute früh www.landkartenarchiv.de gefunden. Dort ist die Shell-Stadtkarte Nr.18 aus dem Jahr 1934/35 online anzusehen.
Hier ist die heutige Wilhelm-Busch-Str. als Moltkestr. eingezeichnet. Der Neustadtplatz hieß ja früher Moltkeplatz. Jetzt haben wir aber schon 4 Straßennamen....
heute ist morgen früher....

Benutzeravatar
Benzin-Depot
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 18744
Registriert: 19.01.2008, 02:38
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Benzin-Depot »

Heimkehrer hat geschrieben:(...) Die Wilhelm-Busch-Str. hieß laut Bekanntmachungen der Stadt Gelsenkirchen vom 15.6.1946, bislang Theodor-Casella-Str. In meinen Bauunterlagen von 1896 ist in der Zeichnung die Straße mit „Seifenstraße“ bezeichnet. (...)
@Heimkehrer: Die "Seifenstraße" erhielt ihre Bezeichnung in den 80er Jahren des vorletzten Jahrhunderts, weil in dem Hause an der Ecke der Bochu­mer- / Seifenstr. (später Moltkestraße) eine Seifenproduktion betrieben wurde.

Siehe dazu auch bitte den Artikel, den Heinz O über die Dreiring-Seifen-Werke eingestellt hat:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 404#271404

Heimkehrer hat geschrieben:Habe heute früh www.landkartenarchiv.de gefunden. Dort ist die Shell-Stadtkarte Nr.18 aus dem Jahr 1934/35 online anzusehen.
Hier ist die heutige Wilhelm-Busch-Str. als Moltkestr. eingezeichnet. Der Neustadtplatz hieß ja früher Moltkeplatz. Jetzt haben wir aber schon 4 Straßennamen....
Die Shell-Stadtkarte Nr.18 sowie weitere Stadtpläne, kannst Du auch in unserem virtuellen Archiv einsehen:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... tadtplaene
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17470
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

da Theodor Casella einer der Teilnehmer am Hitler-Ludendorff-Putsch war, kann die Straße nur von den Nazis umbenannt worden sein und wurde auch nur in dieser Zeit so genannt .

siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Casella
und
http://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerputsch
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

@Benzin-Depot
Oh, gut, das Archiv hatte ich hier bislang noch nicht entdeckt. .

@Heinz O.
Das kann dann nicht lange gewesen sein, zwischen 1935-1946

Danke Euch für die Infos
heute ist morgen früher....

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Der Neustadtplatz wird z.Zt. umgestaltet. Das Foto zeigt die neu errichtete Bus-Schleuse welche verhindert, dass PKW´s durch die Wilhem-Busch-Str. über die Fußgängerzone z.B. in die Josefstr. einfahren.
Das es nicht wenige bisher so gemacht haben, zeigen die Verkehrsteilnehmer welche jetzt bei baubedingter Vollsperrung vor der Kirche umkehren...
Bild
Bild
heute ist morgen früher....

Benutzeravatar
brucki
Beiträge: 9428
Registriert: 23.02.2007, 22:50
Wohnort: Ückendorf

Beitrag von brucki »

Heimkehrer hat geschrieben:Der Neustadtplatz wird z.Zt. umgestaltet. Das Foto zeigt die neu errichtete Bus-Schleuse welche verhindert, dass PKW´s durch die Wilhem-Busch-Str. über die Fußgängerzone z.B. in die Josefstr. einfahren.

Das es nicht wenige bisher so gemacht haben, zeigen die Verkehrsteilnehmer welche jetzt bei baubedingter Vollsperrung vor der Kirche umkehren...
Wow, das ist erfreulich!

Dieses Thema wurde auch kontrovers bei einer Bürgerversammlung erörtert. Die Anwohner hatten sehr bestimmt auf die Problematik hingewiesen, doch seinerzeit hatte ich den Eindruck dass man von Seiten der Verwaltung keine Möglichkeiten einer Realisierung sah. Schön, dass es doch zu klappen scheint.

Benutzeravatar
rapor
Beiträge: 5882
Registriert: 31.03.2008, 18:57
Wohnort: Ückendorf

Beitrag von rapor »

Ich bin für ein reusensystem, wer da reinfährt kann seine Karre dann stehen lassen. Auslösung gegen angemessene Gebühr und das Tragen eines Eselhutes!

Ähnliches bitte auch für die aus der Bochumerstraße einfach rausfahrer in nördlicher Richtung!
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Jetzt fahren die Busse wieder durch die Fußgängerzone. Wenn auch die Beschilderung der StvO entsprechen, wäre m.E. das "Durchfahrt verboten" besser. Die Senke ist aus Fahrerhöhe schlecht zu erkennen. Eine Frage der Zeit, bis der Erste im Loch hängt.Bild
heute ist morgen früher....

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Erwartet hatte ich einen PKW, und doch war es ein Linienbus der als erster in der Nacht zum 6.9.13 ins Loch fiel. Das man die Busschleuse schräg in den Straßenverlauf gearbeitet hat, kommt bei einem 15m langen Gelenkbus nicht gut. Der braucht einige Meter bis er wieder exakt gerade fährt....
heute ist morgen früher....

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Hier der Zeitungsbericht über die Busschleuse vom 18.12.13:

http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... 90370.html

Hier steht unter anderem: "Weil bei Testfahrten über die Wanne die Busse aufsetzten, wie Stadtsprecher Martin Schulmann mitteilt, ist die Senkung unmittelbar nach ihrer Fertigstellung komplett abgesperrt worden"

Nun, richtig ist: es war keine Testfahrt, sondern Linienverkehr in der Nacht und da die Oberkante der Granitblöcke mit der Straße auf einer Ebene sind, hat der Bus nicht einfach aufgesetzt, sondern ist in die Senke abgerutscht und hineingefahren.
heute ist morgen früher....

Benutzeravatar
Verwaltung
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 10616
Registriert: 02.12.2006, 05:43
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Verwaltung »

Jürgen hat sich an seine Zeit in der Wilhelm-Busch-Straße erinnert und schickt uns diesen Beitrag mit der Bitte zum Einstellen in diesen Fred:


Ich bin 1941 in Gelsenkirchen geboren (Marienhospital). Meine Großeltern mütterlicherseits wohnten im „Vikar-Haus“ in der Wilhelm-Busch-Straße 30, wo sich der große Pfarrgarten der Liebfrauenkirche bis zum Pfarrhaus anschloss. Durch einen Weg zwischen Haus-Nr. 30 und 32, in dem die Dernbacher Schwestern eine Niederlassung hatten und sich in der ambulanten Krankenpflege betätigten, kam man zum Jugendheim im Pfarrgarten, in dem oft Tischtennis gespielt wurde.

Mein Opa war auf den Gussstahlwerken beschäftigt. Mein Vater ist 1942 im Krieg gefallen, so dass meine Mutter, wir wohnten in Lahnstein, oft zu ihren Eltern nach Gelsenkirchen mit dem Zug fuhr. Im Krieg, bzw. nach dem Krieg dauerte es manchmal bis zu 14 Stunden. Bei Unkel (Rhein) war die franz. Zone zu Ende und die engl. Zone begann. Die wenigen Züge waren nach dem Krieg überfüllt. Die Menschen standen dicht gedrängt in den Gängen, auf den Trittbrettern oder saßen auf dem Waggondach. Daher dauerten die Passkontrolle und das Durchsuchen nach irgendwelchen Sachen in den Koffern durch engl. Soldaten manchmal 4 – 6 Stunden.

Als ich etwa 8 Jahre alt war, traf ich mich mit einigen Kindern aus der Wilhelm-Busch-Straße, die ich in den einzelnen Aufenthalten beim Fußballspielen an der Liebfrauenkirche kennen gelernt hatte, morgens gegen 10:00 Uhr zum Milch holen mit unseren Milchkannen aus Blech. Das Milchgeschäft lag eine Straße weiter in Richtung Bahnunterführung. Der Straßenname ist mir leider nicht mehr in Erinnerung. Das abgezählte Geld lag in den Blechkannen und wir 4 – 5 Kinder rappelten damit lautstark.

Die Wilhelm-Busch-Straße mündete in die Wikingstraße, in der direkt gegenüber der Einmündung eine Familie Kneuper wohnte. Direkt hinter der Eingangstür befand sich ein kleiner Raum, in dem einige Lebensmittel angeboten wurden. Wenn mein Opa seinen Lohn brachte, schickte mich meine Oma mit 2 Mark dorthin mit den Worten: „Sag Oma Kneuper, ¼ rohen Münsterländer Schinken bitte“. Oma Kneuper musste in der Nachkriegszeit gute Beziehungen zum Münsterland gehabt haben. Bevor sie den geräucherten Schinken, der an einem Haken an der Wand hing, auf die Handschneidemaschine legte, deren Messer für einen ganz dünnen, feinen Schnitt erst eingestellt wurde, schnitt sie mit einem Messer ein Stückchen geräucherte schwarze Außenkante ab und kaute sie langsam und bedächtig, während eine dünne Schinkenscheibe nach der anderen auf Pergamentpapier fiel. Gewogen wurde nicht. Warenwert und Geld stimmten anscheinend immer überein. Zu Hause gab es dann Butterbrote mit Münsterländer Butter und Schinken.

Noch ein Erlebnis: Ich war etwa 9 Jahre und an einem Samstag gab mir mein Onkel 40 Pfennig und ich durfte die von mir schon lange gewünschte Flasche gelbes Brausewasser, gegenüber der Einfahrt beim Getränkeverlag „SAUER“ holen. Glücklich schlenderte ich nach dem Kauf über die Straße, die Flasche in der rechten Hand schwingend, zurück. „PENG“ – die Wasserflasche war auf Grund der beigemischten Kohlensäure explodiert und nur der Flaschenhals mit dem Metallbügelverschluss hielt ich in der Hand. Eine neue Flasche gab es an dem Tag nicht mehr. 14 Tage später durfte ich eine neue Flasche holen, die ich dann ganz vorsichtig vor mir hertrug.

Es gibt noch mehr schöne Erinnerungen von meinen Aufenthalten in Gelsenkirchen: z.B. Schwimmen lernen in der alten Badeanstalt, erster Kinobesuch in der Schauburg, erste Apfelsinen auf dem Markt auf dem Neustadtplatz gekauft, Holländer-Kirsch-Stücke vom Café Neugebauer, eine großen LKW bei Krawatten-Bauer besichtigt, mit einem Fischhändler in einem alten Opel-Kapitän im Kofferraum durch Gelsenkirchen gefahren, usw.

Viele Grüße an alle alten Bewohne der Wilhelm-Busch-Straße, sofern es dort noch welche gibt.

Jürgen
Wir folgen den Ideen der Open-Source / Access- und Common Lizenz Bewegung. Solltest du dein Bildmaterial aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht freigeben können, kennzeichne das bitte durch einen Copyright-Zusatz

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Beitrag von Heimkehrer »

Hallo Jürgen,
Erinnerungen aus der Kindheit, die wieder „hochkommen“ wenn man die GG liest.
Die Wilhelm-Busch-Straße hat sich verändert, die Wickingstrasse durchtrennt sie, einige Häuser wurden seinerzeit für den Ausbau geopfert. Ein Stück Jugendstilfassade weniger…
Die Eigentümer der Hausnummern 21 bis 27 wollen die Gebäude erhalten.
Aber es ist traurig zuzusehen, wie die Häuser Nr. 17-19 vor sich hingammeln. Defekte Dachrinnen, Sturmschäden an der Dacheindeckung, Feuchteschäden in Wohnungen. Leerstand, Zwangsversteigerung einzelner Wohnungen, keiner fühlt sich zuständig. Die Umwandlung in Eigentumswohnungen und dass kein Eigentümer im Haus wohnt, führte meiner Meinung nach zu diesem Elend. Zukunft ungewiss!
Ich grüße die jetzigen Bewohner der Wilhelm-Busch-Straße. Durchhalten, gebt diese gute Innestadtlage nicht auf. Es ist noch nicht zu spät.
heute ist morgen früher....

Heimkehrer
Beiträge: 138
Registriert: 07.05.2013, 13:09
Wohnort: GE

Busschleuse am Neustadtplatz

Beitrag von Heimkehrer »

Nach einem Jahr stillstand wurde heute früh mit dem Umbau oder Rückbau der Busschleuse begonnen. Die Anwohner sind gespannt, was den Verantwortlichen jetzt wohl eingefallen ist.
heute ist morgen früher....

Benutzeravatar
Boxer
Beiträge: 126
Registriert: 31.01.2008, 17:51
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Boxer »

Hallo hier ist der Boxer.Du Heimkehrer beschreibst die Episode mit der Wasserflasche,
die Du warscheinlich bei meinem Onkel Karl gekauft haben dürftest.Das Haus 27a hatte den Eingang in der Toreinfahrt.Auf dem Hof wurde das Mineralwasser hergestellt.Ich bin 1933 geboren und wohnte von 1935 bis 1951 mit der gesammten Großfamilie in der Erdgeschosswohnung.Ich bin der Rest der Großfamilie.
Du schreibst auch von dem Milchbauer,die Straße heißt Peterstr.sie gibt es immer noch.
sonst hat sich da ja so ziemlich alles verändert. Ich bin übrigens immer noch ein Gelsenkirchener.

Antworten