Was wird aus dem Stadtteil Horst?

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Heinz Kolb
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Beitrag von Heinz Kolb »

Liebe Marion,
ich habe auch nie daran Gezweifel das Horst unter geht.
Ich Stehe nach wie vor zu diesem Stadtteil und Freue mich das Strickling diesen Schritt getan hat, ich freue mich auch das der Hautarzt in den Fußläufigen teil zieht.
Vot allem ist diese Praxis auch für Menschen mit Behinderung besser zu Erreichen.
Glück auf und Lg Heinz
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Aus der Geschichte lernen heißt: Zukunft gestalten.

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Prömmel
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Beitrag von Prömmel »

Heinz Kolb hat geschrieben:...ich habe auch nie daran Gezweifel das Horst unter geht.
Das meinst Du hoffentlich nicht wirklich so, wie Du es schreibst !! :roll:
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

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Marion67
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Beitrag von Marion67 »

Heinz Kolb hat geschrieben:Liebe Marion,
ich habe auch nie daran Gezweifel das Horst unter geht.
Ich Stehe nach wie vor zu diesem Stadtteil und Freue mich das Strickling diesen Schritt getan hat, ich freue mich auch das der Hautarzt in den Fußläufigen teil zieht.
Vot allem ist diese Praxis auch für Menschen mit Behinderung besser zu Erreichen.
Glück auf und Lg Heinz
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Dazu werden dann Wände zur ehemaligen Poststelle durchbrochen, womit dieses Lokal, dann eben auch nicht mehr leer stehen wird, logischer Weise....macht für das Straßenbild eben was aus.

Als ich vor 14 Jahren nach Horst zog, fand ich das dörfliche hier, verbunden mit kurzen Wegen, weil alles was ich brauchte, zu Fuß zu erreichen war, sehr angenehm...schade, dass sich das so verändert hat.

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Marion67
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Beitrag von Marion67 »

Prömmel hat geschrieben:
Heinz Kolb hat geschrieben:...ich habe auch nie daran Gezweifel das Horst unter geht.
Das meinst Du hoffentlich nicht wirklich so, wie Du es schreibst !! :roll:

sinse doch ned so streng.... :wink:

Brummischubser
Abgemeldet

Beitrag von Brummischubser »

Ich bin ein wenig entsetzt, wenn ich die negativen Einstellungen meiner Mitbürger lesen muss. Es mag vielleicht sein, dass die untere Essener Straße durch Leerstand an Attraktivität verloren hat, um es gelinde auszudrücken. Aber dieser Teil ist nicht prägend für den Stadtteil Horst-Nord.
Wer gestern über die Essener Straße gegangen ist, konnte gar nicht anders, als über den Wochenmarkt zu gehen. Er war prall gefüllt mit Leben und man konnte so gar nichts von dem erkennen, was hier so düster aufgezeigt wurde. Hier tobt der Bär, so würde ich das umschreiben. Und ich war mittendrin und habe mich rundum wohl gefühlt. Unser Markt ist ein Ort, der Seele hat.

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Ich bin in einer Zeit groß geworden, da gab es keine Supermärkte, keine Einkaufswagen und unpersönliche Riesenläden. Der Tante-Emma-Laden, wie man ihn heute ganz lieb bezeichnet, war die alleinige Geschäftsform für Waren des täglichen Bedarfs. Hier auf dem Wochenmarkt findet man dieses Geschäftsmodell noch und es macht Spaß, das auszuleben.

Immer dabei ist die Metzgerei Breuckmann. Wie zu Großmutters Zeiten muss man sich anstellen und kommt nicht ohne ein Schwätzchen von da wieder weg. Man kennt sich und man tauscht Neuigkeiten aus. Und so nebenbei gibt es noch ein Stück heiße Fleischwurst gratis, ganz ohne Kaufzwang. Meine Frau behauptet zwar, die Frau Breuckmann will bloß, dass ich meine Klappe halte, aber für den Preis einer Scheibe heiße Fleischwurst ist das ok.

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Der Markt findet ja nicht nur auf dem Marktplatz statt, obwohl der schon ziemlich groß ist. Er geht noch auf der Hippolytusstraße weiter bis zur Essener Straße und dort noch um´s Eck rum.

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Und neben der Kirche hat der Fischhändler Pickmann seinen Stammplatz. Ich hole mir gerne von dort einen heißen Backfisch. Nur leider ist es bei Pickmann immer sehr voll. Es braucht schon etwas Geduld, bis man an der Reihe ist.

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Ich finde, so sieht kein sterbender Stadtteil aus. Er ist gesund und es lohnt sich, hier zu leben.

Viele Grüße

Rainer

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Pedda Gogik
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Beitrag von Pedda Gogik »

Rewe will Supermarkt in Horst-Mitte schließen. (WAZ)
Zentral gelegener Rewe-Supermarkt an der Essener-/Turfstraße steht vor dem Aus. Einen konkreten Termin für Geschäftsaufgabe gibt es noch nicht.
25 Mirarbeiter(innen) sind betroffen. Ob dort ein "firmeneigener" Penny-Markt hinkommt ?

Doppelgänger
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Beitrag von Doppelgänger »

Die Lage des Rewe ist direkt an einer hoch frequentierten Haltestelle sehr gut. Was nicht mehr typisch ist, ist das überschaubare Parkplatzangebot.

Entgegen oftmaliger Hetze der Nostalgiker haben sich viele Nachtschwärmer und Schichtarbeiter über die langen Öffnungszeiten gefreut. Bezeichnend für die gewandelte Sozialstruktur in Horst ist leider der abendliche Sicherheitsmann.

Und eines sieht man dem Markt an: das Alter. Große Investitionen in die Immobilie gab es offenbar nicht, die Rückseite (mit der Treppe) wirkt manchmal richtig schmuddelig.

Leidtragende der Schließung sind ggf. auch die Mitarbeiterinnen von Gartenbröker. In einer Geisterimmobilie wird man den Betrieb vermutlich nicht aufrecht erhalten.

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Ströppken
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Beitrag von Ströppken »

Dauerbaustelle Horster Straße

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirche ... 67013.html

Ich sehe gerade, dass man das nicht mehr lesen kann. Sorry.

Edit Verwaltung: Link repariert, siehe auch https://www.gelsenkirchener-geschichten ... php?t=9302
Glück auf!

Das Gegenteil von Wissen ist nicht Unwissen, sondern die Illusion, wissend zu sein. (Stephen Hawking)

Doppelgänger
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Beitrag von Doppelgänger »

Ströppken hat geschrieben:Dauerbaustelle Horster Straße

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirche ... 67013.html

Ich sehe gerade, dass man das nicht mehr lesen kann. Sorry.

Edit Verwaltung: Link repariert, siehe auch https://www.gelsenkirchener-geschichten ... php?t=9302
Was bringt es, einen kostenpflichtigen Artikel zu verlinken?

Brummischubser
Abgemeldet

Beitrag von Brummischubser »

Doppelgänger hat geschrieben:
Was bringt es, einen kostenpflichtigen Artikel zu verlinken?
Eigentlich bringt es nichts, zumal der Rewe auf der Horster Straße nichts mit dem Rewe in Horst zu tun hat.
Ein gewisser Zusammenhang besteht vielleicht zum Lidl am Kärntener Ring. Politisch wurde ja eine Erweiterung des Lidl dort verhindert, um die Kaufmannschaft auf der nahen Essener Straße zu schützen. Falls es wider Erwarten doch keinen Penny-Markt als Nachfolger des Rewe-Ladens geben sollte, könnte die Situation irgendwann mal problematisch werden. Der viel zu kleine Lidl am Kärntener Ring hat kein großes Lager und deshalb oft viele Fehlartikel. Ich fahre deshalb lieber nach Gladbeck-Brauck. Der Lidl dort ist größer und besser bestückt. Dort kriege ich immer alles, was ich brauche. ich habe auch schon Nachbarn im Gladbecker Lidl gesehen. Ich scheine wohl nicht der Einzige zu sein, der diesen Laden bevorzugt.
Ich kann mir vorstellen, dass der Lidl am Kärntener Ring irgendwann zumacht, weil er eben nicht mehr zeitgemäß ist. Genau dann wird Horst ein Problem bekommen, was den Lebensmitteleinkauf angeht. Ich hoffe, dass es nicht so ist.

Viele Grüße

Rainer

Doppelgänger
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Beitrag von Doppelgänger »

Betrifft die Horster Nähe: es gibt das Gerücht, dass der Netto in Karnap, knapp hinter der Stadtgrenze, schließen soll. Den Wahrheitsgehalt kann ich nicht beurteilen. Wie dem REWE an der Buerer Straße und anderen bald schließenden bzw. schon geschlossenen Märkten, sieht man diesem einfach auch das Alter an.

Sollte (!) es so kommen, wird die Entfernung zum nächsten Supermarkt für viele immer größe. Der Aldi an der Fischerstraße hat ja auch bisher keinen Nachfolger.

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GE-Horst
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Beitrag von GE-Horst »

Ich war heute Abend nochmals im Rewe-Markt (Essenerstrasse/Turfstrasse)....
um ca. 23 Uhr war da noch der Teufel los, selbst an der Kasse musste man sich um diese Uhrzeit doch wirklich anstellen ?!

Da fragt man sich, was will REWE....warum soll dieser Markt geschlossen werden ???

...und um es nicht falsch rüber kommen zu lassen !
Das war nur heute !
....aber auch bei meinen letzten Einkäufen war es zumindest immerhin "sehr gut besucht" !
(der Aldi auf der Fischerstr. hätte sich gefreut!) ;-)

Was mir eher negativ auffällt, ist der Zustand des Marktes !
(es ist halt alles etwas in die Jahre gekommen....bei den Kühlschränken fehlen Griffe/und diese verlieren auch Wasser *wodurch immer Pfützen vor den Kühlgeräten steht/die Sauberkeit [gerade vor den Pfandautomaten] lässt zu wünschen übrig....und so sieht man einen Trampelpfad von dort aus, in den ganzen Markt)
Auch die Einrichtung/Ausrichtung als solches, ist schon sehr in die Jahre gekommen...
(aber so war es auch an der Grothusstrasse bis vor ein paar Wochen auch, da wurde aber alles umgebaut, warum hier nicht ?!)

Nachdem der Aldi auf der Fischerstr. geschlossen wurde..... wäre das für mich das schlimmste was HORST passieren könnte.

Doppelgänger
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Beitrag von Doppelgänger »

Du hast es gut erfasst. Wenn man den Gerüchten glaubt, kann/will man die hohen Summen für eine Generalüberholung des Marktes nicht zahlen. Penny soll angeblich rein (ist wohl eine Rewe-Tochter) und in dem Zusammenhang soll erwas aufgehübscht werden. Die Standards für Penny liegen nach meiner Beobachtung auch unten denen eines zeitgemäßen Rewes.

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Emscherbruch
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Eine wahre Begebenheit kurz vor Weihnachten 2018

Beitrag von Emscherbruch »

Eine wahre Begebenheit kurz vor Weihnachten 2018

Ich bin frühmorgens am anderen Ende meiner Stadt. Der Arzttermin eines Familienmitglieds hat mich zum Krankenhaus nach Horst geführt. Unzählige Male schon mit dem Auto hier vorbeigefahren. In dieser Straße noch nie angehalten. Noch nie ausgestiegen. In dieser Gegend noch nichts entdeckt. Es wurde also Zeit. Ich habe eine Stunde.

An der Straßenecke wird ein Haus abgerissen. Staubwolken erheben sich. Der Bagger frisst sich durch alte Mauern, durch morsche Holzdecken und muffige Zimmer. Ich bleibe stehen, nehme meine Kamera und fotografiere. Ein Werbeplakat steht unmittelbar neben dem halbkaputten Gebäude. „Das Futterhaus“ wirbt für Katzennahrung. „Darf’s etwas MEHR sein?“ steht in einer Sprechblase, die aus einer liegenden Katze aufsteigt. „25% Rabatt. Ihr Fachhändler fürs Heimtier!“ Darf‘s etwas mehr sein? Ja, sicher, immer doch! Es war eine Schrottimmobilie. Das Haus musste weg. Verwohnt, vernachlässigt, verkauft, vergammelt, verramscht, verkommen, vernichtet.

Eine Frau, um die 50, hält direkt neben mir. In der Hand eine Einkaufstasche. Den Mantel hochgeschlossen. Sie blickt mich mit ernster Miene an und will wissen, wieso ich das fotografiere. Ob ich von der Presse sei, fragt sie. - Nein, ich mach die Fotos nur so für mich. Ich bin zum ersten Mal bewusst an diesem Ort und vor mir verschwindet etwas, was lange Zeit dort stand und bald nicht mehr ist. So etwas interessiert mich. Was für ein Gebäude das gewesen sei, möchte ich wissen. - Das war eine olle Kaschemme, sagt die Frau. Früher sei dort eine Gastwirtschaft gewesen. Zuletzt nur noch komische dunkle Gestalten. Vielleicht ein Puff. Schlimme Ecke. Gut, dass es jetzt wegkommt! Ich soll gut auf mich aufpassen, sagt die Frau. - Am helllichten Tag? - Ja sicher, was meinen Sie denn, wo wir hier sind?

Das will ich nun genauer wissen. Die Frau schaut mich an und fragt, ob ich nicht doch von der Presse sei. - Nein, ich bin nicht von der Presse, wohne nur am anderen Ende der Stadt und bin eher selten in dieser Ecke von Gelsenkirchen. - Wo genau das andere Ende der Stadt ist, will sie wissen. - Resser Mark. - Ah, ja, das kenne sie von früher. Da war es schön, viel Wald, alles grün, ruhige Gegend. Ob es da jetzt genauso wie in Horst sei. - Wie ist es denn in Horst?

Nun berichtet mir die Frau, sie wohne in einem Mietshaus die Straße weiter hoch. Als ihre Familie vor Jahren eingezogen ist, war alles angenehm und ruhig. Nette Nachbarn. Man kannte sich. Jetzt ist die Hälfte der Nachbarn von früher weg. Und sie werde seit über zwei Jahren von ihren neuen Nachbarn tyrannisiert, die ihre Wohnung, die sie mit Mann, Kind und Hund bewohnt, haben wollen. Damals sei also diese Großfamilie eingezogen und versucht seitdem, alle Wohnungen in dem Haus zu übernehmen. Viel Geschrei, ständig Streit, Klingelterror, falsche Beschuldigungen, im Hausflur alles zugestellt, Schikane mit den Mülltonnen. Letztens seien die ersten Drohungen ausgesprochen worden, es würde etwas passieren, wenn sie ihre Wohnung nicht endlich freigeben. - Was ihr Vermieter dazu sagt, will ich wissen. – Die Frau lacht auf. Nichts. Die Wohnungsbaugesellschaft schrieb einen Brief an alle Mietparteien. Bitte die Hausordnung beachten. Das wars. - Ich schaue sie ungläubig an. - Ja, sie wisse, das glaube man nicht. Sowas war früher nicht möglich.

Früher sei das eine angenehme Wohngegend gewesen. Man konnte jederzeit auch abends spazieren gehen. Heute gehe sie abends nicht mehr raus. Ihr Mann gehe alleine mit dem Hund. Er wurde schon ein paar Mal angerempelt und angemacht von jungen Männern, die bei Dunkelheit hier den Ton angeben. Seit ein paar Wochen habe er immer ein Messer in der Tasche. - Ein Messer? - Ja, sicher, ein Messer. Die Typen haben alle Messer. Ihr Sohn habe seit Monaten immer Pfefferspray dabei. Ob ich auch Kinder habe, will sie wissen. - Ja. - Dann könne ich ihre Angst ja verstehen, sagt sie - Wer sind denn diese jungen Männer? – Bulgaren, Rumänen, Türken. Aus diesen Ländern, glaubt sie.

Neben uns öffnet sich eine Tür. Es riecht streng nach Rauch und altem Fett. Sie zeigt auf die Tür. Hier kommen Lieferwagen an, in denen liegt das Fleisch einfach so auf der Ladefläche. Ohne Kühlung. Ohne Verpackung. Sie hätte das mit eigenen Augen gesehen und sich gewundert. Die Leute kaufen den ganzen Tag das Zeug. Den ganzen Tag. Von morgens bis spät abends Frittierfettgeruch. Nachts sei dann häufig Randale auf der Straße. - Randale? – Ach, alle schrien herum und kloppten sich. Da drüben ist das Krankenhaus. Es sollte hier eigentlich ruhig sein am Abend.

Aus dem Nachbarhaus hören wir lautes Geschrei. Auf der Straße steht ein Auto mit laufendem Motor. Der Fahrer schreit etwas aus dem offenen Fenster zurück. Dann hupt er mehrmals. Es folgt die lautstarke Antwort aus dem offenen Fenster des Hauses. Der Motor heult auf. Durchdrehende Räder. Lachen aus dem Haus.

Seit wann sie diese Veränderung bemerkt habe, frage ich nach. - Sie antwortet wie aus der Pistole geschossen: Fünf Jahre ist das her. Es fing mit Taschendiebstahl an. Hier in der Straße sei sie selbst schon mal beklaut worden. Von ein paar Leuten eingezingelt, plötzlich fehlte was. Vorher habe es in Horst keine Autos aus Bulgarien und Rumänien gegeben. Plötzlich ganz viele. – Stammt die Großfamilie in ihrem Haus aus Südosteuropa? – Nein, das seien wohl Türken. Sie sprechen nur türkisch miteinander. Die Leute, die klauten, lebten nicht lange hier. Sie zögen immer wieder weiter und dann kämen andere. Gut, dass das Haus da vorne abgerissen werde.

Der Bagger bricht ein großes Mauerstück aus der Wand. Es staubt. Zementgeruch liegt in der Luft. Die Straße wird langsam eingenebelt.

Wenn der Sohn mit der Schule fertig ist, dann ziehen sie weg. Sofort. Nur weg aus Horst. Hier gehe alles den Bach runter und niemand täte etwas dagegen. „Man wird hier allein gelassen.“ - Sie verabschiedet sich. Ich wünsche ihr alles Gute. Sie winkt ab. „Passen Sie lieber auf, dass bei Ihnen im Stadtteil nicht das gleiche passiert.“ Dann wendet sie sich um und geht durch den Abbruchnebel hindurch die Straße entlang. Ich schau ihr lange nach. Es fühlt sich nicht gut an.



P.S. Habe lange mit mir gekämpft, ob ich diese Begegnung hier in den Gelsenkirchener Geschichten veröffentlichen soll.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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Mechtenbergkraxler
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Re: Eine wahre Begebenheit kurz vor Weihnachten 2018

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Emscherbruch hat geschrieben:Eine wahre Begebenheit kurz vor Weihnachten 2018

[Volltext siehe vorstehendes Posting; wie öfter bei Emschi zu lang zum Zitieren]


P.S. Habe lange mit mir gekämpft, ob ich diese Begegnung hier in den Gelsenkirchener Geschichten veröffentlichen soll.
Emscherbruchs Live-Reportage, die ich in keiner Weise anzweifeln würde, erinnert mich sehr an den Anfang der 1980er Jahre, als ich mit meiner Frau in unsere erste Wohnung eingezogen bin. Geld hatten wir wenig, die Miete war günstig und die nächste Straßenbahnhaltestelle nicht allzu weit. Die alten Leute unten im Haus begrüßten uns allerdings mit den Worten, warum um alles in der Welt wir in dieses Haus eingezogen wären. Hier und überhaupt in der ganzen Straße (Blaubuxenviertel in einer Ruhrgebietsstadt) ginge doch alles nur noch den Bach runter.

Das war die Wohnung, von der ich schon mal erzählt habe, wo ich den Randalierer "Heinzchen" aus der Wohnung darüber, einige Male von der Polizei habe abholen lassen müssen, wo die Hochzeitsgesellschaft sich geprügelt hat, wo die Jugendlichen von gegenüber offenbar mangels Hausschlüssel und/oder kaputter Klingel den ganzen Tag lang „Mudda, mama die Tür auf“ auf der Straße brüllten. Die Geschichten von Lärm, Kloppereien und Randale sind lang. Irgendwann sind wir weggezogen, ganz weit weg. Doch was ist nun das Seltsame? Das Seltsame besteht darin, dass in dieser Straße alle Soziopathen, Randalierer, Ruhestörer und Rüpel rein biodeutsch waren. Die Türken wohnten in einer ganz anderen Ecke und blieben unter sich. Araber, Berber o.ä. waren noch nicht in Sicht.

Wat lernt uns dat: Soziopath zu sein ist nicht an Nationalität und Hautfarbe gebunden, sondern ist eine durch Erziehung, Umgebung und Selbstkonditionierung entstandene Charaktereigenschaft, die aber durchaus durch hartes und konsequentes polizeiliches und ordnungsamtliches Durchgreifen in den Griff zu kriegen ist. Die New Yorker Polizei hat es unter Bürgermeister Rudolph Giuliani und Polizeichef William Bratton mit einer absoluten Nulltoleranzstrategie sehr erfolgreich umgesetzt. Unter „Broken-Windows-Theorie“ lässt sich das Konzept gut nach lesen. Wäre eine gute Idee auch für Horst. Wenn alles nicht hilft, könnte man aber die Gewalttäter nach Sachsen abschieben. Dort sind sie unter ihresgleichen.

MK
"Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher." (Charlie Rivel, Clown)

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