Resse während des Krieges und nach dem Zusammenbruch

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Krevert
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Re: Artellerie auf der Ahornstr.

Beitrag von Krevert »

Manf35 hat geschrieben:Bild
Interessanter Beitrag!

Genau links gegenüber war zumindest bis 1985 ein unbebautes Grundstück mit vier oder fünf Garagen, die ganz linke (mit Bergschädenrissen) hatten meine Großeltern (1969-1985 in der Kreuzstr. wohnend). Den Blick auf die Ahorn-Häuserzeile kenne ich also bestens, die dazugehörige Kriegsgeschichte ist mir neu.
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Manf35
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Erinnerungen verbunden mit der Flak-Stellung Böningstr.

Beitrag von Manf35 »

Bild
Hier links an der Böningstraße in Richtung Westerholt auf dem Feld zwischen dem Katholischen Friedhof und dem Vierhöfeweg lag während des Zweiten Weltkrieges die Flugabwehr bestehend aus einer Flak-Batterie (Spezielle Flugabwehrgeschütze) und für den nächtlichen Einsatz einer Scheinwerfer-Batterie. Aus wievielen Flak-Geschützen die Flugabwehrstellung bestand, vermag ich nicht zu sagen.
Geriet ein feindliches Flugzeug in das Fadenkreuz der Scheinwerfer, begannen die Geschütze aus allen Rohren zu feuern. Beim Treffer erhielt das entsprechende Kanonrohr einen weiteren weißen Ring als Abschusserfolgsmarkierung.
Ich erinnere mich an den Abschuss eines Bombers, der auf dem Feld an der Brauckstr. zwischen der Middelicher Str. und dem Osterkampweg runter kam. Nicht nur die Flugzeugtrümmer waren aufzuräumen, sondern auch die Leichenteile der Bomberbesatzung. Schaulustige waren auch da, die zusahen, wie beispielsweise der herumliegende Stiefel noch mit einem Bein darin vom Aufräumkommando eingesammelt wurde. Schrecklich, das alles als Kind mitzubekommen!
In einem anderen Fall, ich sehe es heute noch vor mir, als sei es erst gestern gewesen, kommt vom ziemlich klaren Himmel ein aufgespannter Fallschirm mit dem daran hängenden feindlichen Bomberpiloten oder –besatzungsmitglied herunter, und zwar zwischen der Kreuzstr. und der Gartenstraße. Die gesamte Fläche zwischen der Kreuzstr. und der Gartenstr. war unbebaut und bestand aus Garten- und Ackerland. Von der Kreuzstr. konnte man bis zu den Häusern der Gartenstr. schauen. Hier auf diesem Gelände, näher an der Gartenstr. war die voraussichtliche, absehbare Landestelle des am Fallschirm hängenden Mannes.
Infolge der Fliegerangriffe, des Luftterrors der Alliierten auf die Zivielbevölkerung, mitunter dreimal Fliegeralarm oder mehr bei Tag oder Nacht, hatten die Leute eine unbändige Wut auf die feindlichen Flieger. Bewaffnet mit Forke oder Mistgabel, mit Spaten oder Knüppel wollten die vom Hass erfüllten Menschen den Mann empfangen. Gewiss hätte man ihn umgebracht, wenn es der Polizei, die übrigens als Kopfbedeckung den Polizei-Tschako trug, nicht gelungen wäre, den Mann noch lebend und beschützend gefangen zu nehmen.
Der Bombenabwurf auf deutsche Großstädte und damit auf die Zivielbevölkerung hat die Menschen nicht zermürbt, sondern im Gegenteil bei ihnen nur Hass und Wut erzeugt.
Als die Amis schon in Buer waren, stand die Flak noch zum direkten Beschuss der feindlichen Panzer bereit. Eine Panzersperre war auf der Böningstr. errichtet worden.
Nach dem Rückzug der deutschen verteidigenden Soldaten aus Resse wurde jenseits des Kanals eine neue Front unterstützt vom Volkssturm und der Hitlerjugend aufgebaut. Die sich zurückziehende Truppe hatte hinter sich alle Brücken über die Emscher und den Kanal gesprengt.
Ich war später noch einmal auf dem verlassenen Flakgelände an der Böningstr. und habe von dort ein zweiadriges, rot und schwarz zusammengedrilltes AEG-Meldekabel mitgebracht. Mein Papa hat damit zu Hause die elektrischen Leitungen geflickt und als wieder Strom da war, Glühbirnen zum Leuchten gebracht. Damals hatte man in den Häusern eine elektrische Spannung von 110 Volt.

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Luftschutz, Bunker in Resse
Zu den mir bekannten Bunkern in Resse habe ich auf der Seite
„Bunker unserer Stadt - freie Sammlung“ schon etwas geschrieben. Thematisch gehört aber auch hier in unserem Forum ein entsprechender Hinweis hin.
Bevor überhaupt der Bunkerbau begann, wurde im Kellergeschoss von Gebäuden ein als geeignet erscheinender Keller zum behelfsmäßigen Luftschutzkeller, „Luftschutzraum“ (LSR) umgebaut, der den Hausbewohnern einen gewissen Schutz vor Fliegerangriffen gewähren sollte. Der ausgewählte Keller erhielt einen Notausgang, die Decke wurde mit Holzstempeln zusätzlich abgestützt. Zum Nachbarhaus wurde im Kellerbereich zusätzlich ein „Durchbruch“ geschaffen, deren Wand nur ein Stein dick war, eine Spitzhacke lag an dieser Stelle immer griffbereit, so hätte man im Ernstfall auch durch das Nachbarhaus ins Freie gelangen können. Eimer mit Sand standen an der Durchbruchstelle auch immer bereit, um gegebenenfalls Brandbomben zuschütten zu können.
Da nach sprichwörtlicher „Deutscher Gründlichkeit“ alles geregelt und reglementiert war, damals wie heute, nehme ich an, dass es für den Kellerausbau in Wohnhäusern zu Luftschutzräumen bestimmte Richtlinien, Vorschriften, Verordnungen oder sonst etwas gab. Vielleicht sucht einmal jemand nach derartigen Anordnungen im Dritten Reich!
Wir waren Mieter im dritten Stock eines Wohnhauses mit Plumpsklos. In diesem Haus geschah der Kellerumbau zum Schutzraum durch Italiener, „Itaker“ sagten die Leute.

Jetzt verweise ich auf ein Bild „Ecke Kreuzstr. / Ahornstr.
Bild
Das hier zu sehende Haus Ecke Kreuzstr. und auch die beiden Häuser auf der Ahornstr. standen in Kriegszeiten noch nicht. Genau hier auf diesem Gelände befand sich der unterirdische, langgestreckte „Bunker Ahornstr“. Durch feuerfeste Türen war der Schutzraum im Bunker in mehrere Abschnitte unterteilt.
Für die Bauarbeiten wurden französische Kriegsgefangene eingesetzt, die im Lager „Gemenhof“ in der heutigen Resser Mark, in der früheren Robert-Ley-Siedlung untergebracht waren.
Geschachtet wurde nicht mit Baggern, sondern mit Spitzhake und Schüppe. Der Abraum wurde von der unteren Ebene auf die nächst höhere per Schaufel befördert. An der Baustelle war für uns Kinder Karbid zu holen. Ich weiß nicht, ob das beim Löschen von Kalk verwendet wurde. Jedenfalls füllte man Wasser in eine mit Bügelverschluss versehene Flasche, gab Karbid dazu, schleuderte die verschlossene Flasche weg und wartete in sicherer Deckung vor Glassplittern auf den Explosionsknall.
Als der Bunker fertig war, eilte meine Mama meinen kleinen Bruder auf dem Arm und mich an der Hand oft genug schutzsuchend in diesen Bunker. Er erschien ihr sicherer als der im Wohnhaus zum Luftschutzraum (LSR) ausgebaute Keller.

Ich saß auch noch in einem anderen Bunker an der Ahornstr., nämlich im Bunker an der Katholischen Volksschule Ecke Ahornstr. / Hertener Str.
Bild

1941 kam ich unabhängig von der Konfession in die Katholische Volksschule an der Ahornstraße. Lehrerin war Fräulein Grothaus aus Buer. Wenn es zum Schulbeginn schellte, mussten alle Kinder nach Klassen geordnet auf dem Schulhof antreten. Dann wurde die Hakenkreuzfahne gehisst und erst danach ging eine Klasse nach der anderen wohl diszipliniert in ihre Klassenräume.
Beim Luftalarm mussten wir in den Bunker, dem beim Bau ein Teil des Schulhofs zum Opfer fiel. Der für die Schule gebaute unterirdische Bunker, dessen Eingang bzw. Treppenabgang ich im Winter 2008 /2009 fotografiert habe, ist noch vorhanden.
Infolge der zunehmenden feindlichen Bombenangriffe wurden im Juli 1943 in Gelsenkirchen alle Schulen geschlossen. Mit meinen 8 Jahren musste ich aus dem Elternhaus und kam durch die Kinderlandverschickung zu einem Bauern nach Evesen bei Bückeburg, wo ich es gar nicht gut hatte. Ich habe dann eine Postkarte nach Hause geschrieben: „Liebe Mama hole mich ab!“. Heimweh hatte ich auch! Nach vielleicht 8 Wochen war ich wieder zu Hause. Schulunterricht hatte ich bis Kriegsende dann nicht mehr. Die zwei Jahre Schulzeit haben mir gefehlt und so habe ich auch erst mit 18 Jahren die „Mittlere Reife“ gemacht.
Wenn man als Kind nachts infolge des Sirenengeheuls für Voralarm, dann Vollalarm und „Akute“ (Akute Luftgefahr) mehrfach im Schlaf gestört wird, schlaftrunken in den Trainingsanzug muss, noch völlig benommen den vielleicht auf links gewendet anzieht und schleunigst in den Bunker eilt, so war das für mich eine Belastung, die mich traumatisiert hat und ertönender Sirenenalarm macht mir heute noch schwer zu schaffen.

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Krevert
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Bunker Ecke Kreuzstr. / Ahornstr.

Beitrag von Krevert »

Ich schrieb ja schon von den späteren Garagen mit Bergschäden-Rissen auf genau diesem Gelände. Nach dem letzten Beitrag von Manf35 frage ich mich, ob es wirklich Bergschäden waren, wie es damals hiess. Ist bekannt, wann der Bunker abgerissen/zugeschüttet wurde?

Ansonsten interessiert mich noch:

Wie lang mag dieser Bunker wohl gewesen sein?

Wieviele Eingänge hatte er?

Mit wievielen Menschen fandet Ihr dort Unterschlupf / für wieviele Leute war dort insgesamt wohl Platz?
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Manf35
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Bunker Resse, Ahornstr.

Beitrag von Manf35 »

Genaueres zu dem Bunkerbau in Gelsenkirchen, insbesondere auch zum Bunker Resse, Ahornstr. müssten doch alte Pläne aussagen. Vielleicht stöbert jemand einmal in alten Archiven der Stadt nach Lageplan, Bauplan, Katasterzeichnung. Selbst wenn der Bunkerbau unter „Geheimhaltung“ fiel, so ist bestimmt kein Bunker ohne Plan, Vermessung usw. gebaut worden. Vielleicht waren auch damals wie heute mehrere Ämter mit solchen Baumaßnahmen befasst, so dass sich möglicherweise mehrere Ansatzpunkte zur Nachforschung anbieten, wie z. B. auch Flurkarten jener Zeit. Würde ich in Gelsenkirchen wohnen, was seit 1959 nicht mehr der Fall ist, so hätte ich als Anlaufstelle das Stadtarchiv Gelsenkirchen besucht und um Mithilfe bei der Nachforschung gebeten. Man muß die Unterlagen jener Zeit suchen, finden und einsehen; eine Aufgabe für Resser Heimatforscher.

Mark
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Beitrag von Mark »

Auf der Isoldenstrasse in Resse, genauer gesagt zwischen dem heutigen "Trink Gut" und der Tankstelle an der Middelicher Straße befand sich in den 70er Jahren eine Freifläche mit viel Gestrüpp etc.

Auf dieser Fläche befand sich ein kleiner Betonklotz, augenscheinlich mit einer Tür bzw. Öffnung (eine Tür selbst war nicht mehr vorhanden). Der Klotz war ca. 1 Meter hoch. Als Kinder hatten wir gedacht, dass es sich um einen Bunkereingang handelt und der Großteil unter der Erde liegt.

Heute ist dieses Teil auf Grund der Bebauung verschwunden.

Was war das für ein Teil ? Kennt jemand diesen Betonklotz ? War es vielleicht so ein Splitterschutzbunker ? Aber was befand sich dort im Bereich Isoldenstrasse, dass man dort einen Bunker, Unterstand o.ä. hingebaut hat ?
Intellektuelle können über alles reden, aber nur wenige Intellektuelle können wirklich etwas machen.
-Helmut Schmidt- (und recht hat er!)

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Leidende Russen in ResseBildBild: Wiedehopfstr. in südlicher Richtung

In dem Waldstück Ecke Münsterstr. / Wiedehopfstr. in Richtung Bismarck VII/VIII zwischen der Zechenbahn und der Wiedehopfstr., hier links der Straße, gab es ein Lager von russischen Strafgefangenen, die auf Ewald 3 / 4 in Resse eingesetzt waren. Ich sehe noch die bewachten Kolonnen zum Arbeitseinsatz auf der Zeche an unserem Land vorbei marschieren.
Bild
Bild: Ewaldstr. in nördlicher Richtung Gaststätte Lanfer „Europäischer Hof“.

Ein weiteres Lager mit russischen Kriegsgefangenen gab es unweit des Holzplatzes direkt auf dem südlichen Zechengelände, rechts der Ewaldstr. in nördlicher Richtung.
Arbeit bis zum Umfallen, schlechte Ernährung und Misshandlungen hatten unter den Russen eine hohe Todesrate zur Folge. Es gab den Aufruf: "Ihre Arbeitskraft ist auf das schärfste anzuspannen!". Den Russen zu helfen, war lebensgefährlich. Papa nahm dennoch zur Schicht immer ein Butterbrot mehr mit.
Heute sind keine sichtbaren Spuren der gequälten, russischen Gefangenen mehr vorhanden. Auch an den Verbleib der hier umgekommenen, ermordeten, verstorbenen Russen erinnert in Resse nichts.
Weder auf dem Evangelischen noch auf dem Katholischen Friedhof findet man einen Gedenkstein. Die Russen waren ja auch im damaligen Sprachgebrauch „Untermenschen“.

Von den hier in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Franzosen, Engländern und auch von den Polen gibt es in Gelsenkirchener Archiven Sterbelisten. Von den vielen Russen ist aber nichts zu finden. Da ich schon seit 1959 nicht in Gelsenkirchen wohne, kann ich leider persönlich keine Nachforschungen über den Verbleib der toten Russen anstellen. Das wäre eine Aufgabe für einen dort wohnenden Heimatforscher.
Wurden die toten Russen vielleicht an Ort und Stelle im Wald an der Wiedehopfstr. verbuddelt?
BildHeutiges Bild vom „Luftigen“

Hier Im Emscherbruch / Schnorrstr. stand einst der Luftschacht der Resser Zeche Ewald. Zwischen den gewachsenen Sträuchern findet man noch ein verrottetes Schild „Betriebsgelände“.
Es hieß, dass zwei russische Kriegsgefangene aus der Grube durch den Luftschacht fliehen wollten.
Von der 700-m-Sohle kletterten sie die Fahrten (Leitern zum Ein- und Ausfahren der Bergleute) in der zugigen Wetterführung nach oben. Jemand hatte das mitbekommen und sofort gemeldet. Die Russen waren noch nicht ganz oben, als sie sofort erschossen wurden. Wir waren gerade auf unserem in der Nähe liegenden Pachtland, als die Schüsse durch die Luft peitschten.

Russenkinder
Während des Krieges wurden Frauen mit ihren Kindern aus Rußland nach Deutschland verschleppt. Das waren die sogenannten Ostarbeiterinnen. Ich erinnere mich an die Russenkinder, die sich auf der Ahornstr. aufhielten, und zwar zwischen der Kreuzstr. und der Middelicher Str., was meine Vermutung stützt, dass sie vielleicht bei Wieland im großen Saal, Ecke Ahornstr. / Middelicher Str. untergebracht waren. Als die Amis 1945 einmarschierten, bettelten die in Lumpen gehüllten Russenkinder nach einem kleinen Stückchen Brot. Sie hatten den gleichen Hunger wie auch wir deutschen Kinder. Ich war 10 Jahre alt.
Die Amis schütteten ihre Essenreste aus der Gulaschkanone lieber in eine Grube, als dass sie uns oder den Russenkindern etwas ins Kochgeschirr füllten.

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Beitrag von Manf35 »

TieffliegerBildResse, Oststr. in Richtung Erle

Neben dem ab 1943 zunehmenden Bombenhagel der Alliierten nicht nur auf deutsche kriegswichtige Industrieziele, sondern auf deutsche Städte und damit auf die Zivilbevölkerung kamen insbesondere 1944 bis Kriegsende Angriffe durch britische und amerikanische Tiefflieger hinzu, die Jagd auf wehrlose Zivilisten machten. Das waren die gefürchteten „Jabos“. Die schossen aus ihrem Flugzeug auf alles, was sich bewegte. Es werden vermutlich nicht wenige alliierte Piloten gewesen sein, die vielleicht auch ohne Befehl diese Art von Menschenjagd als Sport betrieben haben. Schlimm! Was ein Krieg aus Menschen machen kann und an Verrohung mit sich bringt!

Meine Tante Liese, die in Erle wohnte, wollten wir aus Anlass ihres Geburtstags besuchen. Zu Fuß gingen wir von Resse die Oststr. in Richtung Erle. Noch ein ganzes Stück vor uns war die Autobahnbrücke und davor rechts war die Abzweigung in die Brauckstraße, als plötzlich aus heiterem Himmel so ein Tiefflieger längs der Oststr. über die Autobahnbrücke kommend heranraste.
Wir flüchteten schnellstens rechts in die Baumreihe zwischen den Feldern. Damals standen hier als schmaler Waldstreifen, „Klein Büschken“ genannt, noch mehr Bäume und Sträucher.

Selbst Angriffe auf Personen, egal ob sie sich auf Straßen, Wegen oder Feldern befanden, waren Ziele der mit Maschinengewehren ausgerüsteten alliierten Tiefflieger. Man mag das heute alles nicht glauben. Ich hab`s aber doch erlebt.

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Manf35 hat geschrieben:..............als plötzlich aus heiterem Himmel so ein Tiefflieger längs der Oststr. über die Autobahnbrücke kommend heranraste.
Wir flüchteten schnellstens rechts in die Baumreihe zwischen den Feldern. Damals standen hier als schmaler Waldstreifen, „Klein Büschken“ genannt, noch mehr Bäume und Sträucher.
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=7249
Gegen Hass, Hetze und AfD
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Beitrag von Manf35 »

Bombenschäden in Resse

Middelicher Str. / Giselaweg
Über feindliche Bombenabwürfe auf Gelsenkirchen und insbesondere auch auf Resse gibt es Aufzeichnungen. Eine entsprechende Liste, die sich auf die „Chronik der Stadt Gelsenkirchen“ beruft, habe ich beim GELSENZENTRUM e.V. gefunden.
Ich erinnere mich an den Abwurf einer Luftmine, die auf dem Resser „Schutt“ runtergekommen ist.
In dem Bombentrichter haben wir Kinder gespielt.
„Schutt“ nannten wir die Stelle, wo es heute von der Middelicher Str. in den Giselaweg geht. Übrigens ging die Middelicher Str. hier nicht weiter, sondern sie bog in die heutige Ortrudstr. ein. Von hier (Giselaweg, Ortrudstr.), wo heute die Middlicher Str. weitergeführt wird, war alles bis zur Sienbeckstr. noch freie Fläche.BildEtwa dort, wo heute das Gebäude der aufgelösten Ewaldschule steht, stand eine „Baracke“, eine gemauerte, langgestreckte Bruchbude, die aneinandergereihte, menschenunwürdige Wohnungen enthielt. Hier waren „Asoziale“ untergebracht, wie z. B. der kleine Kiki Ufla mit dem von Wunden zerfressenen Gesicht oder die lange Koschlawa Zulula, deren hellblauer Mantel von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurde.
Hier war die Kippe, hier wurde der Schutt abgeladen. Ansonsten war dahinter alles freies, unbebautes Land. Die Gebrüder Wenger (Landwirtschaftliche Produkte, Middelicher Str.) hatten dort eine Wiese. Der Rasen wurde abgestochen, dann Müll abgekippt und planiert und mit den zwischengelagerten Rasenstücken zugedeckt.
Von der Ev. Volksschule Lange Str., heute Gutenbergschule konnte man praktisch über das ganze Hegerfeld blicken. Lediglich dort, wo heute die Isoldestr. verläuft, gab es als einziges Haus noch den Milchbauer Volmer.
Hier auf dem Schutt, dem jetzigen Giselaweg explodierte die Luftmine.
Von der Baracke war kaum noch etwas übrig geblieben.
Die Häuser auf der Middelicher Str. zwischen Lange Str. und Giselaweg, den es damals noch nicht gab, waren allesamt abgedeckt und ohne Fensterscheiben.BildMiddelicher Str. zwischen Lange Str. und Giselaweg
Durch den Abwurf einer Luftmine waren diese Häuser alle beschädigt.

Ewaldstr.
Wo seinerzeit das Eingangstor der Zeche Ewald 3/4 in Resse auf der Ewaldstr. war, ist heute eine Filiale des Lebensmittelkonzerns REWE. Auf der Ewaldstr., dem Zechentor gegenüber standen zwei Häuser. Genau zwischen diese beiden Häuser ist eine Bombe gefallen. Beide Häuser waren bis auf die Kellergeschosse weg. Die Bombe hat die Häuser praktisch „Weggepustet“. Diese Stelle ist wieder neu bebaut worden.BildHier standen zwei Häuser, von denen nur noch Schutt und das jeweilige Kellergeschoss übrig geblieben waren.

Ahornstr
Ich erinnere mich an von Bomben beschädigte Häuser auf der Ahornstr. gegenüber den Schräbergärten nahe der Autobahn. Früher sahen die Häuser ein wenig anders aus und hatten zur Straßenseite, im heutigen Sprachgebrauch würde man sagen, eine „Loggia“.BildDie Vorderfronten an zwei Häusern auf der Ahornstr. gegenüber den Schräbergärten waren ziemlich weggerissen.

Unser Land
Selbst auf unserem vom Grafen Nesselrode (Schloss Herten) gepachteten Land an der Ewaldstr. nahe der Autobahn gegenüber dem Resser Sportplatz sind Brandbomben gefallen. Anhand der ausgebrannten 6-eckigen, circa 50 cm langen und im Durchmesser etwas mehr als 4 cm breiten Hülsen, identifizierte mein Papa diese Blechhüllen als englische Brandbomben, die einige Johannisbeersträucher angeflämmt hatten.BildDas Bild zeigt unser Land an der Ewaldstr. gegenüber dem Sportplatz. Im Hintergrund verläuft die Zechenbahn mit der Pressluftrohrleitung und dahinter der für die Öffentlichkeit nicht zugängliche und mit einem Staketenzaun abgegrenzte „Gräfliche“ Wald.

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Manf35 hat geschrieben:Unser Land
Selbst auf unserem vom Grafen Nesselrode (Schloss Herten) gepachteten Land an der Ewaldstr. nahe der Autobahn gegenüber dem Resser Sportplatz sind Brandbomben gefallen. Anhand der ausgebrannten 6-eckigen, circa 50 cm langen und im Durchmesser etwas mehr als 4 cm breiten Hülsen, identifizierte mein Papa diese Blechhüllen als englische Brandbomben, die einige Johannisbeersträucher angeflämmt hatten.BildDas Bild zeigt unser Land an der Ewaldstr. gegenüber dem Sportplatz. Im Hintergrund verläuft die Zechenbahn mit der Pressluftrohrleitung und dahinter der für die Öffentlichkeit nicht zugängliche und mit einem Staketenzaun abgegrenzte „Gräfliche“ Wald.
Ich habe mich schon häufig gefragt, wann wohl die wenigen Häuser erbaut wurden, die heute auf diesen Grundstücken stehen. Sie wirken bis heute irgendwie provisorisch.

Und ich bin seit Jahren auf der Suche nach einem Foto, das einen Zug auf der Zechenbahn von Ewald Richtung Wanne zeigt und den Tunnel unter der Autobahn hindurch.

@Manf35: Kannst Du helfen?
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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Beitrag von Manf35 »

Kanal, Grimberg
Ich beginne mit einem idyllischen Bild vom Kanal. Das Schiffchen, der Schlepper hat gerade die Einbuchtung zum Hafen Grimberg passiert.BildKanal am Hafen Grimberg

Häufig ist man mit dem Fahrrad zum Kanal gefahren, um hier an der Resser Seite des Kanals zu lagern und zu schwimmen. An der steinigen Uferbefestigung mußte man ganz schön aufpassen, um sich nicht zu verletzen. Aus den Ufersteinen wurde ein kleiner Steg gebaut, damit man mit einem "Bauchflatscher" ins Wasser kam.
Zwischen der Emscher und dem Kanal war hier ja auch das inzwischen leider geschlossene und zugeschüttete Freibad Grimberg. Lediglich das Haus des Bademeisters erinnert noch an das beliebte und schöne Freibad. Kinder und Schüler zahlten, wie ich mich erinnere, drei Groschen für den Eintritt.BildFreibad Grimberg, das Haus des Bademeisters

Einberufung zum Volkssturm
Neben den schönen, romantischen verklärten Erinnerungen an den Kanal, gab es aber auch andere, denn der Kanal spielte beim Rückzug der Wehrmacht offenbar eine strategisch wichtige Rolle.
Es war Ende März 1945. Die letzten alten Männer aus Resse bekamen den sinnlosen Aufruf, sich zum Abmarsch als Volkssturm am Luftschacht Schnorrstr. / Im Emscherbruch einzufinden.
An den Luftschacht der Zeche Ewald in Resse erinnert noch ein altes Schild „Unbefugten ist das Betreten des Betriebsgeländes verboten“.BildGelände des ehemaligen Luftschachtes der Zeche Ewald in Resse

Die Gruppe des hastig zusammengestellten Volkssturms wurde über die Emscher und den Kanal nach Gelsenkirchen in Marsch gesetzt. Das geschah vielleicht 1 oder 2 Tage vor dem Einmarsch der Amis.

Brückensprengungen
Um das Vordringen der amerikanischen Truppen aufzuhalten, sprengte die zurückweichende Wehrmacht Ende März / Anfang April 1945 alle Brücken über die Emscher und den Kanal, so dass es nach Gelsenkirchen keine Verbindung mehr gab. Vielleicht war das aber auch nur noch die Zerstörungswut des in den letzten Zügen liegenden Dritten Reiches und der Irrsin, „Verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Schiffe, die in den Kanalhäfen lagen, wurden versenkt, auf Grund gelegt. Jenseits des Kanals sollten Hitlerjugend und Volkssturm die Amerikaner noch aufhalten, was ja auch eine gute Woche oder sogar noch länger der Fall war.

Sherman-Panzer auf der Hedwigstr.
Durch Resse rollten die amerikanischen Sherman-Panzer, sie fuhren wegen eventueller Minengefahr nicht auf den Straßen, sondern auf den Bürgersteigen, die dann natürlich infolge der Panzerspuren kaputt waren. Die Panzereinheit hatte ihren Standort auf der Hedwigstr., und zwar auf dem Abschnitt zwischen der Ewaldstr. und der Lange Str.BildHedwigstr. in Richtung Lange Str.

Hier auf der rechten Seite des Bildes, dort wo jetzt neue Häuser stehen, war alles Gartenland. Man konnte von hier in die Hinterhöfe und Hühnerställe der Arminiusstr. gucken. Ähnlich wie jetzt die Autos hintereinander parken, standen die Panzer mit ihrer „Schwarzen“ Besatzung in Reih und Glied auf dem Bürgersteig und Gartenland.

Resse unter deutschem Beschuss
Die deutsche Ari (Ari war das Kürzel für Artellerie) war irgendwo südlich des Kanals positioniert. Dort wusste man wohl sehr genau, wo die amerikanische Panzerabteilung in Resse stand, denn eine Artelleriesalve verfehlte die Panzer nur knapp. Die deutschen Geschosse von jenseits des Kanals trafen die Arminiusstr. Die Häuser auf der rechten Seite der Arminiusstr., gesehen von der Lange Str. in Richtung Ewaldstr., wiesen in regelmäßigen Abständen und alle im 1. Obergeschoss Einschusslöcher der Granaten auf. Parallel hinter dieser Häuserreihe standen die amerikanischen Panzer auf der Hedwigstr., denen die Granaten zugedacht waren. Deutsche Einheiten schossen jetzt von der anderen Kanalseite auf Resse.BildArminiusstr. von der Lange Str. in Richtung Ewaldstr.

Weizenschiff
Als auch Gelsenkirchen eingenommen war und sich die Lage beruhigt hatte und nicht mehr geschossen wurde, erfuhr mein Papa davon, dass eines der abgesoffenen Kanal-Schiffe Weizen an Bord hatte. Papa nahm mich mit und wir machten uns auf den Weg entlang der Ahornstr., unter die Autobahnbrücke hindurch, links in den Kleiweg hinein und immer geradeaus durch das Waldgebiet, dann über die Münsterstr., durch den Resser-Busch bis an die Emscher. Die Emscherbrücke war gesprengt. Lediglich auf einem Eisenträger, welcher der Sprengung standgehalten hatte, konnte man noch sitzend, rutschend, kriechend über den stinkenden Abwasserfluss. Jedenfalls gelangten wir an den Kanal. Die heutige, neu aufgebaute Emscher-Brücke an dieser Stelle hat mit der alten Brücke auch im Aussehen nichts gemein.BildHeutige Emscher-Brücke, KleiwegBildEmscherbrücke vom Resser Busch, Kleiweg nach Grimberg
mit Einmündung des Holzbaches.

An der Resser Seite des Kanals muß es damals noch eine Verladestelle gegeben haben vielleicht die der Zeche Bismarck? Jedenfalls fanden wir dort das Schiff und Papa fischte mit einem an einer Stange befestigten Eimer, vielleicht war das auch unser verzinkter Jaucheschöpfer, Weizen aus dem Bauch des Schiffes. Zu Hause auf dem alten mit Kohle befeuerten Küchenofen, der sogar noch einen Aufbau hatte, wurde das aufgequollene, schon übel riechende Zeug getrocknet und auch noch irgendwie verwertet.

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Mark hat geschrieben:Auf der Isoldenstrasse in Resse, genauer gesagt zwischen dem heutigen "Trink Gut" und der Tankstelle an der Middelicher Straße befand sich in den 70er Jahren eine Freifläche mit viel Gestrüpp etc. Auf dieser Fläche befand sich ein kleiner Betonklotz, augenscheinlich mit einer Tür bzw. Öffnung (eine Tür selbst war nicht mehr vorhanden). Der Klotz war ca. 1 Meter hoch. Als Kinder hatten wir gedacht, dass es sich um einen Bunkereingang handelt und der Großteil unter der Erde liegt. Heute ist dieses Teil auf Grund der Bebauung verschwunden. Was war das für ein Teil ? Kennt jemand diesen Betonklotz ? War es vielleicht so ein Splitterschutzbunker ? Aber was befand sich dort im Bereich Isoldenstrasse, dass man dort einen Bunker, Unterstand o.ä. hingebaut hat ?
Ich verweise auf meinen Beitrag
"Bombenschäden in Resse", insbesonder auf den Abschnitt "Middelicher Str. / Giselaweg"
Von der Ev. Volksschule Lange Str., heute Gutenbergschule konnte man über das ganze unbebaute Hegerfeld blicken. Lediglich dort, wo heute die Isoldenstr. verläuft, gab es einen Feldweg an dem ein einziges Haus stand, nämlich das des Milchbauers Volmer. Alles andere bis hin zum Holzbach war freies Gelände bestehend aus Wiesen- und Ackerland. Meines Erachtens kann der in Rede stehende und inzwischen verschwundene Betonklotz nur auf ein Überbleibsel des Volmerschen Gehöfts zurückgehen.

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siedler
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Bunker bzw. Splittergraben

Beitrag von siedler »

Bild
Bild

Ich habe auch noch 2 Bilder gefunden. Der Bau des Splittergrabens auf der Waterloostrasse/Katzbachstraße. Auf Bild1 wird die Baugrube ausgehoben und auf Bild 2 sieht man schon den halbfertigen Abgang in den Splittergraben. Auf Bild 2 meine Oma und meine Mama. Ich glaube heute ist da ein Kinderspielplatz

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Dieter
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Kartoffelernte in Resse

Beitrag von Dieter »

Bei Spiegel Online schönes altes Foto aus Resse

http://www.spiegel.de/fotostrecke/das-a ... 818-9.html
Bild vom 4.5.2010
Kartoffelernte: In Gelsenkirchen Resse bei der Zeche Ewald in den sechziger Jahren von Herribert Konopka fotografiert



Gruß
Dieter




Edit Verwaltung: Link korrigiert
Zuletzt geändert von Dieter am 10.04.2014, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten, wer nicht fragt, bleibt ein Narr sein Leben lang.

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