Einkaufsmeile "Feldhauser Straße"

... ein Überblick

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Benutzeravatar
Buerelter
Beiträge: 1223
Registriert: 25.06.2007, 18:58
Wohnort: Zweckel bei Scholven

Beitrag von Buerelter »

:kopfklatsch: Klaro, Tilly!

dazu fällt mir noch ein:

Mia? Stratmann, lange im Kirchenchor, Solistin unter Pothmann, sang:
"Häöörr, duu haaast mein Flöööhn vernooohmen, seöölig pocht´s in meiner Bruust...!" Mit einem unvergleichlichen Tremolo!

Hatte immer den größten Hut am Sonntag in der Kirche auf und kam sehr spät zum Hochamt. Pastor linste durch die Sakristeitür in den Kirchenraum: "So, die Stratmann ist auch da, wir können anfangen: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn...."
"...der Himmel und Erde erschaffen hat!"
:D

Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 687
Registriert: 24.08.2008, 12:25
Wohnort: Gelsenkirchen-Resse

Beitrag von Dieter »

Lorbass 43 hatt geschrieben:

Und so schöne Autos drauf: NSU Prinz, Ford 17m (Badewanne), Opel Rekord P2



Der Opel Rekord P2 hatte andere Heckleuchten (im Volkmund: Teanagerbrüste)
Bei dem Auto handelt es sich um einen Mercedes mit Heckflosse im Bild auf der Postkarte unten rechts.

Gruß
Dieter
Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten, wer nicht fragt, bleibt ein Narr sein Leben lang.

Benutzeravatar
ne Scholvenerin
Beiträge: 51
Registriert: 09.03.2009, 19:25
Wohnort: Oberscholven

Einkaufsmeile Feldhauser Str.

Beitrag von ne Scholvenerin »

:evil: Ich glaube, da hat so mancher Scholvener seine Angst vorm Zahnarzt bekommen. :( Aber der Name sagt ja alles.
Der Brunnen, mit Hans G. ist nicht mehr gut erhalten. Alter Bueraner versucht mal mit dem Eigentümer zu sprechen und Aufnahmen zu machen.

Benutzeravatar
Tacken
Beiträge: 37
Registriert: 22.02.2009, 17:41
Wohnort: früher Scholven, jetzt Kreis Borken

Brunnen

Beitrag von Tacken »

@ ne Scholvenerin

Das mit den Fotos wäre natürlich toll. Besonders meine Mutter würde sich sehr darüber freuen :) !

@Buerelter

Dass der Brunnen nicht im Krieg zerstört wurde, wußte ich wohl. Er stand noch dort, als ich in den Gärten mit besagten Kindern spielte. Damals interessierte er mich aber nur gering. :roll:
Aber ich habe ja noch mehr Quellen.
Richtig, Leder- und Schreibwaren Grothoff. Auch hier arbeitete eine Schwester von mir. War immer sehr fleißig beim Verkaufen von sehr teuren Lederwaren. Grothoff wurde eingerahmt von Lebensmittel Pasucha (Richtung Kiosk im Bunker) und natürlich Uhren-Schmuck Tilly. Neben Tilly Richtung Sparkasse war doch noch ein kleiner Laden(später kl. Ausstellungsraum von Tilly). Befand sich in diesem kleinen Laden damals nicht die erste Lotto-Toto Annahmestelle? :?

Der Vorname von der musikalischen Frau Stratmann war Gertrud.
Guad goahn..

Benutzeravatar
Scholvener Jung
Beiträge: 1491
Registriert: 11.12.2007, 15:55
Wohnort: Oberscholven

Re: Brunnen

Beitrag von Scholvener Jung »

Tacken hat geschrieben:@ ne Scholvenerin
Das mit den Fotos wäre natürlich toll. Besonders meine Mutter würde sich sehr darüber freuen :) !
Mal schauen, ob Alter Bueraner das bis Donnserstag schafft! :ka:
Hömma!

Wolf
Beiträge: 1944
Registriert: 24.02.2008, 20:05

Beitrag von Wolf »

Buerelter hat geschrieben:
Mörderzahnarzt Bär: Meine Angst vorm Zahnarzt ist dort entstanden! Er hat mir damals einige meiner Milchzähne ohne Betäubung gezogen. Meistens liefen einem die Tränen von den Wangen, wenn man dort wieder heraus kam. Da konnte die nette Annette auch nicht viel retten! Alleine schon der Geruch, wenn man durch dieses Treppenhaus bei Sauerbrey in die Mansarde stieg. Fies! Hab ich gerade beim Lesen wieder in der Nase!
.
Genau, könnte ich auch geschrieben haben. Und nach der "Behandlung" gab es immer Bonbons. :lol: Damit man wiederkam :lol:

Benutzeravatar
ne Scholvenerin
Beiträge: 51
Registriert: 09.03.2009, 19:25
Wohnort: Oberscholven

Einkaufsmeile Feldhauser Str.

Beitrag von ne Scholvenerin »

Bild
Leider sind dies die Überreste vom Brunnen. Die Figuren sind nicht mehr da. Es wird heute als Hasenauslauf genutzt.
Bild

pito
Abgemeldet

Beitrag von pito »

Bild

Die Zeitschichten-Verlinkung funktioniert momentan nicht über den Bilderlink.
Bitte hier klicken: KLICK

Benutzeravatar
Tacken
Beiträge: 37
Registriert: 22.02.2009, 17:41
Wohnort: früher Scholven, jetzt Kreis Borken

Ex-Brunnen

Beitrag von Tacken »

Danke für die Mühe!!
Schade, daß so ein einmaliges Stück nicht mehr komplett vorhanden ist. :cry:

Aber jetzt hat man wenigstens die Gewissheit was aus dem Schmuckstück geworden ist. Dass der Brunnen natürlich nicht ewig intakt bleibt und unbeschadet all die Jahre übersteht war mir schon klar.
Guad goahn..

pito
Abgemeldet

Re: Ex-Brunnen

Beitrag von pito »

Tacken hat geschrieben:... nicht mehr komplett vorhanden ...
Sag das nicht. Wenn ich mir das aktuelle Foto genau ansehe, scheint mir die Rückwand des Brunnens einfach nur flachgelegt. Sie liegt hinter der Bank auf dem Boden. Die Pötte sind auch noch da. Der Verbleib der kleineren Figuren ist unklar. Definitiv weg ist nur das Kinderpaar. (Es sei denn, das lagert da irgendwo im Schuppen. :roll:)

Benutzeravatar
Tacken
Beiträge: 37
Registriert: 22.02.2009, 17:41
Wohnort: früher Scholven, jetzt Kreis Borken

Beitrag von Tacken »

Da hast du natürlich recht. Wäre gut möglich, dass die Figuren da irgendwo in einem einsamen Schuppen vorsichhinschlummern. Da hätte ich ja glatt Interesse daran, die in meinem Garten aufzustellen. Und mit der Rückseite des Brunnens könntest du auch richtig
liegen; ist mir gar nicht aufgefallen. Die Pötte und einen Pinguin habe ich wohl bemerkt. :wink:
Guad goahn..

Benutzeravatar
Scholvener Jung
Beiträge: 1491
Registriert: 11.12.2007, 15:55
Wohnort: Oberscholven

Beitrag von Scholvener Jung »

Also Alter Bueraner! Neuer Auftrag:
Nochmal hinfahren, den aktuellen Nutzern des Gartens erneut einen Besuch abstatten und nachfragen warum der Brunnen heute so aussieht wie er aussieht. Warum liegt die Mauer und wo sind die Figuren geblieben?
Nee, die heutige Ansicht is nich schön!

@ Tacken: Wir werden Deiner Mutter morgen kein schönes Bild zeigen können! :(
Hömma!

Benutzeravatar
gutenberg
† 26.10.2015
Beiträge: 1309
Registriert: 14.04.2009, 18:42

Erwin & Konsorten

Beitrag von gutenberg »

@Scholvener Jung
Ich hatte schon einmal das Vergnügen, auf einen Beitrag von Dir zu antworten. Leute, die noch Scholven als Boomtown erlebt haben, werden wohl rar.
Erwin Penski, bekannt als "Ewwin-wie-spät?" wohnte auf dem Buschweg bei seinen Eltern. Er machte sich nützlich durch Einkäufe für die damals noch hauptberuflichen Hausfrauen. In jenen Tagen kam ja jeden Tag etwas Frischgekochtes auf den Tisch. TK-Kost war vielleicht in Amerika schon erfunden, aber wir lebten im Nachkriegsdeutschland. Fertigkost gab es nur in Form von Maggi-Rindfleischsuppe in der Doppel-Papp-Packung. In meiner Kinderzeit (Jahrgang 1950) war eben alles anders. Dass ich es heute als schöner empfinde, liegt wohl im mildernden Filter der Erinnerung. Nur - an ein Wirtschaftswunder kann ich mich nicht erinnern. Alle Leute waren - seltsamer Weise - knapp bei Kasse aber gut drauf.
Zurück zu Erwin.
In jedem Vorort gab es solche Männer oder Frauen, irgendwie behindert und nicht der Norm entsprechend, aber allgemein akzeptiert. Zweckel - ich wohnte auf der Mentzelstraße - hatte 2 davon, einen sogar grenzübergreifend. Ich meine "Hänsken" Waschke. Wenn ich heute so auf einen Nostalgie-Trip gehe, sehe ich ihn vor mir: Schubkarre, Grubenklamotten und Riesenpannschüppe. Gekrönt von einer Dienstmütze mit roten Biesen. die sah immer picobello aus. Hänsken schaufelte und karrte den Hausbrand, den der Unternehmer Bombeck aus Bülse auf die Bürgersteige schüttete, in die Kohlerutschen und Kohlenkeller der Häuser. Ob in ganz Scholven weiß ich nicht, bei uns tauchte er regelmäßig auf. Der andere Zweckeler war "Kalla" Perk. der hatte den Spleen, eine 70 cm lange Dachlatte wie ein Tambourmajor kreisend in Höhe zu werfen und wieder aufzufangen. Mit beiden Herren war nicht gut Kirschenessen. Man durfte sie zwar an- aber keineswegs auslachen. Wenn sie etwas in den falschen Hals bekamen, half nur ein schneller Spurt. In Hassel wohnte "Hänneschen", ein Erfinder vor dem Herrn. Der Mann baute die kuriosesten Sachen. Einmal tauchte er im Magazin der Zeche auf und wollte meinem Vater oder wem auch immer "die neuen Mausefallen" verkaufen: Ein Stück Brett, etwa 8 x 10 x 1,5 cm, in dass er irgendwie nach innen geneigte Rasierklingen gesteckt hatte. Wie eine Blechmauer, etwa 1 cm vom Rand und umlaufend. Man guckte ihn blöde an: "Ja und?". "Wie, ja und? Da musst du ein Stück Speck hineinlegen. Und dann kommt die Maus und frisst den Speck!" "Ja und?" "Kapierße datt nicht? Datt Viech muss doch zum Schlucken den Kopp trügge (zurück) ziehn!"
Heute werden solche Leute weggeschlossen und unter Psychopharmaca gesetzt. Der Mensch an der Ruhr hatte schon vor mehr als 100 Jahren bewiesen, dass Behinderte und Nichtbehinderte gut zusammen leben können. Wenn man ein Auge auf einander hat.
Ab Beginn der 60er Jahre trieb aber die Sorge "um den Pütt" die Leute um. Mein Vater sagte uns, die Arbeitsplätze wären nicht einmal das Drama, aber Scholven war nun einmal Zeche und Werk. Und wenn die Zeche stürbe, wäre nichts mehr so wie vordem. 1963 hieß es dann "Scholven oder Waltrop" und 1964 gab es die Schachtanlage Scholven nicht mehr. Die "Hansa", der Scholver Traditionsverein stieg aus der Landesliga ab, die Straßenbahn Linie 11 wurde durch den blöden 96er Bus ersetzt, Die Wartung der Häuser in der Kolonie wurde quasi eingestellt und ging in Selbsthilfe über. Die Männer wurden mit klapprigen Bussen quer durch den Kohlenpott gekarrt, um auf Zechen zu arbeiten, die auch schon auf der Kippe standen. Kanzler Erhardt, ein Franke, hatte die Kohle abgeschrieben. Hätte man die vielen Millionen sinnloser Unterstützung, die seither gezahlt wurden, in die Forschung zur Kohlehydrierung gesteckt, würde das Ruhrgebiet in der OPEC die Preise diktieren. Kohle ist noch genug da. Nur allein zwischen Ruhr und Lippe liegen abbaufähige Felder für 400 Jahre bei 120 Mio Jahresförderung. Man hätte schon abgasfreie Kraftwerke haben können und und und. Politik, also der Staat, und die Wirtschaft, das geht einfach nicht gut.
Man hätte nur auf den Kumpel hören sollen.
In diesem Sinne: Euch in der alten Heimat ein Glück Auf!

Benutzeravatar
Lorbass43
Beiträge: 2080
Registriert: 11.02.2009, 10:49
Wohnort: Früher Scholven - heute Herzogenrath

aus den "guten alten Zeiten"

Beitrag von Lorbass43 »

Wenn wir heute an die 50er-Jahre denken, dann denken wir an Optimismus und Aufschwung, Nierentische und Italien-Reisen. Wie sah die soziale Realität aus?
Das ist ein etwas einseitiges und wohl auch zu optimistisches Bild. Gemessen an unseren heutigen Bedingungen war die Realität in materieller Hinsicht sehr bescheiden. Die 50er-Jahre waren eine Zeit räumlicher Enge und geringer sozialer Mobilität, für eine Mehrheit waren die Berufs- und Bildungswege noch sehr festgelegt, es gab wenig Aufstiegschancen. Auch die Möglichkeiten zu reisen waren für die meisten Menschen noch sehr eingeschränkt. Viele Haushalte waren sehr schlecht ausgestattet und harte körperliche Arbeit prägte den Alltag. Wie wuchsen wir Kinder in den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland heran?
Mitte der 50er-Jahre gingen 80 Prozent der Jugendlichen schon mit 14 Jahren von der Schule in den Beruf. Mit siebzehn Jahren hatten die meisten ein abgeschlossene Berufsausbildung. Oft wurde später, wie bei mir, durch zusätzlich erlangte Qualifikationen ein ganz anderer Beruf ausgeübt. Unsere Kinderzeit war kurz, die soziale Realität hart. Es musste Verantwortung in der Familie übernommen werden das Lehrgeld und auch noch teilweise das nach der Lehrzeit erarbeitete Gehalt war Bestandteil des Familieneinkommens. In der zweiten Hälfte der 50er-Jahre prägte sich – einhergehend mit den gestiegenen Konsummöglichkeiten und einer Orientierung an amerikanischen Vorbildern – ein eigener Lebensstil aus. Mit dem Rock'n'Roll begann sich auch in Deutschland eine Jugendkultur zu entwickeln.
In diesen guten alten Zeiten, ( warum denke ich jetzt an Franz Josef Degenhardt und Väterchen Franz?) gab es noch den Sportplatz neben dem von der Royal Air Force zerbombten und in Trümmer liegenden Hydrierwerk. Von der Gegengeraden blickte man auf ein ehemals mehrstöckiges Gebäude von dem nur das Stahl- und Betongerüst übrig geblieben war. Hier spielten Hansa Schollen. Wir Kröten durften hinter den Toren und an den Seitenlinien den Ball, es gab laut damaligem Regelwerk nur einen vorher vom Schiedsrichter begutachteten Spielball, holen. Der Vater von Ulla und Christel St. war viele Jahre Vorsitzender von Hansa Scholven. Habe noch den “alten Bernsmann” in einer Torwartkluft bestehend aus Schlägermütze, Pullover, dickwattierter Hose und ebenfalls gepolsterten weißen Knieschonern, Stutzen und Fußballschuhen mit Stahlkappe und genagelten Lederstollen, zu einem Spiel auflaufen sehen. Alle Spieler malochten natürlich auffem Pütt. Da auch die Steiger ( für Nicht-Püttrologen die Vorgesetzten der Schlepper, Hauer, Anschläger und Räuber) fußballbegeistert waren, hatten die Aktiven von Hansa Scholven unter Tage einige Erleichterungen vor Ort. So lautete die Klage der Kumpel wie vom “ Eierfresser, Lauschöpper, Kaventsmann oder Hering” ( einige Spitznamen von Kumpeln) - die kriegen die besten Plätze nemmich da wo die Kohle wie Butter kommen tut. Da konnten natürlich mehr “Bleche” gemacht werden - folglich gab es mehr Geld.
Sportunterricht während meiner Schulzeit gab es fast nicht, stattdessen wurde “Geistiges Turnen” = Rechnen durch Rektor Thomas praktiziert. Zu den Bundesjugendspielen sollten dann auf einmal sportliche Leistungen erbracht werden. Einziger Lichtblick war Sport beim Theo Berkel ( wir nannten ihn den “Theoretischen”) aber der konnte auch nicht die gesamte kath. von Vinkeschule sportlicher machen. Auf dem Gelände des heutigen REWE Markt und im weiteren Verlauf bis Höhe Bülsestr. wurde dringend benötigter Wohnraum geschaffen. Wir hatten, auf der Feldhauserstr. 117 wohnend, einen Gemüsegarten hinter den Neubauten Richtung Werk. Kartoffeln, Möhren, Erbsen Bohnen und Mangold wurden angebaut und auch erfolgreich geerntet.


]Im Hintergrund die bereits erstellten Häuser auf der linken Seite davor die Rohbauten auf der rechten Seite der Feldhauserstr..
Im damaligen Straßenverlauf Kreuzung Weselerstr. Richtung Werk war auf der rechten Seite ein durch Bombentreffer beschädigter Löschteich. Ein idealer Ort, da für uns Kinder frei zugängig, um Indianer zu spielen. Weiter in unmittelbarer Nähe befindliche “Bombenlöcher” vervollständigten unsere Traumwelt. Die Macher der Winnetoufilme hätten gar nicht bis in das damalige Jugoslawien fahren brauchen - Scholven datt wärret gewesen. Da unsere Vorbilder, wie Horst H. und Horst Sch. behauptete, bis auf einen Lendenschurz nackt kämpften, wollten wir es ihnen gleichtun. Bis auf die Unterhosen ausgezogen und mit Wasserfarbe bemalt sahen wir furchterregend aus. Es gab ein Lagerfeuer, Teerpappe drauf qualmt gut, und die Friedenspfeife geraucht, schei... gut,.
Irgendwann zum Abend war unser Tatendrang gestillt. Wir wollten uns wieder in Scholvener Jungs zurückverwandeln. Nur - die Klamotten waren und blieben verschwunden. Es hält sich bis heute das Gerücht das waren die Blaagen ausse Mau- Mau.
Dieser Begriff - Mau-Mau hat nix mit dat Kaatenspiel und nur en bisken mitten Lumumba zu tun- wurden benutzt wenn in den Neubauten in einem Haus gleich mehrere Familien mit mehreren (ab fünf aufwärts) Kindern wohnten. Am alten Sportplatz war in den Häuser solch eine “Mau-Mau Siedlung“, deshalb wurde vermutet das da die Übeltäter sein könnten. Nachdem wir also ohne Kleidung waren, wollten wir im Schutz der einbrechenden Dunkelheit den Heimweg antreten. Gottseidank waren schon einige Eltern unruhig geworden, die Teerpappe und die damit verbundene Rauchentwicklung hat mit dazu beigetragen, und haben uns nach kurzer Suche gefunden. Böse Zungen behaupteten später wir hätten Rauchsignale zur Errettung gegeben. Allerdings war das gesamte Viertel in Aufregung und die tollsten Dinge wurden gemutmaßt. Nach dem Kleidungsstücke herbei geschafft wurden konnten wir, mittlerweile recht kleinlaut, nach Hause. Hier hat noch so mancher Auspuff am Abend Kirmes gehabt.
Zwei bis drei Kinder in den Familien waren in den fünfziger Jahren fast die Regel. An der Feldhauserstr. hatten die Blocks, die Querstrassen markierten den Anfang und das jeweilige Ende, ein gewisses Eigenleben und Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Eltern waren für die Freizeitgestaltung ihrer Sprösslinge zuständig.
So wurden Kinderfeste - Wir feiern heute Schützenfest, Schützenfest, Schützenfest
durch die Nachbarn organisiert und durchgeführt.
Die Bilder entstanden vor der Kulisse der Häuser Feldhauserstr./Weselerstr. Haltestelle der Straßenbahn Linie 11 bei Ernst Hanke seine Bude und Ladenlokälchen. Hatte fast immer auf. Wer beim Ernst nichts mehr auffem “Langen Bleistift” bekam, war wirklich “arm dran“.
Hinter der Kinderschar von rechts Höhe 4.00h nach links 10.00h verlief ein Trampelpfad den hat Buerio jeden Morgen als Schulweg, von der Bülsestr. kommend, genutzt. Eines Morgens wurde dann eine grausige Entdeckung gemacht er und seine Begleiter entdeckten einen erschlagenen Anwohner. Heute stehen hier seit Jahrzehnten Wohnblocks.

Es gibt heute eine Tendenz, die 50er-Jahre als "goldene Zeit" darzustellen. Man erinnert sich vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise vor allem an die Aufbruchstimmung und den Optimismus. Es herrscht die Vorstellung, man habe sich seinerzeit durch harte, entbehrungsreiche Arbeit den Wohlstand aus eigener Kraft erschaffen. Manchmal wird heute dann sogar eine Rückbesinnung auf die Tugenden der 50er-Jahre gefordert. Das ist wenig hilfreich, denn zum einen waren die Rahmenbedingungen seinerzeit ganz andere, zum anderen hat sich die Welt seitdem stark verändert und ist viel komplexer geworden. Abgesehen davon möchte ich davor warnen, nur die positiven Seiten darzustellen. Sicher war es eine Zeit, in der man nach vorne geblickt hat, aber es war auch eine Zeit, in der soziale Härten und gesellschaftliche Zwänge vorherrschten, die heute bestimmt niemand zurück haben
Bild
Bild

Benutzeravatar
gutenberg
† 26.10.2015
Beiträge: 1309
Registriert: 14.04.2009, 18:42

Beitrag von gutenberg »

@lorbass et al.

Lieber Lorbass, heute sind wir sozusagen gleichaltrig, damals warst Du mir eine Generation voraus, schließlich warst Du 7 Jahre älter.
Ich bin 1950 geboren. Zuhause und mit Hebamme. Schon das gilt heute als Kuriosität. Und die 50er, die ich erlebt habe, sind zum großen Teil deckungsgleich mit Deinen Erinnerungen. Ich kann also nur anderes noch hinzufügen. Zum Beispiel, dass die hohen Schnürschuhe, die wir als Kinder trugen, reine Familienerbstücke waren: Von meinem jüngsten Onkel über meinen großen Bruder auf mich überkommen, weiß ich bis heute nicht, wie Muttern die Knirschledergestelle sonntags zum Glänzen brachte. So glänzten nicht einmal meine Knobelbecher beim Bund. Trotz Einreiben mit kaltem Wasser vorm Polieren, noch mit Haarspray und welche Tricks wir noch alle drauf hatten.
Zum Beispiel, dass von den Pullovern, die aus aufgeribbelten Wehrmachtsdecken gestrickt waren, ein eigenartiger Geruch ausging, den Muttern durch "Einlegen in Lauge" etc. nicht wegbekam. Und wie diese Scheißdinger kratzten!
Ich glaube, alle Jungens von der Mentzelstraße hatten damals solche Wehrmachtsrelikte. In dem selben komischen Braunton gefärbt. Ich hatte sogar einen richtigen Trachtenjanker aus einer Wehrmachtsjacke. Der war richtig hübsch und hatte die richtige Farbe, so blassgrüngrau. Heute weiß ich, dass das die Originalfarbe der Wehrmachtsuniform war. Muss ein kleiner Krieger gewesen sein.
Oder die Freude, als das Mädchen aus der weiteren Nachbarschaft plötzlich einen Papa hatte. So einen blassen Mann mit stechenden Augen und markanten Riefen am Mund. Das Mädchen war auch Jahrgang 1950. Sein Vater war 1943 in Stalingrad in Gefangenschaft geraten und von Adenauer 1956 zurückgeholt worden.
Aber Du hast Recht, lieber Lorbass, mit dem, was Du über unseren Wohlstand schreibst. Gemessen an heute waren wir bettelarm. Wenn es denn stimmen würde, dass Wohlstand glücklich macht, müssten wir den ganzen Tag singend durch die Zeit eilen. Ich kann mich aber wirklich nicht erinnern, soviele lange Gesichter gesehen zu haben wie heutigentags. Seltsam: Die Fußballplätze von Hansa oder SV Zweckel waren bei jedem Heimspiel brechend voll. Wanderte man die Gecksheide Richtung Schaffrath und bog vorher nach Gladbeck ab, kam man zur Open-Air-Radrennbahn Schürenkamp, wo unter riesiger Publikumsbeteiligung Bahnrennen und sogar Profiboxkämpfe stattfanden. Es gab halt noch kein Fernsehen.
Meine Eltern gingen mit Freunden am Samstag Abend ins Kino. Heute geht man nicht einmal mehr in die Kneipe. Die Vorstadtkirmes bei Ortmann auf der Wiese war ein Ereignis. Vor allem, wenn die Raupe da war. Dann sah man echte "Halbstarke" mit echten Lederjacken und echten NSU-Quickly echten Rock'n'Roll tanzen mit den Mädchen in Röhrenjeans oder Pettycoats. Die sahen alle aus wie Conny, die Sängerin oder Conny, die Francis. Und wenn es dunkelte, schluchzte Ted Herold "Muhuhunlait, du biss dich schön" über den "Autoselbstfahrer".
Apropos "Du biss dich schön", zu Ortmann kam regelmäßig der Kasperle und sein gesamtes Puppentheater zu Besuch. Ich musste mit meiner kleinen Schwester da hinein, sie war verrückt auf Puppenmärchenspiele. Als wir uns vom "Rumpelstilzchen" auf den Heimweg machten, ging vor uns ein kleiner Junge an der Hand seiner Mutter und rekapitulierte mit hochroten Wangen:
Heute back ich,
morgen brau ich,
übermorgen klau ich
mich die Königing sein Kind!
Wer spricht heute noch Scholvisch, hömma? Was der Doktor Stratmann da von sich gibt, habe ich nie im "Pott" gehört. Schon eher das, was Herbert Knebel so äußert.
1964 war meine Kindheit endgültig zu Ende und die Lehre begann. Man entschied sich, wie Du, lieber Lorbass schreibst, mit 14 Jahren für eine Lebenslaufbahn. Ich bin stolz darauf, noch heute, nach 45 Jahren, als Schriftsetzer zu arbeiten. Allerdings hat der Beruf nichts mehr mit dem zu tun, was ich einstens als Beruf gelernt habe. Das nennt man wohl Fortschritt. Außer für kurze Zeit dickes Geld für manche Arbeitgeber (ich betone hier ausdrücklich, dass ich Leuten, die Verantwortung übernehmen und Arbeitsplätze schaffen, jeden Cent von Herzen gönne), und das "Aus" für viele andere, hat der Fortschritt nur mehr Hektik und Stress gebracht. Und alle Kollegen und ich schauen voll Neid und Bewunderung auf Gutenbergs Bibel, weil es der Menschheit seit 1498 nicht gelungen ist, etwas derart Vollkommenes drucktechnisch auf die Beine zu stellen.
So, Schluss jetzt, ich verplaudere mich schon wieder...
Bild

Antworten