Kanalbrücke Uechtingstraße

Der Kraftverkehr und seine Begleiterscheinungen

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Heinz O.
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Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

In einer Presseabteilung der Stadt Gelsenkirchen vom 6. August 2020 heißt es:
Eine Großbaustelle werde im nächsten Jahr die Erneuerung der Kanalbrücke Uechtingstraße und der damit einhergehende Umbau der Uechtingstraße von der Brücke bis zur Alfred-Zingler-Straße. Die Kosten sind mit 6,65 Millionen Euro veranschlagt.
https://img.waz.de/img/incoming/crop230 ... 1e1ri1.jpg
Technische Zeichnung der neuen Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen: Die Brücke an der Üchtingstraße ist rund 18 Meter breit und zehn Meter hoch. Mit 6,65 Millionen Euro ist sie das teuerste Bauvorhaben im nächsten Jahr in Gelsenkirchen.
Bild
Duwstel hat geschrieben:
13.08.2020, 15:06
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 33#p496333
Laut Wasserstraßen Neubauamt Datteln WNA, hat die Uechtingstraßen Brücke eine ausreichende Breite muss aber um 4 cm Angehoben werden. Daneben liegt die Brücke im Ausbaulos 3 von RHK km 24,5 Hafeneinfahrt Stadthafen GE bis Km 28,2 Hafen Grimberg. Die Kanalbreite beträgt in diesem Los, 40 m und soll laut WNA auf 42 m bzw. 55 m erweitert werden.

Quelle: http://www.wna-datteln.wsv.de/projekt_w ... index.html und http://www.wna-datteln.wsv.de/projekt_w ... index.html
Links nicht mehr erreichbar !
Dr. Lutz Heidemann wurde Anfang März 2016 von der Unteren Denkmalbehörde Gelsenkirchen (UDB) hinsichtlich der og. Brücke, in Hinblick auf seine Ortskenntnisse und persönlichen Einschätzungen nach einem Urteil und ergänzenden Unterlagen gefragt.

Dr. Heidemann war damals von dem Baudezernenten Bergjohann zum „Schalke-Nord-Beauftragten“ bestimmt worden und hatte u.a. an dem Beschluss zur Einleitung von „Vorbereitenden Untersuchungen“ zur Aufstellung eines Sanierungsgebietes mitgewirkt, ein baugeschichtliches Faltblatt für Schalke-Nord erarbeitet und später hat er auch an der Durchführung des IBA- Städtebauwettbewerb für das „Stadtquartier Graf Bismarck“ mitgewirkt. Er konnte kurzzeitig eine Kopie des sog. Brückenbuches einsehen und Auszüge machen, unternahm eine Ortsbesichtigung und recherchierte nach weiteren Bildquellen. Dazu erhielt er unerwartet interessantes Bildmaterial durch Herrn Host vom Institut für Stadtgeschichte und dem Schalker Stadtteilhistoriker Karlheinz Weichelt, die eng miteinander kooperieren. Weitere inhaltliche Anregungen erfuhr er durch das Internet-Portal „Gelsenkirchener Geschichten“ (GG).

Eine abschließende Beurteilung wollte Dr. Heidemann erst nach einer gemeinsamen Ortsbesichtigung und einem fachlichen Wissensaustausch mit Fachingenieuren und Verkehrsplanern und insbesondere mit dem Fachreferat Technische Denkmale im Westfälischen Amt für Denkmalpflege abgeben. Für die Weiterarbeit hielt er auch die Einschaltung eines technikgeschichtlich orientierten Landschaftsplanungsbüros für hilfreich.
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Dr. Heidemann hat uns seine Ausarbeitung zur der Brücke Uechtingstraße freundlicher Weise zur Verfügung gestellt,
die nachfolgend hier eingestellt wird.
Die Gelsenkirchener Geschichten bedanken sich dafür !
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Heinz O.
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Aussagen zum Denkmal- bzw. Geschichtswert der Kanalbrücke

Beitrag von Heinz O. »

Aussagen zum Denkmal- bzw. Geschichtswert der Kanalbrücke:
Teil 1
Die og. Brücke an der verlängerten Uechtingstraße über den Rhein-Herne-Kanal ist kein eingetragenes Baudenkmal entspr. § 3 DSchG NW. Sie wurde 1951 neu gebaut. In der Brückenakte wird allerdings auch der Begriff Wiederaufbau verwendet, weil die Brücke eine Vorgängerin hatte, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, wie andere Brücken in diesem Gebiet, von der Wehrmacht, um die von Norden kommenden amerikanischen Truppen aufzuhalten, gesprengt wurde, jedoch ohne wesentliche Effekte zu erreichen.
siehe auch: https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 12&t=14824
Bei der Kanal-Brücke Münsterstraße wird bei den GG als Datum der 23. März 1945 angegeben.

Die bestehende Brücke wurde im Gelsenkirchener Werk Orange der Dortmunder Union Brückenbau-AG hergestellt, die Bauabnahme erfolgte am 20.12.1951. Die Brücke wurde gestalterisch weniger aufwändig geplant und ausgeführt als die ältere sog. Sutumer Brücke, die weiter westlich noch als ursprüngliche Querung der kanalisierten Emscher erhalten ist und bereits in die Denkmalliste der Stadt GE eingetragen wurde.
Die Brücke Uechtingstraße befindet sich im Eigentum der Stadt Gelsenkirchen. Sie ist Teil des städtischen Hauptverkehrsstraßenzuges Adenauer Allee/ Uechtingstraße und so eine der vier Straßenquerungen des Rhein-Herne-Kapales, einer Bundeswasserstraße. Am sachgemäßen Umgang, an ihrem Aussehen und ihrer Zukunft besteht auf jeden Fall ein öffentliches Interesse.

Bei der Kanalbrücke Uechtingstraße gibt es meines (Dr. Heidemann`s) Erachtens, selbst wenn sie eine Neuschöpfung der Nachkriegszeit ist. deutlich einen Denkmalwert entspr. § 2(1) DSchG NW. Hinsichtlich der Stadt- und Siedlungsgeschichte begründet sich der auf der Rolle der Brücke als wichtiges städtebauliches Element von Gelsenkirchen, aber gleichermaßen verfügt die Brücke über gestalterische und technikgeschichtliche Qualitäten und sie hat eine Bedeutung als landschaftsprägendes Bauwerk, besonders als Element der industriell geprägten „Kulturlandschaft". Deshalb sollte bei allen Wertungen auch die weitere Umgebung mit einbezogen werden. insbesondere der benachbarte Kugelgasbehälter und generell die Uferzonen von Emscher und Rhein-Herne-Kanal. Die städtebauliche Bedeutung beruht stark darauf, dass sie als Bogenbrücke im Straßenbild z.B. bei einer Flussquerung eine „Markierung" darstellt. Nachdem ab den 1960er Jahren Stahlkastenträger für den Unterbau üblich wurden, haben solche „Signale" einen hohen Stadtbildwert.
Die stadt- und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung der Brücke resultiert zunächst bis hinein in die 1950er Jahre auf ihre Funktion als Straßenverbindung zwischen der Schachtanlage 1 des Bergwerkes Graf Bismarck auf dem Gebiet von (Alt-) Gelsenkirchen zu den weiteren Graf Bismarck-Anlagen im Stadtteil Erle.
Bild
Die ursprüngliche Brücke. Luftaufnahme von 1926
Doch generell hat der Brückenstandort eine hohe siedlungsgeschichtliche Bedeutung. Die ursprüngliche 1913 entstandene Kanalbrücke lag historisch gesehen in Randlage auf dem Gebiet der Gemeinde Buer. Die in einem weiten flachen Tal fast ohne Gefälle dahinfließende und deshalb häufig Überschwemmungen hervorrufende Emscher war über die Jahrhunderte ein Naturhindernis für intensivere Verkehrsbeziehungen zwischen der Gemeinde Gelsenkirchen im Süden. die zur Grafschaft Mark gehörte, und der Freiheit Buer im kölnischen Vest im nördlichen Teil der heutigen Stadt. Ältere Querungen der Emscher existierten früher nur beim Haus Grimberg und an der Bleckkirche und weiter flußabwärts erst wieder zwischen Horst und Karnap. Im Raum Sutum kann es einen Holzsteg gegeben haben, der aber nach Hochwässern immer wieder erneuert werden musste und nicht für Wagenverkehr geeignet war.
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Heinz O.
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

Aussagen zum Denkmal- bzw. Geschichtswert der Kanalbrücke:
Teil 2
Die landschaftsräumlichen Verhältnisse änderten sich erst als 1868 unter starker Mitwirkung von Friedrich Grillo die Gewerkschaft Graf Bismarck gegründet wurde und sie ein bis weit in den Norden reichendes Grubenfeld erhielt und umfangreiche Bauarbeiten einsetzten. Der Schacht 1 an der Uechtingstraße wurde 1869 begonnen und nahm 1875/1880 die Förderung im nennenswerten Umfang auf. Die Arbeiten für Schacht 1 nördlich der Emscher begannen 1885, als innerbetriebliche Verbindung und zum Abtransport der geförderten Kohle wurde um 1890 eine Eisenbahnbrücke gebaut, die in der Karte von 1894 dargestellt ist.
Vorausgegangen war um 1880 als erste neue zusätzliche Straßenquerung zwischen Bleckkirche und Horst der Bau einer Brücke im Verlauf der damaligen Kaiserstraße/ König-Wilhelm-Straße/ Sutumer Straße in Richtung Buer: heute heißt dieser bis ins Zentrum von Buer reichende Straßenzug Kurt- Schumacher-Straße, er verläuft aber streckenweise neben der alten Trasse. Auch hier ging die Initiative von Grillo aus, der für seine am späteren Schalker Markt begonnene Schachtanlage Consolidation Arbeiter aus dem Norden brauchte.
Bild
Preußische Neuaufnahme 1891-1912
Doch erst die Kanalisierung der Emscher und der Bau des Rhein-Herne-Kanals veränderten die städtebauliche Situation grundlegend. Deshalb sind, wie eingangs festgestellt, alle noch existierende Straßen- und Eisenbahnbrücken wichtige Dokumente der Stadt- und Industrialisierungsgeschichte.
Bild
Der Ausschnitt der Stadtkarte von 1956 belegt, dass inzwischen die Adenauer Allee trassiert wurde
und erste Teile des Neubaugebietes Darler Heide entstanden waren.
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Heinz O.
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

Zur Gestalt der bestehenden Brücke
Es handelt sich um eine Fachwerkbrücke mit langgestreckten Obergurten in Korbbogenform. Damit unterscheidet sie sich z.B. von der Sutumer Brücke. deren Obergurte polygonale Umrisse aufweisen. Hier sind die Obergurte im Lichtraum untereinander durch Binder und Diagonalverstrebungen verbunden. Die Widerlager sind mit Ruhrsandsteinquadern verblendet. Charakteristisch sind die beiden auf Auskragungen nach außen angebrachten Fußgängerbereiche.
Bild
Das Tragwerk der Brücke ist eine genietete Fachwerkkonstruktion.
(Foto: Franz Weber-eigene Sammlung)
Die Brücke wirkt vom Aussehen altertümlich. Dazu tragen die Diagonalverstrebungen der Obergurte und der geringe Lichtraum bei. Der Begriff „Wiederherstellung" im Brückenbuch könnte auf die Wiederverwendung tragender früherer Bauteile hindeuten, was in der Nachkriegszeit plausibel gewesen wäre, hier aber wohl nicht der Fall war. Vom ursprünglichen Aussehen der ersten Brücke sind erst jetzt Fotos und Entwurfszeichnungen bekannt geworden. Sie verdeutlichen, dass durch die Wiederverwendung der Widerlager Rahmenbedingungen für den Entwurf der neuen Brücke vorlagen, dass aber wohl auch gestalterisch an eine Kontinuität gedacht war. Andererseits gibt z. B. im Vergleich mit der Vorgängerbrücke — wie erwähnt - das neuartige Bauelement von separaten, außen angebrachten Fußgängerbereichen, denn inzwischen hatte der Autoverkehr zugenommen und wurden Fußgänger und Radfahrer als eigenständige Verkehrsteilnehmer ernster genommen.
Bild
Der abgerundete Obergurt entwickelt sich gestalterisch
kalkuliert aus einem halbrunden Teil des Widerlagers
Bild
Die für das Gesamtbild charakteristischen Quer- und Diagonalverstrebungen der Obergurte
Bild
Genietete Längsträger und Diagonalverstrebungen beim Unterbau, der an die beiden Obergurte angehängt ist
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

Bei den „Gelsenkirchener Geschichten“ wurde vor Jahren ein Foto eingestellt, das sich der Einsender nicht erklären konnte. Wahrscheinlich zeigt es den Bau der Brücke Uechtingstraße und dahinter Menschen, die auf einem Provisorium, vielleicht der geborgenen Brücke, der Montage zuschauen, die von dem vertäuten Schiff organisiert wurde. Skeptisch könnte man sein, weil die Querbinder durchbrochen sind. Vielleicht hat es hier auch zwischenzeitlich eine Auswechslung gegeben.
bostonman hat geschrieben:
30.10.2008, 19:16
4cholvski hat geschrieben:noch 'ne brücke - neee ! 2 brücken
irgendwo in ge - bei irgendeiner montage oder einweihung o.ä.....
Bild
Hier ,würde ich sagen ,wird die Brücke Uechtingstraße "eingeschwommen"
die Ecke auf folgendem Foto sieht der Konstruktion auf Deinem Foto sehr ähnlichBild
im Hintergrund wird gerade der Kugelgasbehälter gebaut
Snapshot aus einem Stadtfilm
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 652#p97652
Die Widerlager der Vorgängerbrücke waren nach Aussage des Brückenbuches mit Ruhrkohlensandstein verkleidet. Folglich spricht viel dafür. dass die gegenwärtigen Widerlager noch im vollen Umfang die ursprünglichen sind.
Bild
Widerlager
Im ISG Gelsenkirchen gibt es Bilder des Stadtfotografen Rotterdam, von denen hier nur einige ausgewählt wurden und die belegen, dass das heutige Erscheinungsbild der Brücke noch ziemlich genau dem Zustand zur Zeit ihrer Erbauung entspricht, darüber hinaus gibt es interessante Fotografien von Kurt Müller aus dem Jahr 1937.
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

Kanalszenen aus früheren Jahren
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Fotos aus dem Forum Gelsenkirchener Geschichten
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Zum Aussehen der Vorgängerbrücke

Beitrag von Heinz O. »

Zum Aussehen der Vorgängerbrücke
Es ist außerordentlich zu bedauern, dass in Gelsenkirchen die historischen Brücken über die Emscher und den
Rhein-Herne-Kanal kurz vor Kriegsende zerstört wurden. Sie waren sehr liebevoll und detailreich entworfen worden. Es existieren noch einige Fotos von der Kanal-Brücke im Verlauf der Münsterstraße in Erle und von der Hafenmundbrücke an der Uferstraße.
Bild
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Die Brücke im Zug der wichtigen Verbindung Bismarckstraße/ Münsterstraße musste eine größere Breite überspannen.
Die Fahrbahn trug zwei durch Streben verbundene Doppelbögen. Reichsadler mit Wappenschild zierten die Geländer.
Die Widerlager bekrönten Zierpfeiler.
Reste der Zierpfeiler sind heute noch vorhanden und zum Teil noch am Kanal zu sehen
siehe auch :viewtopic.php?p=174545#174545
Bild
Das Foto von der Ruderregatta am Hafen zeigt im Hintergrund die ebenfalls
durch Selbstzerstörung verschwundene Brücke von Stadthafen.
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Die Sutumer Brücke über die kanalisierte Emscher – ein erhaltenes Juwel
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Der Kugelgasbehälter

Beitrag von Heinz O. »

Der Kugelgasbehälter
Auf der Schachtanlage 1 des Bergwerkes Graf Bismarck wurde 1952 eine große moderne Kokerei in Betrieb genommen. die bis 1973 arbeitete. Für die Zwischenspeicherung des anfallenden Kokereigases wurde auf der Nordseite des Kanals ein kugelförmiger Behälter gebaut. Er ging nach Schließung der Kokerei in den Besitz der Stadtwerke über. Nachdem 1967/68 praktisch alle Betriebsteile der Zeche Graf Bismarck abgebrochen wurden. kommt diesem Behälter eine wichtige Rolle als Industrie- Dokument zu. Er entfaltete außerdem eine Rolle als ..Landmarke" und wird von der interessierten Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen, weil die Kugel 1985 durch den Gelsenkirchener Künstler Rolf Glasmeier (1945-2003) farbig gestaltet wurde. In der Reihe der „Stadtprofile" wird unter „Kunst im öffentlichen Raum" das Objekt, dem Glasmeier den Titel „Der Ball" gab, herausgestellt.
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Bau des Pumpwerks
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Anregungen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Heinz O. »

Anregungen zum weiteren Vorgehen
Die ganze Umgebung der Brücke Uechtingstraße befindet sich im Umbruch. Die Umwandlung der Emscher in eine Doppelkonstruktion aus unterirdischer Röhre für das Schmutzwasser und einen oberirdischer Lauf für die Ableitung von Regenwasser befindet sich in der Umsetzungsphase. Imponierende technische Bauten entstehen in unmittelbarer Nähe.
Die Ortsbesichtigung verdeutlichte Dr. Heidemann noch einmal, dass schon vor längerer Zeit ein vierspuriger Ausbau des Straßenzuges Adenauer-Allee/ Uechtingstraße zumindest bis zum Zubringer der A43 geplant war und bis kurz nördlich der Emscher Querung bereits umgesetzt wurde. In der Regel geht das mit dem Abriss älterer technischer Bauwerke einher. Das wäre hier zu bedauern und bedeutete auch das Verspielen einer städtebaulichen und stadtattraktivitätssteigernden Chance.

Aus dem Brückenbuch ging hervor, dass seit dem Bau der Brücke mehrfach Sicherungsarbeiten und Detailerneuerungen vorgenommen wurden. Jetzt sind an der Unterseite Rißnetze sichtbar, deren Gefährlichkeit von mir (Dr. Heidemann) nicht eingeschätzt werden kann. Es sollte als Alternative zu einem Abriss zu einer weiteren Ertüchtigung dieser Brücke und an anderer Stelle an einen Neubau gedacht werden. Ich sehe die Notwendigkeit eines guten Autobahnanschlusses.

Ich (Dr. Heidemann) plädiere für eine konservierende Wiederherstellung der alten Brücke. Als Signal und erster Schritt sollten die alte Brücke und der Kugelgasbehälter in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen eingetragen werden. Dann schlage ich (Dr. Heidemann) vor, eine weitere Brücke direkt westlich der bestehenden zu bauen und auch eine weitere Brücke über die Emscher anzulegen, um aus Fahrsicherheit weiter über getrennte Fahrbahnen zu verfügen-, ggf. bietet es sich an, die alte Brücke für den von Süden kommenden Schwerlastverkehr zu sperren, weil es ja die Abfahrmöglichkeit über die Alfred-Zingler-Straße gibt. Der von Norden kommende Lkw-Verkehr wäre nicht eingeschränkt.
Es sollte in der Kanalzone "groß gedacht" werden. Das setzte mit der BUGA auf dem Nordstern-Areal, einem IBA-Projekt ein. Das Band aus Kanal und Neuer Emscher hat das Potential zum „Boulevard" der Metropole Ruhr zu werden. In den letzten Jahren sind in Gelsenkirchen in Kanalnähe mit den neuen oder stark erweiterten Verwaltungen von Gelsenwasser, Vivawest und zuletzt Stölting und mit Zoom und Veltins-Arena wichtige Dienstleistungs- und Freizeiteinrichtungen entstanden. Selbst wenn die Brücke Uechtingstraße in dem Zusammenhang keine
entscheidende Rolle spielen wird, hat sie doch eine wichtige Bedeutung in Hinblick auf die Verdeutlichung, dass es sich hier um eine „menschengemachte" Landschaft handelt.

Gelsenkirchen hat einen guten Ruf hinsichtlich der jüngeren Brückenquerungen über den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher. Sie spielen wie auch der künstlerisch dekorierte Kugelgasbehälter bei der Imagepflege hinsichtlich Stadtbild-Qualität eine wichtige Rolle. Das könnte hier nun gut um eine technik- und stadtgeschichtliche Komponente ergänzt werden.

Der Kanal ist ein beliebter Spazierweg für die Menschen der Umgebung. Jedoch hätten Überlegungen zur Attraktivitätssteigerung im Sinn von „Bewahrung von Industriekultur" im Bereich Uechtingstraße auch weiträumige Komponenten. In der Nähe liegt vom Ufer-Rad- und Wanderweg ein Abzweig in Richtung Norden von dem Fuß- und Radweges zur früheren Zeche Hugo. Richtung Süden befinden sich in der Nähe einige interessante Zeugnisse der Schachtanlage Graf Bismarck I. insbesondere die Siedlung Parallelstraße kann ein eindrückliches Bild der Lebens-und Arbeitsbedingungen aus der Zeit der 1890er Jahre vermitteln. Auch die historische Glückauf-Kampfbahn und die sog. Schalker Meile liegen von hier in geringer Fuß- oder Fahrrad-Entfernung.

Die Recherche zu dieser Brücke ergab, dass nur wenige systematische Grundlagen über Brücken und deren Erhalt vorhanden sind. Es gibt z.B. zwei gestalterisch interessante Eisenbahnbrücken in der Nähe. Ihre Kastenform kontrastiert mit den bogenförmigen Straßenbrücken. Hier gibt es englische Wurzeln, die tief ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Auch das müsste vermittelt werden. Wichtig ist aber immer, dass auch die Menschen sichtbar werden, die hinter diesen Bauwerken gesteckt haben.
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Heinz O.
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Impressionen zum Schluß

Beitrag von Heinz O. »

Impressionen zum Schluß
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Nochmals vielen Dank an Dr. Lutz Heidemann !
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Bernhard Roth
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Bernhard Roth »

Tolle Bilder! Da kommt Nostalgie auf. Der Volksmund bezeichnete seinerzeit den farblich aufbereiteten Gastank als Eiterpickel.

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Emscherbruch
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Emscherbruch »

Ein paar Informationen zur Brücke finden sich auch im Uechtingstraßen-Fred.
Emscherbruch hat geschrieben:
25.10.2017, 23:30
In den Ruhrnachrichten wurde darüber berichtet.
http://www.ruhrnachrichten.de/Leben-und ... 20015.html

Ca. ein Jahr bevor der Artikel erschien, traf ich Lutz Heidemann zufällig in der Nähe der Brücke. Er war gerade dabei, das Bauwerk in Augenschein zu nehmen und erzählte von Plänen der Stadt, beim geplanten Ausbau der Uechtingstraße entlang des Kokereigeländes die Brücke durch einen Neubau zu ersetzen im Stil der vor Jahren erneuerten Emscher-Brücke wenige Meter weiter nördlich.
Sein Vorschlag war, auf der Westseite eine moderne, einfache Brücke neu zu bauen, die alte Brücke zu restaurieren und fortan den Verkehr über beide Bauwerke zu leiten - wenn ich mich recht erinnere.

Mit gefällt das Stahlfachwerk mit seinen Nieten auch sehr. Ein Hauch von Eiffelturm, nicht weit weg vom geografischen Mittelpunkt der Stadt.
Schade, dass der Vorschlag von Herrn Heidemann nicht umgesetzt wird, wenn ich das Foto im ersten Beitrag richtig interpretiere.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von Heinz O. »

Dr. Heidemann hat geschrieben: Wahrscheinlich zeigt es den Bau der Brücke Uechtingstraße und dahinter Menschen, die auf einem Provisorium, vielleicht der geborgenen Brücke, der Montage zuschauen, die von dem vertäuten Schiff organisiert wurde. Skeptisch könnte man sein, weil die Querbinder durchbrochen sind. Vielleicht hat es hier auch zwischenzeitlich eine Auswechslung gegeben.
Das Dr. Heidemann`s Vermutung, das die heute Brücke tatsächlich die aus dem Kanal geborgene Brück ist, belegen wohl die Chroniken der Stadt aus der Zeit 1950 bis 1952
Stadtchronik 1950 hat geschrieben: Zu gleicher Zeit erfolgte der Wiederaufbau der Emscherbrücke im Zuge der Üchtingstraße, Diese Brücke konnte gehoben und durch Verlegen der Bürgersteige an die Außenseiten der Hauptträger von 5 auf 7 m verbreitert werden.
Stadtchronik 31.7.1952 hat geschrieben: Eine Montagekolonne der Dortmunder Union Brückenbau, Werk Orange, begann mit dem Wiederaufbau der Brücke im Zuge der Üchtingstraße, der letzten der vier Kanalbrücken in Gelsenkirchen, einer genieteten Bogenbrücke von 170 t Gewicht.
Stadtchronik 1952 hat geschrieben: Mit dem Richtfest der Kanalbrücke im Zuge der Üchtingstraße, bei dem Stadtrat Fuchslocher den letzten Niet einzog, hatte die Stadt Gelsenkirchen als erste der Städte am Rhein-Herne-Kanal alle Straßenbrücken wiederaufgebaut. Darauf wies beim Richtfest besonders Oberbaurat Kahnt, der Leiter der Ingenieurbauabteilung des Städt. Hochbauamtes, hin. Die von der Dortmunder Union Brückenbau errichtete Brücke war die dreizehnte von 29 im Kriege zerstörten Brücken über den Kanal; sie stellte bei einem Stahlverbrauch von "nur" 190 t eine sehr rationelle Konstruktion dar.
Stadtchronik 8.11.1952 hat geschrieben: Im Beisein von Ehrengästen aus Stadtvertretung und Stadtverwaltung, der Polizei und des Wasser- und Schiffahrtsamtes Duisburg-
Meiderich zerschnitt Oberbürgermeister Geritzmann das weiße Band auf der Kanalbrücke im Zuge der Üchtingstraße und übergab damit die letzte der im Kriege zerstörten Kanalbrücken im Stadtgebiet wieder dem Verkehr. Als erstes Fahrzeug passierte ein mit Tannengrün und Bundesfahne geschmückter Autobus der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn die Brücke. Damit waren nach dem Kriege im Stadtgebiet 20 Brücken mit einem Kostenaufwand von 2,6 Mill.DM wiederhergestellt worden.
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von kleinegemeine01 »

nun isset soweit
inne Emma waren heute anne Uechting, oder is dat noch Adenauer - egal - da waren heute viele Vögels im Wasser - ich will dat echt noch erleben tun - die Renaturierte unter der neuen Doppelspurigen

christkind@work
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Re: Kanalbrücke Uechtingstraße

Beitrag von christkind@work »

kleinegemeine01 hat geschrieben:
25.01.2022, 22:30
nun isset soweit
inne Emma waren heute anne Uechting, oder is dat noch Adenauer - egal - da waren heute viele Vögels im Wasser - ich will dat echt noch erleben tun - die Renaturierte unter der neuen Doppelspurigen
"Renaturierte unter der neuen Doppelspurigen", da muss ich Dich enttäuschen...es wird ja nur die Kanalbrücke neugebaut. Die Emscherbrücke wurde ja schon zur WM 2006 (?) entsprechend gebaut.

https://www.gelsenkirchen.de/de/_meta/a ... al-beginnt

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