Am 1. Mai 1913 werden die Schachtanlagen der Bergwerksdirektion Recklinghausen und der Hibernia AG um einen logistisch wichtigen Baustein erweitert und die Preußische Zechenbahn- und Hafenbetriebsgesellschaft gegründet.
Bereits mit dem Abteufen der Schachtanlagen Möller 1897 und Rheinbaben 1898 wird der erste 4,5 km lange Grubenanschluss an den Staatsbahnhof Bottrop gelegt. Bis 1909 wird eine Gleisverbindung weiter zu den Schachtanlagen Zweckel, Scholven, Bergmannsglück und Westerholt gebaut und zwei Sammelbahnhöfe in Gladbeck und Hassel errichtet. Damit erhält das Schienensystem Anschluss an die 1905 eröffnete Hamm-Osterfelder Bahn, die als Nordstrecke vom preussischen Staat gebaut wurde, um das völlig ausgeschöpfte Bahnnetz im Ruhrgebiet zu entlasten.
Quelle: RBH Logistics
Mit der Gründung der königlichen Zechenbahn- und Hafenbetriebsgesellschaft wird der Eisenbahnbetrieb der Zechen des Bergfiskus als eigenständige Betriebsabteilung zusammengelegt und von Gladbeck aus dirigiert.
Eine wichtige logistische Funktion erhält in diesem Zusammenhang der Bottroper Hafen, der zwischen 1912 und 1914 mit 5,5 Millionen Reichsmark für die Lagerung, den Umschlag und den Weitertransport von Kohle und Koks angelegt wird, und der über den ab 1908 gebauten Rhein Herne Kanal mit dem internationalen Wassestraßennetz verbunden ist.
1914 wird die Geselschaft umbenannt in Königliche Zechenbahn- und Hafenverwaltung.
1915 sind bereits 22 Lokomotiven und 200 Wagons für die Zechenbahn im Einsatz, 103 km Gleise verlegt und 17 Stellwerke errichtet. Zum damaligen Zeitpunkt transportiert die Gesellschaft 3,3 Millionen Tonnen Kohlen, Koks und andere Materialien und fährt 30 Millionen Tonnenkilometer.
1917 werden auch die Schachtanlagen Schlägel & Eisen und General Blumenthal nach dem endgültigen Kauf der Hibernia durch den Bergfiskus an das Schienennetz angeschlossen und mit zwei weiteren Staatsbahnanschlüssen in Recklinghausen und Westerholt erweitert. Zwischen 1924 und 1926 wird die Schachtanlage General Blumenthal mit dem Hafen Wanne-West verbunden, an den auch die Schamrockanlagen bahntechnisch angegliedert werden. Da die Zeche Waltrop an den Hafen Lünen angeschlossen wird und die Schachtanlagen Wilhelmine Viktoria und Rheinbaben eigene Häfen besitzen, sind bis auf die Zeche Alstaden in Oberhausen alle Schachtanlagen der Hibernia über die Schiene mit dem internatonalen Wasserstraßennetz verbunden. Das Schienenetz hat zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 34 km.
Seit dem Bau zweier Ammoniakfabriken in Herne und Scholven und des Hydrierwerkes, werden auch Chemische Produkte von der Zechenbahn und Hafenverwaltung transportiert, gelagert und umgeschlagen.
Quelle: Hibernia
1935 wird von der Zechenbahn täglich durchschnittlich 800 Tonnen auf die Staatsbahn umgeschlagen und an den Häfen durchschnittlich 7.700 Tonnen auf Schiffe.
ZuH: Zechenbahn und Hafenverwaltung
Nach dem zweiten Weltkrieg nennt sich die Geselllschaft Zechenbahn- und Hafenverwaltung (ZuH).
Neben dem Transport von Kohle, Koks und Düngemitteln wird auch der Transport von Erdöl ein weiter Schwerpunkt des Logistikunternehmens nach dem zweiten Weltkrieg. Mit der Gründung der Scholven Chemie Anfang der 1950er Jahre nämlich ist auch die Geschichte der synthetischen Herstellung von Benzin aus Steinkohle zu ende. Erdöl ist der nun verwendete Rohstoff zur Benzinherstellung in Scholven. Dieses Erdöl wird im Emsland gefördert und per Schiff zum Hafen Bottrop verbracht, von wo aus es von der ZuH nach Scholven weitergeleitet wird.
1963, 50 Jahre nach ihrer Gründung, verfügt die ZuH über 41 Lokomotiven 1357 Wagons, 16 Stellwerken und 170 km Gleise. Im Geschäftsjahr zuvor sind 12,5 Millionen Tonnen Güter befördert und 101 Millionen Tonnenkilometer zurückgelegt worden. Der Güterumschlag in den Häfen beträgt 1963 ca. 11.000 Tonnen/Tag.
Mit der Gründung der Ruhrkohle AG 1968 zu Beginn der Kohlenkrise werden bis 1975 die Zechenbahnen und Häfen von neun Bergwerksgesellschaft in die ZuH eingebracht, u.a. Werksbahn und Hafen von Fürst Leopold in Dorsten, General Blumenthal in Recklinghausen, der Hafen der Zeche Unser Fritz in Herne und der Zeche Friedrich der Große.
Durch einen Verkehrsverbund zwischen der Ruhrkohle und der Deutschen Bundesbahn, die das Mitbenutzen von Bundesbahngleisen ermöglicht, werden auch Schachtanlagen wie Hugo und Matthias Stinnes an das Zechenbahnnetz angeschlossen.
Quelle: RBH Logistics
1985 sind 97 Diesel-, 36 Elektrolokomotiven und 3.764 Güterwagons im Einsatz. Die verlegten Gleise belaufen sich auf 135 km. Bis auf die 7 km lange und stark befahrene Strecke von Gladbeck über Scholven nach Hassel ist der Schienenweg eingleisig ausgebaut.
Das Geschäftsjahr 1984 weist 42,1 Millionen Tonnen an transportierten und umgeschlagenen Gütern aus. Die Tagesleistung liegt bei 150.000 Tonnen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiten 1.252 Beschäftigte bei der Zechenbahn und Hafenverwaltung.
Mit der Stilllegung weiterer Zechen- und Kokereibetriebe wird in den 1980er Jahren ein Teil des Schienennetzes stillgelegt und auch die Belegschaft schrumpft.
RBH: Ruhrkohle Bahn- und Hafenverwaltung, RBH Logistics
Im Jahre 1993 wird die RAG Bahn und Hafen Vertriebsgesellschaft gegründet und später in RBH Logistics GmbH umbenannt. Ziel ist die Übernahme von Transportaufgaben aus der öffentlichen Eisenbahninfrastruktur um den Belegschaftsrückgang auszugleichen.
"Mit Wirkung vom 1. Oktober 2004 wurden die Werksdirektion Bahn- und Hafenbetriebe der DSK und die RAG Bahn und Hafen GmbH in der RAG Bahn und Hafen GmbH zusammengeführt und Binnenschifffahrtstransporte neu angeboten. Somit konnte ein umfassendes multimodales Leistungspaket geschnürt werden, das auch über den Verkauf an die Railion Deutschland AG Anfang 2005 und die Umbenennung in die RBH Logistics GmbH Ende 2006 hinaus Bestand hat."Buer hat geschrieben:
Im Bahnhof Scholven.
2007 arbeiten bei der RBH Logistic noch ca. 900 Menschen. Das Unternehmen transportiert in dem Jahr 40,2 Millionen Tonnen Güter (1939 Millionen Tonnenkilometer) über das Schienenetz, 5,3 Millionen Tonnen werden in den Häfen umgeschlagen und per Binnenschiff transportiert. In den Duisburger Häfen betreibt das Unternehmen einen eigenen Umschlagterminal, in dem 2007 7,6 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen werden.
nähere Infos zu RBH-Logistics: http://www.rbh-logistics.com
Weitere technische Infos zum Gleisnetz (Stand 1985)
275 Brücken, (199 Ruhrkohle AG, 76 Brücken anderer Betreiber)
32 Stellwerke (20 elektrische Drucktastenstellwerke, 5 elektromechanische, 7 mechanische)
89 Bahnübergänge, davon 32 mit Vollschranken, 3 durch Halbschranken mit Lichtzeichen und 22 nur mit Lichtzeichen oder Blinkanlagen gesichert
Die zentale Betriebsüberwachung findet von Gladbeck aus statt.
Quellen:
RBH Logistics
DSK
Erna-Johanna Fiebig, 100 Jahre Bergbau in Gladbeck, 1985
bei der Route Industriekultur unter:
http://www.route-industriekultur.de/the ... mod200_1=p rint
in Archive in NRW: http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/b ... &tektId=56
Vielen Dank an dieser Stelle an Wolfgang Skowronek, der mir einen Teil der Literatur für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.
Euch allen eine gute Nacht,
Johannes Fischer