Wassergasse in Bismarck

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AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Hallo Oliver!

Zu Deiner Frage:
Als ich einige Fehlversuche bei der Anmeldung hinter mir hatte, habe ich geschrieben, wie ich mich fühlte. Später wurde es dann nötig, daraus ein Wort zu machen.

Wichtig:
Mir ist im vorigen Beitrag ein Fehler unterlaufen, den ich inzwischen korrigiert habe.

Folgendes zur Klarstellung:
Der Althändler in der Wassergasse hieß Adolf.
Der in Hüllen ist nicht derselbe, sondern ein anderer mit dem Vornamen Karl.
Daß diese beiden verwandt waren, ist durchaus möglich, vielleicht auch noch der dritte.

Die Ortelsburger Heimatstube ist mir bekannt. Dort habe ich mich schon einige Male gründlich umgesehen.

Damit darin nicht Verbindungen gesehen werden, die nicht bestehen:
Ur-Ur-Ur-Großväterlicherseits bin ich astreiner Sauerländer, durch meine Mutter bestehen Verbindungen nach Böhmen.

Ich bin so wenig ein Gelsenkirchener, daß ich erst hier im Forum gelernt habe, daß die vermeintlichen Polen in Wirklichkeit größtenteils Masuren waren und daß Alter Mann ein bergmännischer Begriff ist.

GG lesen bildet.
am

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remutus
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Beitrag von remutus »

Oliver Raitmayr hat geschrieben:Da gibt es ja auch ein recht neues Buch zum Thema ostpreußischer Einwanderer ins Ruhrgebiet. Der Titel ist mir entfallen und so ich Zeit finde, werde ich denselben nachreichen.
Auf wissenschaftlicher Grundlage sind diese beiden Bücher entstanden:

Schimanski, Kuzorra und andere - Klartext 2006- ISBN 3-89861-689-4
Nach Westen - Klartext 2012- ISBN987-38375-08154

Das zweite der Katalog einer Ausstellung in der Zeche Hannover:
„Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet“

Oliver Raitmayr
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Beitrag von Oliver Raitmayr »

Danke Remutus für die Buchempfehlungen.

Dennoch scheint mir jenes Buch, über das ich vor geraumer gestolpert war, nicht dabei zu sein.

@ AlterMann und Interessierte: Aus einer Dissertation heraus entstand dieses Werk ("Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord" von Christoph Schmidt), das sich ebenfalls dem Zustrom aus den masurischen Gefilden (aber nicht nur) widmet. Gelsenkirchen wird besonders als Paradebeispiel im Zusammenhang mit dieser Bewegung hervorgehoben und beleuchtet.
Von Interesse sind hier auch die Angaben zur Bevölkerungsstruktur der Stadt.

Online auszugsweise hier zu lesen: https://books.google.at/books?id=EAbWoa ... &q&f=false

Gruß

Oliver

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Euch beiden Danke für die Tips!
Was ich draus mache, weiß ich noch nicht!
am

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Bretterbude
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Re: Wassergasse und der Weg dorthin

Beitrag von Bretterbude »

AlterMann hat geschrieben:[...] In den Adreßbüchern heißt es:
Jedamzik, Adolf, Althändler - das konnte man auch auf einem kleinen Schild am Wagen lesen. Wenn man von ihm sprach, war er allerdings kein Althändler, sondern dann war er der Lumpensammler, der Klüngelskerl. Dann hieß er auch nicht Jedamzik, sondern schlicht Judas. Seinen wahren Namen werden nicht viele gekannt haben. [...]
In den Adressbüchern von 1951, 1955 und 1958 wird Herr Adolf Jedamzik wohnhaft in der Wassergasse 5 aufgeführt. Im AB von 1958 nur zu finden in der alphabetischen Adressenliste, nicht in der Straßenliste. Ab 1958 erscheint die Wassergasse im Straßenverzeichnis der Adressbücher nicht mehr. Von der ursprünglichen nördlichen Bebauung der Liboriusstraße zwischen Bismarckstraße und Kronprinzenstraße (heute Dresdener Straße) hat der Krieg ausser der Nr. 115 wohl nicht viel übrig gelassen. Die Straßenfronten der Nachkriegsbauten wurden einige Meter zurückgesetzt, die Liboriusstraße wurde verbreitert, sie erhielt einen großzügigen Parkstreifen an der Nordseite. Die neue Bebauung rückte der alten Wassergasse auf die Pelle und die Häuser Wassergasse 12, 14 und 16 fielen vermutlich schon dem Krieg zum Opfer. Für eine neue "richtige" Wohnbebauung der Wassergasse war also eigentlich kein Platz mehr. Die Wassergasse blieb vermutlich dass, was ihr Name schon aussagt, eine Gasse (jetzt hinter der neuen Wohnbebauung der Liboriusstraße).

Herr Jedamzik blieb aber wohl auf seinem Grundstück. Im AB von 1961 taucht er mit der Anschrift Dresdener Straße 36a (roter Punkt) auf, Eigentümer Eheleute Jedamzik. Könnte aber auch schon der Sohn gewesen sein, im AB von 1966 sind für das Haus zwei Adolf J. vermerkt, ein Eisenbahner und ein Invalide. Der Invalide dürfte der Klüngelskerl von am sein. Und wenn man sich nun die Lage von Dresdener 36a und Wassergasse 5 ansieht, so stellt man fest, beide Gebäude liegen auf ein und derselben Parzelle. Mir drängt sich die Annahme auf, dass die Wassergasse 5 im Krieg beschädigt wurde, man dort aber notdürftig weiter gewohnt hat. Nach ein paar Jahren wurde dann das neue Haus auf derselben Parzelle errichtet und Familie Jedamzik wohnte zusammen mit anderen Menschen dort.

Bild(Quelle: Stadtgrundkarte Gelsenkirchen 1905/1907, ISG)

Bild(Quelle: Stadtkarte 1954)

Im Übrigen befindet sich im Bereich der ehem. Einmündung der Wassergasse sowohl in die Bismarckstraße als auch in die Dresdener Straße in der Nachkriegsbebauung jeweils eine Tordurchfahrt. Die Wassergasse wurde also nicht ganz überplant. Wenn man sich bei TIM-Online mal die heutigen Parzellen ansieht, die alte Wassergasse erscheint wieder ganz deutlich auf dem Plan. Eigentlich besteht sie heute also noch immer, wenn auch nur in Fragmenten, durchgängig ist sie allerdings nicht mehr.
Zuletzt geändert von Bretterbude am 07.09.2015, 09:31, insgesamt 1-mal geändert.

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Hallo Bretterbude!
Umfangreich und mit gewohnter Präzision!
Die Wissenslücken, die durch meinen Wegzug entstanden sind, werden spürbar kleiner.
Danke!

BildQuelle: Regionalverband Ruhr, CC BY-NC-SA 4.0

Das Bild zeigt die Situation im Jahr 1926.
Der rote Pfeil zeigt auf einen Bau, der genau dort steht, wo ich nach meiner Erinnerung meinen Klüngel abgegeben habe. Sicher war dort Lager und Stall.

Der Bau erscheint nicht in 'meinen' Adreßbüchern, aber es hat ihn gegeben.
Die Adreßbücher verstehen sich als Personenverzeichnisse - unbewohnte Häuser werden nicht aufgeführt.
Es wäre doch schön, wenn in meiner Erinnerung alles in Ordnung wäre! :)
am

Tanriverdi
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Beitrag von Tanriverdi »

Meine Mutter wohnte in der Olgastraße, sie selbst sagt oft auch Horst-Wessel-Straße.
Sie hat mir auch von dem Lumpensammler-Lied erzählt. Ihr ist noch eine Variante des Lieds in Erinnerung:

"Lumpen, Eisen, Knochen und Papier -
bring nach olle Judas, Wassergasse vier"

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Dieter
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Wassergasse Einwohner 1939

Beitrag von Dieter »

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Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten, wer nicht fragt, bleibt ein Narr sein Leben lang.

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knut
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Beitrag von knut »

Ich bin mal wieder ganz begeistert, was sich alles in den Gelsenkirchener Geschichten an Informationen findet. Konnte ich gut für meinen jüngstens Blog-Beitrag gebrauchen, in dem ich über die Familie Nussbaum schreibe, die zwischenzeitlich in der Wassergasse 16 unterkommen musste.

Wen es interessiert: https://antifaschistischesgelsenkirchen ... trasse-21/

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knut
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Beitrag von knut »

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Hier geschätzt die heutige Ansicht von der Dresdner Straße aus ...

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... und hier von der Bismarckstraße aus.

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