Werner Lojewskis Gedanken zur Zeit

Hier wird monatlich oder öfter ein Gastkommentar zum Thema "meine Stadt" veröffentlicht. Was immer euch bewegt, stört, erfreut beim und am Zusammen-Leben in dieser Stadt kann hier kommentiert werden

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mutkunst
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Coverpainting

Beitrag von mutkunst »

Im Jahr 2001 wurde ein Bild Werner Lojewskis als CD-Cover für ein privates independent Musik-Projekt (Electronica) verwendet. Diese CD erschien nur in sehr kleiner Auflage und ist heute dementsprechend selten:

Projektname/Act: endorphine
Titel des Lieds: The infinite Travel

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Verwaltung
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Das asoziale Ich.

Beitrag von Verwaltung »

Das asoziale Ich.
von Werner Lojewski

Unser gesellschaftliches Zusammenleben entblößt eine entfesselte Heuchelei und Brutalität, die ein gefördertes und gepflegtes Kulturgut darstellen, worin vorgetäuschte Nettigkeiten und inflationäres elitäres Geplapper dominieren.
Wir leben in einer Welt des ständigen. Betrugs und der Würdelosigkeit, die unser Dasein als kompletten Etikettenschwindel veranschaulicht. Es ist festzustellen, dass ein aufrichtiges Interesse oder gar das Bedürfnis, die beunruhigenden Phänomene unserer Gegenwart, grundlegend zu diskutieren, kaum vorhanden sind. Hier muss sich der Wunsch nach Wahrheit ducken und verkriechen. Es wäre doch sinnvoll die kurze Zeit, die dem Menschen zur Verfügung steht, mit klarem Bewusstsein zu füllen, um in den Auseinandersetzungen der beunruhigenden Entwicklung der Gegenwart, Resignation und Ängste durch Erkenntnismut zu überwinden.
Es ist eine Utopie zu glauben, die Menschen entwickeln sich zu einem wahrheitslie¬benden aufrichtigen Wesen. Es ist völlig nutzlos, andere darauf hinzuweisen, wenn ihnen danach gar nicht der Sinn steht,
Man müsste ihnen Bedingungen erstellen im sozialen, psychologischen und pädagogischen Bereich.

Der ungezügelte pathologische Rausch zerstört die Solidarität und Mitmenschlichkeit, wodurch die tiefsten menschlichen Seelenanteile vergehen und mit einem kalten machtbessenen Intellekt ausgetauscht werden, Wovon leben diese mental Verschmutzten?

Indem sie bei passender Gelegenheit den Mitmenschen peinigen, hintergehen, diskreditieren, strangulieren und ihn fressen. Der geistige Kannibalismus hat Tradition. Verdauungs- und Nachschubprobleme sind nicht zu befürchten.

Alle Tage und zu jeder Zeit sind Zwischenmahlzeiten der niedrigsten und verrücktesten Gesinnung möglich. Sollte es dennoch einmal eng werden, begnügen sie sich auch mit fast leblosen Resten der Verdorbenheit.
Ihre Fähigkeit zu vergessen, dass sie ein menschliches Wesen sind, ist so sehr be¬eindruckend, dass es sich verbietet darauf hinzuweisen.
Es verdeutlicht den heutigen Technik- und Industriewahn, der zur asozialen Lebens¬form verpflichtet. Eine neue Gattung seelischer Analphabeten dominiert unser Dasein.
Es sagte Einer (unbekannter Autor) zu den Steinen: "Werdet menschlich!".
Diese antworteten: "Wir sind noch nicht hart genug".
Ein menschenunwürdiges Denken etabliert sich mit diabolischem Hintergrund.
Diese bedrohliche Lebensform wird endlose Generationen verseuchen und die tiefe Verbundenheit mit dem Nächsten wird bedeutungslos, immer weiter weg vom men¬schlichen Sein.
Wie niemals zuvor wird diese Dramatik von vielen Menschen wahrgenommen. Gerade bei wachen jungen Menschen mit einem gewissen Bildungsstand regt sich ein fundamentaler Widerstand gegen den immer deutlich werdenden Teufelsdeal. Gib mir dein Leben, dein Bewusstsein und ich beschenke dich mit Wohlergehen, der Drogen. Hysterie, Selbstbesessenheit und Selbstverwirklichung, die letztlich den pathogenen Eierkopf kultiviert.
Die Frage, weiche Moral die Verantwortlichen praktizieren, wird insbesondere den jungen Menschen interessieren, Die Ergebnisse und Handlungen ergeben die Antwort mit erschreckender Deutlichkeit. Sie muss, wenn man korrekt formuliert; lauten: „Nach uns die Sintflut“
Dass diese Gesinnung Leid, Krankheit und Tod bedeuten, wird jeder mitfühlende junge Mensch schmerzlich zur Kenntnis nehmen.

Welche Ziele sind denn für die Zukunft möglich, die unser Dasein hoffnungsvoll und lebenswert machen? Angesichts des globalen Rüstung-, Medien- und lndustriewahns lautet die Antwort brutal und authentisch: „keine Zukunft.“

Die offizielle» Aussagen der verderblichen Ideologie und ihre wissenschaftlichen materiell verseuchten Helfershelfer besagen, der Mensch verdeutlicht ein höheres, orientiertes Wesen, welches über alle Gattungen auf unserem Globus dominiert.
Er ist ein Produkt von Vererbung, Umwelt, das durch die Wissenschaft und industrieller Produktion ein würdevolles Leben entwickelt. Für einen informierten Satiriker, wäre es sicher eine leichte Übung, daraus ein abendfüllendes Programm zu erstellen. Wer würde dort lachen?

Der aufmerksame Mensch spürt den Daseinsbetrug durch zwanghafte Entschei¬dungsträger, die ihr zerstörerisches Werk vollenden wollen. Hier wird dem Menschen absichtsvoll die freie Entscheidung für ein geistig und körperlich verantwortliches Eigenleben versagt. Er hat gelernt, dass er als höher denkendes Wesen auf diese Welt gekommen ist, worin eine angeblich humanistische, bedeutungsvolle Theologie wohlwollend das betende Tier in seinem kurzen Hiersein verheißungsvoll vergolden will.

Der spirituelle imaginierte Anspruch zeigt sich angesichts der entmenschlichten Realität wirkungslos. Und dennoch wirkt in ihnen der übersinnliche Glaube und Wunsch, nach ihrem Tode irgendwo weiterleben zu dürfen. Sie spekulieren insgeheim auf einen nach¬sichtigen Paradieswächter, der ein hinterhältiges, gemeines, verlogenes, schizoides, perverses Leben, das eher einem Sondermüll gleicht, wohlgefällig durchwirkt. Der Hüter der himmlischen Heerscharen, ein Opportunist? Schrecklich!

Sie haben es, einfach gesagt, nicht anders gelernt. Ein zeitraubender Lebensverlust und Selbstbetrug verhindern Alternativen für ein höheres Leben.
Was die Vermenschlichung und Freiheitsverwirklichung betrifft, die jedem Menschenkind mitgegeben ist, braucht es keine spirituellen Fähigkeiten, um zu erkennen, welches Joch dem Neuankömmling in einer zwangs-neurotisierten Welt auferlegt ist, worin hoffnungsvolle Wesen verunstaltet und missbraucht werden. Wenn wahre Freiheit durch das Individuum verwirklicht wird und dem Einzelnen Bestimmung ist, wird dadurch ein soziales Verhalten gebildet, das nicht ichlos sondern ichhaft ist, aber doch nicht selbstsüchtig, sondern selbstlos bezeichnet werden kann. Denn er erhält seine inhaltlichen Ziele aus dem allgemeinen humanistischen, menschlichen Wesen und orientiert sich nach diesen.
So ist wahre Freiheit nicht unsozial, sondern sozial und gemeinschaftsfördernd. Das ist die Grundsubstanz der Philosophie der Freiheit und Großherzigkeit.
Leben in der Liebe zum Handeln und Leberlassen im Verstehen des Anderen, das ist die Basis des freien Menschen.

Läge nicht in der menschlichen Wesenheit die Anlage zur Verträglichkeit, man könnte sie durch keinen äußeren Zwang herbeiführen. Der wirklich Freie verlangt von seinem Mitmenschen keine Übereinstimmung, aber er erwartet sie, weil sie in der menschlichen Natur liegt. Denn dieses Grundbedürfnis bestimmt das Gesamtschicksal der Menschheit und ihrer Existenz auf diesem Himmelskörper.
Es ist angesichts der populierenden Niedertracht, Brutalität und des Schwachsinns so, dass jeder seine Ziele nur in dem Maße erreichen kann, wie sich die Gesamtmenschheit moralisch darstellt. In der- aktuellen westlichen gesellschaftskritischen Literatur verbreitet sich die Einsicht, dass eine neue Sozialisierung, wie auch eine umweltfreundliche Gestaltung einzig und allein in dem Maße wird sich verwirklichen lassen, wenn neue Wertvorstellungen, Philosophien und Sinngebungen praktikabel verbreitet werden und Anwendung finden.
Durch bloße Moralpredigten sind diese Vorstellungen nicht umzusetzen, sondern nur dadurch, dass dem Menschen neue Erkenntniswege eröffnet werden auf dem Einsichten erworben werden können, die sich durch sich selbst in der Seele in moralischen Kräften, in soziale Gesinnung verwandeln und somit nicht korrumpierbar sind. Ein mora¬lisches soziales Handeln ist nur dann zu erwarten, wenn Erkenntnisse vermittelt werden, die ein solches Handeln in ihnen in Bewegung bringen.
Grundsätzlich hat unser Geistesleben seine Wurzeln in der Privatsphäre. Wie der Einzelne seine Bildung, Begabung und Lebensziele sich erwirbt, muss seine Privat¬sache sein. Doch Früchte des Geisteslebens der pädagogischen, wissenschaftlichen, religiösen, künstlerischen und informellen Schöpfungen sollten nicht ausschließlich Privilegien standesmäßiger Eliten sein, sondern jedermann zu gute kommen.

Werner Lojewski

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mutkunst
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Das asoziale Wir

Beitrag von mutkunst »

Werner Lojewski hat geschrieben:Es ist eine Utopie zu glauben, die Menschen entwickeln sich zu einem wahrheitsliebenden aufrichtigen Wesen. Es ist völlig nutzlos, andere darauf hinzuweisen, wenn ihnen danach gar nicht der Sinn steht. Man müsste ihnen Bedingungen erstellen im sozialen, psychologischen und pädagogischen Bereich.
Wer sollte dieses Diktat des sozial Erwünschten durchsetzen? Der Staat?

Gesetze und Normen existieren bereits. Sind diese nicht ausreichend?

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Benzin-Depot
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Re: Das asoziale Wir

Beitrag von Benzin-Depot »

Werner Lojewski hat geschrieben:Es ist eine Utopie zu glauben, die Menschen entwickeln sich zu einem wahrheitsliebenden aufrichtigen Wesen. Es ist völlig nutzlos, andere darauf hinzuweisen, wenn ihnen danach gar nicht der Sinn steht. Man müsste ihnen Bedingungen erstellen im sozialen, psychologischen und pädagogischen Bereich.
mutkunst hat geschrieben:Wer sollte dieses Diktat des sozial Erwünschten durchsetzen? Der Staat?

Gesetze und Normen existieren bereits. Sind diese nicht ausreichend?
Wie soll Dein Vater Dir hier antworten, wenn er doch keinen Internet-Zugang hat ?
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

mutkunst
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Re: Das asoziale Wir

Beitrag von mutkunst »

Benzin-Depot hat geschrieben:Wie soll Dein Vater Dir hier antworten, wenn er doch keinen Internet-Zugang hat ?
Zu dem angestrebten Diskurs wird es hoffentlich dann kommen, wenn ich ihm in Kürze neue Ausdrucke dieses Freds nach Spanien schicke (er verlangt ständig danach). :P

mutkunst
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Leseprobe verfügbar "ideell / kriminell"

Beitrag von mutkunst »

Von Werner Lojewskis erstem Buch "ideell/kriminell" (1995 im Eigenverlag erschienen) ist nun eine Leseprobe online verfügbar: http://wernerlojewski.de/buecher.htm
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mutkunst
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ANKÜNDIGUNG

Beitrag von mutkunst »

Werner Lojewskis Gedanken zur Zeit werden in Kürze fortgesetzt, und zwar hier: http://zeitgedanken.wernerlojewski.de
BildPolaroid von W.Lojewski aus den 70er Jahren.

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Heinz H.
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Beitrag von Heinz H. »

Werner Lojewski hat im HerrKules Magazin einen interessanten Artikel verfasst:

Warum ich Gelsenkirchen den Rücken kehrte... :shock:

http://www.magazin-herrkules.de/politik ... e-weg.html
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

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Lorbass43
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Beitrag von Lorbass43 »

@Heinz H.
Danke für den Hinweis :up:

Altstädter
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Beitrag von Altstädter »

Dieser Link funzt nicht.
Der hier ist der richtige: http://herrkules.de/2014/06/07/ge-weg/

Ich hatte mich gewundert, dass ich W.J. schon länger nicht gesehen habe. Gefühlt ein Jahr, es mögen zwei sein. Und ich wusste, dass er in Spanien gerne überwintert.
Google sei Dank fand ich diesen Link und seine kritischen Worte über seine alte Heimat.
Lesenswert. Manches teile ich, manches nicht. Vieles macht mich nachdenklich.
Zuletzt geändert von Altstädter am 29.11.2016, 09:21, insgesamt 1-mal geändert.

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remutus
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Beitrag von remutus »

Warum Werner Lojewski Gelsenkirchen den Rücken kehrte?
Der Kleingarten Eden, den er gefunden hat, sei ihm gegönnt. Warum aber dieser Haufen an Banalitäten, Halb- und Unwahrheiten in seinem Aufsatz als Begründung?
Lojewski hat den Krieg der Reichen gegen die Armen entdeckt - ist ja ganz was Neues.
Aus Gier werden seit 1000en von Jahren Vökerscharen in Kriegen und Wirtschaftskriegen massakriert.
In den 50er Jahren war noch alles gut? Die Heimat gab Geborgenheit? Keine Dekadenz?
Hier können keine mit klarem Verstand und Bewusstsein ausgestatteten Mitglieder einer menschlichen Gemeinschaft heranreifen?
Na ja, die Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft zu Zeiten meines Großvaters und meines Vaters waren auch in der Mehrheit nicht mit solch klarem Verstand und Bewußtsein ausgestattet, um Rassismus, Chauvinismus und die damit begründeten Völkermorde nicht zu begehen.
Das Zündeln sollte L. der AfD überlassen, die können das besser: „...die politische Entscheidung, den ungebremsten Zuzug von Immigranten mit ihren unterschiedlichen Sippengesinnungen zu fördern“ Es wird gebremst Herr L. und der der Orient beginnt nicht hier. (Schon eher in Al Andalus)
L. meint aber auch Türken und Kurden.
Polen oder Masuren eher nicht (z.B. die mit ki am Namensende).
Über L.s Auffassungen von Kunst ließe sich auch noch einiges sagen. Jetzt habe ich erst einmal keine Lust mehr.

Troy
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Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

Mit Karen Duve gesprochen: "Wer jammert, hat noch Reserven.":)
Dann sind die ersten zwei Jahre unter südlicher Sonne (der Text ist aus 2014) bestimmt sorgenfrei (weil finanziell erfolgreich und/oder abgefedert) und wohltemperiert (weil anderes "Klima") verlaufen?
Intellektuell auch alles im Lack?
Glückwunsch!

@remutus: :wink:

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