Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

... ein Überblick

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Rudolf
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Gedanken zur (Um-)Nutzung des Kirchengebäudes

Beitrag von Rudolf »

Eigentlich sollte ja der Abriss eines Kirchengebäudes immer nur die „ultima ratio“ sein. Insofern stellt sich die Frage, ob sich ein solch markantes und stadtbildprägendes Bauwerk wie die Kirche „Heilige Familie“ nicht einer sinnvollen Nutzungzuführen lässt. Denn dass das Gebäude – obwohl nicht unter Denkmalschutz stehend – durchaus Qualitäten in städtebaulicher, ortsgeschichtlicher, architektonisch-künstlerischer und identitätsstiftender Hinsicht hat, dürfte unbestritten sein, so dass sich die intensive Prüfung einer möglichen Nachnutzung aus meiner Sicht durchaus lohnt.

Da in Bulmke offenbar Bedarf für eine Turnhalle besteht, liegt der Gedanke recht nahe zu prüfen, eine Turnhalle entweder vollständig in das bestehende Kirchengebäude, das ja bereits jetzt einen „Saal im Saal“ enthält, zu integrieren und somit einen kostenintensiven Abriss zu vermeiden oder aber zumindest wesentliche Teile des bestehenden Kirchengebäudes in einen Turnhallenneubau einzubeziehen. (Nur einzelne Teile der Kirche herauszupicken und damit lediglich einen etwaigen Turnhallenneubau zu dekorieren – wie z.B. „die Uhr“ (was immer das heißen mag) oder einzelne Glasfenster, wie in der WAZ zu lesen war– wird der Sache nicht gerecht.)

Aus städtebaulicher/architektonischerSicht ist der Turm der im wahrsten Sinne herausragende Bauteil; aus architektonisch/künstlerischerSicht sind es die Querschifffassaden mit den ungemein reich gestalteten, eleganten Maßwerkfenstern mit ihren sphärischen Dreiecks-Formationen sowie die ausgewogenen Arkaden/Säulenstellungen des Inneren.

Ein akustisches Identifikationsmerkmal Bulmkes stellt das wunderschöne Bronzegeläut dar – mit das klangschönste Gelsenkirchens! –, das sich auch weiterhin für bestimmte Anlässe verwenden ließe. Durch z.B. Patenschaften ließe sich die Wartung der Glockenanlage und Aufrechterhaltung des Läutebetriebs sicherlich finanzieren.  

Dass Kirchenumgestaltungen zu Sporthallen durchaus realisierbar und keine Utopie sind, zeigen folgende Beispiele:

-       Oberhausen (Ortsteil Sterkrade-Heide), ehem. Kirche St. Josef:

Mit einem Kostenaufwand von weit über 3 Mio. Euro wird das dreischiffige Kirchengebäude mit Querschiff und Turm aus den Jahren um 1910 in den nächsten zwei Jahren in eine vielseitig durch Schulen und Öffentlichkeit nutzbare Sporthalle mit Klettermöglichkeiten etc. umgebaut. 90 % der Kosten übernimmt der Bund (Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“)

-       Münster, ehem. Kirche St. Elisabeth:

Die dreischiffige Kirche aus dem Jahr 1939 wurde 2013/14 in eine Schul-Turnhalle umgebaut. Die ehemaligen Seitenschiffe werden als Umkleideräume etc. genutzt.

-       Trier, ehem. Abteikirche St. Maximin:

Die geräumige dreischiffige Kirche aus dem 17. Jh. wurde in den 1980er-Jahren in eine Sport- und Mehrzweckhalle umgebaut.


Bei allen drei Beispielen handelt es sich vom Bautypus her jeweils um eine sog. Basilika, einem Gebäude mit hohem Hauptraum und niedrigeren Seitenschiffen – grundsätzlich vergleichbar mit der Kirche „Heilige Familie“, auch in den Dimensionen.

Lucasdakar
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Lucasdakar »

Hallo Ex-Bulkmer > der Echte,
besten Dank für den Beitrag und Kommentar, der mir zum Teil aus der Seele spricht.

Ich kenne Gelsenkirchen sehr gut, bin mindestens 1-2 die Woche hier und werde nun wieder in das Ruhegebiet nach Dorsten ziehen.
Bin stark mit Gelsenkirchen und Bulmke ( beide Brüder leben hier in Bulmke) und Gelsenkirchen verbunden.
Meine Eltern liegen auf dem Ostfriedhof.

Heilige Familie war die Kirche und Jugend und bin dort getauft, Kommunion ( bei Pastor Blumör) , Firmung, einige Kirchenfahrten ( wer kannte Frau Kassner vom Pfarrbüro nicht), Sie hatte lange noch den Schäferhund von Pfarrer Hohn.
Ich selber kann mich an Pfarrer Hohn erinnern, der jedoch vor meiner Kommunion, krankheitsbedingt abtrat.

Weil ich mich mit Gelsenkirchen und Bulmke ziemlich verbunden fühle, nahm ich auch am letzten Gottesdienst in der Heiligen Familie, teil.

Die Entwicklung der kath. Kirche , der Mitgliederschwund und viele Kirchenschließungen sind das Gesellschaftspolitische Endprodukt, was nun im Abriss der Bulmker Kirche führt.
Ich werde den Prozess nicht Aufhalten können. Das ist nicht die einzige Kirche in Gelsenkirchen, die ihre Pforten schließt.

Was jedoch mein Zorn und Unmut auf den User "Schnüffelhund" betrifft, war und ist sein provokante Nachfrage wo der "Aufschrei" verblieben ist.
Die versteckte Unterstellung wir sind alle Unterbelichtet, ist eine Frechheit.

Mehr noch, ich werde beschimpft und einer fehlenden Zivilcourage bezichtigt, wo genau das in der Bulmker Straße im Haus 59 zu sehen war, was in dem Text zutreffend geschildert wurde.
Die Form der Zivilcourage ist dann zu überdenken und abzuwägen und den Umständen anzupassen , wie das Umfeld es noch zulässt.
Dafür das, dass Rumänische Sitten im Haus Bulmker Straße 59 vordringlich sind, war mein Einsatz schon am Limit.

Wenn jedoch Mister Schüffelhund aus seinem gesicherten Norden aus dem Bremer Speckgürtel, sich hierzu eine Bewertung der Situation und mir fehlende Zivilcourage vorwirft zeugt es deutlich davon, er war lange lange nicht in Gelsenkirchen.

Auf jeden Fall, besten Dank für die wahren Worten. Prima und Glück Auf.

Lucasdakar

exbulmker hat geschrieben:
07.07.2022, 23:03
@lucasdakar, @schnuffelhund

Ihr lebt beide seit ewigen Zeiten nicht mehr in Gelsenkirchen und fallt hier übereinander her, obwohl ihr einer Meinung seid, daß der drohende Abriß der Kirche mehr als schade ist.

Als exbulmker (der echte) kenne ich die Hl. Familie seid meiner Kindheit, auch weil ich dort unter Pfarrer Hohn die Kommunion empfangen habe.
Allerdings habe ich mich schon vor langer Zeit von der Institution Kirche entfernt und damit auch keinerlei Verbindung zu der Gemeinde, zumal ich dann über den Kanal gezogen bin.
Und ja, die drohende Entwidmung der Kirche habe ich nicht so richtig - wenn überhaupt - wahrgenommen, von daher ist mein Aufschrei ausgeblieben.
Hätte er etwas genutzt? Wenn ich mich in Gelsenkirchen umsehe oder die Zeitung aufschlage, könnte ich permanent aufschreien.
Andererseits, wieviel Leute müssen protestieren, um eine Entwicklung aufzuhalten - die Abkehr der Menschen von der Kirche, was kleine Gemeinden und leere Kirchen zur Folge hat - die offensichtlich unumkehrbar ist?

Sicherlich kann man darüber nachdenken, die Kirche einer anderen Verwendung zuzuführen. Aber noch einen Veranstaltungsraum den man unterhalten muß, wer denn, die öffentliche Hand?
Möglicherweise dann ein Gebäude, das oft nicht genutzt wird und nur wegen seiner Existenz aufrecht erhalten wird; schwer vorstellbar.

Um einmal auf das Umfeld zu kommen, @lucasdacar war vor einiger Zeit noch hier, du @schnuffelhund offensichtlich nicht.
Bulmke ist nicht mehr der Stadtteil den wir aus unserer Kindheit oder Jugend kennen und an den wir noch sentimentale Erinnerungen haben (Blumen Voss, Becher, Opel Voigt etc.), er ist absolut heruntergekommen, was bedauerlicherweise für weite Teile Gelsenkirchens gilt.

Außerdem ist der Bevölkerungsmix inzwischen auch ein anderer, der Anteil derer mit gelebter christlicher Konfession ist sicherlich gesunken und erfahrungsgemäß gehen darüberhinaus hauptsächlich noch Menschen in der zweiten Lebenshälfte regelmäßig in die Kirche.
Daher, es ist wie es ist, die Lücke für die Kirche wird mit einem höchstwahrscheinlich häßlichen Zweckbau gefüllt werden.

Und noch etwas am Rande.
Die von Dir @lucasdakar geschilderte Episode mit dem Müllbeutel und Deine Frage @schnuffelhund nach der Zivilcourage: Zivilcourage muß man sich leisten können. Bei den Völkern die dort in einigen Straßen wohnen kann zuviel Zivilcourage der Gesundheit ziemlich abträglich sein. Deswegen meidet man diese Gegenden, falls möglich.
@Lucasdakar
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awg
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von awg »

@ lukasdakar: Ich finde Deine Worte, nachdem wohltuend neutralen Beitrag von Ex-Bulmker ( welcher eine Brücke bauen wollte), eine Frechheit und die Diffamierungen von Schnüffelhund einfach unverschämt. Und antworte bitte nicht auf meinen Beitrag und nimm ihn einfach so als meine Meinung hin. Vielen Dank!
Carpe Diem - nutze (lebe) den Tag .... und liebe das Leben
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schnuffelhund
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von schnuffelhund »

Hallo exbulmker,
du sprichst mir aus der Seele !! Ich stimme allen Sätze in deinem Beitrag vollkommen zu. Wir gehören anscheinend zur derselben Generation, die ihre Kindheit in Bulmke verbracht hat und die unter Pfarrer Hohn die Kommunion empfangen hat. Wenn man aber inzwischen den größten Teil seines Lebens woanders verlebt hat, ist es sicher auch legitim sich nicht mehr so sehr um die alte Gemeinde zu kümmern und immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung in Stadt zu sein. Insofern ist es dann auch mit dem Aufschreien etwas schwierig. Vielleicht wird es ja noch etwas mit der von Lucasdakar bereits erwähnten Petition, oder läuft da schon etwas und ich habe es mal wieder nicht mitbekommen?
Das Leben ist unberechenbar, esst den Nachtisch zuerst !

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schnuffelhund
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von schnuffelhund »

Hallo Lucasdakar,
ich habe eine ganze Weile überlegen müssen, ob ich noch auf deine letzten Beiträge antworten sollte oder besser nicht und bin zu dem Schluss gekommen – ja ich antworte noch einmal. Zum Anfang der Geschichte und noch einmal zum Nachlesen:
In meinem Beitrag vom 13.06.22 waren meine, wie ich finde, vollkommen wertfreien Sätze
„Da ich über den aktuellen Stand der Stadtentwicklung nicht auf dem Laufenden bin, würde es mich mal interessieren, ob nicht ein Aufschrei durch die Stadt ging, als der Abriss beschlossen und bekannt wurde. Oder wurde das einfach hingenommen, wie bei so vielen anderen Entscheidungen, mehr oder weniger historische Gebäude platt zu machen?“
Was dann in deinen folgenden Ausführungen zu lesen ist, hat mich doch schon sehr erstaunt und gibt mir zu denken. Ich zitiere hier einmal:
„…provokante Anfrage…“ - „…Nachfrage überflüssig wie ein Kropf…“ – „…unterstellen … der noch dort verbliebende Bulmker zu dumm und zu blöde ist…“ – „…mehr Kopfschütteln als Verständnis…“ – „Jedoch aus dem geheiligten Norden im Speckgürtel von Bremen solche provokanten Sprüche zu klopfen" Wo war der Aufschrei" ist ziemlich starker Tobak.“ – „…aus gut abgesicherten Verhältnissen , quasi aus der Schießscharte, auf andere zu zielen…“ – „…Verbalohrfeige erster Güte…“ – „…anderen so richtig fett ins Gesicht zu treten? ...“ – „…unverschämt gegenüberzutreten…“ – „…um jemand zu verletzten und diese Klaviatur bespielen Sie hervorragend…“ – „…Die versteckte Unterstellung wir sind alle Unterbelichtet, ist eine Frechheit…“ – „…ich werde beschimpft und einer fehlenden Zivilcourage bezichtigt…“ – „…Mister Schnüffelhund aus seinem gesicherten Norden…“
Ende der Zitate.
Meine, ich denke wohl für die meisten, einfach zu verstehenden Sätze so zu kommentieren sagt mir, dass sich doch hier wohl eine überaus dünnhäutige Mimose etwas auf den Schlips getreten fühlt. Wenn es denn so sein sollte, möchte ich hiermit um Verzeihung bitten – soll nicht wieder vorkommen. Eigentlich sollte ich ob dieser Aussagen die beleidigte Leberwurst sein – bin ich aber nicht. Du hättest doch auch ganz einfach und vernünftig antworten können und, wie dann später z.B., die vermeintlich fehlende Zivilcourage begründen können. Stattdessen gleich so auf die Palme zu gehen, finde ich schon etwas merkwürdig. Ich war bisher immer der Ansicht wir „Ruhrpöttler“ wären eine im sprachlichen Umgang nicht so feinsinnige und etwas grober gestrickte Spezies – wie ich es auch schon von Landsleuten aus anderen Gegenden Deutschlands so gehört habe.
Das Thema „ DU / SIE “ sehe ich eigentlich ganz anders:
Gerade das SIE baut eine Grenze auf, fordert Respekt und Abstand und wird gern genutzt, um sich über jemanden zu stellen, um dann Kritik und kritische Fragen abzubügeln (oder z.B. um jemanden despektierlich „Mister“ zu nennen, wie du es getan hast).
Das DU hingegen verbindet, ist gebräuchlich im Verein, der Partei, im Freundes- und Kollegenkreis, im Forum – man gehört irgendwie zueinander.
Aber wie sagt der Rheinländer doch so schön: „Jede Jeck is anders“
Das Leben ist unberechenbar, esst den Nachtisch zuerst !

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brucki
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von brucki »

Für morgen Abend (Montag, 25.7.), 18 Uhr, lädt die Freie Bürgerinitiative zum Meinungsaustausch in die Kirche ein. Probst Pottbäcker wird auch anwesend sein.

Jeder ist willkommen!

Paulle
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Paulle »

Ich habe nicht alle Beiträge zum Thema (möglicher Abriss der Kirche Hl. Familie) gelesen. Möglicherweise hat jemnd von noch weiter weg geschrieben. Mich hat es nach Kanada verschlagen, einige Autostunden nördlich von Toronto.
Habe meine Kindheit in Bulmke verbracht. Kindergarten in der Hammerschmidtstr., Barbaraschule (Lehrer Hüning), Schulweg über die Trümmer der nördlichen Wannerstr., Erste Kommunion und Firmung unter Pfarrer Hohn im Keplerhaus. Lange Ministrant in der wiederaufgebauten Kirche. Schöne Erinnerungen.
Aber GE hatte schon immer Probleme mit Traditionen. Was hat z.B. das HSH für Schwierigkeiten gamacht ...
Paulle

Lucasdakar
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Lucasdakar »

Paulle hat geschrieben:
25.07.2022, 02:14
Ich habe nicht alle Beiträge zum Thema (möglicher Abriss der Kirche Hl. Familie) gelesen. Möglicherweise hat jemnd von noch weiter weg geschrieben. Mich hat es nach Kanada verschlagen, einige Autostunden nördlich von Toronto.
Habe meine Kindheit in Bulmke verbracht. Kindergarten in der Hammerschmidtstr., Barbaraschule (Lehrer Hüning), Schulweg über die Trümmer der nördlichen Wannerstr., Erste Kommunion und Firmung unter Pfarrer Hohn im Keplerhaus. Lange Ministrant in der wiederaufgebauten Kirche. Schöne Erinnerungen.
Aber GE hatte schon immer Probleme mit Traditionen. Was hat z.B. das HSH für Schwierigkeiten gamacht ...
Paulle
Schön das alles zu lesen , da kommen Erinnerungen hoch. Vielleicht sind ja einige Parallelen dabei.
Meine Kindheit komplett in Bulmke verbracht. Erst Bulmker Straße 59 gewohnt, später in der Hammerschmidtstraße.
Kindergarten in der Hammerschmidtstraße bei Tante Maria und Schwester Bärbel.
Meine Kommunion fand unter Pastor Blümör statt wie meine Firmung. Pfarrer Hohn trat gesundheitlich in dem Jahr ab, kannte ihn aber noch, mit seinem Schäferhund.
Frau Kassner im Pfarrbüro die alle Fäden in der Hand hielt.
Herr Hüning war Klassenlehrer meiner Schwester und Bruder, er lebte später in Rotthausen in der Hilgenboomstraße und starb vor 20 Jahren .
Hünng war wohl aus Erzählungen ein unangenehmer Zeitgenosse.
Selber wurde ich in die Martin-Luther-Schule 1968( eingeschult) und nach zwei Jahren ging es auf die Barbaraschule, als die Konfessionen getrennt wurden.
Rektorin war Frau Johansson.
Im Kettlerhaus waren immer die berüchtigten NIkolausfeiern, Martinsumzüge mit Laternen durch Bulmke, mit dabei der Fanfarenzug "Heilige Familie" und Brezel Abholung auf dem
Schulhof des Gauss-Gymnasium. Das waren Zeiten!
Beichten in der Osterzeit, einige Jugend Urlaubsfahrten über die Heilige Familie mitgemacht, mit teilweisen grenzwertigen Erlebnissen.

Der letzte Gottesdienst war schon wehmütig und voller Erinnerungen.

Viele Bulmker hat es in die Welt verschlagen. Bin auch viel durch Deutschland gekommen und in vielen Städte gelebt. Jetzt wieder zurück ins Ruhrgebiet- Dorsten-Rhade und ich fühle mich wohl.

Ruhrpott bleibt im Herzen.

Lucasdakar
@Lucasdakar
mit Ruhrpott im Herzen-Toleranz und Gerechtigkeit sind mein Credo

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Verwaltung
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Dr. Lutz Heidemann, zur Thematik der Heilige Familie in Bulmke

Beitrag von Verwaltung »

Beitrag von Dr. Lutz Heidemann, zur Thematik der Heilige Familie in Bulmke:

"Rückblick einer Bürgerinitiative: :

Wir haben eine Niederlage erlitten,
– doch die kommunale Demokratie wahrscheinlich auch

Eine von Manfred Kosubek aus Bulmke initiierte Bürgerinitiative hat sich zum Ziel
gesetzt, das Gebäude der nicht mehr seelsorgerisch genutzten katholischen
Pfarrkirche Heilige Familie als Ganzes - oder wenigstens markante Elemente davon,
zu bewahren. Die Stadtverwaltung hatte Interesse gezeigt, an dieser Stelle eine
Dreifeldturnhalle für die benachbarte Schule zu errichten und möchte das
Grundstück erwerben. Das würde ziemlich schnell den Totalverlust eines markanten
Gebäudes, an dem auch viele Erinnerungen der Anwohner hängen, bedeuten. Die
heimliche, schrittweise Vorbereitung der Kirchenverwaltung von St. Augustinus auf
diese Situation, z.B. die Stilllegung der Turmuhr, erschreckte die Anwohner. Die
Initiative wollte nicht nur auf der Straße und im Hinterzimmer einer Gaststätte für ihre
Idee werben, sondern auch die Politiker dieser Stadt ansprechen. Herr Kosubek
hatte deshalb bereits im Mai 2022 eine Eingabe an die Stadt gerichtet, den Abriss zu
stoppen. Die Stadt reagierte mit einer Vorlage für den Ausschuss für Bau- und
Liegenschaften, die am 15. November 2022 im Rathaus Buer beraten wurde.
Die Bürgerinitiative erhielt eine Einladung; es war zu erwarten, dass ihr auch
Rederecht eingeräumt würde. Herr Kosubek war verhindert zu kommen, er befindet
sich auf einer medizinischen Kur. Vier Mitglieder der Bürgerinitiative hatten sich
untereinander verständigt, an der Sitzung teilzunehmen, drei wollten ihre
Vorstellungen vortragen. Der Ausschussvorsitzende erklärte, nur einer dürfe reden
und auch nur fünf Minuten. Untereinander fiel die Wahl auf Herrn Dr. Heidemann,
weil er aus seinem früheren Leben als Angestellter im Planungsamt Erfahrungen mit
derartigen Ausschüssen habe und auch durch Veröffentlichungen bekannt sei.
Er führte u.a. aus: Die Vorlage der Stadt habe ja noch einmal ausdrücklich
formuliert, dass das Gebäude „ein prägnanten Kirchenbau sei, der das Stadtbild im
näheren Umfeld des Kreuzungsbereich von Hohenzollernstraße / Wanner Straße
und auch darüber von Bulmke-Hüllen prägt“. Er bedauere, dass die Kirche nicht
mehr die Kraft habe, sich inhaltlich und personell zu erneuern und Menschen in
ausreichender Zahl an sich zu binden. Da wäre jetzt ersatzweise die öffentliche Hand
gefordert. Ein Bauer aus Bulmke habe vor etwa 125 Jahren der Kirche das
Grundstück geschenkt, der Bau sei durch Kirchensteuern und Spenden der
Gemeindemitglieder finanziert worden. Es war der Kirche „anvertrautes“ Geld. Das
Gebäude habe „Geschichte erlebt“, sei im Krieg stark beschädigt worden, dann aber
mit zum Teil neuartigen Details wieder hergerichtet worden, so sei es durchaus ein
„Geschichtszeugnis“.

Die Fachverwaltung hatte jedoch in der Vorlage keine Voraussetzungen für einen
förmlichen Denkmalschutz gesehen. Herr Heidemann führte weiter aus: „Die
Gleichsetzung: kein förmliches Baudenkmal, dann frei zum Abbruch, sei nicht richtig.“
Herr Heidemann führte noch aus, dass das Verhalten der Stadtverwaltung auch
als beispielhaft im Zeichen von Klimawandel und Ressourcenschonung gesehen
werden solle. Wäre da Abbruch und Neubau immer richtig? Müssen es Norm-
Turnhallen sein? Kann nicht körperliche Ertüchtigung von jungen Menschen auch
z.B. in einer ungewöhnlichen „Haus in Haus-Konstruktion“ durchgeführt werden, an
die man sich aber, wenn sie gut gemacht würde, ein Leben lang erinnert?
Die Neigung der gewählten Vertreter der Stadtbevölkerung war gering sich mit
dem Thema zu befassen war spürbar gering. Der Stadtbaurat Heidenreich betonte
die enge und häufige Abstimmung mit Vertretern der Kirche. Es gäbe aber zu viele
Kirchen in Gelsenkirchen.

Wir sind gespannt, was von den Redebeiträgen der Ratsfrauen und Ratsherren in
der Niederschrift festgehalten wird, vorausgesetzt, wir erhalten überhaupt dazu eine
schriftliche Antwort.
Ein ergänzender Redebeitrag von einem Mitglied der Bürgerinitiative wurde aus
Verfahrensgründen abgelehnt. Deshalb hier unser Versuch, doch noch einmal die
Politik und die Öffentlichkeit zu erreichen. Die Bürgerinitiative hatte gehofft, mit einem
ergänzten Beschlussvorschlag, die aktuellen Vorstellungen der Stadt und die
Anregungen der FBI zu verbinden. Der Kauf des Kirchengeländes durch die Stadt
wird begrüßt, weil es ein Schlüsselgrundstück für die städtebauliche Entwicklung im
Kernbereich von Bulmke ist.

Wir hatten uns gewünscht, dass das Thema noch einmal im Ausschuss für
Stadtentwicklung und Stadtplanung behandelt wird. Dazu sollte die Verwaltung
beauftragt werden, Baukörperplanungen und Freiflächen-Konzepte für das ganze
Grundstück zwischen Wanner Straße, Auf dem Graskamp, Im Mühlenfeld 14
(katholischer Kindergarten) und Hohenzollernstraße 59 (ehem. Pfarrhaus) zu
entwickeln, ggf. als extern zu vergebene gutachterliche Machbarkeitsstudien.
Weiterhin sollte überprüft werden, welche Grundstücke in der weiteren Umgebung für
den Bau von schulischen Sporteinrichtungen in Frage kommen.
Um die Möglichkeiten des Erhalts des Turms der Kirche Heilige Familie
abzuklären, solle ggf. eine ebenfalls extern vergebene städtebauliche und
baustatische Studie erstellt werden, die einerseits die Rolle des Turms in der
weiteren Umgebung darstellt und andererseits aufzeigt, welche technischen
Probleme und Kosten mit dem Erhalt des Turmes verbunden wären. Dabei sei auch
durch die Verwaltung zu prüfen, welche finanziellen Fördermöglichkeiten durch Land
und Bund für den Erhalt des Turmes möglich sind.

Der Stadtbaurat verwies immer wieder auf die Rolle des Eigentümers, hier der
Kirchengemeinde St. Augustinus. Doch die Stadt sollte moderieren und planend
vorsorgen. Als Bürger können wir aus diesem sich gegenseitig den Schwarzen Peter
zuschieben nur die Lehre ziehen, dass es kein Wunder ist, dass die Stadt nach
außen einen so geringen Attraktivitätswert hat, so sehr sich auch einzelne Bürger
dagegen stemmen. Die „Partei der Nichtwähler“ ist nicht ohne Grund die größte
Gruppe in Gelsenkirchen.
Reinhard Christfreund,
Klaus Ellenbeck,
Lutz Heidemann,
Barbara Kloubert."
Wir folgen den Ideen der Open-Source / Access- und Common Lizenz Bewegung. Solltest du dein Bildmaterial aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht freigeben können, kennzeichne das bitte durch einen Copyright-Zusatz

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Heinz O.
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Heinz O. »

Beitrag von Dr. Lutz Heidemann, zur Thematik der Heilige Familie in Bulmke:

Überlegungen für das Nachfolgekonzept der Baulichkeiten
der früheren katholischen Pfarrkirche Heilige Familie Bulmke

Grundgedanken:
Gelsenkirchen - und besonders der Südteil der Stadt, wurde in den letzten
Jahrzehnten durch starke strukturelle Probleme geprägt, die aus der Deindustri-
alisierung herrühren und zu sozialen und städtebaulichen Verwerfungen geführt
haben. Die restlose Beseitigung der Baulichkeiten der ehemaligen Pfarrkirche Heilige
Familie Bulmke wäre die weitere Auslöschung eines charakteristischen lokalen
Geschichtszeugnisses und zu würde abermals zur Banalisierung des Stadtbildes
führen.
Es wäre jedoch eine Chance für die Gesamtstadt - und besonders für den
Stadtteil Bulmke, wenn wesentliche Bauelemente der Kirche erhalten und
weitergenutzt würden. Zum Beispiel könnte ein freistehender ungenutzter Kirchturm
eine Sehenswürdigkeit sein und ein überörtliches Alleinstellungsmerkmal bilden.
Solche Überlegungen sind für die Stadt eine Herausforderung. Es gibt hier keine
„rentable“ Lösung, es wäre eine Gemeinschaftsaufgabe, die auch nur mit
Fördergeldern umsetzbar wäre.
Es sollte den Vertretern der katholischen Kirche wichtig sein, dass in Bulmke
auch in Zukunft noch Elemente von der sakralen Prägung des Stadtteils erhalten
bleiben. Die katholische Kirche hat in der Industrialisierungsphase hier wie in
anderen Teilen des Ruhrgebietes neben der direkten Seelsorge wichtige
Sozialaufgaben für die zugewanderten Menschen übernommen, z.B. Krankenhäuser
und Kindergärten gebaut, sich am Schulunterricht beteiligt, soziale Treffpunkte wie
Gemeindehäuser (hier das Ketteler-Haus) gebaut, Bildungseinrichtungen wie
Pfarrgemeindebüchereien eingerichtet und schließlich auch Friedhöfe für die Toten
angelegt.
In der Veranstaltung am 25. Juli wurde von der Reaktion eines nichteuro-
päischen Geistlichen berichtet, der bei der Besichtigung der Pfarrkirche äußerte: „er
wünsche sich so eine Kirche als Kathedrale in seiner Heimat“. Vielleicht kann die
katholische Kirche, die z.B. in Gelsenkirchen immer noch als Träger von großen
gemeinnützigen Krankenhäusern mit einer spezifischen Ausrichtung und Legitimität
tätig ist, sich in Bulmke weiterhin aktiv am Stadtentwicklungsgeschehen beteiligen
und „die Stafette“ weiterreichen. Es sollten zumindest die Glocken weiterhin läuten
und Präsenz bei Prozessionen gezeigt werden, z.B. bei Fronleichnam, mindest aber
beim Nikolaus-Umzug.
Ich finde die Bürgerinitiative, die sich jetzt gebildet hat, für alle Zukunftsmaß-
nahmen extrem wichtig. Eine breite öffentliche Unterstützung könnte hilfreich sein.
Es geht in der Überlegungsphase z.B. um eine temporäre „Bespielung“ und die
Verhinderung von Vandalismus. Wichtig wäre die Einbindung der Zuwanderer der
letzten Jahre, z.B. der sunnitischen Türken und der Aleviten, denkbar z.B. auch der
lokalen Freikirchen.
Veranstaltungen sollten durchgeführt werden. Bei anderen kritischen
Gelsenkirchener Projekten war die Beteiligung am „Tag des offenen Denkmals“
erfolgreich. Diese jeweils am zweiten Septembersonntag stattfindende Veranstaltung
hat immer ein Motto; es lautet in diesem Jahr „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmal-
schutz“. Das könnte ironisch abgewandelt werden in: „Eine Kulturspur in Bulke?
Doch ein Fall für Denkmalschutz?“

Persönliche Vorbemerkungen:
Es gibt von meiner Seite keine beruflichen Bindungen zu dieser Kirche, noch war ich an
jüngeren Abstimmungsgesprächen zwischen Stadt und Kirche beteiligt. Ich handele jetzt als
interessierter Bürger und folgte am 25. Juli einer in der WAZ veröffentlichten Einladung zu der
Veranstaltung der „Freien Bürgerinitiative“. Jedoch ist mir die Problematik von funktionslos
gewordenen Kirchen oder anderen bemerkenswerter Gebäude vertraut. Ich war z.B. Mitgründer und
Vorstandsmitglied im Förderverein Schloss Horst und beim Initiativkreis Bergwerk Consolidation.
Von 1972 bis 2000 war ich für die Stadt Gelsenkirchen als stellvertretender Amtsleiter des
Stadtplanungsamtes mit Aufgaben der Vorbereitenden Bauleitplanung befasst. Ein Sonderthema war
die Erforschung und der Erhalt von Werkssiedlungen. Wegen meiner bau- und kunstgeschichtlichen
Kenntnisse war ich zeitweilig auch Leiter der Unteren Denkmalbehörde, bis die dem Hochbauamt
angegliedert wurde. Ich führte auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Kulturdezernenten in den
1990er Jahren im Rahmen der Volksschule stadtbaugeschichtliche Führungen in jedem Stadtteil
durch, so auch in Bulmke. Zur Vorbereitung sah ich die beim Bauordnungsamt aufbewahrten
Bauakten durch und machte mir Notizen, daher rühren die nachfolgenden Angaben zu dieser Kirche,
die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Weiterhin verfasste ich im Jahr 2007 für die
Jubiläum-Broschüre der Ev. Paulusgemeinde eine stadtteilgeschichtliche Abhandlung.

Fakten zur Baugeschichte als Hintergrund:
1893 wurde von Katholiken in Bulmke, das damals zur Gemeinde St. Augustinus in
Gelsenkirchen gehörte, als erster Schritt für eine eigene Kirche und eigenständige
Pfarrgemeinde ein Kirchenbauverein gegründet. 1895 wurde dem Verein von dem Bauern
Wilhelm Böhling (wo genau lag der Böhlingshof?) das Grundstück an der Kreuzung Wanner
Straße/ Ecke Hohenzollernstraße geschenkt.
Daten zum Kirchenbauverein und zu anderen Fakten des Bauablaufes stammen
auch aus der Festschrift: 75 Jahre Hl. Familie Bulmke – Gelsenkirchen 1977. Während des
ersten Abschnittes war Pfarrer Franz Maas der verantwortliche Bauherr; beim zweiten
Abschnitt Pfarrer Vogel (tätig in Bulmke 1901-22). Zum Kirchenvorstand 1899 gehörte neben
dem Pfarrer u.a. auch Dr. Naberschulte und die Landwirte Meerbeck und Wilms.
Vor einiger Zeit wurde durch eine Tafel am Kirchturm an Pfarrer erinnert.
Die Planungen für den Neubau setzten im Dezember 1897 ein; der Bauantrag wurde
im April 1899 gestellt. Der Auftrag zur Planung erhielt der Gelsenkirchener Architekt M. Josef
Scherer. Die Ausführung lag, zumindest beim ersten Bauabschnitt, bei dem Unternehmer
Runte aus Rotthausen, später wurde der Bauunternehmer und Architekt Pinnekamp
hinzugezogen. i Es soll Probleme mit der Gründung und der Festigkeit der ummantelten
Eisenstützen gegeben haben.
Die Kirche war auf 650 Sitzplätze für Erwachsene und 570 Kindersitzplätze und
außerdem für 800 Stehplätze angelegt. Der Bau sollte in Etappen entstehen; für den ersten
Bauabschnitt waren 81.000 Mark vorgesehen; die Kosten für die ganze Kirche schätzte der
Architekt Scherer auf 150.000 Mark.
Der erste Bauabschnitt umfasste Chor, Vierung und zwei Joche des Langhauses.
Seine Weihe wurde am 8. Dezember 1901 begangen. Erst im Dezember 1902 wurde
Bulmke eine eigenständige Gemeinde. Der zweite Abschnitt umfasste die beiden weiteren
Langhausjoche, den Turm und die beiden dem Turm seitlich angefügten Kapellen.
Im Juli 1907 wurde die Genehmigung für den zweiten Bauabschnitt erteilt. Die
Planungen dazu wurden auch von M.J. Scherer abgezeichnet, doch starb der Architekt im
Dezember 1907. Die Überwachung des Baus wurde daraufhin dem damals 31-jährigen
Architekten Josef Franke übertragen. 1909 war die Kirche fertiggestellt; die Weihe erfolgte
am 11. Juli 1912 durch den Bischoff von Paderborn. (Dazu soll in der örtlichen Presse eine
ausführliche Baubeschreibung erfolgt sein.) .

Aus der förmlichen Baubeschreibung beim Bauantrag gehen einige der
ursprünglichen Materialien hervor: Wände aus Backstein, Sockel und Kapitelle aus
„Werkstein“, (wohl eine Art Steinguss), für die Gewölbe im Turm und der Sakristei
Ziegelsteinmauerwerk, im Kircheninneren sonst aus Holz. Der Bodenbelag innen sollte mit
„Mettlacher Platten“ erfolgen. Außen wurden bei den Gesimsen oder beim Maßwerk
Sandstein und Tuffstein verwandt. Die Dächer wurden mit Schiefer gedeckt, das Hauptschiff
erhielt aus Sparsamkeit nur eine Eindeckung mit schwarzen Falzziegeln. „Der geringen
Geldmittel wegen ist eine einfache Verglasung vorgesehen.“
Im Erweiterungsbau wurden in den Pfeilern des Hauptschiffes innen eiserne, bei der
Gewerkschaft Orange hergestellte Hohlstützen verwandt, die außen mit Steinen verkleidet
wurden. Viertelkreisbögen mit Flansch genietet.
Die ursprünglichen Glocken und das eiserne Gerüst des Glockenstuhles stammten
von der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher. Die Glocken wurden 1917 vom sog.
Kriegsamt eingezogen und eingeschmolzen.
Die Kirche war als gotische Basilika mit einem nur wenig ausladenden Querhaus und
einem vierjochigen Langhaus konzipiert. Das Querhaus erhielt sehr große, reich mit
Maßwerk geschmückte Fenster. Auch die Turmpartie war reich ausgebildet. Mit der Höhe
der Turmspitze sollte die „Mutterkirche“ St. Augustinus überboten werden, weshalb ein hoher
Helm gewählt wurde, dessen Tragegerüst eine Metallkonstruktion war. Über dem hohen
Glockengeschoß endet der Turmblock waagerecht mit einer Balustrade. Aus den
Eckverstrebungen wuchsen hohe, fast runde Fialen heraus, die mit einem spitzen Kegeldach
abgedeckt waren. (Das ist ein Motiv, das in der nordostdeutschen Neugotik beliebt war, z.B.
in Malchow, Neustrelitz oder an der Marienkirche in Neubrandenburg, dort Architekt F.W.
Buttel). Der für die Zentralheizung notwendige Schornstein wurde hinter dem linken
Querhaus in einen kleinen Treppenhausturm integriert.
Die Kirche lag ursprünglich in einer kleinen, durch Mauern und Gitter abgetrennten
Grünanlage, die an den Ecken durch Tore betreten werden konnte. Auf diese Weise
entstand ein eingehegtes Areal, das für Prozessionen, z.B. zu Fronleichnam benutzt wurde,
denn es heißt, daß erstmals 1920 die Prozession durch die Straßen des Stadtteils ging.
1909 kam es zu einer nicht sehr umfangreichen Erweiterung der Sakristei nach
Plänen von Josef Franke.
1927 wurde eine größere Sakristei vor das Westquerschiff gesetzt und das Pfarrhaus
erweitert. Hierfür lieferte der Diözesan- und Dombaumeister Matern, Paderborn die Pläne.
Ursprüngliche Ausstattungsstücke:
Nebenaltäre fertigte die benachbart liegende „Kunstanstalt Wilhelm Burg“. 1921/ 23
wurde eine Orgel eingebaut. Die Innenausmalung erfolgte 1924 durch den Maler Ballin. Vier
neue Glocken wurden als Ersatz beschafft. 1932 wurde ein neuer Marienaltar angeschafft.
Im Zweiten Weltkrieg erhielt die Kirche bereits 1940 erste Bombentreffer, doch
gravierende Schäden traten am 5./6. Nov.1944 auf. Zu weiteren Schäden kam es noch im
März 1945, wobei u.a. das linke Seitenschiff zerstört wurde. Der Westgiebel vom Querhaus
war heruntergebrochen. Auch Pfarrhaus, Kettelerhaus und Vikarie wurden im Krieg schwer
beschädigt.
Der Wiederaufbau war erst 1955 abgeschlossen. Das Mittelschiff erhielt eine flache
Holzdecke und eine neue Orgelempore. Auf die Querhausgiebel wurde verzichtet. Die
Chorschlüsse wurden nun halbrund statt wie ursprünglich polygonal ausgebildet. Das
Maßwerk wurde stark vereinfacht. Auch der Turm wurde in seiner Silhouette vereinfacht. Er
erhielt statt der ursprünglichen Spitze einen höheren dreigeschossigen Achteckbau, auf dem
ein knappes Pyramidendach sitzt. Anstelle der hohen Turmseitenkapellen traten niedrigere,
wieder polygonal endende Bauteile, deren Kanten durch herausragende Ziegelenden
dekorativ betont wurden. All diese Maßnahmen plante und leitete der Gelsenkirchener
Architekt C.H. Quacken. 1972 wurde das Mittelschiff in der Höhe stark reduziert. Diese
Maßnahme wurde von Architekt Clemens Link aus Bochum geleitet.

Detailvorschlag 1:
Bewahrung des Kirchturmes als städtebauliches Wahrzeichen
und wirkungsvolles Identifikationsobjekt für den Stadtteil.
Das ist wie erwähnt kein „rentables“ Projekt; es ist vergleichbar mit dem Erhalt von
Stadtmauern und Stadttoren bei mittelalterlichen Städten. Das kann nur gelingen, wenn
dieses Projekt auch politisch zu einer Maßnahme von Gesamtstadtbedeutung gemacht
wird. Es verlangt dazu eine entsprechende inhaltliche Mobilisierung z.B. durch
Gutachterverfahren, Ideenwettbewerbe und Öffentlichkeitsarbeit (Vergleich mit dem Turm
des Rathauses Buer, Begriffe finden z.B. „Bulmker Leuchtturm“)

Bild
Zum baugeschichtlichen Verständnis: Die Kirche wurde bei der Planung nicht traditionell nach Osten
ausgerichtet, sondern schon damals aus städtebaulichen Gründen leicht zurückgesetzt an die Kreuzung
zweier Hauptverkehrsstraßen gebaut. (Foto Heidemann vom Juli 2022)


Ursprünglich gab es in Hinblick auf den Turm eine bauliche Rivalität mit der Pfarrkirche
St. Augustinus in der City. Nun wäre das Herausstellen der gestalterischen Originalität der
Nachkriegs- Turmumgestaltung ein wichtiger Aspekt. Dabei müsste auch herausarbeitet
werden: Welche Silhouetten-Elemente gibt es noch in der weiteren Umgebung?

Bild
Zum baugeschichtlichen Verständnis:
Bei der umlaufenden Balustrade erkennt man den gestalterischen Wechsel vom neugotischen Ursprungsbau
zu der originellen vereinfachten Nachkriegslösung. (Foto Heidemann vom 25. Juli 2022)


Der Turmerhalt sollte in das Stadtteil-Erneuerungskonzept Südost eingebunden
werden. Es sollte durch Einbeziehung in das bereits laufende Projekt der Umnutzung der
benachbarten Pauluskirche dabei auch bewusst ökumenisch gedacht werden. Dort wurde
durch die Unterstützung durch die Landes Initiative Baukultur bereits
Planungsfachverstand mobilisiert und das Gauß-Gymnasium ist wichtiger Projektpartner,
denn die Kirche soll teilweise schulisch genutzt werden. Bei den bisherigen Aktionen war
die Stadt durch das Kulturamt und auch die Untere Denkmalbehörde beteiligt.

Ergänzender Hinweis:
Die Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 ist laut Selbstdarstellung bei Wikipedia eine
partnerschaftliche Initiative des Landes mit Berufsverbänden und Institutionen aus den Bereichen
Architektur, Ingenieurwesen, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Forschung, Wohnungswirtschaft,
Einzelhandel, Kunst u. a.
Ziel der Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 ist es, Fachleuten, Entscheidungsträgern und Laien
mehr Bewusstsein für die Baukultur des Landes Nordrhein-Westfalen zu vermitteln. Sie wird durch das Land
Nordrhein-Westfalen finanziert und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.
Die Organisation wurde 2001 gegründet, als erste Institution ihrer Art in Deutschland. Sie wurde auf
zehn Jahre angelegt, um den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen durch eine Kampagne für gutes Planen
und Bauen zu unterstützen. 2011 wurde beschlossen, die Landesinitiative für eine weitere Dekade
fortzuführen und fortzuentwickeln. Seit Beginn des Jahres 2020 firmiert die Initiative als Baukultur Nordrhein-
Westfalen. Die Organisation setzt sich zusammen aus dem Verein StadtBauKultur NRW und dem M:AI-
Museum für Architektur und Ingenieurkunst in Nordrhein-Westfalen.

Gedanke 2:
Einbau einer Doppel-Turnhalle unter Bewahrung der Außenmauern
und Sichtbarlassung der neugotischen Rundpfeiler im Inneren

Bild
Zum baugeschichtlichen Verständnis:
Blick in das schmale durch große Fenster belichtete westliche Seitenschiff und das breitere Hauptschiff,
dessen frühere Obergadenfenster bei der Tieferlegung der Decke verschwunden sind. (Foto Heidemann
vom Juli 2022)


In dem angeregten Gutachterverfahren müssten architektonische und statische
Untersuchungen durchgeführt werden, ob jeweils eine Turnhalle quergestellt als „Haus im
Haus“ in jeweils ein Joch der früheren Kirche passt und welche Mehrkosten gegenüber
einer konventionellen Lösung dabei entstehen. Dabei sollte auch generell eine Einbindung
in die stadtteilbezogenen Jugend-, Schul- und Sportplanungen erfolgen.

Gedanke 3:
„Chirurgische“ Teilabbrüche der Kirche unter Bewahrung der historischen Sakralität, z.B.
Abbruch des Querhauses, dann aber Bewahrung von Teilen des Chores und z.B. Abbruch
des Pfarrhauses, dadurch aber Gewinnung von Freiflächen für die angrenzende
Kindertagesstätte. Umgestaltung der in Kirchenbesitz befindlichen Freiflächen für
Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtteil- Mikroklimas.

Bild
Zum baugeschichtlichen Verständnis: man sieht die charakteristischen Bauelemente einer am Schema
von mittelalterlichen Sakralbauten orientierten Pfarrkirche von 1900: links das Querschiff und jüngere
Sakkristeibauten, dann folgt das Langhaus mit dem westichem Seitenschiff und rechts im Bild die westliche
Turmseitenkapelle. (Foto Heidemann vom Juli 2022)


Direkt an die Außenwände wurden in der Vergangenheit Büsche angepflanzt, die
inzwischen hochgewachsen sind und Vandalismus und „Freipinkeln“ erschweren.
Der ursprüngliche, vielleicht auch nur kurzzeitige genutzte „Prozessionsweg“ ist nicht
mehr ablesbar.
Wenn Konsens darüber erreicht werden würde, dass die ursprüngliche Kirchen-
Kubatur in möglichst vielen Teilen erhalten bleiben soll, könnte ein Freiflächenkonzept
entwickelt und schrittweise umgesetzt werden, das z.B. recht unterschiedliche Funktionen
wie Bau von öffentlichen Stellplätzen, Pflanzung von Bäumen oder Hecken, Nutzung des
Regenwassers der Dachflächen zur Grundwasserneubildung.

Bild
Bei der Wiederherstellung der kriegszerstörten Seitenschiffsmauern hat der Architekt bei
den Fenstern das gotische Spitzbogenmotiv in fast expressionistischer Weise neu
interpretiert. Entstanden sind großzügige Einzelelemente. Da hat es vielleicht sogar etwas
Befreiendes bei einer Neugestaltung, dass die Kirche nicht förmlich unter Denkmalschutz
steht. So sind gestalterische Experimente und der Einsatz von moderneren Materialien wie
Glas und Stahl leichter durchzuprobieren.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Rudolf
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Rudolf »

An dieser Stelle möchte ich speziell auf die ausgesprochen reich gestalteten Maßwerkfenster der Querhausfassaden aufmerksam machen, die ja auch im vorstehenden, ausführlichen Beitrag von Herrn Dr. Heidemann erwähnt werden. Das Maß- und Stabwerk dieser Fenster sind beim Wiederaufbau der Kirche in ihrer ursprünglichen Eleganz erhalten geblieben bzw. wurden wiederhergestellt; möglicherweise hat man seinerzeit bereits die ästhetische Bedeutung dieser Fenster erkannt - einen vergleichbaren Maßwerkformenreichtum findet man an keinem anderen neugotischen Kirchenbau der näheren und auch weiteren Umgebung. Verwandt ist die Maßwerkgestaltung mit ihren originellen Formationen sphärischer Dreiecke am ehesten noch mit derjenigen der St.-Franziskuskirche in GE-Bismarck, die - wie die Kirche Heilige Familie - vom Architekten Scherer entworfen wurde, allerdings dort in reduzierter Form. Ich füge Fotos bei, anhand derer man sich einen Eindruck von der Wirkung - und auch vom (offenbar guten) Erhaltungszustand - dieser imposanten Fenster machen kann.


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Rudolf
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Rudolf »

Anbei einige Infos über das zwischenzeitlich bereits aus dem Kirchturm entfernte Geläute. (Es handelt sich um Auszüge aus dem "Glockenbuch des Stadtdekanats Gelsenkirchen", zusammengetragen vom ehemaligen Glockensachverständigen des Bistums Essen, Herrn Gerhard Hoffs.) Bei der Gewichtsangabe zur größten Glocke liegt offenbar ein Schreibfehler vor, die Glocke dürfte 1.000 kg schwerer sein als angegeben.

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brucki
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von brucki »

Am morgigen Sonntag (18.11.) ab 11 Uhr gibt es an der Kirche wieder die Möglichkeit zu Information, Austausch und Protest.

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Schlehe
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Re: Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn

Beitrag von Schlehe »

Hallo,

in diesem Sommer ( Juli / August 2022 ) war ich mit dem Rad in Gelsenkirchen unterwegs und wollte auch meine ehemalige Kirche besuchen. Da sie verschlossen war ( was ich sehr seltam fand ), habe ich mich darüber im Internet informiert und erfahren, dass es sie quasi noch nicht mehr so gibt, wie ich sie eigentlich kannte. Ich muss dazusagen, dass wir seit 1998 in Herne wohnen, ich aber auf der Hochenzollernstr. 21 aufgewachsen bin ( 1972 - 1999 hat dort unsere Familie gelebt ) und meine Frau in Ückendorf ( Almastr. ). Als ich dann laß, dass sie evtl. abgerissen werden sollte, war ich doch etwas geschockt. Weiß jemand von Euch, ob die Möglichkeit besteht, die Kirche noch einmal von innen zu besichtigen?

Liebe Grüße aus Herne in Richtung Gelsenkirchen,

Thomas :-)

PS: Ich habe auch ganz blöd geschaut, als ich an diesem Tag an "meinem" alten Hallenbad vorbeigefahren bin und mit ansehen musste, dass es gerade abgerissen wurde. Zum Glück konnte ich noch einige Fotos von dem Restgebäude machen.


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