Hugo Vöge -Heimatforscher

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Heinz O.
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Hugo Vöge -Heimatforscher

Beitrag von Heinz O. »

Die WAZ schreibt:
Hugo Vöge, Nestor der buerschen Heimatforscher, erlebte als 14-Jähriger den Tag der Nazi-Machtergreifung vor 75 Jahren. "Die Neuigkeit haben wir mittags aus dem Radio erfahren."
„Das vergess ich nie, wie mittags durchs Radio kam, dass Hindenburg Hitler zum Reichskanzler gemacht hat”, erinnert sich Hugo Vöge noch genau an den 30. Januar 1933. 14 Jahre alt war er damals, hatte gerade eine Lehre beim Friseur Ilaender in der Urbanusstraße angefangen. Mittags kam er zum Essenfassen nach Hause, in die Dorstener Straße, ins zentrumsorientierte Elternhaus, wo zufällig das Radio eingeschaltet war und die Nachrichten zu hören waren.
Am Abend, so erinnert sich der 89-Jährige, blieb es ruhig in Buer - keine Aufmärsche, keine Fackelzüge. Bis auf eine Ausnahme: SA-Leute rissen eine sozialdemokratische Zeitung ab, die seiner Erinnerung nach „Freiheit” hieß und regelmäßig an einer Bretterwand an der buerschen SPD-Zentrale in der Dorstener Straße ausgehängt war. Ein, zwei Tage nach der „Machtübernahme”, so Vöge, wurde am Bahnhof Bu-er-Nord ein SA-Mann, der aus dem Zuchthaus kam, jubelnd von den Nazis empfangen.
Erste Aufmärsche gab es in Buer erst nach der Kommunalwahl, die am 12. März 1933 stattfand, und bei der die NSDAP stärkste Partei in Buer und in der Gesamtstadt wurde (über 40 %). Dem jungen Hugo stachen die braunen Uniformen ins Auge: „Alles war braun - Hemd, Hose, Stiefel, Mütze. Die braune Armee hieß es immer.” Furchterregend sei das nicht gewesen, eher interessant. Aus Neugierde sei man zu den Versammlungen und Aufmärschen gegangen, so Vöge, Nestor der buerschen Heimatforscher. „Bei einer Kundgebung in der Röckschule habe ich hinter der Bühne zum ersten Mal auch ein riesiges Foto von Goebbels und Hitler gesehen.”
Schon am 4. Februar 1933 hatten die Nazis den Rat der Stadt aufgelöst, der im buerschen Rathaus tagte, so das Institut für Stadtgeschichte (ISG). OB Emil Zimmermann, ein Liberaler der Deutschen Volkspartei, der auch im Rathaus residierte, blieb bis zur Kommunalwahl im Amt, ließ sich danach beurlauben. Carl Böhmer, NSDAP-Mitglied, wurde zum OB ernannt und später nur formal vom Rat bestätigt, aber nie gewählt, so das ISG. Schon am 20. März verloren die Kommunisten, immerhin drittstärkste Kraft im Rat, auf Druck der Nazis ihre Mandate, im Juni die SPD-Stadtverordneten.
Eine der ersten Maßnahmen der Nationalsozialisten war die Umbenennung der heutigen Goldbergstraße in Ludwig-Knickmann-Straße, so Hugo Vöge. „Der Knickmann war Bueraner, ein Deutsch-nationaler, der 1923 in Westerholt umgekommen war und von den Nazis zum Märtyrer hochstilisiert wurde.”
Eine erste Großdemonstration der Nazis war der Tag der Arbeit am 1. Mai, als tausende auf dem buerschen Markt zusammenkamen und zum Sportplatz Löcherheide zogen. Pfarrer Ernst Roosen von St. Urbanus hielt eine Ansprache, stellte dort das Christentum als „Hüter der Arbeit” hervor und diente sich keineswegs, so Heimatforscher Fritz Pascoletti, den Nazis an. Beweis sei, so der Bueraner, dass Roosen dort zu einer „gewaltigen religiösen Demonstration” am 31. Mai aufrief, nämlich zur ersten Maiandacht an der Siebenschmerzenkapelle, zu der über 10 000 Menschen kamen, „eine stille Demonstration gegen die Nazis”.

Mehr und mehr gewannen die Nazis an Einfluss, bestimmten das Bild (Hakenkreuzfahnen) und das Leben in Buer. Fassungslos erinnert sich Vöge an den Abend des 9. November 1936, als er mit vier Kumpel bei Rottmann Abschied feierte, weil sie eingezogen wurden. „Plötzlich brannte an der Maelostraße die Synagoge. Wir wollten beim Löschen helfen, wurden aber vonder SA zurückgehalten.” Selbst die Feuerwehr kam nicht durch. Der Terror hatte begonnen.

Letzte halbwegs freie Wahlen im März

Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 war die KPD mit 31,3 % stärkste Partei in der Stadt, gefolgt vom Zentrum mit 24,8 %. Die NSDAP kam auf 19,5 % (reichsweit: 33,1 %), wobei die Partei im bürgerlichen Buer, so das ISG, eher gewählt wurde (24,4 %) als in GE (17,7) oder in Horst (20,2%), wo die Kommunisten ihre Hochburg hatten.

Diese Tendenzen blieben bei den nächsten Wahlen erhalten, die laut ISG noch frei, aber schon deutlich behindert waren und in einem eingeschüchterten Klima stattfanden. Bei der Reichstagswahl am 5. März '33 kam die NSDAP stadtweit auf 32,3 % (reichsweit: 43,9 %), in Buer 34,8%, in Horst 29,5 %, in Alt-GE auf 31,4%.

Bei der Kommunalwahl am 12. März '33 erzielte die NSDAP stadtweit 40,1 % (die KPD 15,4 %, Zentrum mit zwei Listen 15,9 und 7,5%, SPD 9,5%´). In Buer erhielten die Nazis 42,0 %, in Horst 38,4 und in Alt-GE 39,3 %.
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Die Hakenkreuzfahnen wehten am Horster Stern ab Mitte 1933.

http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html
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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Hugo Vöge war im November 2007 im kleinen Museum zu Besuch.
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Glückauf, viele neue Fotos über Aktivitäten des Trägervereins Hugo Schacht 2 e.V. zu sehen unter: http://zeche-hugo.com
Trenne Dich nicht von Deinen Illusionen! Wenn sie verschwunden sind, wirst Du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.

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glückauf
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Hugo Vöge

Beitrag von glückauf »

Nachruf
: Buerscher Heimatforscher Hugo Vöge verstarb mit 92 Jahren



Ein großer Heimatforscher ist von uns gegangen. Herzliche Anteilnahme und Glückauf!
Klaus Herzmanatus
Glückauf, viele neue Fotos über Aktivitäten des Trägervereins Hugo Schacht 2 e.V. zu sehen unter: http://zeche-hugo.com
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Kurt
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Beitrag von Kurt »

So wird er hoffentlich in Erinnerung bleiben!
Hugo Vöge bei seinem letzten Rundgang durch Buer 1993
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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=3473

ich kannte Ihn nicht, aber er war für Buer und deren Geschichte ein bedeutende Person.
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

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Kurt
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Beitrag von Kurt »

BildHugo Vöge 1990

BildDaß mal eine Straße nach ihm benannt wird, hätte er sicher nicht erwartet!

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Kurt
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Beitrag von Kurt »

Heute wäre Hugo Vöge 100 Jahre alt geworden.

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