KP Wolf
Verfasst: 21.07.2008, 19:26
Ich bin zwar nicht aus Gelsenkirchen, habe aber viele Gespräche und Interviews mit Klaus-Peter geführt, in denen er immer wieder auf seine Zeit in Gelsenkirchen zu sprechen kam. Ich habe jetzt noch mal in meinen Aufzeichnungen gekramt, und dabei ist einiges zutage getreten.
So hat er den Wehrdienst verweigert und 74 im Friedensdienst der Evangelischen Kirche seinen Wehrersatzdienst abgeleistet. Als Zivi hat er in Schalke das Jugendzentrum geleitet (hört sich komisch an, stimmt aber wohl, denn es gab keinen anderen hauptamtlichen Mitarbeiter, nur ihn und ein paar Ehrenamtliche). Als erstes gründete er dort eine „Quasselstunde“, in der jeder täglich kommen konnte, um sich „auszuquasseln“ und dann natürlich einen Literarischen Arbeitskreis. Er veranstaltete dort literarische Abende, bei denen Autoren wie Josef Büscher und Günther Braun auftraten und den Jugendlichen aus ihren Werken vorlasen.
Über diese Zeit schrieb er später einen Roman: „Zoff ums Jugendheim“, der vom Dortmunder Weltkreis-Verlag immerhin 12.000 Mal verkauft wurde.
Die Zeit im Jugendheim Schalke war wohl auch die Initialzündung für seinen späteren Roman „Dosenbier und Frikadellen“ (erschienen in einem kleinen literarischen Verlag in Köln), der vom Leben einer Rockergruppe zwischen Gelsenkirchen, Essen, Wattenscheid und Bochum erzählt. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und später als Taschenbuch von Rowohlt übernommen, außerdem gab es Ausgaben beim Bertelsmann-Lesering und der Büchergilde Gutenberg. Allein in deutscher Sprache wurde der Roman mehr als 400.000 Mal verkauft. Klaus-Peter Wolf bezeichnet den Roman noch heute als seinen literarischen Durchbruch.
Die darin von ihm kultivierte Ruhrgebietssprache wurde heftig angegriffen. So schrieb ein Kritiker: „Das ist keineswegs ein Dialekt wie Bayrisch oder Schwäbisch, das ist einfach falsches Deutsch.“
Über solche Kritiken konnte er geradezu viehisch lachen und las sie, wenn er langsam besoffen wurde, gerne auf Partys vor.
Zusammen mit Jürgen Wittershagen (einem leider zu oft vergessenen Gelsenkirchener Autor) schrieb er das Puppenstück „Wir tragen immer unsere Nasen vor n und laufen hinterdrein“. Es wurde vom Puppentheater Kieselstein aus Wattenstein im Revierpark Nienhausen uraufgeführt. Das hat damals ziemlich Furore gemacht, das Fernsehen war dabei und es wurde sogar in „Hier und Heute“ über die Premiere berichtet.
Auf ausgedehnten Lesereisen von Borkum bis St. Gallen streift Klaus-Peter Wolf jedes Jahr durchs Land und liest an Schulen, Bibliotheken und Theatern aus seinen Werken vor. An vielen Schulen sind seine Bücher Schullektüre. Es gibt Lehrerbeihefte mit Unterrichtsmaterialien, so z.B. „Jens-Peter und der Unsichtbare“ (Schroedel-Verlag) und „Sklaven und Herren“, (ars edition).
Klaus-Peter Wolf lebt seit einiger Zeit in Norden / Ostfriesland. Von den Menschen und der Landschaft inspiriert, schuf er die Norder Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen. Bisher erschienen im Fischer-Verlag zwei Bände, „Ostfriesenkiller“ und „Ostfriesenblut“ - meiner Meinung nach sein bisher bester Krimi. Düster, aber er arbeitet ja auch ein dunkles Kapitel deutscher Wirtschaftswundergeschichte auf, ganz so wie bei ihm gewöhnt, gesellschaftliche Kritik wird in konkreten Einzelfall schmerzhaft vorgeführt. Begriffe wie Gut und Böse ziehen plötzlich nicht mehr. Nichts für schwache Nerven…
Bezeichnenderweise hatte der Autor, der seine erste Lesung in Gelsenkirchen im Grillo-Gymnasium hatte und von aus in die internationale Literaturszene marschiert ist, nie wieder einen Auftritt am Grillo-Gymnasium, was mir völlig unverständlich ist. Pro Jahr ist er mindestens 15 bis 20 Wochen zu seinen Lesern unterwegs, meist macht er zwei bis drei Veranstaltungen morgens in einer Schule, manchmal sogar noch eine vierte am Abend in einer Buchhandlung oder Bibliothek. Da er ziemlich genau Buch führt, konnte er bei unserem letzten Gespräch lächelnd sagen, dass in diesem Jahr seine 6.000 Lesung bevorsteht. Mindestens die ersten zehn oder zwanzig von diesen sechstausend hat er in Gelsenkirchen gemacht und er erhielt von der Stadt auch den Förderpreis für Literatur. Er sagte mir einmal: „Ich muss damals ungefähr zwanzig Jahre alt gewesen sein. Ich hatte gerade mit meiner Freundin Mary eine Wohnung in der Hildegardstraße bezogen, unterm Dach. Wir zahlten hundertsechzig F-Mark Miete, da waren die tausend Mark Literaturpreis ein wahrer Segen. Am gleichen Tag, als ich die Nachricht vom Literaturpreis erhielt, kam per Post eine Anthologie vom Peter-Hammer-Verlag, in der ein Gedicht von mir abgedruckt worden war, worüber ich mich natürlich riesig freute und was mich mächtig stolz machte. Mein Honorar betrug fünf D-Mark.“
So hat er den Wehrdienst verweigert und 74 im Friedensdienst der Evangelischen Kirche seinen Wehrersatzdienst abgeleistet. Als Zivi hat er in Schalke das Jugendzentrum geleitet (hört sich komisch an, stimmt aber wohl, denn es gab keinen anderen hauptamtlichen Mitarbeiter, nur ihn und ein paar Ehrenamtliche). Als erstes gründete er dort eine „Quasselstunde“, in der jeder täglich kommen konnte, um sich „auszuquasseln“ und dann natürlich einen Literarischen Arbeitskreis. Er veranstaltete dort literarische Abende, bei denen Autoren wie Josef Büscher und Günther Braun auftraten und den Jugendlichen aus ihren Werken vorlasen.
Über diese Zeit schrieb er später einen Roman: „Zoff ums Jugendheim“, der vom Dortmunder Weltkreis-Verlag immerhin 12.000 Mal verkauft wurde.
Die Zeit im Jugendheim Schalke war wohl auch die Initialzündung für seinen späteren Roman „Dosenbier und Frikadellen“ (erschienen in einem kleinen literarischen Verlag in Köln), der vom Leben einer Rockergruppe zwischen Gelsenkirchen, Essen, Wattenscheid und Bochum erzählt. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und später als Taschenbuch von Rowohlt übernommen, außerdem gab es Ausgaben beim Bertelsmann-Lesering und der Büchergilde Gutenberg. Allein in deutscher Sprache wurde der Roman mehr als 400.000 Mal verkauft. Klaus-Peter Wolf bezeichnet den Roman noch heute als seinen literarischen Durchbruch.
Die darin von ihm kultivierte Ruhrgebietssprache wurde heftig angegriffen. So schrieb ein Kritiker: „Das ist keineswegs ein Dialekt wie Bayrisch oder Schwäbisch, das ist einfach falsches Deutsch.“
Über solche Kritiken konnte er geradezu viehisch lachen und las sie, wenn er langsam besoffen wurde, gerne auf Partys vor.
Zusammen mit Jürgen Wittershagen (einem leider zu oft vergessenen Gelsenkirchener Autor) schrieb er das Puppenstück „Wir tragen immer unsere Nasen vor n und laufen hinterdrein“. Es wurde vom Puppentheater Kieselstein aus Wattenstein im Revierpark Nienhausen uraufgeführt. Das hat damals ziemlich Furore gemacht, das Fernsehen war dabei und es wurde sogar in „Hier und Heute“ über die Premiere berichtet.
Auf ausgedehnten Lesereisen von Borkum bis St. Gallen streift Klaus-Peter Wolf jedes Jahr durchs Land und liest an Schulen, Bibliotheken und Theatern aus seinen Werken vor. An vielen Schulen sind seine Bücher Schullektüre. Es gibt Lehrerbeihefte mit Unterrichtsmaterialien, so z.B. „Jens-Peter und der Unsichtbare“ (Schroedel-Verlag) und „Sklaven und Herren“, (ars edition).
Klaus-Peter Wolf lebt seit einiger Zeit in Norden / Ostfriesland. Von den Menschen und der Landschaft inspiriert, schuf er die Norder Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen. Bisher erschienen im Fischer-Verlag zwei Bände, „Ostfriesenkiller“ und „Ostfriesenblut“ - meiner Meinung nach sein bisher bester Krimi. Düster, aber er arbeitet ja auch ein dunkles Kapitel deutscher Wirtschaftswundergeschichte auf, ganz so wie bei ihm gewöhnt, gesellschaftliche Kritik wird in konkreten Einzelfall schmerzhaft vorgeführt. Begriffe wie Gut und Böse ziehen plötzlich nicht mehr. Nichts für schwache Nerven…
Bezeichnenderweise hatte der Autor, der seine erste Lesung in Gelsenkirchen im Grillo-Gymnasium hatte und von aus in die internationale Literaturszene marschiert ist, nie wieder einen Auftritt am Grillo-Gymnasium, was mir völlig unverständlich ist. Pro Jahr ist er mindestens 15 bis 20 Wochen zu seinen Lesern unterwegs, meist macht er zwei bis drei Veranstaltungen morgens in einer Schule, manchmal sogar noch eine vierte am Abend in einer Buchhandlung oder Bibliothek. Da er ziemlich genau Buch führt, konnte er bei unserem letzten Gespräch lächelnd sagen, dass in diesem Jahr seine 6.000 Lesung bevorsteht. Mindestens die ersten zehn oder zwanzig von diesen sechstausend hat er in Gelsenkirchen gemacht und er erhielt von der Stadt auch den Förderpreis für Literatur. Er sagte mir einmal: „Ich muss damals ungefähr zwanzig Jahre alt gewesen sein. Ich hatte gerade mit meiner Freundin Mary eine Wohnung in der Hildegardstraße bezogen, unterm Dach. Wir zahlten hundertsechzig F-Mark Miete, da waren die tausend Mark Literaturpreis ein wahrer Segen. Am gleichen Tag, als ich die Nachricht vom Literaturpreis erhielt, kam per Post eine Anthologie vom Peter-Hammer-Verlag, in der ein Gedicht von mir abgedruckt worden war, worüber ich mich natürlich riesig freute und was mich mächtig stolz machte. Mein Honorar betrug fünf D-Mark.“