Ich war von 1966 bis 1969 als Lehrling beim Schreibwarenhändler Buddensiek, der seinen Stammsitz in Schalke in der Uechtingstraße 4 hatte. Er hatte noch ein weiteres Geschäft auf der Ückendorfer Straße. Unter anderem hatte er auch eine umfangreiche kommerzielle Bücherei. Es waren hauptsächlich Bücher für Frauen von Hedwig Courts Mahler und so ähnlich, die reißenden Absatz fanden. Aber auch die klassische Literatur kam nicht zu kurz. Zumindest in der Filiale in Ückendorf konnte man sich fast jedes Buch zur Leihe bestellen, im Hauptgeschäft habe ich es eventuell aus dem Keller holen müssen.Josel hat geschrieben:
Frau Schnettka betrieb zugleich die einzige mir bekannte kommerzielle Leihbücherei: Man konnte dort jede Menge Romane mieten, die auf der gesamten linken Wand ihres Ladens vor sich hinstaubten. Würde mich echt interessieren, wie einträglich das war.
J.
Einmal in der Woche hat Herr Buddensiek einen Teil der Bücher ausgetauscht. Es gehörte zu meinen Aufgaben als Lehrling, immer einen Waschkorb voll neuer Bücher fertigzumachen. Das halbe Kellergeschoß in Schalke war voll davon. Mit Büchern natürlich, nicht mit Waschkörben. Sie gehörten alle meinem Chef, weil er jedes einzelne Buch kaufen musste.
Ob sich das gelohnt hat? Die Frage ist leicht zu beantworten. Damals war das eine Goldgrube. Es waren hauptsächlich Frauen, die sich die Bücher mit viel Herzschmerz durchlasen. Im Grunde war die Story dieser Bücher immer gleich. Ein einfaches Mädel verliebt sich in den Prinzen und am Schluß kriegen sie sich dann auch. Viele Hausfrauen waren so wild auf diese Romane, dass sie von meinem Chef benachrichtigt worden sind, wenn Neuerscheinungen vorlagen. Es kamen immer so 2 bis 3 neue Bücher jede Woche, die immer von einem Vertreter des Verlages persönlich vorbeigebracht wurden. Bevor die aber in den normalen Verleih gingen, wurden sie erst noch an treue Ausleihkunden ausgegeben. Bis so ein Buch mal im Keller landete, war es mindestens 20 bis 30 mal gelesen worden. Es war ein einträgliches Geschäft!
Wo genau war das Geschäft von Buddensiek in Ückendorf? Ich versuche das mal zu rekonstruieren. In Ückendorf bin ich nicht so gut bewandert. Wenn ich in der Filiale aushelfen musste, bin ich mit dem Fahrrad die Ückendorfer Straße lang gefahren in Richtung Ückendorfer Platz. Irgendwann kam dann ein Bahnübergang. Ca. 200 m nach dem Bahnübergang war der Laden von Buddensiek auf der rechten Seite. Stand man vor der Treppe, war rechts ein Lebensmittelladen und links unser Laden. Hier ist auch mal der Name Heubach gefallen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Heubach unser Nachbar war. Beschwören würde ich es aber nicht. Den Laden in Ückendorf hatte mein Chef meines Wissens im letzten Jahr meiner Lehre, 1969, aufgegeben.
Vielleicht kann der eine oder andere mit diesen Informationen etwas anfangen!
Viele Grüße
Rainer