Bülser hat geschrieben:
Zu Deiner Frage 1)
Bei dieser Fragestellung bleiben nach deiner Meinung wohl die Kindeskinder und deren Nachkommen ehemaliger DDR-Bürger immer DDR-Bürger, egal, wie lange sie in der Bundesrepublik Deutschland wohnen. Und es komme mir keiner, die DDR gäbe es nicht mehr. Russland und manch anderes Land auch nicht. Gibt es deshalb keine Russen mehr?Meiner Meinung nach ist ein Migrationshintergrund spätestens bei der 2. hier geborenen Generation zu verneinen (so sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen). Andererseits bleibt Ausländer Ausländer, wenn er seine ehemalige Staatsangehörigkeit behält.
Du machst mich etwas ratlos und kopfschüttelnd! Vor allem, weil du aus meiner Frage auf meine Meinung schließt!
Wie kommst du in diesem Zusammenhang auf "DDR"? Ist zwar jetzt komplett OT, aber was soll´s. Du differenzierst also zwischen (ehemaligen) DDR-Bürgern und der BRD. Das tun übrigens viele, was auch kein Wunder ist. Wie sollen sich Menschen, die 40 Jahre Gehirnwäsche im Arbeiter- und Bauernstaat erlebt haben, innerhalb von 20 Jahren komplett um 180° drehen? Dieses Land (die BRD, egal mit welchen Außengrenzen) arbeitet nun seit 60 Jahren an den Folgen der Diktatur, und das weiß Gott nicht immer erfolgreich. Also sollten wir von den Menschen in Neufünfland keine Wunder erwarten.
Den Kontext zwischen Migrationshintergrund, Verweildauer im Land und Passbesitz finde ich allerdings schon abenteuerlich, weil du damit die Frage nach teilweiser oder vollständiger Integration auf den Verwaltungsvorgang "Passausstellung" reduzierst. Beides, Verweildauer und Passbesitz, sind m.E. aber völlig unerheblich, wenn es Integration oder Teilintegration geht, was bei Nichtgelingen in direkter Folge zu "Ghettobildungen" führt. Rudimentäre Deutschkenntnisse bei muslimischen Eltern, die bereits in der 3. und 4. Generation hier leben, und ihren Kindern, die häufig bereits die deutsche Identitätskarte besitzen, sind nur ein Beispiel dafür.
Bülser hat geschrieben:Die ehemalige "Mau-Mau" ist ein Verbrechen der Stadt. In Bülse hatten wir in den 60er Jahren selbst so eine Ansiedlung. Nach 19:30 Uhr war es nicht ratsam, sich alleine auf der Straße blicken zu lassen. Meiner Schwester wurde damals auf dem Weg zur Kirche die Gitarre zertrümmert.
Das Mau-Mau-Beipiel hatte ich angeführt, weil es für mich genau der Beleg ist, das die Ghettobildung unabhängig von der Herkunft der Menschen funktioniert. Aus meiner (zugegeben) kindlichen Wahrnehmung lebten dort Menschen, die aus welchen Gründen auch immer den sozialen Abstieg nicht vermeiden konnten. Einige schämten sich still dafür, viele flüchteten sich in Alkohol und Gewalt. Den Kindern wurde es vorgelebt, also produzierten sie erfolgreich Angst in ihrer Umgebung. Da habe ich genau die gleichen Erfahrungen wie du.