Musiktipps für Unangepasste

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Bands und Musikprojekte aus Gelsenkirchen

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Betonsau
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Beitrag von Betonsau »

Moin,

die Wegbereiter der amerikanischen Alternative Music und der Grunge-Welle waren definitiv

Hüsker Dü


Insbesondere die Pixies, Nirvana und später auch Dave Grohl von den Foo Fighters und Josh Homme von Queens of the Stone Age nannten Hüsker Dü als einen der größten Einflüsse auf Ihren Werdegang und Musikgeschmack.

Auch wenn Hüsker Dü nie wirklich bekannt waren, hier einer Ihrer bekannteren Songs :



In den 80ern spielten Sie auch mal in der Zeche in Bochum. Schade, dass ich damals noch auf einem anderen Musiktrip war....
"Fahrradhelme sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, bedeuten aber einen Rückschritt beim Thema Organspende" Harald Schmidt
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"Schade, dass es immer so früh so spät ist"

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Was heißt hier eigentlich "unangepasst". Wer ist an was nicht angepasst (unterworfen, normgerecht,...).

Da es unterschiedliche Gruppen und Schichten der Gesellschaft gibt, die jeweils verschiedene Normen anerkennen, ist der Begriff "Anpassung" und sein Gegenteil unpräzise, wenn nicht der Zusammenhang mit einer Gruppe oder Zeit hergestellt wird.

Unmittelbar regel- und gesetzlose kulturelle Erscheinungen sind chaosorientiert und
anarchistisch. Oft werden aber Kunst- und Musikproduktionen, die anfangs einer Zeit als chaotisch und regelwidrig erschienen von späteren Generationen ganz anders aufgenommen.

Ein Beispiel aus der Musikgeschichte sind die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens. Die Große Fuge Streichquartett op. 133 von 1826 war den Zeitgenossen ein Grauen.
Zum Reinhören:
http://www.youtube.com/watch?v=6s0Mp7LFI-k
Ein damaliger Kritiker schrieb dazu:
Aber den Sinn des fugirten Finale wagt Ref. nicht zu deuten: für ihn war es unverständlich, wie Chinesisch. Wenn die Instrumente in den Regionen des Süd- und Nordpols mit ungeheuern Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn jedes derselben anders fugirt und sie sich per transitum irregularem unter einer Unzahl von Dissonanzen durchkreuzen, wenn die Spieler, gegen sich selbst misstrauisch, wohl auch nicht ganz reifen greifen, freylich, dann ist die babylonische verwirrung fertig;
Selbst Beethovens Sekretär und späterer Biograph urteilte über op. 133. es sei " die höchste Verirrung des speculativen Verstandes". Usw.

Was haben diese Fragen nach dem Unangepassten mit den Gelsenkirchener Geschichten zu tun? Ich schrieb einleitend zu diesem Fred (siehe ganz oben): "vielleicht können sich darüberhinaus auch die Gelsenkirchener nicht heraushalten aus dem allgemeinen Musikgeschehen und da zumindest soll dieser Fred intervenieren.
Wir haben zudem im Forum "Schrift und Wort" die "Tipps für Unangepasste". Wäre es nicht interessant, ähnliches für die Musik zu versuchen?"

Das klingt aber auch ein wenig hilflos. Doch nehmen wir die GG ernst und lesen wir ihren Untertitel "Soziokulturelles von Gestern und Heute" extensiv, dann muß man feststellen: ein wichtiges soziokulturelles Feld Gelsenkirchens (ja klar, und anderer Orte) ist der Konflikt zwischen kultureller Anpassung und Widerstand, zwischen Norm und Grenzüberschreitung, zwischen Ordnung und scheinbarer Anarchie usw. Wie ortet sich in diesem Feld jeweils der Gelsenkirchener? Wie ist sein persönlicher Standpunkt, wo befindet er sich im breiten Spektrum von Anpassung und von Widerstand?

Die Fragen so zu stellen sind die Rechtfertigung für unsere beiden Unangepassten-Freds.

Rabe

Silbersurfer
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Wie unangepasst?

Beitrag von Silbersurfer »



Unangepasst? Unpassend? Krank?

Troy
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Beitrag von Troy »

Gute Frage, was "unangepasst" bedeutet.



Aus Mozarts Zauberflöte, Kultur auf großer Bühne.
Allerdings mit verfemdendem bzw. doppeltem Effekt, wenn dies vorgetragen als Kulturbeitrag im Gefängnis zu hören ist.
Hier der Text nochmal zum Mitlesen:
In diesen heil´gen Hallen
kennt man die Rache nicht
Und ist ein Mensch gefallen
führt Liebe ihn zur Pflicht.
Dann wandelt er an Freundes Hand
vergnügt und froh ins bess´re Land

In diesen heil´gen Mauern
wo Mensch den Menschen liebt
kann kein Verräter lauern
weil man dem Feind vergibt.
Wen solche Lehren nicht erfreu´n
verdienet nicht ein Mensch zu sein

In diesem heil´gen Kreise
wo man nach Wahrheit ringt
und nach der Väter Weise
das Band der Eintracht schlingt
da reifet unter Gottes Blick
der Wahrheit und der Menschheit Glück.
Unangepasst = wer oder was an wen oder was?

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kleinegemeine01
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Beitrag von kleinegemeine01 »

Mein Musikgeschmack ist so schlecht, der ist nicht mal unangepasst.

Tippslose kg02 :P

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Is vielleicht ein bescheidener Beitrag zur "Selbstfindung" über Anpassung und Grenzgang zu sprechen.
Rabe (Borderliner :) )

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Paul Herbstwald
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Beitrag von Paul Herbstwald »

Gehört in jeden Verbandskasten:

Wir sind alle kleine Sünderlein,
's war immer so, 's war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih'n,
's war immer, immer so.
Denn warum sollten wir auf Erden
schon lauter kleine Englein werden?
Wir sind alle kleine Sünderlein,
's war immer so, 's war immer so.
Englein können wir im Himmel sein,,
's war immer so, immer so.

Wir dreh'n uns nach hübschen Mädeln um,
's war immer so, 's war immer so.
Und die Mädeln wissen schon warum,
's war immer, immer so.
Denn wenn wir nit zueinander streben,
dann kann's ja keine neuen geben!
Drum dreh'n wir uns nach den Mädeln um,
's war immer so, 's war immer so.
Und die Mädeln wissen schon warum,
's war immer, immer so.

Uns quält oft ein großes Durstgefühl,
's war immer so, 's war immer so.
Und dann sind wir immer sehr labil,
's war immer, immer so.
Erst woll'n wir nur ein Gläschen naschen,
doch dann gibt's nur noch leere Flaschen . . .
Wir sind halt alle kleine Sünderlein,
's war immer so, 's war immer so.
Doch der Herrgott wird's bestimmt verzeih'n,
's war immer, immer so.

http://www.youtube.com/watch?v=3nNx4DeB ... detailpage

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@P.H. u. a.

Ist es eine Flucht in die Affirmation (Bejahung) deshalb, weil sich neue Wertsetzungen zur Grenzüberschreitung so schwer finden lassen?

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Paul Herbstwald
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Beitrag von Paul Herbstwald »

rabe489 hat geschrieben:@P.H. u. a.

Ist es eine Flucht in die Affirmation (Bejahung) deshalb, weil sich neue Wertsetzungen zur Grenzüberschreitung so schwer finden lassen?
Nee, nur ein kleines Beispiel für echte BPS.

:wink:

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blockka04
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Beitrag von blockka04 »

Ein alter Freund von mir hatte den Ruf, nur solche Musik zu mögen, die nicht mehr als 1000 Menschen kennen und wo spätestens beim zweiten Album der Sänger unter ominösen Umständen von der Bildfläche verschwand. Mein Freund hatte definitiv einen sehr eigenen Geschmack, aber war er damit gleich "Unangepasst"?

Ich hab auch nach Synonymen für "unangepasst" gesucht? Etwa "nicht konform", aber mit was?

Heißt "unangepasst" etwa "anders sein"? Nicht stromlinienförmig, immer abseits des Mainstream! Wobei hinter all diesen Gedanken sich noch überhaupt keine Qualitätsdebatte abzeichnet!

Oder heißt "unangepasst" etwa "innovativ sein"? Nur: bei weitem nicht jede Innovation führt zu größeren Veränderungen, ist aber (musik)geschichtlich trotzdem relevant.

Und schwingt da nicht auch leise der Hauch des Besonderen, ggf. sogar der Arroganz und Überheblichkeit mit?

Schwieriges Feld! Mein Beitrag zur "unangepassten" Hören (und da erinnere ich mich gerne an Thommy):
Einstürzende Neubauten - Haus der Lüge
Selbstverständlich klauen Dir Ausländer Deinen Job! Aber wenn Dir jemand ohne Geld, Kontakte und Sprachkenntnisse Deinen Job wegnehmen kann, bist Du vielleicht einfach nur Scheiße!“ Louis C.K.
Que hora son mi corazon! (Manu Chao)

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@Paul Herbstwald

BPS = Borderline-Persönlichkeitsstörung

Der Borderliner ist ein Grenzgänger zwischen Wahn und Wirklichkeit, wobei die Definition von beidem vom Arzt und der Schulmedizin abhängig ist. Der philosophisch-künstlerische Grenzgänger stellt dagegen - aussermedizinisch - solche Definitionen in Frage und scheint deshalb unangepasst zu sein.

@blockka04
Ähnliche Fragen stellte ich auch - siehe oben:
Was heißt hier eigentlich "unangepasst". Wer ist an was nicht angepasst (unterworfen, normgerecht,...).

Da es unterschiedliche Gruppen und Schichten der Gesellschaft gibt, die jeweils verschiedene Normen anerkennen, ist der Begriff "Anpassung" und sein Gegenteil unpräzise, wenn nicht der Zusammenhang mit einer Gruppe oder Zeit hergestellt wird.

Unmittelbar regel- und gesetzlose kulturelle Erscheinungen sind chaosorientiert und
anarchistisch. Oft werden aber Kunst- und Musikproduktionen, die anfangs einer Zeit als chaotisch und regelwidrig erschienen von späteren Generationen ganz anders aufgenommen.
Rabe

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Paul Herbstwald
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Beitrag von Paul Herbstwald »

Nehmen wir mal den singenden Kardiologen


http://www.youtube.com/watch?v=TqFnfH8n ... detailpage

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kleinegemeine01
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Beitrag von kleinegemeine01 »

Eyes

Even Now


(...) But still the fire's burning. It's burning just
for you. Is it burning for me too, even now? We're locked-up for
eternity.. locked together, even now...

http://www.lyricsvip.com/Edward-Ka-Spel ... yrics.html

don't click und wenn doch, schweigt
es ist Schlaf Party time
und morgen, ja ... morgen war gestern
gestern hatte ich andere Gedanken
morgens ist alles anders :roll:

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

kleinegemeine01 hat geschrieben: morgens ist alles anders
indeed :smoker:
Interoperabel!

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Unangepasst? Nach oben Gesagtem ist's ganz einfach:
Unangepasst ist, was der gängigen Norm widerspricht.
Was man als gängige Norm erkennt, ist einerseits der Massengeschmack (mainstream), andererseits abhängig von der gesellschaftlichen Gruppenzugehörigkeit:

Das Gängige:

http://www.youtube.com/watch?v=WCfEEuncomA

Nicht wahr? :wink:

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